A/N: Soooo hier ist es endlich, das 5. Kapitel! Achtung, es ist noch nicht Beta gelesen, ich werde es daher später noch mal ersetzen mit der korrigierten Fassung.
Viel Spaß!
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5. Kapitel
„Dieses Schwein!"
Harry zuckte zurück und seufzte dann.
Hermione warf ihrem Mann einen strafenden Blick zu und erwiderte scharf: „Ron, wir wissen doch gar nicht, ob Malfoy es wirklich war. Vielleicht…hat es ja gar nichts mit ihm zu tun."
Ron starrte sie ungläubig an. „Hermione, welche Beweise brauchst du noch?" Gerade wollte er zu einer Aufzählung ansetzen, doch diesmal unterbrach Harry ihn.
„Wir haben keine Beweise, sondern Vermutungen, Ron, aber ich befürchte, dass du Recht hast." Er schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Es deutet wirklich alles daraufhin, dass er zumindest etwas damit zu tun hat, 'Mione."
„So?" Hermione runzelte die Stirn und sah ihn auffordernd an.
„Na, zum Beispiel hat er ein Motiv", mischte Ron sich wieder ein, „Harry hat ihn abblitzen lassen und dafür will er sich jetzt rächen."
„Woher sollte er wissen, dass Humphrey Harry gehörte? Und woher wusste er, wo Harry wohnt?"
„Das kann man herausfinden", pflichtete Harry Ron bei, „ist nicht sonderlich schwer…"
„Eben, und außerdem stinkt diese ganze Aktion nach Malfoy zwanzig Meilen gegen den Wind."
Hermione überlegte eine Weile, dann schüttelte sie nachdenklich den Kopf. „Nein, das finde ich nicht. Es ist nicht Malfoys Art sich auf die Weise zu rächen. Ich hätte von ihm eher erwartet, dass er sich damit nicht zufrieden gibt und irgendwie versucht Harry umzustimmen, aber nicht dass er aus Wut seinen Kater ermordet."
Harry warf ihr einen Blick zu. „Wie kannst du wissen, was in Malfoy vorgeht? Oder auf welche Art und Weise er sich rächen würde?" Seine Stimme sprach deutlich dafür, dass er noch immer eher dazu tendierte, dass Draco Schuld an Humphreys Tod hatte, doch Hermione spürte, dass er unsicher und verwirrt war. Sie konnte es gut nachvollziehen, immerhin hatte Harry die letzten 33 Jahre ohne einen einzigen Feind verbracht, ohne in ständiger Furcht leben zu müssen von einem machtgierigen Schwarzmagier getötet zu werden und jetzt schien er zu befürchten, dass es wieder von vorne anfing, wenn auch in einem deutlich kleineren Rahmen.
„Ihr beide könntet das ebenso gut, schließlich sind wir 7 Jahre mit ihm zur Schule gegangen und haben danach noch weitere 4 Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Ich bin der Meinung, dass Draco Malfoy sich etwas geschmackvolleres einfallen lassen würde, wenn er sich wirklich würde rächen wollen. Was ich, wie gesagt, bezweifle", fügte sie noch hinzu.
Einen Moment herrschte Stille im Raum, dann sprang Harry auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Nur wenig später hörten Ron und Hermione, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel.
Hermione seufzte und ließ sich auf einen Stuhl am Küchentisch sinken. Sie war froh, dass Bess und Jo wieder abgereist waren und all das nicht mehr mitbekamen.
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Harry verspürte einen ihm vollkommen unbekannten Zorn auf Hermione. Wie konnte sie es geschmacklos nennen, wenn irgendein Irrer, dessen Namen immer wahrscheinlicher Draco Malfoy war, seinen Kater kaltblütig ermordete?Er hetzte die Straßen entlang, wollte nur noch in seine Wohnung und versuchen alles für zumindest eine Weile zu vergessen.
Dabei war es auch sein erster Gedanke, nachdem er imstande gewesen war Humphreys Tod logisch zu betrachten, gewesen, dass es Malfoy getan hatte. Wieso eigentlich? fragte er sich und verlangsamte seinen Schritt etwas.
Ron hatte schon Recht, es sprach so ziemlich alles gegen ihn und außer ihm fiel Harry niemand ein, der dazu einen Grund hätte und überhaupt zu so etwas fähig wäre. Andererseits hatte sich bereits vor vielen Jahren gezeigt, dass es schier unmöglich war das Verhalten Draco Malfoys vorherzusagen und dass dadurch oftmals falsche Schlüsse gezogen worden waren.
