Ich danke euch, fabi, heitzi, S.E. und Eirien, ganz lieb für eure Reviews und wünsche auch hier wieder viel Spaß.
Neugierde
„Guten Abend Legolas."
„Guten Abend Lady Evenié."
„Bitte behaltet Platz! Darf ich mich zu Euch setzen?"
„Aber sehr gern, bitte!"
„Gefallen Euch unsere Gärten, Legolas?"
„… Sie sind … sorgfältig angelegt … und sehr gepflegt … aber gefallen: Nein. Entschuldigt bitte wenn ich Euch damit verärgere."
„Warum solltet Ihr mich damit verärgern? Ich fragte Euch und Ihr gabt eine ehrliche Antwort. Was würdet Ihr anders machen?"
„In Euren Gärten wachsen die schönsten Pflanzen und es sind Orte der Stille, aber meiner Seele tun sie weh. Eure Blumen, Bäume und Sträucher sind gebunden an Pfähle, gezwungen in Spaliere, geschnitten in unnatürliche Formen, gepresst auf engen Raum – Ihr versucht die Natur Euch hörig zu machen – Euch zu unterwerfen und nehmt Ihr damit die Kraft und die wahre Schönheit."
„Ich verstehe Euch. … Darf ich Euch meinen Ruheplatz zeigen?"
„Sehr gern."
Lady Evenié und ich verließen schlendernd den Garten und sie führte mich an eine Stelle des großzügigen Anwesens von der man einen weitläufigen Ausblick über die angrenzende Umgebung hatte.
„Ihr seid das erste Mal in einer Stadt der Menschen, habe ich Recht?"
„Ja, so ist es. Ich habe, bevor ich mich auf die Reise begab, sehr viel über Euer Volk gelesen und erlernte auch Eure Sprache und doch ist mir alles sehr unvertraut und neu."
„Seht dort, der Wald, welcher sich hinter den Feldern erstreckt, verbirgt meinen liebsten Platz. Immer wenn mir danach ist reite ich dorthin und genieße dessen Schönheit. Möchtet Ihr mich am morgigen Tag dorthin begleiten?"
Nur allzu gern willigte ich in ihr Angebot ein, war ich doch neugierig auf die Menschen und ihre Art zu leben. Lord Tharon, einer der Berater meines Vaters, ich sowie 5 Krieger der Garde verweilten seit 2 Tagen im Hause des Bürgermeisters von Esgaroth. Es sollten neue Handelsbeziehungen geknüpft und Wegerechte geklärt werden. Ich musste hart und geschickt mit meinem Vater verhandeln ehe er sich davon überzeugen ließ, dass meine Mitreise für meine zukünftigen Aufgaben nur von Nutzen sein könnten.
Der Bürgermeister, Lord Nubian, regierte Seestadt, wie Esgaroth auch von den Menschen wegen ihrer eigenwilligen Lage genannt wurde. Gänzlich auf Pfählen getragen ragte sie aus einem See empor und eine Brücke führte über den so entstanden Wassergraben. Mächtige Tore verschlossen den einzigen sichtlichen Zugang der Stadt, welcher am Tag geöffnet war und dann herrschte ein reges Kommen und Gehen. Vornehmlich Händler und fahrende Handwerker kamen um ihre Waren und Dienste anzubieten. Die Geschäfte mussten florieren denn die Stadt erblühte in ihrem Glanz. Sauber und gepflegt waren die Häuserreihen die sich wie eine endlose Schlange um den Mittelpunkt, den der Sitz des Bürgermeisters bildete, zogen. Die Bewohner der Stadt waren sauber und gut gekleidet, man sah keine Bettler und Landstreicher in den hellen Straßen und Gassen und jeder Fremde wurde gastfreundlich empfangen.
Am nächsten Tag traf ich mich mit der Lady des Hauses bei den Ställen.
„Ihr besitzt ein sehr edles Tier, doch habt Ihr keinen Sattel?", fragte mich die Herrin verwundert und wollte schon den Stallburschen nach einen ihrer Sättel schicken.
„Nein, wir Elben reiten ohne.", antwortete ich der Lady und schwang mich auf den Rücken von Gwaew, strich ihm über den Hals und nach meinen Worten:
„Lauf mein Freund!", trabte er los. Was die Lady nun noch ungläubiger blicken ließ.
Wir ritten gemächlich durch die Stadt und interessiert beobachtete ich die Menschen bei ihrem Tagwerk. Sie taten nicht viel anderes als die Elben in einer unserer Siedlungen, nur dass man hier nicht im Wald, sondern in gemauerten Häusern und ziemlich dicht aneinander wohnte. So gab es Schmiede, Bäcker, Färber, Weber, Schuster und andere Handwerker wie überall und die Amtsstube und die Wachstuben und die Waschplätze und Waschstuben. Mich faszinierte die Art des Treibens der Menschen, sie waren viel lauter und hektischer in ihrer Arbeit und ich hatte den Eindruck, dass sie förmlich übersprudelten vor Energie und Eifer.
Auf einem Platz in mitten der Stadt waren Stände aufgebaut und Frauen und Männer hielten ihre Waren feil. Ich bat Lady Evenié darum, es mir näher ansehen zu dürfen. Mit einem verstehenden Lächeln nickte sie mir zu. Es war eng, die Menschen drängten sich dicht, so stiegen wir ab. Eine rundliche kleine Frau mit fröhlichen Augen und vielen kleinen Lachfältchen stand hinter ihrem Stand und rief laut über den Platz:
„Frische Brezeln, köstliche Kuchen, nur hier so günstig und gut!"
Als sie mich bemerkte betrachtete sie mich mit großen Augen und es dauerte eine Weile ehe sie ihre, doch eigentlich wie mir schien recht redegewandte Zunge, wieder lösen konnte. „Herrje ein Elb und was für ein schöner noch dazu! Bitte nehmt eine meiner Brezeln und auch eine für die Lady!", noch immer die Augen auf mich gewandt, wickelte sie die Köstlichkeiten in ein weißes Tuch und ich reichte ihr die Silberlinge. „Nein, nein ich schenk sie Euch, bitte lasst sie Euch schmecken!" Belustigt über ihr und das Erstaunen der anderen Menschen über meinen Anblick sagte ich zu Lady Evenié: „Nicht nur ich scheine ein großes Interesse hier an den Tag zu legen."
