Story: Such a Clever Masquerade
Kapitel 1: A Change in Weather
Autor: ky-lin feat. Chantal
Rating: P6
Datum: 01. Juli 2004
Danksagungen: Wir werden JKR danken, sobald sie das nächste Buch fertig hat.
Credits: Dass die Charaktere und Settings nicht uns gehören, müssen wir hier ja nicht erwähnen, wer käme schon auf die Idee, dass wir JKR sein könnten? Die Chefin (räusper) hat nur die engl. Version der Bücher gelesen und somit manchmal selbst Übersetzungen gebastelt oder das Original gelassen. Alle unbekannten Settings und Zeugs gehören uns. Manches ist verzerrt und ausgeschmückt und alle Charaktere wurden von uns persönlich fehlinterpretiert. Wir spielen hier nur und verdienen kein Geld.
Wünsche: Dass Sirius nicht tot ist. Außerdem sind wir auf Reviews und Liebesgeständnisse immer mental vorbereitet. Ebenso auf Geldgeschenke und neue Schuhe (Größe 39). Am liebsten sind uns aber eigene Ideen und Einmischungen! Es ist nicht so, dass wir uns nicht Gedanken über die Wünsche vorbeibummelnder Leser mache... manchmal fällt's auch auf!
xxx
Diagon Alley; Mitte August 1975
I. A Change in Weather
„Der Dachboden", sagte der Buchhändler mit einem Nicken. „Ja, ja. Am besten der Dachboden, Mr Black. Ist ein wenig schummrig dort, zugegeben. Aber Sie sind ja nicht allein."Er öffnete eine Tür, die eine düstere Treppe hinauf führte.
Sirius Black war nicht überrascht. Er hatte damit gerechnet, dass seine Arbeit bei Flourish & Blotts vor allem aus dem Herumrücken alter, staubiger Bücher bestehen würde, aber er konnte nicht wählerisch sein, schließlich brauchte er das Geld. Es war schwerer als gedacht, außerhalb seines finstren Elternhauses zurecht zu kommen und das obwohl die Potters ihn unterstützten wo es nur ging. Aber jetzt, als Sirius schon beinahe aufgegeben hatte, tauchte ein plötzlicher Lichtblick auf. Sein Onkel Alphard hatte ihm eine erstaunliche Summe an Gold vererbt, er brauchte nur noch abzuwarten, bis er auf das Geld zugreifen konnte und bis dahin musste er eben jobben. Es konnte ja nicht so schlimm sein, ein paar Ferienwochen auf einem zugestaubten Dachboden zu verbringen, dachte er, als er die letzte Treppenstufe erreichte und sich umsah. Es war ein muffliges Labyrinth aus Bergen von Enzyklopädien, die man ohne Zauberstab vermutlich nicht mal anheben konnte.
Es schien kein einziges Fenster zu geben – oder doch... Sirius schlängelte sich zwischen ein paar Büchertürmen hindurch, bis er einen angenehm frischen Luftzug auf dem Gesicht spürte, der von einem winzigen Fenster kam. Vor dem Fenster stand ein hoher, hässlicher Stuhl auf dem ein Mädchen saß und Erdbeeren aus einer kleinen Schale auf dem Fensterbrett aß. Das Mädchen hatte langes, rotbraunes Haar, das im schräg fallenden Sonnenlicht glitzerte, über ihre Schultern fiel trotz der Sommerwärme ein dicker, langer Schal, außerdem trug sie an jedem Ohr drei teuer aussehende Stecker. Sie musste sehr hübsch sein, wahrscheinlich jünger als er.
Sirius beschloss, auf sich aufmerksam zu machen und räusperte sich laut.
„Hey?!"Das Mädchen fuhr erschrocken herum und Sirius wäre über die Rauheit und Tiefe ihrer Stimme erschrocken gewesen, hätte er nicht im selben Augenblick gemerkt, dass sie ein Junge war.
