Morgan: Danke für dein ausführliches Review!

Zu Punkt 1: Naja, Aylin hat sich halt mehr von den paar Begegnungen erhofft als Faramir. Scharfsinnig wie er ist, hat er schnell gemerkt, was Aylin von ihm will. Sie hat schließlich schon von Kindesbeinen an einen Narren an ihm gefressen.

Zu Punkt 2: Ups, da ist mir wohl mit Ioreth ein Fehler unterlaufen. Das „Besorgt gucken" passt tatsächlich nicht. der Beta-Readerin einen Drohblick zuwerf

Zu Punkt 3: So kurz kommen mir meine Kapitel gar nicht vor. Da gibt es bei weitaus kürzere Updates. Aber das nächste Kapitel wird vielleicht etwas langer, mal gucken.

Dark: Danke!

Verena: Faramir ist immerhin ehrlich zu Aylin und hält sie nicht irgendwie hin. ;-)

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6.Kapitel: Das Selbstmordkommando

Am selben Abend betrat Mablung, einer von Faramirs Offizieren, die Häuser der Heilung.

„Der Heermeister Faramir stellt gerade eine Truppe zusammen, die morgen nach Osgiliath reitet, um die Stadt zurückzuerobern. Willst du mitreiten?"

„Was?", fragte Miluth, fast lachend. „Aber Osgiliath kann unmöglich zurückerobert werden. Das wäre ja ein Selbstmordkommando".

„Geh nicht!", bat Aylin leise.

„Naja", meinte Mablung achselzuckend. „Du willst ja bald heiraten, Miluth. Ich würde an deiner Stelle auch nicht mitreiten".

„Ich hoffe auch, dass Faramir nicht mitreitet", warf Aylin hitzig ein. „Das wäre ja verrückt".

„Der Truchseß hat es ihm befohlen", erzählte Mablung. „Faramir selbst muß die Soldaten anführen".

Aylin starrte ihn sprachlos an. Wie konnte das Denethor von seinem Sohn verlangen? War es nicht genug, dass Boromir schon tot war?

Mablung setzte sich zu Aylin und Miluth nieder.

„Was ich euch jetzt erzähle, dürft ihr Niemanden weiter sagen. Aber ich musste heute ein Gespräch mitanhören, dass nicht für meine Ohren bestimmt war. Denethor wünschte sich laut, Faramir wäre statt Boromir gestorben. Er sagte es direkt vor Faramir. Ich habe den Heermeister noch nie weinen sehen, aber ich schwöre bei den Valar, dass ihm die Tränen über das Gesicht liefen, als er den Thronsaal verließ".

Aylin brach selbst in Tränen aus, als sie das hörte.

„So ein Rabenvater, wie kann er das zu Faramir nur sagen! Faramir hat ein Leben lang versucht, seinem Vater zu gefallen, aber er konnte es ihm nie recht machen".

„Einige von Denethors Beratern behaupten, der Truchseß ist geisteskrank. Der Tod Boromirs hat ihm jetzt noch den Rest verpasst", sagte Mablung mit gedämpfter Stimme. „Aber das wisst ihr nicht von mir!"

Am nächsten Morgen sahen Aylin und Miluth die Soldaten in den glänzenden Rüstungen vorbeireiten. Die Einwohner von Minas Tirith warfen ihnen Blumen zu und sprachen aufmunternde Worte. An der Spitze der Soldaten ritt Faramir, den Blick starr geradeaus in die Ferne gerichtet. Aylin kämpfte erneut mit den Tränen.

„Von denen wird keiner lebend zurückkehren", sagte ein alter Mann kopfschüttelnd. Aylin rannte wieder zurück in die Häuser der Heilung. Ioreth schickte sie in den Garten, um Kräuter zu holen. Als Aylin in den Garten ging, sah sie in der Ferne die schreckliche Schlacht vor Osgiliath.

Der Himmel war fast schwarz von Pfeilen, die auf Faramirs Soldaten geschossen wurden. Einer nach dem Anderen sank vom Pferd. Aylin blieb wie erstarrt stehen. Dann sah sie, wie ein einzelnes Pferd ohne Reiter nach Minas Tirith zurücktrottete. Es schleifte irgendetwas hinter sich her. Aylin ließ die Kräuter fallen und raste die Straße zum Tor hinunter. Neben ihr tauchte plötzlich der kleine Halbling auf, der gestern bei Gandalf auf dem Pferd gesessen hatte. Die Torwachen öffneten das rießige Stadttor. Das Pferd kam hereingetrottet. Es schleifte einen Soldaten in Rüstung hinter sich her, dessen Fuß sich im Steigbügel verfangen hatte. Zwei schwarzgefiederte Pfeile steckten in seiner Brust.

„Es ist Faramir!", rief der eine Soldat von der Torwache. Entsetzt liefen die Leute zusammen, während die Soldaten sich um Faramir bemühten. Aylin kämpfte mit einer Ohnmacht.

„Er ist tot", hörte sie plötzlich Jemanden sagen. Da drängte sich der kleine Halbling an den Leuten vorbei und kniete bei Faramir nieder.

„Nein, er ist nicht tot!", rief er bebend.

Doch Niemand hörte auf den Halbling. Soldaten packten Faramir auf eine Bahre und trugen ihn hinauf zum Palast. Aylin und der Halbling liefen hinterher.