Sie lachte und meinte nur, dass wir uns jetzt lieber aus der Stadt begeben sollten. Wir lenkten unsere Schritte heraus aus dem dichten Gewühle und erreichten daraufhin bald die Tore der Stadt. Jetzt konnten wir unseren Pferden freien Lauf lassen und wir genossen den etwas wilden Ritt, vorbei an voll stehenden Feldern und blühenden Wiesen. Die Lady war eine ausgezeichnete Reiterin, man sah ihr an, dass sie viel Zeit im Sattel verbrachte. Am Waldrand angekommen verringerten wir das Tempo und verhaltenen Schrittes legten wir den Weg zwischen den Baumreihen zurück.
Die Sonne schien warm durch die dichten, grünen Baumkronen hindurch und die Vögel begleiteten uns mit ihrem Gesang. Ich atmete tief durch, schloss dabei meine Augen und nahm nun mit jeder Faser meines Körpers die Wirkung der uns umgebenen Natur auf.
Auf einer Waldlichtung machten wir Halt und ließen uns vom Rücken unserer Pferde gleiten.
„Dies ist mein Platz, mein wahrer Garten."
„Und dieser Garten gefällt mir sehr."
„Ihr liebt die Natur sehr, Legolas?"
„Sie ist mein zu Hause."
Inmitten der schönsten Wildblumen und im satten, warmen Grün ließen wir uns nieder. Die Schmetterlinge tanzten, die Vögel priesen den Sommer mit ihrem Gesang und lau wehte der Wind über die Halme und trug ihren würzigen frischen Duft mit sich.
„Erzählt Ihr mir ein wenig von Eurem zu Hause, Legolas? Man berichtet gar viel Sonderbares über Euer Volk und seine Gewohnheiten. Ich selbst habe noch nie einen Elbenwald betreten und bin zuvor noch keinem Elb begegnet."
Ich ließ mich rücklings auf die Wiese fallen, breitete meine Arme weit aus und blinzelte in den Himmel, sie tat es mir gleich und gespannt lauschte sie jedem meiner Worte und sie war befallen von der gleichen Neugierde auf mein Volk wie ich auf ihres.
„Schscht.", ich legte einen Finger auf meine Lippen und bedeutete ihr ganz ruhig zu sein. Am Rand der Lichtung war eine Gruppe Rehe versammelt und verharrte im Unterholz. Wir lagerten wahrscheinlich auf ihrer Futterstelle. Mit langsamen und behutsamen Bewegungen bedeutete ich der Lady mir zu folgen und wir zogen uns zurück von der Wiese. Sowie wir uns in den Schutz des Waldes begeben hatten begaben sich die Tiere auf die Wiese.
„Wie konntest Ihr sie sehen?"
„Unsere Augen sehen mehr und weiter als die Euren, auch ist es uns vergönnt bei Nacht zu sehen.", flüsterte ich ihr leise zu. Wir verließen die Stelle des Waldes und begaben uns auf den Rückweg.
„Legolas! Die Pferde!"
„Keine Sorge Lady Evenié! Sie sind in unserer Nähe, ich kann sie spüren."
Ich pfiff leise und wenig später kam Gwaew und die Stute der Lady angetrabt.
„Ihr versetzt mich immer wieder in Erstaunen, Legolas."
Wir führten unsere Pferde aus dem Wald und saßen als die Baumreihen lichter wurden auf. Mit Raum greifenden Schritten preschten unsere Tiere über den Weg an den Feldern und Wiesen vorbei und wir genossen beide sichtlich den Wind im Haar und die Wärme der Sonne auf der Haut. Ein Gefühl der Freiheit und des Glücks machte sich in mir breit, wie immer, wenn ich mit meinem Hengst ungezwungen durch die Flure ritt.
Die Stute der Lady war ein anmutiges und schnelles Tier aber dem meinigen nicht gewachsen. Ich gab meinem Pferd Einhalt und ließ die Lady wieder aufschließen.
Etwas atemlos aber mit einem Lächeln so voller Glück und Lebensfreude, wie ich die Lady bisher noch nicht gesehen hatte kam sie heran.
„Das war wunderbar! … Oh, ich muss erst … wieder zu Atem kommen. … Kennt Ihr Kirschen, Legolas?"
„Nein, was ist das?"
„Früchte, sie wachsen auf Bäumen. Sie sind saftig und süß, hättet Ihr Appetit?"
„Gern, wo finden wir sie?"
„Folgt mir!"
Sie führte mich auf eine Wiese voll mit diesen Kirschbäumen und die Bäume hingen über und über beladen mit diesen Früchten. Rot leuchteten sie, wie tausend kleine Punkte inmitten des Grüns der Blätter.
„Pflückt Ihr uns welche?"
Schnell war ich abgestiegen und auf einen der Bäume geklettert. Ich griff in die Äste, zog Hände weise von diesen runden, kleinen Früchten ab und sammelte sie im Stoff meiner Tunika. Mit einem Satz sprang ich aus der Baumkrone herab und sie erschrak sich sehr.
„Legolas!", ihre Augen waren einen kurzen Augenblick starr vor Schreck und ich sah in ihnen nicht nur dieses Gefühl, auch Sorge blitzte darin auf.
„Entschuldigt ich wollte Euch nicht erschrecken."
„Ihr bewegt Euch wie auf dem Boden, wenn Ihr einen Baum erklimmt und springt aus enormer Höhe als wäre es nur ein Schritt!"
„Sie sind unser zu Hause, nun nicht gerade Kirschbäume, aber in unserem Wald sind es die Buchen und Eichen.", antwortete ich und reichte ihr die Früchte. Wir ließen uns unter einem der Bäume nieder und ich kostete diese runden und knackigen Kirschen. Sie waren wahrhaftig süß und saftig.
Die Sonne schien immer noch sehr warm und so legten wir uns in den Schatten des Baumes ins Gras, stierten in den Himmel, aßen die köstlichen Früchte und schwiegen bis sie sich zu mir drehte und fragte:
„Legolas, wie lebt Ihr Elben? Heiratet Ihr auch und gründet Familien?"