„Sorry", sagte Sirius lächelnd. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Arbeitest du auch hier?"
Er starrte ihn an. Sein Gesicht war wenig mädchenhaft, er hatte hohe Wangenknochen und müde Augen, aber seine Nase hätte jedes Mädchen, das sich auch nur ein kleines Bisschen aus ihrem Gesicht machte, vor Neid erblassen lassen.
„Nein", kam die Antwort. „Aber wenn du wissen willst, wie ich heiße, frag ruhig."
„Wenn du nicht arbeitest, was machst du dann hier?", fragte Sirius.
Der verdächtig nach Mädchen aussehende Junge sah Sirius an, schaute dann auf die angebissene Erdbeere und dann wieder auf Sirius. „Was glaubst du?"
„Erdbeeren essen?"
„Falsch, nächster Versuch."
„Ach, richtig."Sirius griff nach der Schüssel und schob sich eine Erdbeere in den Mund. „Du hast ja gar keine Erdbeeren mehr."
Der Junge schaute Sirius wie gebannt beim Essen zu, bis keine Erdbeere mehr übrig war. „Und?"
„Und was?", fragte Sirius gereizt. War ja leicht, den Kerl rumzuschubsen. Es würde ein schöner Sommer werden, wenn er einen persönlichen Diener hatte. Weicheier waren ja so praktisch... und nervtötend. Wie Peter.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und Sirius schwante Schreckliches.
„Und, hast du die mit den Maden auch mitgegessen?", fragte der Junge schließlich.
Angewidert spuckte Sirius in die leere Schüssel. Okay, als Hund hatte er schon ekligere Sachen im Mund gehabt. „Hast du das mit Absicht getan?"
Mit einem unschuldigen Lächeln hob der Junge die Schultern an.
„Naja... die Idee war nicht schlecht", gab Sirius zu. „Aber das kriegst du irgendwann zurück."
„Gut, dass ich hier nicht arbeite", meinte der Junge und schaute wieder verträumt zum Fenster hinaus.
Eigentlich hätte jetzt einer den anderen nach dem Namen fragen müssen, aber aus einem unerfindlichen Grund waren beide zu stur.
„Was macht man eigentlich den ganzen Tag, wenn man hier arbeitet?", fragte Sirius nach einer kurzen Zeit des Schweigens.
„Woher soll ich das wissen, seh ich so aus als würd ich hier arbeiten?"
„Was würdest du denn sonst hier tun?"
„Mich verstecken."
„Klar", knurrte Sirius. „Und vor wem?"
„Vor meiner Mutter, vor dem dem die Erdbeeren gehört haben, vor dem dem der Schal gehört hat, vor dem dem die Schüssel gehört hat, vor meinen Geschwistern und vor den Ergebnissen meines MP-Tests."
In mindestens zwei dieser Punkte konnte sich Sirius mit ihm identifizieren, das waren das Versteckspiel mit der Mutter und das mit den Geschwistern. Wegen den Ergebnissen seines MP-Tests, dem Test zur Messung des Magischen Potentials, hatte er sich allerdings nie Sorgen gemacht.
„Außerdem", fügte der Junge hinzu, „bist du Mittäter was die Erdbeeren angeht. Und deine Fingerabdrücke sind auf der Schüssel. Ich kann dich jeder Zeit verklagen und dich bei deiner Mutter verpetzen."
„Erstens war es Mundraub und was meine Mutter angeht, könnte mir nichts weniger egal sein."
„Warum?"Er beugte sich neugierig vor.
Sirius zögerte. Sollte er ihm jetzt seine Lebensgeschichte erzählen? „Das geht dich nichts an."
„Los, los. Ich hab Zeit."
„Du erinnerst mich an irgendwen...", murmelte Sirius. „An irgendwen Furchtbaren..."
„An deine Mutter?"
„Wenn es so wäre, hätte ich dich schon längst aus dem Fenster geschmissen!"
