Kapitel 14: Glorfindels Entscheidung

Glorfindel spürte, wie Krallen aus Eis nach seinem Herzen griffen.

Das konnte alles nicht wahr sein.

Eomer war der Vater seiner Kinder, in Liebe hatten sie sie gezeugt, in Liebe hatte er dieses Opfer gebracht, um Eomer eine Ehe zu ersparen mit jemandem, den sein Herz nicht liebte, und nun diese niederträchtigen Intrigen des Elbenkönigs... wie konnte Thranduil nur so sinken, wie groß war sein Hass auf ihn!

Glorfindel versuchte aufzustehen und dem König zu folgen, der die Türe hinter sich zugeworfen hatte und von dem nur noch der Nachhall seiner schweren Stiefel in den weiten Hallen Meduselds zu hören waren, doch die Beine versagten ihm den Dienst und Dunkelheit legte sich auf seinen Geist und bevor er nachdenken konnte, liefen ihm die Tränen über das Gesicht und er weinte, schluchzte hemmungslos.

Niemand tröstete ihn.

Nie würde ihm Eomer glauben.

Seine Kinder würden in Kälte geboren, nur von ihm geliebt, von Eomer verachtet, lebendige Beweise seiner angeblichen Untreue.

Es gab keine Erklärung für die Tatsache, dass die Kinder mehr als Halbelben waren. Es war der offensichtliche Beweis seiner Untreue.

Glorfindel würde gehen.

Keinen Moment länger würde er in Rohan verweilen.

Er würde Eomer verlassen.

Jeder Ort wäre besser als der Ort, wo ihm sein einstiger Geliebter aus dem Weg gehen würde und er nichts mehr wäre als ein Bittsteller, ein Almosenempfänger, ein ungeliebter Träger zweier Kinder, deren Vater nicht feststand. Bastarde, das würden sie sein - die in Liebe gezeugten Kinder des Königs von Rohan und Glorfindels, des goldenen Elben, der einst als Balrogschlächter in ganz Mittelerde bekannt war. Bald würde er als ein anderer bekannt sein.

Glorfindel, die Schande des Königs.

Der untreue Elb.

Der Hochverräter.