Kapitel 16: Erwachen

(das Besondere an diesem Kapitel ist, dass es mein Edhelgur komplett, total, alleine geschrieben hat!!! Es ist ein wundervolles Kapitel geworden, ich danke dir für diese einzigartige Zusammenarbeit, mein Schatz! Es ist etwas ganz Besonderes, mit dir zusammen zu schreiben, zu lachen, zu grübeln. Also: Autor des 16. Kapitels: Eomer!)

Diese Helligkeit!

Er kniff die Augen zu, wieso war es so hell, es war doch Abend, oder nicht?

Langsam und blinzelnd gegen die Sonne öffnete er die Augen ein wenig.

Er war draußen, er saß unter dem Baum, wo er und Glorfindel sich das erste Mal getroffen hatten. Den Rücken gegen die borkige Rinde gelehnt, die Sonne sein Gesicht wärmen lassend.

"Ada, Ada!"

Eine klare helle Stimme ließ ihn sich aufrichten, ein kleines Mädchen mit verstrubbelten blonden Locken ließ sich keuchend in seinen Schoß plumpsen und schlang die weichen runden Ärmchen um seinen Hals.

"Ich hab dich gesucht", sagte sie mit ernsthafter Stimme und sah zu ihm auf, "und bin ganz schnell gerannt."

Er spürte sich lächeln.

Er hielt das Kind zärtlich fest und fühlte eine starke Verbindung, alles schien so vertraut. Lächelnd streichelte er dem Kind die wirren Haare aus dem Gesicht... "Ich komm doch schon", hörte er sich selbst sagen, dann strich er ihr die Haare hinters Ohr und sein Herz setzte einen Schlag aus.

Es war spitz.

Und ihm wurde bewusst, wer das kleine Mädchen war, das ihn mit seinen eigenen Augen anschaute.

Er presste sie fest an sich und spürte, wie sie in seiner Umarmung verschwand.

Mit einem Aufschrei wachte er auf.

Dunkelheit.

Dunkelheit um ihn und er fror.

Einen Moment brauchte er, um zu wissen, wo er war.

Sein Rücken schmerzte vom unbequemen Sessel und Tränen liefen über seine Wangen. Er fühlte sich unendlich leer und einsam.

Mein Liebster... flüsterte er in die dunkle Verlassenheit des Raumes. Ich könnte nie ohne dich leben.

Er wurde sehr ruhig.

Er musste mit Glorfindel reden.

Über die Nacht, als er ihn das erste Mal so lieben durfte, und die Veränderungen danach.

Ja, danach fing es an.

So viele Dinge fielen ihm plötzlich auf.

Elrond und Thranduil waren die ersten elbischen Besucher seit... ja seit wann, seit fast einem Jahr.

Und der schmerzvolle Blick Glorfindels, als Aragorn die Entscheidung zur Hochzeit forderte.

Glorfindel hatte es für ihn getan, für sie beide.

Eomer atmete tief durch. Wann hatte je ein männlicher Elb ein Kind empfangen?

Woher wollten Thranduil und Elrond sich so sicher sein, wie so ein Kind sein musste?

Außerdem waren es zwei...

Und wieder sah das Gesichtchen seiner Tochter vor sich.

Seiner... Tochter!

Er zögerte kurz, dann gestand er es sich ein. Er war sich sicher: seiner Tochter.

Hastig sprang er auf, stolperte in seiner Hast und der Dunkelheit noch auf dem Weg zur Tür.

Sicher würde Glorfindel schlafen in ihrem gemeinsamen Gemach.

Eine fast schmerzhafte Sehnsucht nach dessen Umarmung erfasste ihn, als er die Tür öffnete und den Blick durch den Raum schweifen ließ.

Er hieb mit der Faust gegen die Wand und sein Aufschrei erschütterte ganz Meduseld... "NEIN!"

Glorfindel hatte ihn verlassen.