Ich erzählte ihr von unserer Art zu Leben und bemerkte wie sich ein Schleier der Trauer über ihr so bezauberndes Antlitz legte. Ihre dunklen, fast schwarze Augen, die sonst glimmten wie Feuer füllten sich mit Tränen. Doch sie schluckte hart und kämpfte gegen das in ihr aufsteigende Gefühl, ich sollte es wohl nicht bemerken. So sagte ich nichts und schwieg. Verstohlen wischte sie sich mit dem Handrücken über ihr Gesicht und tat so als ob sie eine lästige Haarsträhne zurückstrich.
„Die Liebe, ja sie sollte es sein die einen bindet.", sprach sie leise ihren Gedanken aus und für ein menschliches Ohr wohl nicht hörbar.
Ich wollte nicht indiskret sein aber es rutschte mir einfach über meine Lippen.
„Ist es bei Euch nicht so? Seid Ihr nicht aus Liebe den Bund eingegangen?", als mir bewusst wurde, was ich da eben sagte biss ich mir auf die Lippe und senkte meinen Blick schuldbewusst und murmelte eine schnelle Entschuldigung.
„Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, es ist ja so wie es ist. Menschen werden mitunter verheiratet, aus den verschiedensten Gründen.", bitter kamen ihre Worte und ihre Augen verrieten ihre Resignation.
„Aber warum? Musstet Ihr auch …", ich konnte nicht weiter meinen Gedanken formulieren sogleich legte sich ein Finger von ihr auf meine Lippen.
„Nicht.", flüsterte sie und ihre Züge wurden wieder weich und ein Lächeln legte sich sanft um ihre Mundwinkel.
Leicht wie der Sommerwind auf meiner Haut wisperte ihre Fingerkuppe über mein Gesicht, so als wollte sie mich malen fuhr sie meine Konturen entlang. Meine Atmung wurde heftiger und mein Herz schlug wild gegen meine Brust. Ich leckte mir unbewusst über meine Lippen, so trocken fühlten sich mein Mund und meine Kehle an. Plötzlich, als hätte sie sich verbrannt, zuckte sie zurück und drehte sich rasch von mir weg.
„Lasst uns zurück reiten, es ist schon spät, man wird sonst nach uns suchen!", eilig erhob sie sich und rief nach den Pferden. Ich folgte ihr und versuchte dabei mein gedankliches Chaos zu ordnen, was mir aber nicht so recht gelang. Sie war schon aufgesessen und so schwang auch ich mich mit einem Satz auf meinen Hengst und überaus eilig ritten wir zum Anwesen des Lords zurück.
Der oberste Angestellte des Hauses empfing uns schon am Eingang des Hauses und war sichtlich erleichtert uns zu sehen.
„Lady Evenié, man erwartet Sie und den Herrn Legolas bereits zu Tisch.", sprach der Mensch und verbeugte sich tief vor seiner Herrin.
Sie dankte ihm mit einem knappen Nicken und mit einem freundlichen, aber sehr distanzierten Blick sprach sie zu mir: „Wir sehen uns dann gleich im Salon.", und entschwand über die Treppe.
„Legolas!", vernahm ich die Stimme von meines Vaters Berater, sie klang verärgert. „Man ist schon ein wenig ungehalten, wo wart Ihr? Kommt sofort in das Speisezimmer!", und sein Ton verriet mir, dass er keine Antwort wollte, sondern, dass ich das nur tun sollte was er mir soeben sagte. Ohne ein Wort war ich ihm gefolgt und nachdem ich in die entsprechende Robe gekleidet war fanden wir uns an der Tafel im besagten Salon ein. Die Menschen legten sehr viel Wert auf Etikette und so forderte Lord Tharon von mir, dass ich in offizieller Gesellschaft die Robe an legen musste, wenn auch nicht eine von meinen sonstigen Festgewändern, da mein Stand nicht erwähnt werden sollte. Darauf hatte mein Vater bei seiner Einwilligung zu meiner Reise bestanden. Mir war es nur Recht, denn, dass man ein Wesen nicht nach Rang und Namen beurteilt hatte ich schon als eine sehr frühe Lektion gelernt.
Das Essen wurde, begleitet von recht belanglosen Gesprächen, eingenommen. Immer wieder ertappte ich mich dabei wie mein Blick länger als üblich bei ihr verweilte. Sie hatte ein edles und sehr erhabenes Gesicht, nur wenn sie ihren Blick auf eines ihrer Kinder wendete wurden ihre Züge weich und wirkten fast verletzlich. Ihr Haar war schwarz, wie der Nachthimmel und wenn sich das Licht darin verfing dann meinte man tausende von Sternen gingen auf.
Für einen winzigen Augenblick trafen sich unsere Blicke, verlegen wegen meines Starrens schlug ich meine Augen nieder und hielt sie krampfhaft auf meinen Teller gerichtet, doch bei jedem Schluck den ich aus meinem Glas nahm spähte ich zu ihr herüber. Ihre ausdrucksstarken Augen, umrahmt von seidig langen Wimpern und markant geformten schwarzen Brauen nahmen mich gefangen. Jeder Zentimeter ihrer entblößten Haut zeigte deren Makellosigkeit und jeder Atemzug den sie tat betonte diese aufreizende Wölbung ihres Dekolletés und entbrannte in mir ein Feuer nach Berührung dieser.
Nach dem Essen zog sich der Herr des Hauses mit den Männern und dem Berater meines Vaters in seinen Salon zurück, mir wurde vorgeschlagen das Atelier und die Kunstwerke der Lady anzusehen. Lord Tharon bedachte mich nach der Äußerung des Hausherrn mit einem Ausdruck, den ich sehr wohl einordnen konnte, wohl aber keiner der Menschen. Lady Evenié verabschiedete sich von ihren Kindern, übergab sie wieder in die Obhut der jungen Frau, deren Aufgabe es wohl war.
„Wollt Ihr mich begleiten, Legolas?", sprach sie mich an und riss mich dabei aus meinen Gedanken. „Wir müssen durch den Garten, mein kleines Atelier liegt im südlichen Teil bei den Gewächshäusern."