Harry seufzte und rieb sich die Stirn. Es brachte nichts, er kam keinen Schritt weiter.
„Harry!"
Er blieb stehen und drehte sich überrascht um. Eine Frau winkte lachend und kam rasch näher.
„Ginny!" Erfreut ging er Harry ihr entgegen und umarmte seine Freundin. „Wir haben uns ja länger nicht mehr gesehen, was machst du denn so?"
Ginny lächelte und erwiderte: „Nun, Hilary hält mich ganz schön auf Trab, seit sie das Baby bekommen hat und da sie ja nebenbei studiert, kümmere ich mich öfters um den Kleinen. Ich komme gerade von ihr und bin auf dem Weg nach Hause. Wollen wir nicht ein Stück zusammen gehen?"
„Gerne." Harry nickte und nebeneinander gingen sie die Straße weiter entlang. Harry merkte nicht, wie Ginny ihm einmal einen besorgten Blick zuwarf, ohne, dass er es verhindern konnte, waren seine Gedanken bereits wieder bei Draco Malfoy.
„Wollen wir durch den Park gehen?" fragte Ginny und zog ihn, ohne eine Antwort abzuwarten, mit sich durch das hohe, schmiedeiserne Tor in den St. James Park. Dort herrschte ein reges Treiben, viele Leute nutzten das endlich wieder bessere Wetter, um einen Spaziergang zu unternehmen.
Harry sah sich um, betrachtete die kleinen Kinder, die zusammen über eine Wiese rannten und ihre Mütter, die langsamer und sich angeregt unterhaltend auf den angelegten Wegen liefen. Ohne dass er es wollte oder genau wusste, warum, schlich sich ein bitteres Lächeln auf seine Gesichtszüge. Mit einem Mal war die Erinnerung an den Krieg wieder da, an die vielen Verbote, an die Aufforderung das Haus nicht unnötig zu verlassen und daran, dass man zu dieser Zeit eigentlich keinem wirklich hatte trauen können. Diese Muggel ahnten nichts davon, es war zu lange her.
„Ist es nicht absurd, dass diese Leute alle gar nicht wissen, was die Zauberer für sie getan haben? Dass diejenigen, die von uns wissen, uns sogar verachten?", fragte er leise und sah einem jungen Paar nach, dass glücklich und eng ineinander verschlungen an ihnen vorbeiging. „Dass sie nicht wissen, dass es damals eine Zeit gab, in denen ihre ganze Existenz bedroht war und dass die meisten das nicht einmal gemerkt haben?"
Ginny seufzte leise. „Daran sind die Zauberer schuld, schließlich haben sie alles Mögliche unternommen, um den Krieg vor den Muggeln zu verbergen. Und bei jenen, die es mitbekommen haben, wurde ein Gedächtniszauber angewandt…sie wollten ihnen diese Erinnerungen ersparen, Harry." Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. Es kam eigentlich nie vor, dass Harry über den vergangenen Krieg und die damit zusammenhängenden Ereignisse sprach, vielmehr war er meistens derjenige, der von diesem Thema geschickt ablenkte.
Als er nichts sagte, beschloss Ginny ihn selbst darauf anzusprechen. „Ron hat mir erzählt, dass Draco Malfoy wieder aufgetaucht ist?", sagte sie leise und mit einem fragenden Unterton. Bisher hatte sie nur die Version ihres Bruders gehört und ihr schwante, dass dieser nicht imstande war die Geschichte zu erzählen ohne seine eigene Meinung und Wertung einzubringen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er das alles etwas übertrieben dargestellt hatte und sie war neugierig, was nun wirklich passiert war.
Harry sah sie kurz an, wandte den Blick aber sofort wieder ab. Für einen Moment war er versucht sie anzufahren, ihr zu sagen, dass es sie nichts anging, dass das eine Sache zwischen ihm und Draco war und dass er es bereits fast bereute es Ron und Hermione erzählt zu haben, was bei dem Treffen passiert war.
„Ja", sagte er schließlich, als das Schweigen beklemmend wurde, „und seitdem…" Er brach ab.