„Hm... du bist nicht so gut auf deine Mutter zu sprechen, was?", bohrte der andere hartnäckig.
Sirius warf ihm einen düsteren Blick zu. „Könntest du endlich aufhören, über meine Mutter zu reden?"
„Warum?"
„Darum!"
„Warum?"
„Darum!"
„Warum?"
„Ommmmm...", erklang es plötzlich aus den staubigen Schatten.
Sirius und der andere Junge zuckten zusammen.
„Hey... Warst du das?", fragte der Junge den kopfschüttelnden Sirius mit gedämpfter Stimme. „Ja? Ich dachte schon, hier spuckt's!"
„Nein, ich war's nicht! Kannst du ein Kopfschütteln nicht von einem Nicken unterscheiden?"
„Heißt das, dass ich es war?"
„Nein, glaub ich nicht, das klang eher wie der Kreacher meiner Träume: mit abgedrehtem Genick!"
„Ist Kreacher deine Mutter?"
Sirius schnaufte schwer und versuchte die Kontrolle über sich zu behalten, obwohl er bereits erste Zuckungen in seiner Zauberstabhand bekam. Statt auf den nervigen, mädchenhaften Jungen loszugehen, ging er in die andere Richtung, auf das Geräusch zu, das aus einer besonders dunklen Bücherecke kam.
Er rechnete mit allem außer einem madenzerfressenen Erdbeerzombie. Deshalb erschrak er sehr, als hinter ihm der fremde Junge einen Aha-Effekt erlitt. Für den Jungen war das nicht so schlimm wie es sich anhört. Für Sirius schon.
xxx
Ein paar Kilometer von Flourish & Blotts enfernt, saß in einem düsteren Zimmer ein 13-jähriger Junge in einer teuren schwarzen Robe. Die warme Augustsonne wurde von überschweren Brokatvorhängen ausgesperrt und nur ein einzelner Lichtstrahl fand den Weg durch die breiten Vorhangfalten direkt auf ein halb-beschriebenes Stück Pergament.
In diesem Haus war es immer düster, egal ob die Vorhänge geöffnet waren oder nicht. Je mehr Sonne ins Haus schien, desto dunkler wurden die Schatten bis sie so schwarz waren wie die Stimmung im Haus in diesen Tagen.
Das Haus nannte man Grimmauld Place 12. Der Junge mit der Rabenfeder in der Hand hieß Regulus Black. Mit effektvoller, roter Tinte schrieb er in geraden, schlichten Buchstaben den letzten Satz: „Komm nie wieder zurück, Bruder, denn für uns hast Du nie existiert, Sirius Black.!"Er unterschrieb, dachte dann kurz nach und fügte hinzu: „PS: Und Deine Erbschaft gehört jetzt mir!"Ätsch, dachte er und rollte das Pergament zusammen. Endlich Einzelkind.
Wie gerufen landete seine Eule Jorniwet auf dem Fensterbrett und schlüpfte zwischen den Vorhängen hindurch ins Zimmer. Bei ihr war eine Schleiereule, die sich in diesem Haus nicht gerade wohl zu fühlen schien. Sie ließ einen Brief auf den Schreibtisch fallen und flog sofort wieder davon.
Regulus warf nur einen kurzen Blick auf den Brief. „Hogwarts", murmelte er. „Natürlich, es wird wieder Zeit."
Dann band er die Pergamentrolle an Jorniwet Bein und gab ihr einen Keks mit auf die Reise.
„Der Brief ist an den Verräter, der sich mein Bruder schimpft... Naja, du weißt wen ich meine."
Jorniwet schuhute leise und machte sich auf den Weg.
Mit einem Schritt stand er wieder an seinem Schreibtisch und nahm den Brief von Hogwarts. Während er ihn öffnete, verließ er sein Zimmer und ging hinunter in den Salon, wo er seine Mutter vermutete.