„Warum hören die nicht auf mich?", klagte der kleine Mann. Aylin tat der Halbling leid.

„Wer bist du?", fragte sie freundlich.

„Ich bin Peregrin Tuk, Paladins Sohn, genannt Pippin", erklärte der Kleine stolz.

„Komm, Pippin, wir müssen Faramir helfen", sagte Aylin und lief zusammen mit den Soldaten hinauf zur Feste.

Doch während Pippin oben von der Turmwache hineingelassen wurde, verwehrte man Aylin den Zutritt.

„Geht zurück in die Häuser der Heilung, Frau!", bellte Einer der Posten grimmig. „Der Truchseß hat soeben seinen zweiten Sohn verloren. Er will in Ruhe trauern".

„Das ist nicht wahr – Faramir lebt!", rief Aylin bebend. „Laßt mich durch – er muß versorgt werden".

Doch die Posten ließen sie nicht.

„Wir haben Anweisung von Denethor persönlich, Niemanden durchzulassen".

Aylin starrte die Beiden wütend an und wollte eine saftige Antwort geben. Aber in diesem Moment gab es eine heftige Erschütterung unten in der Stadt.

„Mordor greift die Weiße Stadt an!"

Aylin rannte zurück in die Häuser der Heilung. Vom Garten aus konnte sie sehen, wie die Stadt umlagert wurde. Unzählige Orks und ihre Verbündeten waren versammelt. Sie hatten entsetzliche Waffen dabei. Aylin konnte rießige Steinschleudern sehen, die von garstigen Höhlentrollen bedient wurden. Ein Wurfgeschoß nach dem anderen zerschmetterte die unterste Stadtmauer. Sie sah den weißen Reiter durch die Gassen sprengen und wie er die Soldaten zur Ordnung rief. Was war mit Denethor? Warum versteckte er sich?

Doch Aylin hatte keine Zeit, sich Gedanken um Denethor und Faramir zu machen. Ununterbrochen wurden jetzt Verletzte in die Häuser der Heilung gebracht. Ioreth hatte alle Frauen von Minas Tirith, die etwas von Heilkunst verstanden, in die Häuser der Heilung gelotst. Aylin wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Inzwischen hatte sie mitbekommen, dass Rohans Truppen Gondor zur Hilfe gekommen waren. Unten, auf den Pelennor-Felder, tobte eine erbitterte Schlacht.

Plötzlich kam Pippin zu Aylin hereingestürmt. Er hatte Brandwunden im Gesicht und an den Händen.

„Wir bringen Faramir, Aylin – du musst dich sofort um ihn kümmern!", bat der Hobbit.

„Du bist auch verletzt, Pippin", bemerkte Aylin erschrocken. „Ich will dir eine Salbe geben für die Brandwunden".

Doch der Hobbit schüttelte den Kopf.

„Ich muß zurück und kämpfen – die Orks erstürmen einen Festungsring nach dem anderen. Bald werden sie hier oben sein".

Er stürmte wieder hinaus. Einige Männer brachten Faramir auf einer Bahre herein. Aylin war entsetzt, als sie ihn sah. Sie war sich nicht sicher, ob er noch lebte. Sie legte die Hand auf seine Stirn und merkte, dass er hohes Fieber hatte. Außerdem steckten die Pfeilspitzen immer noch in den Wunden.

Aylin rannte zu Ioreth, doch die hatte keine Zeit, sich um Faramir zu kümmern. Sie steckte gerade mitten in einer Amputation. Aylin biß die Zähne zusammen, und beschloß, Faramir ohne Ioreths Hilfe zu versorgen. Viele Male hatte sie zugesehen, wie Ioreth mit der Zange Pfeilspitzen aus Wunden gezogen hatte. Jetzt musste sie alleine zurechtkommen. Schaudernd packte sie die Zange, die Ioreth nach jeder Operation mit einem speziellen Kräutersud desinfizierte. Sie zog vorsichtig Faramirs Kleidung herunter und begann dann, die Pfeilspitzen zu entfernen. Dannach legte sie ihm Verbände an und deckte ihn zu. Mehr konnte sie nicht tun. Erschöpft sank sie auf einem Stuhl.

„Das hast du sehr gut gemacht!", lobte sie Ioreth, die plötzlich hereingekommen war.

„Ich weiß nicht, ob Faramir überleben wird", seufzte Aylin bedrückt. „Seine Verletzungen sind zu schwer und waren zu lange unversorgt".

Die Schlacht war inzwischen vorüber und noch mehr Verwundete wurden gebracht. Viele Soldaten aus Rohan waren dabei. Aylin erschrak, als sie eine schöne, junge Frau in Rüstung unter den Verwundeten sah. Ein junger Mann mit langem, blonden Haar trug sie auf den Armen.

„Kümmert euch um sie! Es ist Éowyn, die Nichte des Königs", sagte er zu Aylin. Es gab eigentlich keinen Platz mehr in den Häusern der Heilung, und schon gar nicht für eine Frau. Kurzentschlossen ließ Aylin die Kriegerin in das Gemach, wo Faramir lag, bringen. Wie schön diese Éowyn doch war! Genau wie Faramir lag sie im Koma. Ihr Arm war gebrochen und sie war unter dem schwarzen Atem des Hexenkönigs geraten. Aylin konnte nichts anderes tun, als ihren Arm zu schienen und sie zuzudecken.