„…ist nichts mehr, wie es vorher war?", führte Ginny seinen Satz zu Ende und lächelte verständnisvoll. Sie legte einen Arm um Harry und strich sich eine rote Locke aus dem Gesicht. Sie ahnte, wie ihr Freund sich fühlte; innerlich zerrissen zwischen dem, was er mit Malfoy erlebt hatte, und dem, was dieser ihm angetan hatte.
„Genau", bestätigte Harry ihr und bedachte sie mit einem liebvollen Blick. Das war eigentlich schon immer ein Zug an Ginny gewesen, den er besonders schätzte; sie begriff schnell und musste nicht erst auf die Tatsachen gestoßen werden wie Ron. „Einerseits weiß ich, dass er nicht gerade harmlos ist und dass es töricht von mir wäre mich erneut auf irgendetwas mit ihm einzulassen, doch andererseits...er scheint sich wirklich verändert zu haben, Gin, aber immerhin hat er uns schon einmal allesamt erfolgreich getäuscht, was seine Position angeht. Und doch bekomme ich ihn nicht mehr aus meinen Gedanken, seit er wieder da ist, ganz egal, was er tut. Ob er mich nun überraschend küsst oder Humphrey tötet, er…"
„Er hat WAS getan?", fragte Ginny und blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Gesicht wurde blass. „Oh, Harry…"
Harry drehte sich um und erwiderte schnell: „Oh, entschuldige, ich habe nicht daran gedacht, dass du das ja noch gar nicht weißt. Er…er hing heute Morgen vor dem Laden. Ich weiß nicht, ob er es war, aber es deutet alles darauf hin." Plötzlich war er wieder da, der Kloß in seinem Hals, und Harry war nicht länger fähig etwas zu sagen. Im nächsten Augenblick hatte Ginny bereits beide Arme um ihn gelegt und hielt ihn einfach fest. Sie sagte nichts und Harry drückte sie dankbar an sich.
Dann gingen sie schweigend weiter. Harry kickte abwesend einen Stein weg und erklärte: „Mein Verstand sagt mir, dass er es war, aber ich will es nicht glauben…ein Teil von mir hofft wohl noch immer, dass es irgendwann wieder so wie früher wird." Er lächelte traurig und sah sie an. „Das ist naiv und kindisch, ich weiß, aber manchmal…als ich mich gestern mit ihm getroffen habe, da war es fast wie früher und für ein paar Minuten wusste ich wieder, warum ich mich damals mit ihm eingelassen habe."
Ginny schüttelte sachte den Kopf. Das war das einzige, was sie nie verstanden hatte. Draco Malfoy hatte Harry vor allem in seinen letzten beiden Jahren wie Dreck behandelt, ihn verflucht, wann immer es ging, ihn beleidigt, ebenso sie selbst, Ron und Hermione. Die Nachricht, dass Harry und Malfoy zusammen waren, hatte bei so ziemlich allen Ordensmitgliedern Unverständnis hervorgerufen. Und soweit Ginny wusste, hatte Harry bisher niemanden erzählt, was seine Gründe gewesen waren.
„Ich weiß, dass ihr es damals nicht verstanden habt und dass ihr es auch heute noch nicht tut. Ich muss zugeben, am Anfang wusste ich selber nicht genau, was mich dazu brachte..." Harry lächelte leicht und erinnerte sich an jenen Abend, als Draco Erfolg gehabt hatte…
Flashback
Verwirrt und wütend auf sich selber stieg Harry die Treppe zum Astronomieturm hoch. Er wusste selber nicht, wieso er sich überhaupt hier oben befand, während im Versammlungsraum eine wichtige Besprechung stattfand, Snape war nach wochenlangem Verschwinden wieder aufgetaucht und hatte wohl einiges zu berichten, was Harry ziemlich interessierte. Immerhin saß Snape direkt an der Quelle, da er es nach einigen Schwierigkeiten geschafft hatte wieder in die Reihen der Deatheater aufgenommen zu werden.
Dazu kam, dass jener Brief, der ihn heute morgen erreicht hatte und ihn den ganzen Tag über zum Nachdenken angeregt hatte, von Draco Malfoy war und eigentlich legte Harry keinen großen Wert darauf ein längeres Gespräch mit ihm zu führen.
Zwar war er sich darüber im Klaren, dass Rons und seine eigenen Zweifel unbegründet gewesen waren und dass Draco Malfoy sich tatsächlich von Voldemort abgewendet hatte, doch trotzdem konnte er nicht vergessen, wer Malfoy war.
