Morgan: Mit Miluth wird noch einiges passieren. Abwarten... ;-)
Dark: Irgendwie hätte Aylin schon ein Happy End verdient, oder?
LaGwen: Éowyn ist ein Fall für sich. Am Anfang mochte ich sie auch nicht. In TTT konnte ich sie nicht leiden. In ROTK tat sie mir dann leid.
Leonel: Danke, dass du auch diese Story liest! Naja, so schlimm ist Éowyn auch wieder nicht. Immerhin macht sie „unseren"Faramir glücklich. ;-)
Letztes Kapitel: Aylin und Miluth
In diesem Moment ertönten in der ganzen Stadt Hörner und Trompeten.
„Der Sieg ist unser!", brüllten die Leute. „Sauron ist entgültig tot".
„Jetzt wird dein Miluth zurückkehren und dich auf andere Gedanken bringen", sagte Ioreth tröstend.
„Ich kann ihn nicht heiraten", erwiderte Aylin kopfschüttelnd. „Ich weiß jetzt, dass ich Faramir immer noch liebe und ewig lieben werde. So eine schlechte Ehefrau wie mich hat Miluth nicht verdient. Ich werde niemals heiraten. Gleich nach seiner Ankunft werde ich es ihm sagen".
„Dir ist nicht mehr zu helfen, Mädchen", sagte Ioreth empört und ließ sie stehen.
Der große Soldatentrupp, den Aragorn anführte, ritt im Triumphzug durch die Stadt. Doch sie hatten auch viele Verwundete dabei. Erneut füllten sich die Häuser der Heilung. Aylin stand auf der Straße und hielt Ausschau nach Miluth: sie wollte diese unangenehme Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch sie konnte ihn nirgendwo unter den Reitern entdecken. Ioreth ließ sie zurück in die Häuser der Heilung rufen.
„Ich brauche dich jetzt – wir haben viel Arbeit vor uns".
„Wo sind Faramir und diese Frau aus Rohan?", wollte Aylin wissen.
„Sie sind so gut wie gesund und haben die Häuser der Heilung verlassen", erklärte Ioreth.
„Das Zimmer, in welchem sie lagen, haben wir jetzt für die Sterbenden hergerichtet, für die es keine Rettung mehr gibt".
Aylin ging schaudernd in das Gemach hinein, in dem jetzt ein Geruch von Blut und Tod lag. Sie versuchte den dahinsiechenden Soldaten ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Dann setzte ihr Herz plötzlich einen Schlag aus: in einer Ecke des Zimmers lag Miluth.
Er war schlimm zugerichtet: ein Schwert hatte seinen Bauch durchbohrt. Ein dicker, durchbluteteter Verband war um seinen Oberkörper gewickelt. Entsetzt kniete Aylin neben ihm nieder und umklammerte seine Hand.
„Du darfst nicht sterben", stammelte sie entsetzt. Doch Miluth konnte sie nicht hören: er lag im Koma.
Erst jetzt merkte sie, dass ihr wirklich etwas an dem jungen Soldaten lag.
Ioreth packte sie sanft an den Schultern und zog sie weg von dem Sterbenden.
„Du kannst ihm nicht mehr helfen, Aylin. Es gibt andere, die wirklich dringender deiner Hilfe bedürfen".
„Nein, ich lasse ihn hier nicht so einfach sterben", rief Aylin empört. „Faramir war auch tödlich verwundet und hat überlebt – dank der heilenden Hände des Königs".
„Was hast du vor?", fragte Ioreth erstaunt.
„Ich will, dass der König Miluth heilt", sagte Aylin und lief davon.
Aylin rannte hinauf zur Zitadelle. Die Wachsoldaten wollten sie zunächst nicht durchlassen, aber Beregond erkannte sie schließlich.
„Nun geh schon weiter", meinte er großmütig.