Das gläserne Haus, das dem der Häuser für die Blumen und Pflanzen nicht unähnlich sah war so ganz anders als das Wohnhaus. Es war von einer Bauart die leicht und anmutig erschien, ähnlich wie die Häuser in Bruchtal. Das Glas welches viele Wände ersetzte wurde gehalten in weißen kunstvoll geschmiedeten Metalleinfassungen. Eine weiße und zu beiden Seiten aufschwingende Tür bildete den Eingang und ein einziger riesiger sonnendurchfluteter Raum eröffnete sich uns. In ihm standen zahlreiche Bilder, teils fertig und an die weiß getünchten Wände gelehnt oder flach liegend auf den schwarz -weißen Fliesen des Bodens. Staffeleien, wie sie mir den Namen der Geräte erklärte, hielten andere unfertige Bilder und überall waren unzählige Töpfe mit Farben und hunderte von Pinsel. Fasziniert von diesem Anblick der Farben und des Lichts stand ich in diesem Raum.
Sie drehte sich wie ein kleines Kind im Kreis.
„Das ist meine kleine Welt, ein Stück von meiner Heimat! Seht Euch um, Ihr könnt Euch alles ansehen was Ihr wollt!"
Ich hob eines der Bilder auf, welches am Boden lag, das satte Gelb eines reifen Kornfeldes, durchbrochen nur durch das Rot der Mohnblüten die sich am Rand im Wind wiegten, leuchtete mir entgegen. Am Horizont sah man ein Haus inmitten hoher, schlanker Büsche in einer felsigen Landschaft und mit Weinstöcken an dessen Hängen. Die Sonne schien dort heller und wärmer zu strahlen und mir wurde beim Anblick dieses Bildes unweigerlich leicht und fröhlich ums Herz.
„Es ist schön, nicht wahr? Das ist meine Heimat! Weite Felder, Zypressenhaine und Weinhänge.", sie tauchte ein in das Bild und die sie eben noch umgebende kindliche Leichtigkeit wich einer tiefen Melancholie.
„Doch lassen wir das!", sprach sie und zwang sich dabei selbst zu einer aufgesetzten Heiterkeit, entnahm mir das Bild und zog mich fast hinüber zu der noch weißen Leinwand auf einer der Staffeleien.
„Dürfte ich Euch malen?"
Ich zögerte kurz, willigte dann aber ein. Sie drapierte mich auf einen dieser geflochtenen Stühle, dann zog sie mich wieder hoch und schob mich in die Mitte des Raumes, ging ein paar Schritte zurück, begutachtete mich und wies mich nach rechts an eine von diesen großen Pflanzen, die in großen steinernen Töpfen standen. Dies schien ihr aber auch zu missfallen und sie winkte mich zurück, dann breitete sie ein riesiges Tuch aus dunkelgrünem schwerem Samt auf dem Boden aus und ich musste mich darauf legen. Nach ihren Anweisungen drehte ich mich auf den Rücken, stellte ein Bein winklig auf, meinen rechten Arm legte ich nach oben unter meinen Kopf, in die linke Hand gab sie mir einen Grashalm auf dem ich herumkauen sollte. Doch sie schüttelte auch jetzt ihren hübschen Kopf und war nicht damit zufrieden. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens sprach sie:
„Legolas könnt Ihr Euch so auf diesen Stuhl setzen wie Ihr in dem Kirschbaum saßt?"
Ich setzte mich auf der Armlehne so zurecht als wäre sie der Ast und sah sie fragend an. Sie gab mir keine Antwort sondern griff nach Pinsel und Farben und malte drauf los. Die Stunden vergingen, sie war vertieft in ihr Werk und ich schickte meine Gedanken in das Land der Träume, ein spitzer Schrei von ihr schreckte mich auf und ich sah wie sie rückwärts stolperte, in Richtung des großen Wandregals. Mit einem Sprung war ich bei ihr und fing sie auf, nicht aber die Farbtöpfe aus dem Regal, nach denen sie Halt suchend gegriffen hatte.
Ich hielt sie auf meinen Armen und nach dem ersten Schreck lachten wir beide. Das Farbpulver hatte sich über uns verteilt und befleckte Gesicht und Kleider. Eine Wolke von blauem Pulver um gab mein Kopf und mit einem sehr eigenwillig überzogenen Muster präsentierte sich meine Robe. Die Lady pustete sich gelben Staub von den Lippen und blaue und gelbe Farbwölkchen vermischten sich in der Luft.
Lachend verließen wir das Glashaus und sie führte mich hinüber zum Wohnhaus.
„Kommt in das Waschhaus, die Mägde haben sicher noch heißes Wasser auf dem Feuer!", stieß sie unter Lachen hervor und wischte kurz mit dem Finger über die Farbschicht auf meiner Wange. Die Räume waren verlassen und die Feuer erloschen, doch noch immer waberte die Luft schwer und feucht. In der Mitte war ein riesiges Becken, gemauert aus Stein und gefüllt mit Wasser bis zum Rand.
Lady Evenié griff nach dem nahesten von den Tüchern die über uns auf einer der vielen gespannten Leinen hingen und rieb sacht über meine Stirn hinab zu meiner Nase. Ich konnte ihren warmen Atem an meinem Hals fühlen, spürte ihre warme, weiche Hand mit der sie meinen Kopf seitlich hielt. Wie einem kleinen Kind säuberte sie mir mein Gesicht – nur war ich eben das nicht mehr.
Dieses Reiben und das Kitzeln ihres Atems peitschten mir das Blut durch meine Adern. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Brust hob und senkte sich schnell unter kurzen Atemzügen. Ich stand wie angewurzelt und ließ sie gewähren, gab mich den prickelnden Schauern hin, die mich mit jeder Berührung von ihr durchzogen. Das Tuch fiel achtlos zu Boden und ihre geschickten Finger lösten den ersten Verschluss meiner Robe, wanderten weiter zum nächsten, bis sie alle geöffnet hatte. Immer tiefer arbeitete sie sich in die Schichten meiner Kleider. Die Robe sank zu meinen Füßen neben das Tuch und meine Tunika strich sie mir mit dem Hemd über meine Schultern. Entblößt und nur noch in meinen Hosen stand ich vor ihr und meine Sinne wurden vernebelt, wie der Dampf des Wassers den Raum einhüllte. Die Lady nahm meine Hand und führte sie zu ihren Lippen, liebkoste sie mit kleinen Küssen und legte sie auf ihr zartes Dekolleté. Zögerlich folgte meine zweite Hand und sie raunte mir ins Ohr: „Helft mir die Verschnürung zu lösen!", ihr heißer Atem traf meine so empfindliche Ohrspitze was sofort Blitze der Erregung durch meinen Körper jagte.