Er war derjenige, der ihn die ganzen Jahre in Hogwarts über beleidigt hatte, der ihn bei Snape angeschwärzt hatte, wann er nur konnte, der dafür sorgte, dass Harry hatte nachsitzen müssen, wobei Harry immer noch nicht genau wusste, wie Malfoy das immer wieder geschafft hatte.
Harry fand seine Abneigung Malfoy gegenüber durchaus gerechtfertigt und zum wiederholten Male fragte er sich, warum er in diesem Moment die Tür nach draußen öffnete und auf die rundförmige Plattform des Turmes trat. Ein lauer Sommerwind strich über die Ländereien und ließ die grünen Blätter in den verschiedensten Bäumen rascheln, die Sternen standen hell und klar am Himmel und die Atmosphäre strahlte einen in letzter Zeit sehr selten gewordenen Frieden aus.
Harry sah sich nach Malfoy um und entdeckte ihn schließlich an der Ostseite des Turmes. Er stand an die Bürstung gelehnt und sah ihm entgegen.
Harry steckte die Hände in seine Hosentaschen und ging zu ihm. Als er neben ihm stand, drehte Malfoy sich um und blickte über den See. Harry wartete etwa eine halbe Minute, dann fragte er ungeduldig: „Was willst du von mir, Malfoy?"
Er antwortete nicht, sondern lächelte nur und Harry verdrehte genervt die Augen. Ein höhnisch grinsender Malfoy war ihm eindeutig lieber als ein verklärt lächelnder. Es sah ungewohnt aus und Harry fand, dass Malfoys Gesicht offenbar nicht für ein Lächeln gedacht war. Es sah unglaubwürdig aus, die kalten, grauen Augen nahmen den ganzen das, was ein Lächeln ausmachte; Wärme, Verständnis, Freude. Seine Gesichtszüge wirkten merkwürdig verzerrt und Harry war versucht ihm zu sagen, dass er bitte wieder normal gucken solle.
„Hör zu, wenn du nichts zu sagen hast, dann steh hier halt weiter herum und grins den See an, den stört es mit Sicherheit nicht. Aber ich kann mir sehr viel sinnvollere Dinge vorstellen, zum Beispiel…", er stockte und suchte nach irgendeiner Beschäftigung, die sinnvoller war als mit einem lächelnden Malfoy auf dem Astronomieturm zu stehen. Normalerweise wären ihm wohl Dutzende Dinge eingefallen und Harry wusste nicht, warum sein Kopf auf einmal wie leergefegt war.
„…zum Beispiel…"
Jetzt drehte Malfoy sich um und beobachtete ihn amüsiert. „Es scheint mir, als gäbe es doch keine sinnvolleren Dinge. Oder mache ich dich etwa sprachlos?"
Ein durchtriebenes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, was Harry erleichtert realisierte. Alles war besser als dieses verquere Lächeln.
„Tut mir ja leid, dich enttäuschen zu müssen, Malfoy, aber dieses Talent hast du noch nie besessen", gab er kühl zurück und musterte ihn unwillkürlich. Die etwa schulterlangen, silberblonden Haare bewegten sich leicht im Wind, vereinzelte Strähnen verirrten sich vor die nun wieder spöttischen, grauen Augen und zum ersten Mal, seit er Malfoy kannte, fielen Harry die weichen Gesichtszüge auf. Bisher waren sie in seinen Augen spitz, zu schmal und unansehnlich gewesen, doch nun erschienen sie ihm wohl geformt und durchaus hübsch.
„Aber anscheinend ein anderes", riss Malfoy ihn brutal aus seinen Gedanken, „oder warum sonst bleibt Harry Potter einer wichtigen Ordensversammlung fern, wo er seit seiner Aufnahme in denselbigen meines Wissens nach keine einzige verpasst hat."
„Weißt du, Malfoy, genau dasselbe habe ich mich eben auch gefragt", erwiderte Harry und drehte sich auf dem Absatz um. Er erwartete eine Bemerkung, irgendeinen schlauen Satz von Malfoy, der ihn zurückhalten würde, der ihm einen Grund für sein Kommen liefern würde.
Doch als er die Tür bereits erreicht hatte, hatte Malfoy noch nichts unternommen um ihn zurückzuhalten und verwirrt hielt Harry inne. Ihn beschlich das Gefühl, dass der Malfoy, der dort hinten stand, ein anderer war, als er kannte, einen, von dem man nicht mehr sagen konnte, was er tun würde und was nicht.
