Kapitel 11: Besitznahme

Langsam wich die Farbe aus ihnen.

Erst als die Finger taub wurden und kribbelten, bemerkte Eomer, dass er seine Hände zu festen Fäusten geballt hatte. So fest, dass die Knöchel weiß schimmerten.

Er atmete tief durch, öffnete sie und lehnte die Stirn gegen das glatte Holz der Tür, hinter der er die Stimmen murmeln hörte.

In einer elbischen Sprache....

Wohl damit kein heimlicher Lauscher erfuhr, was sie besprachen.

Heimlicher Lauscher...das Blut schoss ihm in die Wangen.

Er richtete sich auf und trat wenige Schritte von der Tür zurück. Er hatte hier nichts zu suchen. Wenn die Besucher mit ihm reden wollten, würden sie ihm Bescheid geben.

Sie waren wegen Glorfindel hier.

Ein ehemaliger Liebhaber und ein alter Freund.

Ein langjähriger enger Freund, auch ein Liebhaber womöglich?

Er presste die Zähne aufeinander und die Wangenmuskeln arbeiteten.

Nein, Glorfindel hatte sich für ihn entschieden.

Nur für ihn.

Eine heiße Woge der Emotionen, der Liebe für Glorfindel, überflutete sein Innerstes und schlug bei der Vorstellung seines Geliebten, dessen Stimme er nebenan elbische Worte sprechen hörte, in pochende schmerzhafte Erregung um.

Er mochte ihm nicht so viel Zeit schenken können wie ein Elb, aber mehr Leidenschaft. Ja, er würde dafür sorgen, dass Glorfindel nicht vergaß, weshalb er sich für ihn entschieden hatte.

Elrond legte seine Stirn in Falten, musterte den Noldo und wechselte dann einen langen bedeutungsvollen Blick mit Thranduil.

"Es besteht kein Zweifel, Glorfindel, die Untersuchung hat es bestätigt. Es wird Zeit, es Eomer zu sagen. Höchste Zeit."

Glorfindel nickte und ließ sich nicht anmerken, wie sehr er durch die offensichtliche Besorgnis von Elrond irritiert war. Es war doch alles in Ordnung, warum war Elrond so zurückhaltend, so zögerlich? War etwas vielleicht doch schief gegangen?

Thranduil hatte kein Wort mehr gesagt, sein Ausdruck ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, was er von allem hielt, er schüttelte nur ab und zu den Kopf in stiller Missbilligung und vermied jeglichen Blickkontakt mit Glorfindel.

"Gut, dann werde ich nach ihm schicken, wenn ihr der Ansicht seid, es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen..." sagte Eomers Gefährte nach einer längeren Zeit des Schweigens und erhob sich, um nach dem König von Rohan suchen zu lassen.

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt", bestätigte der Heiler aus Imladris und lehnte sich mit einem Seufzer zurück in den reich mit Schnitzereien versehenen Sessel.

Thranduil sah zu Boden, statt zu nicken und Elrond beizupflichten schien sein Gesicht zu versteinern.

Glorfindel lächelte kurz und verlegen und verließ das Zimmer.

Der König des Großen Grünen Waldes seufzte, als er Elronds braunen Augen begegnete.

"Es ist nicht einfach zu erfahren, was aus jemandem wurde, den man einst geliebt hat", sagte er dann, wie zu sich selbst, um dann erneut in Schweigen zu versinken.

Ein leichtes triumphierendes Lächeln spielte um Eomers Mundwinkel.

Dann hörte er, wie leichte schnelle Schritte sich der Tür näherten und wich noch etwas in den Schatten einer Säule zurück.

Glorfindel war in Gedanken versunken, als er das Beratungszimmer in Richtung Richtung Thronsaal verließ, wo er Eomer vermutete. Er war zutiefst beunruhigt, Elronds Miene machte ihm Angst.

Als er die erste Säule passierte, schlangen sich zwei starke Arme um seine Mitte; er wurde blitzschnell hinter die Säule gezogen und mit Brust und Gesicht gegen das bemalte Holz gepresst. Der Elb war kurz davor sich heftig zu wehren, als er Eomers Bart an seiner Wange und dann den heißen Atem an seinem Ohr spürte und die wohlbekannte Stimme heiser flüsterte: "Hmmm, hab dich!" Der König drehte ihn um, ließ sich vor ihm auf Knie sinken und löste flink die Verschnürung der elbischen Beinkleider. Glorfindel fand sich der Wäme Eomers Mundes wieder, bevor er noch Zeit zu reagieren hatte und konnte nur aufstöhnend gegen die Säule hin Halt suchen. Er hatte fast wochenlang nicht mehr diese Leidenschaft gespürt und es dauerte nicht lange, bis der Elb die Kontrolle verlor und sich der süßen Niederlage hingab.

Eomer griff nach Glorfindels Hand und zog den zitternden Elben zu sich herunter, um dessen Hand dann an seine harte und drängende Erregung zu pressen. "Fest!" raunte er ins Haar über dem Ohr. "Ich will in Dich! Jetzt! Und wenn es jeder hört, dass Du mein bist!" Eomers Hände wollten bereits Glorfindels Beinlinge herabschieben, als der Elb keuchend Einhalt gebat. "Liebster... nicht jetzt... sie warten auf uns, da drinnen... es gibt Wichtiges zu besprechen... ich werde dir gehören, nachher, die ganze Nacht..."

Eomer kniff die Augen zusammen und keuchte heiser auf, als er versuchte, die Beherrschung wiederzuerlangen und den ziehenden Schmerz, den die unerfüllte Erregung ihm kurz breitete, zu unterdrücken. Er schöpfte tief und rauh Atem und erhob sich.

Glorfindel sah ihn voller Begehren an, umschloss mit seiner Hand verheißungsvoll Eomers pochendes Zepter, verschmolz in einem leidenschaftlichen Kuss mit ihm, sich selbst auf dessen Lippen schmeckend, und wandte sich dann um, mit seinem König und Geliebten den beiden Elben gegenüberzutreten. Eomer raunte in sein Ohr: "Gut, die ganze Nacht!"

Dann betraten der Elb und der König das Zimmer, in dem Elrond und Thranduil bereits auf sie warteten.