Aylin bedankte sich hastig und rannte weiter durch den großen Hof mit dem vertrockneten weißen Baum. Das Tor zur Turmhalle stand weit offen. Sie lief einfach hinein und fiel Éomer, dem künftigen König von Rohan, fast in die Arme.
„Nicht so hastig, Mädchen", sagte er erstaunt.
Aylin blieb verlegen stehen. Alle standen sie da in der großen Halle:
Faramir, Éowyn, Aragorn, Gandalf, Éomer, Legolas, Gimli, Merry und Pippin. Sie fiel auf die Knie.
„Ihr müsst mir helfen, König Aragorn", stieß sie atemlos hervor.
Zwei Soldaten wollten sie packen und wegschaffen, doch Faramir gebot Einhalt.
„Halt, ich kenne das Mädchen. Sie heißt Aylin und ist eine der aufopferungsvollsten Heilerinnen Gondors".
„Steh bitte auf, Aylin", sagte Aragorn freundlich. „Noch bin ich kein König. Du brauchst mich deshalb nicht so zu nennen. Was ist dein Begehren?"
„Ich habe gesehen, wie Ihr Herrn Faramir und Frau Éowyn geheilt habt", sagte sie mit erstickter Stimme. „Sie war beide dem Tode nahe, aber Ihr habt ihnen trotzdem geholfen. Nun bitte ich Euch für meinen Verlobten Miluth, der tapfer für Gondor gekämpft hat und nun zum Sterben in die Häuser der Heilung gebracht wurde".
„Miluth!", stieß Faramir entsetzt hervor. „Er ist einer meiner besten Soldaten. Aragorn, wenn Ihr ihm helfen könntet, dann wäre ich Euch ebenfalls zu höchstem Dank verbunden".
„Ich will mich sofort um ihn kümmern", versprach der künftige König.
Zusammen mit Faramir begleitete er Aylin zurück in die Häuser der Heilung.
Aylin blieb atemlos in der Tür stehen, während Aragorn das Gemach betrat, wo Miluth lag. Der Gedanke, Miluth zu verlieren, schmerzte sie unerträglich. Faramir hatte aufmunternd seine Hand auf ihre Schulter gelegt, aber Aylin spürte es gar nicht. Ihre Augen waren angstvoll auf Aragorn gerichtet, der Miluth gerade seine Hand auflegte.
„Bringt mir einen Athelas-Sud!", befahl er Aylin.
Sie nickte hastig und eilte davon.
Als Aragorn von Aylin den Athelas-Sud erhalten hatte, schickte er alle zur Tür hinaus.
Ioreth nahme Aylin tröstend in die Arme.
„Ich glaube, ich gehe jetzt besser", sagte Faramir zu der alten Heilerin. Er lächelte Aylin noch einmal aufmunternd zu und verließ dann die Häuser der Heilung.
Eine Stunde später kam Aragorn schweißgebadet, aber mit zuversichtlichem Blick aus dem Gemach heraus.
„Er wird es schaffen", sagte er zu Aylin.
Das Mädchen fiel dem künftigen König vor Freude um den Hals. Doch dann schrak sie plötzlich zurück:
„Verzeiht, Herr Aragorn, ich weiß auch nicht ,was in mich gefahren ist".
„Ist schon in Ordnung", sagte Aragorn freundlich und verabschiedete sich von Aylin und Ioreth.
Aylin betrat jetzt das Krankenzimmer auf leisen Sohlen. Viele Tage und ebenso viele Nächte wachte sie an Miluths Lager, der so bleich und still in seinen Kissen lag. Längst hatte sie ihre wahren Gefühle für ihn entdeckt: sie liebte ihn nicht länger, weil sie Faramir nicht haben konnte. Nein, sie liebte ihn inzwischen um seiner selbst willen.
Ein Jahr später:
Viel Zeit war vergangen und längst war Aragorn König von Gondor: zusammen mit seiner wunderschönen Frau Arwen regierte er das große Königreich. Faramir war sein Statthalter und zugleich Fürst von Ithilien. Auch er war inzwischen verheiratet: mit Éowyn aus Rohan.
