Harry ging nach unten, denn jetzt war ja niemand mehr da. Er starrte aus dem Fenster und sah, wie Onkel Vernon und Petunia in ihr Auto stiegen und der Polizist Dudley in den Polizeiwagen brachte. Der Polizeiwagen fuhr los und die Dursleys fuhren ihnen nach. Wow, das hätte Harry jetzt nun wirklich nicht erwartet. Dudley würde einen Container in Brand stecken und dann auch noch von der Polizei erwischt werden? Das hätte er persönlich nicht erwartet, vermutlich war das auch in diesem Augenblick das Letzte, an was er dachte. Nun hatte er aber ein freies Haus. Er ging ins Wohnzimmer, setzte sich genüsslich auf den Sessel, legte die Füße auf den Tisch und schaltete den Fernseher ein. Es gab nichts besonders Tolles. Nur die Nachrichten. Harry sah sie sich an, um zu erfahren, ob Voldemort irgendwo zugeschlagen hat, aber es kam nichts. Nach den Wettervorhersagen (natürlich Regen) gab er es schließlich auf und schaltete den Fernseher wieder ab. Er ging in die Küche, nahm sich ein Glas aus dem Schrank und goss sich etwas Wasser ein. Dabei starrte er aus dem Fenster. Niemand war auf der Straße, allmählich gingen auch die Lichter in den anderen Häusern aus. Die meisten gingen wohl schlafen. Harry trank das Wasserglas in einem Schluck aus, stellte es auf den Tisch und atmete erfrischend aus. Schließlich entschloss er sich nach einer Weile, nach oben zu gehen, um zu schlafen, denn er war müde. Außerdem könnte es sein, dass morgen bereits die Briefe von seinen Freunden dort waren, die ihm zum Geburtstag gratulierten. Er stieg die Treppe hoch und legte sich oben ins Bett. Er war zwar müde und wollte schlafen, doch er wusste schon vorher, dass er dies nicht konnte. Natürlich war das Gesicht seines Paten Schuld daran, dass ihm immer und immer wieder durch den Kopf ging. Dieses Lachen, dass wie das Bellen eines Hundes klang, diese langen schwarzen Haare und die grauen Augen. Ja, er vermisste Sirius. Obwohl er eigentlich gar keinen Grund dazu hatte, denn selbst wenn Sirius noch leben würde, hätte Harry nichts von ihm gehört. Er wusste jedoch, und da war er sich sicher, dass er den kompletten Schmerz, der ihn um den Verstand bringen würde, wieder fühlen würde, wenn er zurück ins Hauptquartier reisen würde. Und da waren Sachen...Sachen, die ihn an Sirius erinnern würden...Sachen, die seinen Schmerz, den er empfand, nicht im Geringsten erleichtern würden. Es würde etwas fehlen, das war klar. Nach einiger Zeit, es musste schon mitten in der Nacht sein, ging die Tür unten auf und Harry hörte, wie Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley nach Hause kamen.

"Geh in dein Zimmer!" fauchte Onkel Vernon.

"Vernon, lass ihn-"

"Nein Petunia, ich lasse ihn jetzt nicht. Er hat heute unseren Ruf in den Dreck gezogen. Überall werden sie sagen, "das ist der Dursley-Junge, der von der Polizei nach Hause gebracht wurde." Nein, du hast uns blamiert, du kleiner Bengel. UND JETZT MACH, DASS DU IN DEIN ZIMMER KOMMST!!!"

Harry hörte, wie polternde Schritte andeuteten, dass Dudley die Treppe heraufkam. Als er in sein Zimmer ging, hörte er noch ein Schluchzen. Offenbar hatte er geweint. Harry horchte noch ein wenig.

"Nie wieder werde ich diesen Bengel auch nur irgendeinen Gefallen tun," polterte Onkel Vernon, "Und zum Geburtstag bekommt er auch nichts mehr. Er hat uns blamiert."

"Vernon, ich glaube, dass du da ein wenig überreagierst." sagte Tante Petunia und auch sie hörte sich an, als ob sie geweint hätte, "Sicher, er hat einen Fehler gemacht, aber."

"Kein Aber. Er hat uns die ganze Zeit angelogen. Sagt uns, er geht zum Essen bei Freunden und in Wirklichkeit randaliert er irgendwo."

Eine Weile lang sagte niemand was, nur das Schluchzen von Tante Petunia konnte man hören. Harry wusste genau, was jetzt in Dudley vorging. Seine größte Sorge wäre, dass er jetzt weniger Geschenke zum Geburtstag bekommen würde.

