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Mitternachtsspaziergang Teil 1Disclaimer: die Personen und Orte dieser Geschichte stammen aus Harry Potter und gehören somit Frau J.K.Rowling. Ich mache hiermit keinen Profit.
Enjoy!
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Aufstieg
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Stille. Und dunkel. Seine Schritte waren das einzige Geräusch neben dem Wind, der von außen leise an den Fensterscheiben rüttelte.
Doch der Wind war ihm egal. Ihm war in letzter Zeit soviel egal. Der Schmerz in seiner Brust überdeckte alle anderen Gefühle, Lachen. Freude, Liebe, Zuneigung. Das einzige, was er nicht vertreiben konnte, war die Leere.
Und die Schuld.
Er hatte, wie so oft in letzter Zeit, nicht einschlafen können, selbst nicht mit dem Trank, den Hermine heimlich für ihn zubereitet hatte.
Aber dass hatte er ja gewusst.
Nichts half.
Wie konnte auch etwas helfen gegen diese verdammte Leere, die alles so aussichtslos erscheinen ließ? Wie konnte er hoffen, Ruhe zu finden, mit dem Gewicht der unendlichen Schuld auf seinem Rücken?
Gegen all dass sollte ein dummes Rezept helfen, ein einfacher Zaubertrank? Es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Sein Fuß stieß gegen einen kleinen Kiesel, der sich wohl von einem Schülerschuh hatte mit hoch schleppen lassen. Das Geräusch ließ ihn aufblicken.
Das blaue Mondlicht fiel durch das Fenster auf das Portrait eines gewichtig aussehenden alten Zauberers mit Knollennase. Hinter dem Mann war ein Spiegel aufgemalt, der seltsamerweise nicht nur den Portraitierten, sondern auch ihn selbst zeigte, wie er dort auf dem Gang stand.
Langsam trat er näher und betrachtete sein Gesicht. Mager war es, und das Licht des Mondes ließ es noch blasser schimmern, als es ohnehin schon war.
Unter den verschwitzten schwarzen Fransen seines widerborstigen Haares konnte er unscharf die blitzförmige Narbe ausmachen.
Die Narbe, die an allem Schuld war.
Abrupt wandte er sich ab. So sah er weder das gütige, wenn auch leicht besorgte Lächeln, mit dem der Zauberer ihn bedachte, noch bemerkte er dessen Davonhuschen. Er setzte seinen Weg fort.
Es war der gleiche Weg, den er in den letzten Wochen schon viel zu oft genommen hatte. Zweimal hatte ihn Professor McGonagall erwischt, aber sie hatte ihn nur mit müden, mitleidigen Augen zurück ins Bett geschickt.
Mitleid! Etwas, womit Harry am allerwenigsten etwas anfangen konnte. Er wusste, wie er sich verhalten musste, wenn jemand ihn hasste, ihn verabscheute, wütend auf ihn war, und dank Sirius hatte er im letzten Jahr auch teilweise gelernt, wie er sich verhalten konnte, wenn er geliebt wurde.
Doch wie begegnet man jemandem, der einem Mitleid entgegen brachte? Wenn dein Gegenüber dir nur sagt: „Es tut mir leid für dich.", was willst du dann darauf antworten?
Harry wusste es nicht, aber es machte ihn verlegen und er hatte angefangen, jedem auszuweichen, der ihn mit diesem bestimmten Blick betrachtete.
Endlich erreichten seine Füße den unteren Absatz der Treppe, die zum höchsten Turm des ganzen Schlosses führte. Zum Astronomieturm. Sein Herz jedoch war woanders.
Langsam stieg er die ersten Stufen hoch, er hatte es nicht eilig. Auch dort oben wartete niemand mehr auf ihn.
Als er ins Straucheln geriet und fast gestolpert wäre, kehrten seine Gedanken kurz in die Gegenwart zurück. Nachdenklich betrachtete er die Stufen.
„Ich grüble in letzter Zeit zu viel.", dachte er. „Wenn man das Denken doch einfach abschalten könnte.
