Kapitel 9: Wiedersehen

Die Tage schlichen endlos dahin und Dunkelheit bemächtigte sich der Gedanken des Königs. Zwar hatte sich Glorfindel wieder erholt, doch er wirkte seltsam teilnahmslos und abwesend. Ein Mal hatte ihn Eomer sogar dabei beobachtet, wie er mit sich selbst sprach. Dies jagte dem König der Pferdemenschen mehr Schrecken ein, als er sich selbst eingestehen wollte. Der Anblick Glorfindels vor einem Spiegel, erhascht durch eine halboffene Türe, die leisen elbischen Worte, die sein Gefährte sprach, dabei lächelnd wie unter der Wirkung berauschender Pflanzen, von deren Existenz vermutlich nur die Noldor wussten, das ließ Eomer erschaudern und besorgt zog er sich zurück.

Als die Boten den Besuch ankündigten, brach Hoffnung in ihm aus. Glorfindels alte Freunde Elrond und Thranduil waren ihm mehr willkommen, als er zunächst dachte.

Elben. Vielleicht verstanden sie, was mit Glorfindel umging.

Thranduil war der Erste, der den blonden Noldo begrüßte. Blicke kreuzten sich und Gedanken hingen in der Luft, wurden nicht ausgesprochen, waren aber greifbar für beide, und die blauen Augen der Elben verhakten sich ineinander, wie ihre unausgeprochenen Worte. Keinerlei Vorwurf wurde laut, nur ein leicht schmerzhaftes Lächeln umspielte Thranduils Lippen, als er Glorfindel umarmte - um gleich darauf wie von einem Schlag getroffen zurückzuweichen.

Der König des Düsterwaldes taumelte und konnte sich nur noch mit Mühe an einer Säule in der goldenen Halle festhalten.

Glorfindel starrte bestürzt auf Thranduil, der ihn aus weit aufgerissenen Augen ansah. Elrond, der neben Thranduil stand, leistete ihm sofort Beistand und seine braunen Augen musterten den Noldo verwundert.

"Er - ", mehr brachte Thranduil nicht hervor, zeigte nur atemlos auf Glorfindel und dann verschlossen sich seine Lippen, bevor er mehr sagen konnte oder wollte.

Elrond nickte, dann trat er auf Eomers Gefährten zu und sah ihn ernst an.

"Ich brauche dich nicht zu berühren, um es zu wissen. Ich möchte nur eines wissen, Glorfindel, mein alter Freund... war es dein freier Wille?"