Aylin hatte Miluth nach seiner Genesung geheiratet und war nun guter Hoffnung. An diesem heißen Sommertag ging sie schwerfällig die steilen Straßen von Minas Tirith hinauf, um etwas Gemüse auf dem Markt zu besorgen. Das Häuschen, das sie mit Miluth bewohnte, lag leider ganz unten im ersten Stadtring. Keuchend blieb Aylin stehen und hielt ihren inzwischen recht großen Bauch: das Baby strampelte schon wieder. Bald würde es soweit sein: Ioreth hatte gesagt, es würde sich nur noch um Tage handeln. Doch plötzlich platzte Aylins Fruchtblase: erschrocken ging sie in die Knie. Augenblicklich setzten die ersten Wehen ein: schwach noch, aber von Minute zu Minute wurden sie später. Doch niemand nahm Notiz von Aylin: sie lehnte an der Mauer, unfähig sich zu bewegen. Sollte sie etwa ihr Kind hier auf der Straße kriegen? Plötzlich nahte eine Reiterschar.
„Macht Platz für den edlen Statthalter des Königs!", rief ein Herold mit lauter Stimme. Aylin bekam vor Schmerzen kaum mit, dass einer der Reiter vom Pferd stieg.
Zum ersten Mal seit langr Zeit stand ihr Faramir wieder gegenüber.
„Aylin, ich bringe dich in die Häuser der Heilung", hörte sie Faramir noch sagen, bevor sie eine wohltuende Ohnmacht umfing.
Die stärker werdenden Wehen ließen Aylin schnell wieder erwachen. Ehe sie sich versah, lag sie in einem Geburtsbett.
„Du musst jetzt pressen, Aylin!", befahl Ioreth streng.
Es ging alles ganz schnell: binnen einer Stunde war Aylins kleiner Sohn geboren. Der Kleine hatte ein kräftiges Stimmchen und man hörte ihn schon von weitem schreien. Überglücklich kam Miluth herbeigeeilt. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er erfuhr, dass er einen Sohn hatte.
„Wie sollen wir ihn denn nennen?", fragte Aylin erschöpft, aber glücklich.
„Faramir!", entschied Miluth schnell. „Schließlich hat er dich auf der Straße gefunden und hierhergebracht".
Aylin war sofort mit dieser Namenswahl einverstanden.
Einige Tage später kam sogar der Truchseß persönlich vorbei und sah sich nach Aylin um. Er hatte ein kleines Geschenk dabei.
„Das sind Babyschuhe, die meine Frau für den Kleinen genäht hat", erklärte er lächelnd. „Wie heißt eigentlich dein Sohn, Aylin?"
„Faramir", sagte sie leise und wurde etwas rot. „Mein Mann hat den Namen ausgesucht".
Der junge Truchseß war sehr angetan, als er das hörte.
„Ich denke, ich bin somit in die Pflicht genommen und werde mich auch um euer Kind kümmern, wenn du und Miluth das wünscht", sagte er schmunzelnd.
„Eine Frage, Herr Faramir", sagte Aylin verlegen. „Stimmt es eigentlich, was man sagt – Euere Gemahlin ist ebenfalls guter Hoffnung?"
Faramir nickte strahlend.
„Ja, in fünf Monaten werden wir auch mit Nachwuchs gesegnet sein".
Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten, dann musste Faramir wieder gehen.
Aylin sank erschöpft in die Kissen zurück. Abermals hatte sie erkannt, dass ihre Gefühle für Faramir sich vollkommen geändert hatten: sie würde den Truchseß immer als treuen Freund schätzen und als tapferen Mann bewundern. Aber ihr Herz gehörte Miluth. Und mit ihm wollte sie den Rest ihres Lebens verbringen.
ENDE