„Blödsinn", dachte Harry verärgert und öffnete die Tür. Kein Mensch änderte sich über Nacht und gestern war Malfoy noch genau derselbe wie in all den Jahren zuvor gewesen, warum sollte er sich verändert haben?
Harry schüttelte unwirsch den Kopf. Er hatte besseres zu tun als hier herumzustehen und sich über Malfoys Verhalten den Kopf zu zerbrechen oder sein Aussehen zu studieren und sich einzubilden, er wäre hübsch. Er sollte wirklich zu der Versammlung gehen und ihn hier oben stehen lassen. Wenn er nicht sagte, was er von ihm wollte, dann war das sein Problem, nicht Harrys.
Und doch…Malfoy würde ganz sicher nicht ohne Grund dieses Theater abhalten, er war niemand, der großartig Zeit verschwendete. Harry schloss kurz die Augen und drehte sich wieder um. Er musste sch eingestehen, dass er neugierig war auf das, was Malfoy wirklich von ihm wollte.
„Was willst du, Malfoy?", wiederholte er seine Frage und warf ihm einen finsteren Blick zu.
Malfoy stieß sich von der Brüstung ab und kam langsam auf ihn zu. „Ich will dich vergessen lassen, Potter", sagte er leise und blieb dicht vor ihm stehen, „nicht ohne Hintergedanken wählte ich ausgerechnet diesen Tag dafür." Ein überheblich wirkendes Grinsen erschien kurz auf seinem Gesicht, doch Harry schwieg. Einerseits aus Verblüffung, andererseits um zu erfahren, wie dieses Vergessen aussehen sollte.
„Ich wüsste nichts, was ich würde vergessen wollen, Malfoy", antwortete er schließlich nach einer Weile und im nächsten Moment wusste er, dass das nicht stimmte. Er wollte so vieles vergessen. Voldemort, den Orden, die Erinnerungen, die ihn quälten, die entstellten Körpern, die ihn nachts wieder heimsuchten, die Tatsache, dass die Welt sich im Krieg befand und dass er der einzige war, der diesem Krieg ein Ende setzen konnte. Dass seine beiden besten Freunde glaubten, jeden Schritt, den er machte, kontrollieren zu müssen, Entscheidungen treffen zu können, die allein ihn etwas angingen.
Ein kurzes Auflachen erfüllte die ruhige Abendluft und eine Eule, die bis jetzt entspannt auf einem Baumwipfel gesessen hatte, flatterte aufgeschreckt davon. Harry sah ihr nach, nicht ahnend, dass Malfoy der sehnsüchtige Ausdruck in seinen Augen nicht entging.
„Ich lege keinen Wert darauf, dass du hier den tragischen Helden mimst, den all das völlig kalt lässt und der Stärke vorheuchelt, die längst nicht mehr vorhanden ist." Malfoy kam noch einen Schritt näher. „Warum tust du dir das eigentlich an, Potter?" fragte er nachdenklich und ließ seinen Blick über den jungen Mann vor ihm gleiten. „Warum wirst du zu einer von Dumbledores Figuren und lässt dich von ihm so setzen, wie es ihm gerade in den Kram passt?"
Harry erstarrte. Sein Herz klopfte bereits um mehrer Takte schneller als normal und so sehr er sich auch bemühte, ihm wollte keine passende Antwort einfallen. Er hob den Blick und sah Malfoy stumm an. Dieser erwiderte den Blick ein paar Sekunden, dann wandte er sich ab und ging ein paar Schritte zurück.
„Du willst eine ganze Menge vergessen, Potter. Warum gestehst du dir das nicht ein? Oder ist es nur, weil ich dein Erzfeind bin, weil du gerade vor mir keine Schwäche zeigen willst? Weil du bisher nie Schwäche zeigen durftest? Oder weil…"
„Hör auf!"
Laut und deutlich verhallten diese beiden Wörter und Malfoy hielt inne. Er drehte sich wieder um und fixierte Harry abwartend. Ein triumphierendes Lächeln erhellte seine Züge, doch Harry ignorierte es, ebenso wie das Zittern seiner Hände, die er zu Fäusten geballt hatte.
