Frodo! Ein Hobbit. Aufgewachsen im Auenland. Mit Büchern, mit Geschichten, mit den Abenteuern seines Onkels. Mit dem Wunsch nach Abenteuern, nach Reisen, nach der Welt außerhalb des Auenlandes, doch der noch größeren Liebe zur Heimat im Herzen. Nicht geboren, ein Held zu sein.

Ein Ring, Vermächtnis seines Onkels, wurde sein größtes Abenteuer, seine längste Reise, sein Verhängnis. Er führte ihn weg von der Heimat, Schritt für Schritt dem Verderben entgegen.

Eine beschwerliche Reise. Gefährten an seiner Seite, und doch alleine – alleine mit dem Ring der Macht, dem Feind schutzlos ausgesetzt. Trauer und Schmerz die Wegbegleiter, Verlust, Vertrauensbruch, Verrat die Erfahrungen. Versagende Kräfte, doch mit dem letzten Freund an seiner Seite das Werk vollbracht. Und am Ende ein Sieg ohne Erlösung, ein Triumph ohne Heilung, eine Rückkehr ohne Heimat.

Immer war sie da, die Frage: Kann ich es schaffen? Kann ich die Kraft aufbringen, diese Aufgabe zu bewältigen? Und immer öfter hieß die Antwort: Nein!

Doch er ging weiter, Schritt für Schritt, gegen die Angst, gegen den Schmerz, gegen die Verzweiflung, gegen die Hoffnungslosigkeit, immer weiter.

Er wußte, er kann nicht siegen, doch er ging weiter. Er wußte, er wird alles verlieren, doch er ging weiter. Er wußte, er findet nichts mehr so vor, wie es einst war, doch er ging weiter.

Den Glauben im Herzen, daß das Gute sich niemals dem Bösen unterwirft, das Wissen, daß viele Augen auf ihn blicken, viele Hoffnungen auf ihm liegen, die Verantwortung trieb ihn voran, dem bitteren Sieg entgegen.

Viel wird man reden über ihn, den Hobbit aus dem Auenland, und seine Tat. Und er wird schweigen. Vergessen wollen, was nicht vergessen werden kann, was seine gebrochene Seele belastet, bis die Flucht die letzte Rettung ist – weg von dem, was er gerettet und doch verloren hat.

Ein Held, weil er alles gegeben hat, was er war.

19. August 2004