Aylin

Disclaimer:

Alle Figuren und Orte in dieser Geschichte gehören Tolkien. Meine Phantasie gehört mir. Ich will mit dieser Amateur-Fiktion kein Geld verdienen, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.

Die Söhne Gondors

„Sie kommen zurück!", schrie Marowyn aufgeregt in die Bäckerei hinein, wo Aylin gerade ihren Eltern half. Aylin strich sich ihre störrischen, schwarzen Locken aus den Augen und sah ihre Eltern mit ihren großen braunen Augen an: „Mutter, Vater – darf ich zusehen, wenn das Heer in Minas Tirith einzieht?" Aerid und Glorloth lächelten nachsichtig.

„Ja, natürlich darfst du zusehen, Kind", sagte Aerid, Aylins Vater, gutgelaunt. „Aber pass auf, damit du nicht vor die Pferde gerätst". „Ich passe schon auf mich auf!", rief die Dreizehnjährige überglücklich und rannte mit ihrer besten Freundin zur Tür hinaus. Auf den Straßen von Minas Tirith herrschte geschäftiges Treiben: von überall her kamen die Bürger geströmt, um ihr siegreiches Heer in die Stadt einziehen zu sehen.

Die beiden Mädchen drängten sich durch die Menschenmenge nach vorne, um besser sehen zu sehen. „Da reitet Boromir, mein Schwarm!", rief Marowyn freudig. Sie packte Aylin am Arm. „Sieh hin!" Doch Aylin hatte nur Augen für Faramir. Sie verehrte den jungen Heermeister schon seit einigen Jahren.

Die beiden Söhne des Statthalters ritten an der Spitze des Heeres. Sie trugen silberglänzende Rüstungen. Ihre Helme hatten sie abgenommen: ihre langen Haare schimmerten wie Gold in der Sonne. In Gondor, dem Süd-Land, gab es nur ganz wenige Menschen mit solch einer hellen Haarfarbe und solch einem hellen Teint. Viele junge Mädchen in der Stadt waren bis über beide Ohren in die beiden Brüder verliebt. Doch die beiden Brüder hatten keine Zeit, sich mit Frauen zu beschäftigen: sie waren praktisch ständig auf Kriegszug gen Mordor. Atemlos starrte Aylin Faramir an, der ganz dicht an ihr vorüberritt. Anders als sein stolzer Bruder schenkte er den Einwohnern der Weißen Stadt ein warmherziges Lächeln und nickte den Leuten, die die Soldaten hochleben ließen, freundlich zu. „Er hat mich angelächelt", flüsterte Aylin ihrer Freundin atemlos zu. Doch die hörte gar nicht richtig zu, weil sie nur Augen für Boromir hatte.

Faramir und Boromir durchritten mit ihrem Heer alle 7 Festungsringe der Weißen Stadt, bis sie oben im Palasthof ankamen, wo der verdorrte weiße Baum stand. Erfreut kam Denethor aus dem Palast herbeigeeilt. Wieder einmal hatte er nur Augen für Boromir, seinem Erstgeborenen. Faramir gefror das Lächeln auf den Lippen. Bestürzt sah er zu, wie Denethor Boromir seine ganze Aufmerksamkeit schenkte, ihn umarmte und an sich drückte, während er Faramir links liegen ließ, als gäbe es ihn überhaupt nicht. Traurig senkte Faramir den Kopf: er hatte tapfer gegen die Orks und Südländer bei Cair Andros gekämpft, Seite an Seite mit Boromir. Gewiß war Boromir der Stärkere und vielleicht der bessere Schwertkämpfer der Beiden, aber Faramir war dafür ein ausgezeichneter Bogenschütze und er hatte gewiß nicht weniger Feinde getötet als sein Bruder. Während Denethor mit Boromir Arm und Arm in den Palast hineinging, führte Faramir sein Pferd in die Stallungen. Er hatte überhaupt keine Lust, in den Palast zu gehen, und zusammen mit seinem Bruder und Vater zu essen.

„Wo bleibst du denn?", fragte Boromir, der Minuten später in den Stall geeilt kam, wo Faramir begonnen hatte, sein Pferd abzusatteln. „Vater möchte mit dem Festmahl beginnen". „Was soll ich denn da?", meinte Faramir bedrückt. „Vater merkt sowieso nicht, ob ich da bin oder nicht". „Und ob er es merkt!", rief Boromir empört. „Du weißt genau, dass unser Vater dich auch liebt. Dummerweise vermag er sie dir nicht zu zeigen, weil du ihn zu sehr mit deinem Wesen an unsere Mutter erinnerst".

„Ich weiß nicht", seufzte Faramir. „Mir kommt es so vor, als ob er mit mir weder als Soldat noch als Sohn zufrieden ist". „Das ist doch Unsinn!, fügte Boromir hinzu. „Ich habe ihn vorhin erzählt, welche Taten du im Krieg vollbracht hast. Ich fühle richtig, dass er auch auf dich stolz ist". In Faramirs blauen Augen zeigte sich ein Hoffnungsschimmer. „Wirklich?", fragte er leise. „Komm' mit, kleiner Bruder", sagte Boromir fröhlich und geleitete ihn in den Palast.

Gutgelaunt kehrte Aylin zu ihren Eltern nach Hause. Ihre Wangen waren vor Freude gerötet und ihre dunklen Augen glänzten. „Und hast du Lord Faramir aus der Nähe gesehen?", fragte ihre Mutter schmunzelnd. „Denk dir, Mutter, er hat mich sogar angelächelt", rief Aylin begeistert.