„Du hast kein Recht so zu reden, Malfoy, und du weißt, dass du übertreibst. Mag sein, dass ich einiges nur zu gerne vergessen möchte, doch es liegt nicht in dir mir dabei behilflich zu sein. Ich habe mich mit meinem Leben abgefunden, es soll so sein. Und entschuldige, aber du wirkst nicht gerade wie jemand, der angeblich über meine gesamten Gefühle und Wünsche Bescheid weiß oder den das kümmert. Wenn das alles war, was du zu sagen hast, sehe ich keinen Grund länger zu bleiben."
Harry verfluchte sich im Stillen selbst dafür, dass es ihm nicht gelang seine Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen, sondern dass stattdessen ein unsicherer und zittriger Unterton wahrnehmbar war, der auch Malfoy auffiel und ihn erneut zum Grinsen brachte.
Einige Sekunden herrschte Stille und Harry wollte sich gerade abwenden und den Turm verlassen, als er erschrocken zurückprallte.
Weiche, kühle Lippen waren plötzlich auf die seinen gepresst und ein schlanker Körper hatte sich an ihn gedrängt. Für ein paar Sekunden setzte Harrys Denken vollkommen aus und alles, was blieb, war der Wunsch, dass ihn diese Lippen und dieser Körper nie wieder alleine ließen. Es war ihm völlig egal, zu wem sie gehörten oder woher sie plötzlich gekommen waren.
Zaghaft erwiderte er den Kuss und unwillkürlich schloss er dabei die Augen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass es nur Malfoy sein konnte, der diese Flut von unbekannten Gefühlen in ihm auslöste.
Doch genauso schnell wie sie gekommen waren, verschwanden die Lippen auch schon wieder und enttäuscht öffnete Harry die Augen wieder. Malfoy stand etwa zwei Schritte von ihm entfernt und fuhr sich gerade leicht mit der Zungenspitze über die Lippen, einen etwas überraschten Ausdruck im Gesicht.
„Wirklich nicht, Potter?"
Für einen Moment wusste Harry nicht, wovon Malfoy sprach, dann erinnerte er sich an seinen letzten Satz, bevor dieser ihm seiner Sinne beraubt hatte, und fahrig strich er kurz mit dem Handrücken über seine Lippen, wohl wissend, dass das wohl das genaue Gegenteil seiner Empfindung vermittelte und dass Malfoy das sehr gut wusste.
Harry zögerte kurz. Er ahnte, dass er es später bereuen würde, wenn er sein Verlangen über seine Vernunft siegen ließ, doch als Malfoy wieder einen Schritt auf ihn zukam und seine Lippen kurz auf Harrys presste, verdrängte Harry seine Zweifel und rasch legte er eine Hand um Malfoys Nacken, der sich soeben wieder zurückziehen wollte.
Zum dritten Mal trafen sich ihre Lippen und dieses Mal würde Harry zu verhindern wissen, dass dieser Kuss genauso schnell endete wie seine beiden Vorgänger…
Flashback Ende
„Du willst mir doch damit nicht sagen, dass du dich nur auf ihn eingelassen hast, weil er gut küssen konnte, oder?", fragte Ginny mit hochgezogener Augenbraue und musterte Harry.
Harry zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. Er ahnte, dass Ginny noch immer nicht verstand, was ihn dazu veranlasst hatte eine Beziehung mit Malfoy einzugehen, doch langsam beschlich ihn das Gefühl, dass er es selbst nicht ganz verstand. Aber das mehr damit zusammenhing als Küssen, dessen war er sich sicher. Vielleicht hatte auch seine gegenwärtige Situation ihren Teil dazu beigetragen, schließlich hatte Malfoy damals mit beinahe allen Gründen, warum Harry vergessen wollte, ins Schwarze getroffen.
„Eigentlich nicht, es gehörte noch eine ganze Menge mehr dazu."
Sein Tonfall signalisierte Ginny deutlich, dass er nicht länger darüber sprechen wollte und so beließ sie es dabei. Doch mittlerweile konnte sie Ron's Zweifel nur zu gut nachvollziehen, Malfoy war unberechenbar und Harry machte den Eindruck, als würde es Malfoy nicht sonderlich schwer haben ihn ebenso schnell zu überzeugen wie damals.
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tbc
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A/N: Jaaa soviel dazu, wie Harry und Draco zusammen kamen…glaubhaft? Nicht glaubhaft? Teilt es mir mit :D
Und diesmal werde ich versuchen schneller zu updaten (hatten wir das beim letzten Kapitel nicht auch? #guckt pfeifend in die Luft#), wenn nicht, bombardiert mich wie gesagt mit Mails :D
