Auch wenn „Peter Pan" hier in Deutschland nicht so populär zu sein scheint wie anderswo, konnte ich nicht widerstehen und habe im Oktober letzten Jahres eine Story geschrieben – und zwar in Anlehnung an die Figur des Captain Hook, der im aktuellen Kinofilm von Jason Isaacs gespielt wird. Ich hatte bis dahin nur Bilder von ihm gesehen und habe versucht, ihn in dieser Story so darzustellen, wie ich ihn mir vorstellen könnte.

Ach ja: Leider gehören mir weder Peter Pan noch Smee – und Captain Hook schon rein gar nicht! Die einzige Person, die Anrecht auf sie hat, ist J. M. Barrie. Aber alle anderen Charaktere, die sind meiner Phantasie entsprungen.

Viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 1

„Mädchen!!!"

Der Ruf eines Mannes gellte durch das ganze Haus. Mr. Sullivan, ein gutsituierter britischer Arzt aus London, musste lächeln, als er die schnellen Schritte seiner drei Töchter hörte, die nacheinander die Treppe hinuntergepoltert kamen. Seine Frau Elise trat vorwurfsvoll kopfschüttelnd neben ihn.

„Frank... du musst ihnen sagen, dass sie sich wie zivilisierte Mädchen der englischen Gesellschaft verhalten sollen! Sieh sie dir an..."

Sie deutete auf die Mädchen, die jetzt kichernd die letzten Stufen herunterkamen und nun vor ihnen stehen blieben. Ihr Vater strich der Jüngsten kurz durch die blonden Locken und schaute dann seine Frau entschuldigend an.

„Lass sie doch... sie sind doch noch jung!"

Elise schüttelte den Kopf.

„Jung, ja... aber nicht mehr so jung, dass sie nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben! Nicht wahr, Mädchen?"

Die Drei sahen sich unschlüssig an, während ihr Vater sie stolz lächelnd beobachtete. Seine drei Töchter waren sein ganzer Stolz: Samantha, die Jüngste, vor zwei Wochen gerade 15 Jahre alt geworden, mit einer Lockenmähne, die ständig so aussah, als hätte sie noch nie im Leben einen Kamm gesehen; Christin, 17 Jahre alt, trug ihre Haare fast genauso lang wie ihre jüngere Schwester, aber zumeist zu einem langen Zopf geflochten, auf dessen Länge sie maßlos stolz war; und schließlich Grace, die mit ihren 19 Jahren die Älteste der drei Schwestern war. Sie hatte als einzige der Drei ihre Haare kürzer schneiden lassen, aber dennoch ringelten sich ihre Locken bis über die Ohrläppchen, was auch sie sehr mädchenhaft und dennoch sehr weiblich wirken ließ. Alle drei schlugen nach ihrer Mutter, auch was deren schlanke Figur anging.

Jetzt räusperte sich Mister Sullivan.

„Kinder, eure Mutter und ich werden jetzt zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung gehen. Wir wissen nicht  genau, wie lange sie dauert. Also bitte: Benehmt euch, ihr wisst, dass wir euch vertrauen, deswegen haben wir Mrs. Fletcher heute auch frei gegeben. Ihr habt das Haus also ganz allein für euch und..."

Er bemerkte das Aufblitzen in den Augen von Grace, seiner Ältesten, und sofort hob er mahnend die Hand.

„Grace! Keine Party, keine stundenlangen Anrufe bei Richard und ich sperre dich bis zu deinem 21. Lebensjahr in den Wandschrank, wenn er hier auftaucht, obwohl wir nicht da sind! Ist das klar?"

Grace schlug sekundenlang die Augen nieder, blickte dann aber wieder ihren Vater an. Sie lächelte.

„Ich verspreche es dir, Vater!"

„Und ich vertraue dir!" entgegnete der ernst, fügte aber noch hinzu:

„Auch wenn er dein Freund ist, gibt es Grenzen, die du nicht ohne mein Einverständnis überschreiten wirst."

„Ja, Vater!"

Grace reckte sich zu ihm hoch und küsste ihn auf die Wange. Dabei flüsterte sie:

„Du bist doch sowieso der Beste!"

Elise schüttelte schmunzelnd den Kopf, während sie in ihre Handschuhe schlüpfte und sich dann von ihrem Mann in den Mantel helfen ließ. Sie sah ihn an.

„Wir Frauen haben wirklich leichtes Spiel mit dir, Frank!"

„Oh, auch ich kann mich durchaus gegenüber euch durchsetzen!" nickte der und zupfte Samantha kurz am Ohr.

„Nicht wahr, Kleines?"

„Nenn mich nicht immer Kleines!" begehrte seine Jüngste empört auf. Sie fuhr zurück und warf den Kopf in den Nacken, dass sich ihre Locken nur so bauschten.

„Ich bin immerhin schon 15 Jahre alt!"

Ihre Eltern lächelten sich an, dann nickte ihr Vater.

„Ja, ich weiß. Kommt, sagt mir Auf Wiedersehen! Bleibt nicht auf, bis wir zurück sind. Grace, du sorgst dafür, nicht wahr?"