Einfach aufhören, zu denken, nicht mehr fühlen zu müssen.
Nicht mehr leiden. Die Schuld vergessen. Einfach nur schlafen.
Aber selbst dass blieb ihm verwehrt.
Nicht, dass er nicht darüber nachgedacht hätte, ganz im Gegenteil. Er hatte oft genug darüber nachgedacht, in den vielen Nächten, in denen er sich die Sterne ansah.
Sirius. Seinen Stern.
Und er war zu einem grausamen Entschluss gekommen: Er durfte es nicht! Wenn er sich umbringen würde, hätte Voldemort gewonnen, hätte Malfoy gewonnen, - hätte Bellatrix gewonnen.
Und wenn es niemanden mehr gab, um Voldemort aufzuhalten, würden seine Freunde sterben. Noch mehr Menschen würden seinetwegen sterben, höchst wahrscheinlich sogar mehr, als wenn er versuchte, zu überleben. Und deswegen würde er es versuchen. Deswegen – lebte er.
Außerdem waren seine Eltern für dieses Leben, sein Leben gestorben, genau wie Sirius.
„Warum?", fragte er sich immer wieder, „Warum einfach? Ich habe nicht darum gebeten, dass sie für mich ihr Leben aufgeben, ich habe nicht darum gebeten, als Einziger meiner Familie zu überleben.
Ich wünschte, die Leute würden aufhören, für mich zu sterben! Ich will das nicht! Ich will mit ihnen leben!"
Und er verdrängte die leise Stimme, die ihm zuflüsterte, dass er sehr wohl leben wollte. Und dass er sich für diesen Wunsch nicht schuldig fühlen musste.
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Ankunft
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Ein kühler Luftzug fuhr ihm ins Gesicht, als er auf die Plattform trat, und für ein paar Sekunden, ein paar winzige Sekunden, nahm er die Gedanken, die Gefühle mit sich fort und ließ Harry frei.
Ein paar Sekunden.
Doch das reichte aus, um ihm immer wieder hier hoch zu treiben. Ein paar Sekunden Frieden, während er zwischen Himmel und Erde stand, die Sterne blinzelten, die Bäume rauschten und der Wind mit dem Rauch aus Hagrids Kamin tanzte.
Harry schloss die Augen und sog gierig die frische Nachtluft ein, als könne sie die Leere in ihm ausfüllen und verhindern, dass die Gedanken in heller Flut zurückströmten.
Denn dass taten sie.
Als er die Augen wieder öffnete, waren auch die Gefühle wieder da, aber hier oben waren sie leichter.
Fast, als würde der Turm in seiner Riesigkeit und Kraft auch stark genug sein, einen Teil der Last zu tragen, die auf Harrys Schultern ruhte.
Er trat an den Rand der Brüstung und ließ den Blick über den Verbotenen Wald, das Eingangstor, Hagrids Hütte und die Gewächshäuser schweifen.
Überall Erinnerungen.
Und trotz dem Schmerz, der Leere und seiner Schuld wusste er, dass es bei weitem nicht nur schlechte Erinnerungen waren.
Wie sie gelacht hatten, als Ron versehentlich einen der Fangorasamen in Parvatis Ohr geschnipst hatte, der sofort erblüht war und kleine Tentakel aus ihrem Kopf hängen ließ.
Wie viele Stunden sie bei Hagrid verbracht hatten, immer darauf bedacht, seinen Kochkünsten unauffällig fernzubleiben. Gelacht hatten sie dort oft, und auch manch nützliche Information hatten sie dort er-
Jäh wurden seine Gedanken unterbrochen, als seine Ohren das Geräusch von sich nähernden Schritten vernahmen. Jemand stieg die Stufen zur Plattform hinauf!
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So, dass war's erst mal wieder. Würde mich über ein paar Reviews gaaanz doll freuen *große, runde chibi-augen kriegt*. Lob oder Kritik, alles gern gesehen!
Bis bald,
ChibiAngel16