"Ich weiß nicht, was wir falsch gemacht haben, Petunia," sagte Onkel Vernon nach einer Weile, "Wir haben dem Jungen immer alles gegeben, was er wollte. Wir haben ihm geholfen, wenn er unsere Hilfe brauchte und was tut er? Zeigt uns seine Dankbarkeit, indem er mit seinen kleinen Ganoven-Freunden die Straßen unsicher macht. Nein, damit ist jetzt Schluss. Er wird diese Jungs nie mehr wiedersehen."

"Aber-"

"Wir werde ihm den Umgang mit solchen Leuten verbieten. Und wenn wir auch nur ein einziges Mal mitbekommen, dass er sich weiterhin mit denen trifft, dann kommt er in ein Heim."

Wieder sagte keiner was. Und auch wieder war es Onkel Vernon, der nach ein paar Minuten stillschweigen das Wort ergriff.

"Ich bin müde," sagte er, "Ich geh ins Bett. Das war zu viel für mich."

Harry hörte, wie er aus dem Wohnzimmer ging und Tante Petunia ihm folgte. Er ging wieder in sein Zimmer und schloss leise die Tür, damit auch keiner auf den Gedanken kommen würde, er hätte gelauscht. Das war vieleicht ein Abend. Das gute daran war, dass Harry mal eine Weile nicht an Sirius denken musste. Er zog seine Klamotten aus, legte sich ins Bett und deckte sich zu. Und tatsächlich. Nach ein paar Minuten wurde alles um ihn herum schwarz und er sank in den Schlaf.

Harry wachte auf und griff sich seine Brille vom Nachtschrank. Er setzte sich sich auf, setzte sich aufrecht hin und gähnte noch einmal ausgiebig, bevor er schließlich aufstand. Sein Blick wanderte zur der Stange von Hedwig. Und tatsächlich....Dort saßen wirklich ganze fünf Eulen. Eine war Pigwidgeon, die kleine Eule von Ron. Die andere war die von Hermine und der krakkeligen Schrift zu urteilen, gehörte die Dritte zu Hagrid. Die Vierte könnte die von Lupin sein, doch bei der Fünften hatte er keine Ahnung. Er nahm Pigwidgeon den Brief ab und las.

Hi Harry,

herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Na, was geht so ab bei dir? Hier ist es so ziemlich langweilig. Mum und Dad sind eigentlich fast immer für den Orden unterwegs, Fred und George haben genug im Laden zu tun, also hocke ich den ganzen Tag mit Ginny im Fuchsbau. Mum hat Dumbledore schon gefragt, ob du zu uns kommen kannst, doch er meinte, es wäre besser, wenn du erst später kommst. Keine Ahnung warum. Hermine hat auch schon geschrieben. Rate mal, wo die ist. Natürlich...Mal wieder im Urlaub bei irgendwelchen Museen und so. Mann, bin ich froh, dass wir zu Hause geblieben sind. Naja, aber immerhin habe ich etwas, auf das ich mich freuen kann. Ich darf diese Woche bei Fred und George im Laden aushelfen, weil Lee Jordan aus Versehen einen Fieber-Federhalter anstatt einem Zuckerfederkiel gegessen hat. Haben Fred und George selber erfunden und es gibt dafür noch kein Gegenmittel. Lee geht es aber schon wieder besser, aber trotzdem darf ich den beiden helfen. Ginny darf in der Zeit auch mitkommen, aber Fred und George meinten, sie würde sich nur langweilen, weil es für sie nichts zu tun gäbe. Ich denke, dass Dumbledore dich diese Woche oder so abholen lässt. Dann darfst du wahrscheinlich ins Hauptquartier und kannst dort Hermine wiedersehen. Ich komme dann ein paar Tage später. Ich hoffe, deine Verwandten behandeln dich gut.

Ron

Harry packte die Schachtel aus, die nebenbei lag und staunte nicht schlecht. Ron hatte ihm das Buch "Tipps für werdende Auroren" geschenkt und ein paar Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen. Er nahm sich eine (Gott sei Dank erwíschte er eine Bohne, die nach Met schmeckte) und nahm nun den nächsten Brief, der, wie er schon vermutet hatte, von Hermine war.

Lieber Harry,

Alles Liebe zum Geburtstag. Du glaubst nicht, was uns passiert ist. Meine Eltern spielen ja regelmäßig Lotto und mein Vater hat jetzt 5000 Pfund gewonnen. Du glaubst gar nicht, wie ich mich gefreut habe, denn von diesem Geld sind wir in die USA geflogen. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie interessant das war. An den Schulen da behandeln die komplett andere Sachen wie hier und die Menschen dort haben eine ganz andere Lebensweise...Total Faszinierend. Mum fand es nicht so toll, aber das lag daran, dass sie mit einem Verkäufer dort aneinandergeraten ist und sich darüber die ganze Zeit aufgeregt haben. Wir waren bei der Freiheitsstatue und im Central Park. Das Wetter war wunderschön und ich hätte auch noch eine Woche länger bleiben können. Tja, seit ein paar Tagen sind wir wieder zu Hause und Ron meinte, dass seine Eltern mich bald abholen kommen, um mich hierherzubringen. Du wirst auch bald hergebracht werden, Ron kommt ja etwas später. Ich freue mich schon und bis dahin stelle keine Dummheiten an, hast du verstanden.

