Morgan: Nein, keine Angst, ich bin der Betareaderin nicht mehr böse. ;-)
LaGwen: Ja, Faramir bzw. David Wenham – der hat was!
Dark: Es geht schon weiter...
7. Kapitel: Eifersucht
Ioreth kam mit einem schwarzhaarigen Mann herein, der Waldläuferkleidung trug.
„Der rechtmäßige König konnte in alten Zeiten Verwundete durch seine Hände heilen – daran zeigte sich seine Königswürde", sagte sie herausfordernd zu dem Fremden.
Aylin merkte sofort, dass dieser geheimnisvolle Fremde kein gewöhnlicher Waldläufer war. Seine Gesichtszüge waren von Wind und Wetter gegerbt, aber dennoch edel. Seine Haltung war königlich.
„Bringt mich zu Faramir und Éowyn!", sagte der Waldläufer gebieterisch. Ioreth und Aylin brachten ihn in das Gemacht, wo Faramir und Éowyn lagen. Aylin hatte eine Vorhang zwischen den Betten der Beiden anbringen lassen.
„Ich brauche einen Sud aus Athelas-Kräutern", befahl der Fremde. Ioreth zögerte zunächst, weil Athelas eigentlich kein gebräuchliches Heilmittel in Gondor war, doch sie vertraute dem Fremden und schickte Aylin schließlich los, um die Kräuter zuzubereiten.
„Bei den Valar – wer ist dieser Mann?", zischte Aylin Ioreth leise zu.
„Das ist Aragorn, Arathorns Sohn und soll Isildurs Erbe sein", erklärte Ioreth leise. „Er ist der wiedergekehrte König – so sagt man in der Stadt".
Aylin erschrak, als sie das hörte. Noch nie hatte sie einen so hohen Mann aus nächster Nähe gesehen. Sie beeilte sich mit dem Kräutersud.
Aragorn schickte alle aus dem Gemach, als er den Kräutersud bekommen hatte. Er wollte sich alleine um die Verwundeten kümmern.
„Er wird es schon richten", sagte Ioreth zuversichtlich. Aylin hatte zwar Respekt vor Aragorn, aber noch zweifelte sie an seinen Heilkünsten.
Es dauerte Stunden, bis Aragorn das Gemach verließ. Er war erschöpft, aber sah zufrieden aus.
„Faramir ist wieder bei Bewusstsein – und auch Éowyn befindet sich auf dem Wege der Besserung", verkündete er.
Sofort lief Aylin in das Krankenzimmer. Faramir lag wach auf seinem Lager und lächelte sie matt an.
„Kann ich Euch etwas bringen, Herr Faramir?", fragte Aylin bebend.
„Nein, ich möchte nur schlafen", murmelte Faramir leise und hatte die Augen schon wieder geschlossen.
Aylin atmete erleichtert auf, weil sein Gesicht wieder etwas Farbe angenommen hatte. Er schien tatsächlich auf dem Wege der Besserung zu sein. Sie huschte nach nebenan, wo Éowyn lag. Die hohe Dame aus Rohan saß bereits aufrecht im Bett und fragte, ob sie etwas zu essen haben könnte.
Die Arbeit hatte an Aylins Kräften gezehrt und so fiel sie in der folgenden Nacht in einem tiefen Schlaf der Erschöpfung. Obwohl ihre Kammer in der Nähe von dem Gemach lag, wo Faramir und Éowyn lagen, hörte sie nicht, wie Faramir nach ihr rief.
Dafür hörte Éowyn Faramirs Rufe. Sie hatte bereits gemerkt, dass sie nicht alleine im Zimmer lag. Sie stand auf und schlang sich eine Decke um ihr langes weißes Hemd, das sie im Bett trug. Dann schlug sie den Vorhang zur Seite und sah dort den jungen Heermeister liegen.
„Was fehlt Euch, Herr?", fragte sie hilfsbereit.
„Ich habe großen Durst", ächzte Faramir. Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen.
Schnell eilte Éowyn hinaus und holte einen Becher Wasser. Sie half Faramir beim Trinken, weil dieser sich noch nicht richtig im Bett aufsetzen konnte. Seufzend sank Faramir auf das Kissen zurück.
„Habt Dank für Euere Hilfe, Herrin", sagte er leise und betrachtete Éowyn bewundernd. „Ihr seid offensichtlich eine hohe Dame aus Rohan. Wie seid Ihr nach Gondor gelangt?"
„Das ist eine lange Geschichte", meinte Éowyn und lächelte zum ersten Mal seit Wochen wieder.
„Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir diese Geschichte erzählen würdet", erwiderte Faramir
und lächelte ebenfalls.
„Schlaft jetzt, mein Herr: morgen ist auch noch ein Tag", sagte Éowyn leise und deckte Faramir sachte zu.
Am nächsten Morgen suchte Miluth Aylin kurz in den Häusern der Heilung auf. Er trug eine Rüstung und machte ein sehr ernstes Gesicht.
„Was bedeutet das?", fragte Aylin ihren Verlobten erschrocken. „Ich dachte, das Heer des Feindes ist besiegt".
Miluth seufzte tief.
„Der Krieg ist noch nicht vorbei", erklärte er. „Der wiedergekehrte König Aragorn sammelt alle Soldaten Gondors und Rohan um sich, um zum Schwarzen Tor zu ziehen".
Aylin schlug entsetzt die Hände vor den Mund.
„So geht das Sterben also noch weiter", sagte sie tonlos.
Miluth schloß sie kurz in die Arme und gab ihr einen Kuß auf die Stirn.
