Kapitel 10: Rätsel

Glorfindel spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen wegsackte und konnte sich gerade noch auf einen hölzernen Stuhl retten, der üppig mit Schnitzereien der Rohirrim verziert war. Dann atmete er tief durch, ließ seinen Blick vom Herren von Bruchtal hin zum König des Großen Grünen Waldes schweifen und wieder zurück und nickte.

"Es war mein Wille", sagte er leise und versuchte ein Lächeln.

Elrond runzelte die Stirn und trat einen Schritt näher an Glorfindel heran.

"Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich es dir beibringen soll, mein alter Freund. Aber der König von Rohan, dessen Gefährte du seit einiger Zeit bist, wird nicht davon begeistert sein, wenn er es erfährt."

Glorfindels blaue Augen traten fast aus ihren Höhlen.

"Wie kannst du das sagen?" flüsterte er und packte Elrond am Handgelenk. "Ich habe es für IHN getan, für ihn allein!"

Thranduil schien sich von seiner ersten Sprachlosigkeit erholt zu haben und näherte sich dem Noldo erneut, um ihm ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, die sich gelöst hatten. "Sicher hast du es für ihn getan, Glorfindel. Die Frage ist nur, ob es notwendig war, es mit einem anderen zu tun. Wenn du dich schon für diesen Weg entschieden hast... warum nicht Eomer selbst...?"

Glorfindels Blick wechselte hektisch von Elrond zu Thranduil und wieder zurück. Er verstand kein Wort und dies war überdeutlich in seinem Gesicht geschrieben.

"Ich verstehe dich ja, mein Freund...." hob Thranduil an und versuchte ein Lächeln, das so künstlich war, dass es sogar dem verwirrten Glorfindel auffiel. "Eomer sollte heiraten. Es ist uns allen klar, dass dies nicht in deinem Interesse liegen kann, selbst wenn es eine Ehe ist, die nur der Produktion eines Thronerben dienen soll, um es so brutal auszudrücken. Und wenn du dich schon für diesen Weg entschieden hast, den vor dir nahezu keiner ging, dann sollte es auch vollendet sein... und wie könnte es vollendet sein, wenn es Eomer gewesen wäre, der Mensch, der Sterbliche...?"

"Aber-", Glorfindel brach ab, den Kopf schüttelnd. Es schien sinnlos, weiter mit den beiden Elben zu sprechen.

"Ich möchte dich gerne untersuchen, Glorfindel." Elrond hielt dem Noldo eine Hand hin und der nahm sie an, führte den Halbelben in ein Gemach, in dem eine Art Bett stand und allerlei Schränke vielerlei Instrumente und Flaschen beherbergten.

"Ziehst du dich bitte aus, mein Freund? Ich möchte dich gerne sehr genau in Augenschein nehmen, nicht, dass ich mich täusche, aber ich habe mich noch nie getäuscht, und auch Thranduil hat es bemerkt. Ich möchte nur sehen, was mir in den Ohren gellte. Danach werden wir uns alle unterhalten müssen. Auch Eomer sollte dabei sein, ich nehme an, er weiß von nichts. Richtig?"

Glorfindel nickte und machte sich bereit für Elronds heilkundige Hände.