Vor der großen Tür zögerte Regulus allerdings und lauschte. Gerade war irgendetwas mit Schwung gegen die andere Seite der Tür geknallt. Seine Mutter schien ein wenig verstimmt zu sein.
Da er wusste, dass er nicht der Grund für ihre Verstimmung sein konnte (denn es gab immer einen viel besseren Grund), klopfte er furchtlos an die Tür um seiner Mutter damit zu signalisieren, dass er kurz davor war, einzutreten und sie nun bitte nichts mehr in Richtung Tür schleudern sollte.
Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille im Salon. Dann: „Was?"
Vorsichtig öffnete Regulus die Tür und trat ein. Ihm bot sich ein nicht ungewöhnliches Bild: Vor dem riesigen Wandteppich, der den weitverzweigten Stammbaum der Familie Black zeigte, stand Regulus' Mutter, ihren Zauberstab in der Hand. „Du kommst gerade rechtzeitig um Zeuge zu werden, wie ein weiteres schandhaftes Mitglied der reinblütigen Familie Black aus unserer Erinnerung gelöscht wird, Regulus, mein nun einziger Sohn", sagte Mrs Black und wandte sich wieder dem Stammbaum zu.
„Wer ist es diesmal, Mutter?", fragte er.
„Das weißt du doch genau, Junge! Wer hat uns den verraten, verlassen, unsere Bemühungen und unsere elterliche Zuneigung in den Wind geschlagen? Wer hat den Ruf der Familie in den Schmutz gezogen indem er sein reines Blut verleugnete, dass er uns zu verdanken hat?"
Ein selbstgefälliges Lächeln stahl sich auf Regulus' Gesicht. „Ach ja. Ich dachte es mir. Ich wollte nur seinen Namen nicht vor Ihnen aussprechen, Mutter."Er neigte respektvoll den Kopf.
Seine Mutter erhob den Zauberstab. „Diese Schande!"
Für einen kurzen Augenblick dachte Regulus, sie würde in Ohnmacht fallen, aber stattdessen schoss aus ihrem Zauberstab eine kleine rote Kugel, die einen bestimmten Punkt auf dem Wandteppich zum Glimmen brachte. Amüsiert betrachtete Regulus, wie sich der Name Sirius Black langsam selbst verzehrte.
„Gestorben ist er! Inexistent in meinen Augen. Unwürdig des Fleisches und des Blutes, das ich ihm schenkte. Sein reines Blut, dem er sich als unwürdig erwies, sollte vergossen werden! Nicht besser als ein Gossenkind. Eine gestorbene Kreatur..."
„Apropos gestorbene Kreatur", unterbrach sie Regulus. „Wissen Sie, wo sich der Hauself aufhält?"
Mit seiner Erwähnung trat besagter Hauself hinter einem Chintz-Sofa hervor und verneigte sich tief.
„Bist du deswegen hergekommen?", fragte Mrs Black.
„Nicht nur."Regulus faltete den Brief auseinander. „Der Brief von Hogwarts ist angekommen, mit einer Liste neuer Bücher. Wann werden wir wieder in die Winkelgasse gehen?"
„Du wirst nächsten Mittwoch deinen Vater begleiten, wenn er in Knockturn Alley zu tun hat."
„Ja, Mutter."Regulus wandte sich dem Hauselfen zu. „Steht das Essen bereit?"
„In der Küche, Master", antwortete der Hauself mit einer Verbeugung.
„Warum in der Küche? Hast du jemals jemanden von uns zum Essen in die Küche runtergehen sehen?"
„Nein, Master, niemals, Master! Kreacher wird Ihre Mahlzeit sofort in das Esszimmer bringen!"
Mrs Black, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte, lächelte zufrieden und legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter. „Man erkennt deine hervorragenden Manieren im Umgang mit deinen Untergebenen, Regulus."
Er lächelte stolz.
xxx
