darklayka: So, nun gibt es wieder ein neues Update.....

5. Faramirs Geständnis

Faramir schenkte Aylin ein strahlendes Lächeln, als er die Häuser der Heilung betrat. Erst besuchte er seine Männer und verbrachte so viel Zeit wie möglich mit ihnen, dann traf er sich mit Aylin in dem kleinen Kräutergarten hinter dem Haus. Aylin saß auf einer steinernen Bank und wartete auf ihn. Sie war sehr aufgeregt und ihr Herz schlug bis zum Hals. Faramir setzte sich zu ihr und er ergriff ihre Hand. Aylin wünschte sich , er würde sie nie wieder loslassen. Sie war bereits zufrieden damit, dass er hier neben ihr saß und mit ihr Händchen hielt.

„Aylin, du bist eine wunderschöne Frau geworden", sagte Faramir leise. Aylin sah ihn mit großen dunklen Augen an. Er war in den letzten 4 Jahren älter geworden, aber nicht unattraktiver. 35 Jahre war er inzwischen. Doppelt so alt wie sie, aber es machte nichts. Sie blickte in seine wunderschönen blauen Augen und sah dort eine große Traurigkeit.

„Es tut mir leid, Aylin", sagte Faramir plötzlich und ließ ihre Hand los. „Ich wünschte, ich könnte dir das Leben bieten, dass du dir vorgestellt hast. Aber ich kann es nicht: ich bin in erster Linie der Heermeister Gondors und mein Vater erwartet von mir, dass ich Gondor bis zum letzten Atemzug verteidige. Ich würde dich nur unglücklich machen. In meinem Leben ist kein Platz für eine Frau oder eine Familie, solange der Krieg währt".

Aylin senkte betroffen den Kopf. Sie hatte jetzt eigentlich eine Liebeserklärung von Faramir erwartet, aber er hatte ihr eine Abfuhr erteilt. Faramir stand jetzt auf.

„Ich werde von nun an nicht mehr herkommen, um deinen Schmerz nicht zu vergrößern", erklärte er traurig. „In wenigen Tagen werde ich nach Osgiliath aufbrechen, um Boromir beizustehen".

Aylin sah ihm nach. Sie konnte nichts mehr sagen. Als er weg war, brach sie weinend zusammen. Lange saß sie im Garten auf der steinernen Bank und trauerte ihrer unerwiderten Liebe nach.

In den nächsten Tagen hatte Aylin jedoch kaum Zeit, an Faramir zu denken. Ständig wurden neue Verwundete aus Osgiliath in die Häuser der Heilung gebracht.

„So viele Verletzte hatten wir noch nie hier", murmelte Ioreth fassungslos. Zum Glück gab es jetzt viele freiwillige Helfer aus der Stadt, die Ioreth und Aylin beistanden. So begegnetete Aylin auch ihrer Freundin Marowyn wieder, die sie lange nicht gesehen hatte.

„Mein Mann ist gefallen", erzählte Marowyn mit belegter Stimme. „Er gehörte zu Boromirs Reiterei. Jetzt ist es meine Aufgabe, hier zu helfen, nachdem ich keinen Mann mehr habe, der für mich sorgt".

Aylin starrte sie entsetzt an.

„Hattet ihr auch Kinder?"

Marowyn schüttelte den Kopf.

„Nein, zum Glück noch nicht. Wir waren zu kurz verheiratet: Lutheor und ich".

Aylin nahm ihre Freundin tröstend in die Arme. Marowyn brach jetzt in Tränen aus.

Dann kam die Nachricht, dass Boromir und Faramir die Stadt Osgiliath zurückerobert hatten. In ganz Minas Tirith brach ein großer Freudentaumel aus. Selbst Denethor sah man lächelnd durch die Straßen reiten. Er hatte es eilig, zu seinen Söhnen nach Osgiliath zu kommen.

„Hoffentlich hat der Truchseß auch endlich mal ein lobendes Wort für Faramir übrig", sagte Ioreth zu Aylin. „Es ist eine Schande, wie der Alte seinen jüngsten Sohn behandelt. Dabei ist Faramir ein so ein gütiger und edler Mensch".

Einige Tage später kam Denethor alleine mit seiner Leibwache nach Minas Tirith zurückgeritten. Aylin lief auf die Straße hinaus und hoffte, dass Faramir noch irgendwie auftauchen würde. Schließlich fasste sie sich ein Herz und fragte einen Soldaten, was mit Faramir und Boromir los war.