Mit ihrer Hilfe entledigte ich sie mit unruhigen Fingern ihres Kleides und sie stieg heraus aus den Stoffen und steifen Röcken, nur mehr in ihre zarte Wäsche gehüllt, verführerische Spitze umspielte ihren Busen. Wohlgeformte Brüste zeichneten sich durch das feine Leinen und ich konnte meine Blicke davon nicht nehmen. Sie zog mich hinunter zu einem Kuss, die Süße ihres Mundes schmeckte ich auf meinem, ein Keuchen entrang sich meiner Kehle und ich öffnete einen Spalt meine Lippen worauf sie sofort in die Tiefe meines Mundes drang. Fordernd umkreiste ihre Zunge die meine und lehrte mich den Zauber dieses Spiels. Atemlos trennten sich unsere Münder um sich sofort wieder zu finden.
In mir bebte es und mich überkam eine unglaubliche Glut die sich in meiner Körpermitte konzentrierte, mein Körper schrie nach Berührung. Ich presste meinen Leib an ihren und schob sie immer fester an den Rand des steinernen Beckens. Die Hitze des Raumes und die unserer Körper perlten auf unserer Haut in kleinen Tröpfchen. Lady Evenié führte meine Hände zu den kleinen Knöpfen inmitten der Rüsche aus Spitze. Mit viel Beherrschung gelang es meine Finger zur Ruhe zu zwingen und ihr das letzte Stück Kleidung zu öffnen. Kaum hatte ich die Lady in ihrer vollen Schönheit erblickt so nahm sie mich bei der Hand und wir fanden uns in einer Ecke des Raumes in einem großen Berg weißer Wäsche wieder. Drängend rollte ich mich auf sie, ich wollte sie spüren mit jedem meiner Sinne und jedem Stück meiner Haut. Mein Atem kam nur noch stoßweise und meine Hände ertasteten die liebliche Zartheit ihrer verführerischen Rundungen. Ihre Hände liebkosten mir jeden einzelnen meiner Muskeln, immer wieder strich sie darüber und reagierte mit Entzücken wenn sie sich unter dieser Art der Behandlung verspannten und dann wieder lösten.
Sie schob mich ein wenig von sich, legte ein Bein um meine Hüfte und drückte mich bestimmend rücklings in die Wäsche. Halb auf mir und über mich gebeugt sah sie mir tief in die Augen, ihr Blick sprühte vor Feuer der Leidenschaft und ich stand ihr in dieser Glut in nichts nach.
Die Lady senkte ihr Haupt und vergrub es an meiner Halsbeuge, zwischen vielen kleinen Küssen die sie entlang meines Schlüsselbeins setzte fragte sie mich leise:
„Lagt Ihr schon einmal bei einer Frau?"
Mit einer leichten Bewegung meines Kopfes verneinte ich ihre Frage und eine peinliche Röte stieg in mir auf und legte sich mir auf meine Wangen. Sie ignorierte dies und ließ ihre Lippen weiter eine Spur von Küssen hinab über meine Brust bis hin zu den sich schon verhärtenden Knospen ziehen. Sanft umschloss ihr Mund die empfindliche Haut und nagte und saugte bis ich mich unter ihr wand. Diese süße Qual beendete sie und fuhr fort zur nächsten. Mit der Zungenspitze benetzte sie meine Haut und blies dann sanft mit ihren Atem darüber hinweg was in mir eine Welle der Erregung erzeugte die mir jäh in jede Faser drang und meine Hände verkrampften sich in ihrem zarten Fleisch.
Mit Macht drückte ich mein Becken dem ihren entgegen und bettelte um jedes bisschen Reibung mit ihrem Leib. Noch immer war der Stoff meiner Hose trennend zwischen uns. Sie erhörte meine stumme Bitte und entflocht das Band was meine Hose hielt. Voll Sehnsucht nach Erlösung streckte sich ihr meine pulsierende Länge entgegen. Der intime Beweis meiner Lust glitzerte keck an der kleinen Spalte, sie fing ihn auf mit der Spitze ihres Fingers und kostete genüsslich. In einer anmutig, fließenden Bewegung setzte sie sich auf mich, versenkte meine Härte in ihrer feuchten, hitzigen Enge und umschloss sie fest. Aus meiner Kehle löste sich ein Stöhnen und mit Wonne griff ich in ihre festen Backen. Sie stützte sich auf meine Schultern und ritt auf meinem Schoß. Stürmisch kam ich ihr entgegen, flehte um Entladung der gestauten Lust.
Wild und hemmungslos war jetzt unser Rhythmus, unsere Atmung ging gepresst, noch einmal ließ sie sich tief auf mir nieder und mir explodierten meine Sinne, schleuderte mich in ungeahnte Höhen und ich sah die Sterne am hellerlichten Tag. Mit der Welle der Ekstase schnellte mein Leib ihr entgegen und ich umfing sie fest mit meinen Armen, drückte ihren verlockenden Busen an meine Brust und pulsierend ergoss sich mein Saft in ihr. Sie krallte ihre Hände in meinen Rücken, vergrub ihre Nägel tief in meiner Haut und folgte mir zu den Sternen.
Atemlos, erschöpft, aber durchflutet von einem wohligen und noch nie erlebten Glücksgefühl fiel ich mit ihr zurück in den Berg aus Wäsche. Umschlungen, wie die Flechte den Stamm, lauschten wir den Schlägen unserer beider Herzen. Zärtlich strich sie mir eine schweißnasse Strähne aus dem Gesicht und tupfte mir sanft einen Kuss auf meine Lippen.
„Kommt, wir müssen gehen!"
Sehnsüchtig sah ich sie an. Ich wollte nicht weg, nicht weg von ihr und diesem wahr gewordenen Traum. Ich wollte mehr von diesen Gefühlen, wollte mehr von ihrer Haut und ihrer süßen Lust, wollte die Kunst der Liebe in all ihren Facetten lernen und kosten.
Wir klaubten unsere Sachen zusammen und schlichen uns dann wie die Diebe in das Haus. Niemand nahm Notiz von uns.