In Liebe, Hermine

Harry legte den Brief zur Seite und musste grinsen. War ja klar, dass Hermine schreiben würde, dass er keine Dummheiten machen soll. Das sah ihr ähnlich und etwas anderes hatte er auch gar nicht erwartet. Er machte ihr Geschenk auf, dass ziemlich klein zu sein schien, denn die Schachtel war nicht gerade groß. Doch als er es aufmachte, weiteten sich seine Augen. Dort drin lag eine Uhr. Eine silberne Uhr; doch es war keine gewöhnliche Uhr. Es war genauso eine wie die Weasleys eine hatten, allerdings mit zwei Zeigern. Einer für Ron und der andere für Hermine. Rons Zeiger stand auf "Zu Hause" und Hermines stand auf "Müll rausbringen." Nach einer Minute allerdings stand auch ihr Zeiger wieder auf "Zu Hause". Harry freute sich und öffnete nun den dritten Brief.

Lieber Harry,

Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich, denn die Eule war irgendwie n´bisschen komisch. Ich wünsche dir Alles Gute zum Geburtstag. Stell nichts dummes an und wir sehen uns ja bald in Hogwarts.

Hagrid

Harry öffnete die Schachtel und wusste schon vorher, was drin war. Dort war ein selbstgemachter Kuchen von Hagrid drin, der diesmal sogar richtig lecker aussah und ein paar Naschereien. Harry nahm jetzt nun den vierten Brief und las ihn eilig durch.

Harry, du weißt doch, dass ich dir nichts Genaueres sagen darf. Du wirst aber so bald wie möglich hergebracht werden,das hat Dumbledore schon gesagt. Brauchst bis dahin keine Briefe mehr schicken.

Remus

Bei diesem Brief war keine Schachtel dabei und bei der letzten Eule auch nicht. Harry nahm ihr den Brief ab und wusste sofort, was das sein musste, denn das Wappen von Hogwarts strahlte ihm entgegen.

Sehr geehrter Mr Potter,

Wie wir Sie ja bereits in Kenntnis gesetzt haben, werden Ihnen Ihre Ergebnisse, was Ihre ZAG-Prüfungen anbelangt, nach Hause zugesandt. Und hier sind Ihre Ergebnisse.

Verwandlung:

Praxis: Erwartungen übertroffen

Theorie: Erwartungen übertroffen

Zaubertränke:

Praxis: Erwartungen übertroffen

Theorie: Annehmbar

Astronomie:

Praxis: Annehmbar

Theorie: Erwartungen übertroffen

Verteidigung gegen die dunklen Künste:

Praxis: Ohnegleichen

Theorie: Ohnegleichen (Plus 1 Extrapunkt)

Wahrsagen:
Praxis: Erwartungen übertroffen

Theorie: Erwartungen übertroffen

Pflege magischer Geschöpfe:

Praxis: Ohnegleichen

Theorie: Erwartungen übertroffen

Kräuterkunde:

Praxis: Erwartungen übertroffen

Theorie: Annehmbar

Zauberkunst:
Praxis: Erwartungen übertroffen

Theorie: Erwartungen übertroffen

Geschichte der Zauberei:
Theorie: Mies

Ihr Ergebnis: 8 ZAG´s

Wir möchten Sie außerdem darauf aufmerksam machen, dass das neue Schuljahr am 1. September beginnt. Dazu brauchen Sie folgende Bücher:

Lehrbuch der Zaubersprüche, Teil 6

Moderne Verteidigung gegen dunkle Flüche

Mit freundlichen Grüßen,

Minerva McGongall,

stellverstretende Schulleiterin

Harry starrte auf das Papier. Das er in Wahrsahen zweimal ein "E" bekommen hat, lag mit Sicherheit daran, dass sie jetzt Firenze hatten, doch das er es in Zaubertränke geschafft hatte, ein "E" zu bekommen, wunderte ihn. Aber das nützte sowieso nichts. Snape nahm keine Schüler auf, die unter "O" hatten und damit war Harry nicht dabei. Noch dazu konnte er sich eine Zukunft als Auror abschminken.