„Ich liebe dich", flüsterte er.
Aylin erwiderte nichts. Sie wusste nicht, ob sie Miluth liebte. Eigentlich gehörte ihr Herz immer noch Faramir. Miluth sah Aylin erwartungsvoll an. Draußen ertönte ein Horn.
„Ich muß jetzt gehen", sagte er bedrückt.
Aylin sah ihm nach und Tränen liefen über ihr Gesicht. Miluth tat ihr so leid. Aber sie konnte ihm nicht ins Gesicht lügen.
5 Tage später:
Die junge Heilerin hatte kaum Zeit, sich intensiv um Faramir und Éowyn zu kümmern, da es so viele Verwundete in den Häusern der Heilung gab, die schlimmer dran waren.
Eines Morgens kam Aylin in das Gemach der Beiden und fand es leer vor. Es gab eine Tür in diesem Zimmer, die in die Gärten hinaus führte. Verwundert sah Aylin, dass die Tür offenstand. Dank der Heilkünste Aragorns hatten sich die beiden jungen Leute rascher als gewöhnlich von ihren Verletzungen erholt.
Neugierig blickte Aylin zur Tür hinaus und sah Faramir und Éowyn an der Mauer des Gartens stehen. Beide blickten nach Osten, wo sich der Himmel verdunkelt hatte. Der junge Truchseß hatte seinen Arm um die Rohirrim gelegt.
Aylin spürte Eifersucht in sich hochsteigen. Sie schluckte hart. Dieser Fremden aus dem Norden hatte Faramir also scheinbar sein Herz geschenkt. Sicherlich, sie war eine edle Dame, aber in Gondor gab es weitaus bessere und würdigere Partien für Faramir.
Empört ging sie wieder zurück in das Zimmer und schüttelte Faramirs Kissen auf. Das Lager von Éowyn rührte sie nicht an. Diese halbwilde Rohirrim hatte sich bestimmt dreist an Faramir herangemacht und ihn mit irgendwelchen halbseidenen Sprüchen betört. Tränen der Wut liefen über ihr Gesicht.
Ioreth betrat das Zimmer.
„Wo bleibst du, Aylin? Wir müssen ein Bein amputieren".
„Ja, ich komme schon", murmelte Aylin geistesabwesend.
„Ich bin froh, dass es Fürst Faramir und der Jungfrau aus Rohan wieder so gut geht", meinte Ioreth frohen Mutes. „Es stand ja so schlecht um die Beiden. Freust du dich nicht auch?"
„Den Beiden geht es überaus gut, denke ich", bemerkt Aylin bissig.
Ioreth sah sie erstaunt an.
„Du schwärmst also immer noch für Faramir. Wach endlich auf, dummes Mädchen! Dein Miluth liebt dich über alles – und du hast nur den Truchseß, der für dich unerreichbar bleiben wird, im Sinn!"
„Éowyn ist keine würdige Frau für ihn", stieß Aylin endlich hervor.
Ioreth lachte auf.
„Du bist eifersüchtig auf Éowyn von Rohan? Sie ist wohl unseres Truchsessen würdig: sie hat den Hexenkönig von Angmar besiegt. Allerdings hörte ich auch, dass sie gedenkt, dem künftigen König ihre Hand zu reichen".
Aylin atmete auf und strahlte plötzlich wieder über das ganze Gesicht.
„Das hört sich gut an".
Erst am Abend hatte Aylin wieder Zeit, das Gemach von Faramir und Éowyn aufzusuchen. Die Beiden waren schon wieder nicht im Zimmer. Die Neugier ließ Aylin einfach keine Ruhe. Sie betrat erneut heimlich die Gärten. Faramir und Éowyn standen wieder vorne an den Zinnen. Sie standen ganz dicht zusammen und der Wind vermischte seine roten und ihre blonden Haare. Dann sah Aylin das, was sie eigentlich nicht sehen sollte:
Faramir beugte sich zu Éowyn hinunter und küsste sie.
Aylin krallte sich entsetzt an die Tür. Sie begann zu zittern. Nein, sie gönnte Faramir diese Frau nicht! Warum musste es ausgerechnet diese wilde Kriegerin sein? Sie passte ihrer Meinung nach so gar nicht zu dem sanften Fürsten. Der Kuß schien Ewigkeiten zu dauern. Am liebsten wäre sie dazwischengefahren und hätte Éowyn weggerissen. Doch nun stand sie da und sah zu, wie Faramir diese Frau küsste, sanft und leidenschaftlich zugleich. Sie selbst sollte eigentlich diese Frau sein! Tränen der Wut und Eifersucht rannten über ihre Wangen und sie ballte ihre Fäuste. Plötzlich spürte sie, wie jemand sie von der Tür wegzog.
„Bist du verrückt geworden?", fragte Ioreth mit gedämpfter Stimme, als Aylin in das Gemach wieder hineinbefördert hatte. „Wie kannst du nur zusehen, während der Truchseß seine künftige Braut küsst!"
„Er wird sie nicht heiraten", behauptete Aylin kühn. „Sie passt nicht zu ihm. Er wird es schon noch merken. Sagtest du nicht, sie will König Aragorn heiraten?"
„Das war nur ein Gerücht, dass einige verwundete Rohirrim streuten", winkte Ioreth ab. „Wenn Faramir eine Frau so küsst wie Lady Éowyn, dann wird er sie auch zur Frau nehmen."„Darauf kannst du Gift nehmen", ergänzte sie barsch.
Aylin verließ schluchzend das Zimmer.