Es war Nacht, das Licht des Mondes schien hell durch die Fenster in den Raum. Ich kroch aus meinem Bett und setzte mich in das Fensterbrett, schaute hinauf zu den Sternen und wünschte mich mit zusammen mit Lady Evenié an einen einsamen Ort, nur wir beide und sonst niemand. Sehnsucht beschlich mein Herz immer mehr und leise entwich die Melodie des alten Liedes von Beren und Luthien meinen Lippen.
Am nächsten Tag kamen der Lord meines Vaters, ich, der Herr des Hauses, ein Vertreter der Händler der Menschen und zwei der Zwerge aus Erebor in dem Empfangszimmer zusammen und die Verträge für die Lieferungen von Getreide, Silber und Wein wurden unterzeichnet. Aus diesem Anlass kredenzte der Hausherr seinen besten Wein und ein Toast zu Ehren aller wurde ausgesprochen. Lord Tharon bestand darauf, dass ich mich lieber dem Studium der Schrift der Menschen widmen sollte, reichte mir ein Buch und ich wurde entlassen. Mit dem Buch unter meinem Arm spazierte ich durch die Gänge des Hauses zum Garten.
„Legolas, schön Euch zu sehen. Wollt Ihr uns ein wenig Gesellschaft leisten?"
Die Lady, ihre Kinder und eine der Zofen saßen auf der Wiese und spielten ein Spiel mit bunten Kärtchen. Ich setzte mich zu ihnen und hatte unbeabsichtigt die Aufmerksamkeit sofort auf mich gezogen.
„Spielt Ihr mit uns, Legolas? Ach, bitte, ja? ", erfolgte fast gleichzeitig die Frage der kleinen Mädchen.
„Ich fürchte, ich kann dieses Spiel nicht."
„Das ist nicht schwer, wir bringen es Euch auch bei.", eiferten sie und mit großen, vor Erwartung geweiteten Kulleraugen sahen sich mich an. Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel, diesen Kinderaugen konnte man nichts abschlagen, so ließ ich mich in den Regeln des Spiels unterrichten und sobald waren wir im Spiel vertieft.
„Och, jetzt hat Legolas schon wieder gewonnen!", und die Lippen zu einem Flunsch verzogen, verschränkte die Kleinere der beiden Mädchen ihre Arme vor der Brust.
„Bitte, kleine Lady, seid nicht traurig aber ich hatte sehr gute Lehrmeister.", tröstete ich sie und schenkte ihr ein versöhnliches Lächeln.
Für die nächsten Spiele nahm ich mich zurück und damit steigerten sich die Laune und der Elan der kleinen Ladys wieder zur alten Form.
„Au fein, wir haben wieder gewonnen, Legolas und Mama müssen doch noch ein wenig lernen!", freuten sich die Kinder und strahlten vor Begeisterung.
Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen als die Mädchen sich gehorsam mit einem Knicks verabschiedeten und mit ihrer Mutter und der Zofe den Garten verließen. Ich vertiefte mich in das Buch, welches mir gegeben wurde bis mich ein aufziehendes Gewitter ebenfalls ins Haus trieb. Langsam schritt ich durch die Flure zu meinem Zimmer, das fröhliche Lachen der Mädchen hallte aus der Badestube im unteren Gang, wie beneidete ich sie, gern wäre ich an ihrer Stelle.
„Legolas!", rief es leise aus einem der Zimmer, welche ich gerade passiert hatte.
Ich fuhr herum, in meine Gedanken vertieft hatte ich die leicht geöffnete, nur angelehnte Tür übersehen. Schnell folgte ich dem Ruf und schlüpfte in den Raum hinein. Die Lady war allein, offensichtlich badete nur die Zofe die Kinder. Sie legte mir einen Finger auf den Mund, erfasste meine Hand und wir kamen durch eine Verbindungstür in einen angrenzenden Raum, der wohl zu ihren privaten Räumen gehörte.
Mit flinken Fingern hatte sie mir noch während wir liefen die ersten Verschlüsse meiner Tunika geöffnet. Heiß und verlangend vereinten sich unsere Lippen und ihre Hände glitten hinab zum Bund meiner Hose und verschwanden darin. Ich schnappte nach Luft und begleitet mit einem Stöhnen presste ich sie wieder aus meiner Lunge. Was sie da mit ihren Fingern tat fühlte sich so gut an und die massierten Stellen reagierten sofort auf diese Art von Behandlung. Sie löste sich von meinen Lippen, nestelte am Verschluss meiner Hose und sank vor mir auf ihre Knie.
Was dann folgte raubte mir buchstäblich alle Sinne, sie hielt mich an meinen Hüften und mein Schaft war gefangen in der feuchten warmen Höhle ihres Mundes. Ihre Zunge umkreiste den sensiblen Ring um meine Spitze – meine Knie drohten nachzugeben, Halt suchend griff ich nach hinten und klammerte mich an den Rand eines Tisches, mein Kopf fiel mir in den Nacken und ich wimmerte wie ein gequältes Tier. Saugend und leckend trieb sich mich schier in den Wahnsinn, mein Herz schlug wild gegen meine Rippen und drohte zu zerspringen. In meinem Kopf dröhnte das Rauschen meines Blutes und mein Körper brannte und schrie nach Erlösung. Schlagartig fühlte ich eine leichte Kühle auf der bis eben so wunderbar verwöhnten Haut.
„Nicht, … bitte bleibt bei mir!", hörte ich mich wispernd betteln.
Sie raffte ihre Röcke, lehnte sich mir entgegen und ihre Hand lehrte mich die geheimen Stellen in den kleinen Löckchen zu liebkosen. Ich legte meinen Arm Halt gebend um ihre Taille und das Spiel meiner Finger belohnte sie mit seufzenden Lauten die in meinen Ohren zur lieblichsten Melodie sich formten.
„Legolas … wagt es … bitte … erforscht die Tiefen … die sich Euch offenbaren!", nun wimmerte sie, wie ich zuvor und flehte nach mehr und innigeren Berührungen. Zaghaft, fast ängstlich folgte ich ihrer Aufforderung, schob einen meiner Finger in die Spalte ihres feuchten, heißen Fleisches und ertastete erstmalig solch verborgene Gefilde. Wieder kam ihre lehrende Hand meiner zu Hilfe und drückte die meine fester in ihre Weiblichkeit. Mutiger fand nun ein zweiter Finger seinen Weg und sie beschenkte mich mit glucksenden Lauten ihrer Lust.