„Der Truchseß hat Boromir zu einer Mission weit weggeschickt. Ich darf darüber nicht reden", sagte der Soldat. „Und Faramir musste mit den Waldläufern nach Ithilien zurückkehren, um die Grenzen abzusichern. Mordor wird versuchen, Osgiliath wieder zurückzuerobern".

6 Monate später:

Aylin hatte es endlich einigermaßen verkraftet, von Faramir zurückgewiesen worden zu sein. Miluth, der Waldläufer, der lange Zeit wegen seiner schweren Verwundung in den Häusern der Heilung zugebracht hatte, gestand ihr schließlich seine Liebe und machte ihr einen Heiratsantrag. Aylin nahm Miluths Antrag an, obwohl sie im Grunde immer noch Faramir liebte, aber es beeindruckte sie, wie sehr Miluth sich um sie bemühte und sie genoß seine Nähe.

„Wenn ich aus Osgiliath zurückkomme, dann heiraten wir", versprach der dunkelhaarige Miluth.

Aylin gab ihm einen langen Abschiedskuß. Besorgt sah sie ihm nach, wie er mit anderen Soldaten die Weiße Stadt verließ. Jeden Tag kamen Dutzende von Verwundeten zurück aus Osgiliath und die Zahl der Toten stieg immens. Aylin arbeitete Tag und Nacht bei Ioreth, fast ohne Ruhepausen. Sie hoffte, dass Miluth unversehrt zurückkehrte. Von Faramir hörte man überhaupt nichts. War er immer noch in Ithlien oder kämpfte er bereits mit seinen Waldläufern in Osgiliath, um die Truppen Gondors dort zu unterstützen?

Seit Tagen ging ein entsetzliches Gerücht in der Stadt um: angeblich war Boromir hoch oben im Norden bei den Rauros-Fällen im Kampf gefallen. Marowyn brach in Tränen aus, als sie das hörte.

„Bei den Valar! Erst stirbt mein Mann und jetzt Boromir!"

„Es ist ja nur ein dummes Gerücht, es muß nicht stimmen", beruhigte Aylin sie, obwohl sie selbst wenig Hoffnung wegen Boromir hatte. Sie ging mit Marowyn in den Garten hinaus. Von dort oben konnte man bis Osgiliath sehen.

„Sieh dort, den großen Reitertrupp, der von Osgiliath kommt!", rief Marowyn plötzlich. Über den Reitern kreisten die Nazgûl auf ihren entsetzlichen Flugdrachen. Immer wieder stießen sie nach unten und packten ein paar Reiter samt Pferden. Dann ließen sie ihre Opfer wieder fallen, so dass sie auf noch Reitenden stürzten. Die Reiter wurden weniger und weniger.

Aylin klammerte sich plötzlich an Marowyn fest.

„Es sind die letzten Überlebenden von Osgiliath! Vielleicht sind Miluth und Faramir unter ihnen! Sie brauchen unbedingt Hilfe".

In diesem Moment kam ein weißgekleideter Reiter mit einem Schimmel wie aus dem Nichts auf die fliehenden Soldaten zu. Aus dem Stab des Fremden kam ein Blitz, der direkt die Nazgûl traf. Kreischend rissen die Nazgûl ihre Flugtiere von den Soldaten weg und flohen zurück nach Minas Morgul.

„Wer ist der Fremde?", fragte Merowyn neugierig.

„Ich glaube, das ist Mithrandir Gandalf, der graue Pilger", sagte Aylin nachdenklich. „Ich weiß allerdings nicht, warum er jetzt ein weißes Gewand trägt. Komm', ich möchte die Soldaten sehen, die zurückgekehrt sind".

Sie lief mit Marowyn hinaus auf die Straße, die nach oben zum Palast und zu Ecthelions Turm führte. Die Soldaten ritten jetzt vorbei. An ihrer Spitze ritten Faramir und Gandalf, der ein Kind vor sich im Sattel zu haben schien. Aylin atmete auf, Faramir und auch Miluth lebend wiederzusehen. Erst am Abend kam Miluth in die Häuser der Heilung, um Aylin zu begrüßen.

Er wirkte ziemlich erschöpft. Aylin fiel ihm glücklich um den Hals.

„Es ist Schreckliches passiert", erzählte er. „Lord Faramir hat das Horn seines Bruders im Anduin gefunden. Es ist in 2 Hälften gespalten. Es ist so gut wie sicher, dass Lord Boromir tot ist. Und wir haben Osgiliath entgültig an den Feind verloren. Orks und Südländer haben die Stadt besetzt".

Aylin schlug entsetzt die Hände vor den Mund.

„Dann wird der Feind bald Minas Tirith stürmen".