Alles um uns vergessend verloren wir uns in unserem Spiel, rieben uns keuchend, schwitzend aneinander. Dann entfuhr sie meiner Hand, schlug ihre Röcke vollends nach oben, schmiegte sich auf die glatt polierte Fläche des Tischs und ihre prallen festen Rundungen strahlten mir blank entgegen.
„Nimm mich!", hauchte sie und ich umfasste und führte das schon fast schmerzende Schwert meiner Lenden und versenkte es in dem süßen Fleisch. Voll Kraft und Leidenschaft stieß ich in sie, die klatschenden Geräusche unserer sich treffenden Haut vermischten sich mit dem lustvollen Lauten die wir von uns gaben, im wilden Liebesspiel. Wieder waren es ihre Hände die mich leiteten und den Venushügel finden ließen. So hielt ich sie vor mir und wir ritten auf dem Kamm der Welle in das Meer der Lust hinaus bis die Fluten über uns zusammen brachen und der Sog uns mit sich riss und wir beide gleichzeitig dem gewaltigen Strudel erlagen und sich unsere Säfte der Liebe in den Tiefen vermischten.
Zitternd und nur mühsam langsamer atmend ließen wir voneinander ab. Einen letzten Kuss nahm sie mir von meinen Lippen ehe sie mich ungesehen aus ihren Zimmern entließ. Ich kehrte nicht zurück in meine Räume, ich lief hinaus in die hereinbrechende Dämmerung und hoch oben in der Krone eines Baumes verbrachte ich träumend die Nacht.
Erst als die Sonne den Mond ablöste und mit ihren ersten Strahlen die Vögel auf den Schnäbeln kitzelte und ihnen das Morgenlied entlockte, machte ich mich auf dem Weg zurück in das Haus. Außer den Geräuschen der Geschäftigkeit der Dienerschaft war noch alles ruhig. Leise, wie uns Elben eigen schlich ich mich hinein.
Zum allmorgendlichen Mahl kamen alle Mitglieder der Familie sowie alle Gäste des Hauses in den Speiseraum und der Gastgeber verkündete während des Auftragens der Speisen, für den letzten Tag unseres Aufenthalts, als krönenden Abschluss eine Jagd. Selbst die Lady würde daran teilnehmen, denn sie galt als eine gute Reiterin und geschickte Jägerin, so lobte der Lord die Künste seiner Gemahlin.
Nach dem Essen verteilte sich die Gesellschaft und jeder ging seinen Beschäftigungen nach. Wir Gäste machten unsere Ausstattung für die Heimreise am übernächsten Tag fertig und mir stach es bei diesem Gedanken schmerzlich in der Brust.
Der Berater meines Vaters beauftragte mich mit unserer Garde die Abreise vorzubereiten, damit wir frühzeitig am Morgen nach der Jagd aufbrechen könnten. Er selbst verblieb noch mit der Lady zurück. Was dann gesprochen wurde entzog sich meinem Gehör und nur die Lady und Lord Tharon waren Zeugen des Gesprächs.
„Lady Evenié, was ich Euch zu sagen habe fällt mir nicht leicht, aber es ist unumgänglich. Ich weiß um die Anziehungskraft und den Zauber unseres Volkes auf die Menschen und Legolas ist einer der Schönsten unter den unsrigen, aber bitte lasst von ihm ab! Mag er Euch wie ein Mann erscheinen so gilt er in unserem Volk noch als Kind! Nicht nur um seinetwillen möchte ich Euch darum bitten. Noch ist der Schleier nicht gelüftet, doch kann ich für den morgigen Tag nicht immer mit meiner Anwesenheit für Eure Unentdecktheit bürgen. Bedenkt die Folgen, sie wären verheerend, nicht nur für Euch, sondern auch für Euer Volk und das meinige! Ihr wisst nicht was Ihr entfesselt, würde Euer Gemahl Legolas auch nur ein Haar krümmen. Beherzigt meine Worte, Lady Evenié!"
Die Zeit verging rasch bei der Bewältigung aller mir aufgetragenen Aufgaben und der Abend legte sich schon mit seinem lauen, Ruhe bringenden Mantel über den verklingenden Tag. Man zog sich schon frühzeitig zur Nachtruhe in die eigenen Räume zurück. Der Berater meines Vaters ging zusammen mit mir in die obere Etage und bat mich noch kurz in sein Zimmer.
„Legolas, nehmt Platz, ich muss mit Euch reden!", ich tat was mir der Lord befahl. War ich auch von höherem Rang, von Geburt wegen, so hatte ich seinen Anweisungen zu gehorchen, denn er war für die Dauer dieser Reise von meinem Vater dazu berechtigt.
„Eure Hoheit, Prinz Legolas! Ich benutze absichtlich euren Titel um Euch bewusst zu machen wer Ihr seid! Verweilt Ihr auch hier nicht unter Eurem wahren Namen so bleibt Ihr doch was Ihr seid! Ihr werdet Euch der Lady nicht mehr nähern als es die Sitte der Menschen erlaubt! Sie ist die Frau eines anderen und was Ihr tut verstößt nicht nur gegen die Gesetze der Menschen! Werdet Ihr entdeckt bringt Ihr Euch und Sie sowie unsere Völker in Gefahr – habt Ihr daran schon einmal gedacht?! Ihr wollt erwachsen werden und später ein Volk regieren – dann lernt auch danach zu handeln!", leise aber mit einer Strenge in der Stimme wie sie auch mein Vater beherrschte, waren die Worte und jedes von ihnen hallte in meinem Kopf nach.
Ich senkte meinen Blick, ansonsten hätte der Lord den Sturm in meinen Augen gesehen welche seine Worte in mir auslösten. In mir tobten die Gefühle, Wut und Enttäuschung machten sich breit und auch die Scham über mein Tun, die Angst vor den möglichen Konsequenzen stieg in mir auf. Nur zu gut kannte ich auch die andere Seite an meinem Vater - er war auch mein König und das mit aller Güte aber auch konsequenter Härte, wenn es dazu galt.
„Geht jetzt und denkt darüber nach und handelt wie ein wahrer Thronerbe und Vertreter unseres Volkes!"
Wie erschlagen schleppte ich mich unter der Last der Vorwürfe und der Wut in meinem Bauch in mein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf. Die reinsten Horrorszenarios spielten sich in meinen Träumen ab. Ich sah die Lady und mich in tiefe dunkle Zellen gekettet, bevor man uns holte und der Henker mit einem riesigen Schwert uns die Köpfe vom Rumpf trennte, dann sah ich Armeen auf einander prallen, sich gegenseitig erbarmungslos abschlachtend. Schreie hallten in meinem Kopf und ich schrak schweißgebadet auf.
‚Was hatte ich nur getan?'
Schmählich hatte ich das in mich gesetzte Vertrauen meines Vaters missbraucht, meinen Trieben einfach nachgegeben und meinen Verstand nicht genutzt. Ich schämte mich vor mir selbst.
Der Morgen brach herein und beendete die Nacht und ich hoffte, dass er mit seinem hellen Licht auch mein Herz wieder wärmte und mir die Kraft für den Tag schenkte, das Licht der Sterne hatte es nicht vermocht. Ich machte mich fertig für die Jagd und bewaffnet mit meinem Bogen stand ich vor den Ställen und wartete wie die anderen mit meinem Pferd auf das Signal zum Aufbruch. Ich wagte nicht einen Blick hinüber zu der Lady und war überaus dankbar, dass auch sie keine Anstalten machte um meine Aufmerksamkeit zu erringen. Dann nach dem Ertönen des Horns preschten die Pferde los und die wilde Hatz nahm seinen Lauf.
Treiber waren schon vorn weg und die Meute machte hinterher. Ich ließ meinem Pferd freie Hand und es stürmte davon, erfreut nach dem tagelangen Ausharren auf der Koppel endlich wieder frei zu laufen und seine Kraft zu entfalten. Bald hatten wir die Felder hinter uns gelassen und erreichten den Waldweg. Im Wald teilte sich die Schar der Jäger und jeder hoffte auf seinen Erfolg. Ich spitzte die Ohren und versuchte die Treiber zu orten und schlug dann den Weg zur Lichtung ein. Am Rand dieser stieg ich ab und stellte mich in Position. Wenig später vernahm ich das Knacken von Ästen im Unterholz, blitzartig drehte ich mich um, den Pfeil auf der Sehne im Anschlag. Es war kein Wild was sich mir näherte, es war die Lady mit ihrer Stute am Zügel. Auch sie hatte wohl die Idee, dem Wild an der Lichtung aufzulauern. Ich senkte meinen Kopf zum Gruß und führte meine Hand zum Herzen. Sie kam auf mich zu und nahm mein Kinn und zwang mich ihr in die Augen zu sehen.
„Legolas, einen Kuss zum Abschied möchte ich Euch noch schenken und bitte denkt nicht schlecht von mir. Nehmt ihn mit und verwahrt ihn als eine gute Erinnerung an diese kurze, schöne Zeit.", sprach sie leise und lenkte ihre Lippen auf meine und wie ich deren Hauch auf meinen spürte drang das Zischen eines Pfeiles an mein Ohr. Ich fuhr herum, stellte ich mich schützend vor sie und entließ meinen Pfeil auf sein Ziel. Mein Pfeil verfehlte sein Ziel nicht – Lord Nubian kniete - der Keiler hinter ihm streckte sich im Gras so, wie der kapitale Bock es nach dem Schuss des Lords getan hatte.
Erst jetzt rührte ich mich und schritt aus dem schützenden Unterholz. Der Lord stand starr vor Schreck, mit aus Angst geweiteten Augen und sah ungläubig auf das tote Tier hinter sich. Er brauchte einen Moment um sich zu sammeln und richtete dann den Blick auf mich. Die Lady folgte mir nach.
„Habt Dank, Legolas. Ihr habt mir soeben das Leben gerettet. Blind vor Jagdeifer habe ich den Keiler nicht wahrgenommen und wäre um ein Haar selbst die Beute geworden."
Der Lord der Menschen verneigte sich tief vor mir und ich nahm beschämt seinen Dank an. Mit seinen menschlichen Fähigkeiten waren wir im Schutz des Waldes für ihn nicht sichtbar und doch fühlte ich mich ertappt und äußerst schlecht und jetzt verneigte er sich noch vor mir – das alles war so falsch, so unrichtig!
Wenig später folgten die anderen Jäger dem ertönenden Halali des Horns und wir empfingen die Ehren für unseren Erfolg. Die Männer weideten die Tiere an Ort und Stelle um sie dann triumphal auf dicken Stöcken aufgezogen zu transportieren, wo sie dann ihren Weg in die Vorratskammern des Hauses fanden. Die Jagd wurde beendet mit einem Gelage und fröhlichen Liedern an den entfachten Feuern im Innenhof des großen Hauses. Heiter und ausgelassen feierten die Menschen. Nur ich starrte mit regungslosem Blick in die züngelnden Flammen, meine Gedanken waren so fern und doch so nah.
Die letzten Feiernden hatten erst vor wenigen Stunden den Hof verlassen, als wir reisefertig unseren Gastgebern gegenüber standen.
„Legolas, aus dem Waldlandreich, ich bedanke mich noch einmal bei Euch für Eure Tat und als äußeres Zeichen meiner Dankbarkeit betrachtet mein Haus auch als das Eure. Auf ewig zolle ich Euch Achtung und Gastrecht in meinem Haus. Auch meine Gemahlin hat ein Geschenk für Euch.", und Lord Nubian verneigte sich noch einmal vor mir um dann der Lady den Vortritt zu lassen.
„Auch von mir der Dank an Euch, Legolas, nehmt diese kleinen Schösslinge entgegen. In ein paar Jahren werdet Ihr die ersten Kirschen ernten können, mögen sie Euch dann an uns erinnern.", mit einem zarten Lächeln um die Lippen überreichte sie mir die Pflanzen und nur wir beide kannten den wahren Wert dieser Erinnerung.
Wir verabschiedeten uns, neigten dazu unsere Häupter und führten die Hand zu unseren Herzen, stiegen auf unsere Pferde und ritten in Richtung Heimat.
Über meine Schulter sah ich noch einmal zurück und noch immer stand der Herr und seine Gemahlin und schauten uns nach.
‚Leb wohl schöner Königssohn der Elben, leb wohl!', formten sich tonlos ihre Worte auf ihren Lippen.
Noch heute stehen Kirschbäume in Eryn Lasgalen.