Während ihre Geschwister ihre Eltern umarmten, nickte Grace, dann gehorchte auch sie. Ihr Vater öffnete die Tür und ergriff den Autoschlüssel.

„Also benehmt euch und macht keine Dummheiten! Wir verlassen uns auf euch! Nicht wahr, Elise?"

Ihre Mutter betrachtete noch einmal ihre drei Töchter, die jetzt nebeneinander standen. Dann  trat sie noch einmal rasch auf sie zu und umarmte sie gleichzeitig.

„Ihr Süßen... ich hab euch lieb!"

Die Drei schmiegten sich kurz an sie, dann ließ ihre Mutter sie los.

„Also – denkt dran: Seid artig und ärgert euch nicht wieder gegenseitig! Ihr seid schließlich Schwestern! Manchmal denke ich..."

„Mama...", unterbrach sie Grace mit einem leicht ungeduldigen Unterton, „ich glaube, ihr solltet gehen. Ihr seid spät dran! Und ich passe schon auf!"

„Meine vernünftige Große..."

Ihre Mutter lächelte, doch dann folgte sie ihrem Mann und zog die Haustür hinter sich ins Schloss. Christin schüttelte den Kopf und wiederholte mit klimpernden Wimpern:

„Ich passe schon auf! Meine Güte, Grace... du tust manchmal wirklich so, als wären wir noch Kleinkinder, die du hüten musst!"

Und noch ehe ihre Schwester antworten konnte, lief sie schon wieder hoch zu ihrem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Gleich darauf dröhnte Musik durch das Haus, so dass Grace aufstöhnte und sich unwillkürlich zu ihrer jüngsten Schwester umsah.

„Und? Samantha, was hast du heute noch vor? Hättest du nicht Lust, mit mir eine Partie Schach zu spielen?"

Die verzog das Gesicht.

„Ach, Schach... das ist so langweilig! Nein, ich habe doch letztens diesen Film über Peter Pan gesehen und auch das Buch gelesen und... oh, Grace, das ist so aufregend und so spannend, ich..."

Sie brach ab und machte einen Schritt auf die ältere Schwester zu. Aus großen blauen Augen sah sie sie an. Dann atmete sie tief durch und hauchte:

„Grace, ich... ich muss dir etwas erzählen!"

Die seufzte. Samantha war begeisterungsfähig wie kein anderer Mensch und hatte eine ganz eigene dramatische Art zu erzählen. Aber manchmal... Grace gab sich einen Ruck.

„Okay. Erzähl. Aber bitte, mach es kurz, ich möchte Richard noch anrufen."

Samantha zog eine Augenbraue hoch.

„Ach, ich dachte..."

Sie brach ab, als sie das Gesicht ihrer Schwester sah, dann packte sie sie einfach am Arm und zog sie hinter sich her ins Wohnzimmer und dort auf den kleinen Balkon zu. Dort erst ließ sie ihre Schwester los, schob die Gardinen zur Seite und öffnete die großen Flügelfenster. Grace blieb der Mund offen stehen.

„Bist du verrückt? Wir haben November und es ist eiskalt draußen!"

„Jaja!"

Samantha winkte ungeduldig ab und zog ihre Schwester wieder neben sich. Dann deutete sie auf einen ziemlich hellen Stern, der am Himmel prangte.

„Siehst du den da? Direkt hinter dem geht es nach Nimmerland!"

Aufgeregt blickte sie nun ihre Schwester an. Die seufzte, löste sich von ihr und verschloss dann wieder das Fenster. Erst dann sah Grace Samantha wieder an.

„Du und dein Peter Pan-Fimmel! Was soll das? Du kannst doch nicht ernsthaft daran glauben, Samantha! Du bist immerhin 15 Jahre alt und glaubst an so etwas!"

Samantha verdrehte die Augen.

„Aber ich war schon mal da! Nein, nein, warte..."

Grace hatte sich umgedreht und wollte das Zimmer verlassen, als Samantha sie überholte und sich ihr in den  Weg stellte.

„Wirklich, Grace! Nur ganz ganz kurz, aber ICH WAR DA... wirklich!!!"

Ausschweifende Phantasien hin oder her – aber das war nun wirklich zu viel! Grace holte tief Luft und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Samantha! Erzähl keinen Blödsinn! Wie um alles in der Welt solltest denn du es geschafft haben... ach, was mach ich hier eigentlich? Unterhalte mich mit dir über einen solchen Schwachsinn!"

Sie stieß die Luft durch die Nase aus und verließ das Zimmer. Samantha stampfte kurz mit dem Fuß auf. Am liebsten hätte sie vor Wut etwas an die Wand geworfen. Doch stattdessen rief sie ihrer Schwester ärgerlich hinterher:

„Ich war da! Ich war in Nimmerland! Ganz kurz nur, aber ich habe Glöckchen gesehen! Und dann war ich auch schon wieder hier!"

Doch nichts war mehr zu hören. Doch – das Klappen einer Tür, das verriet, dass auch Grace in ihrem Zimmer verschwunden war. Samantha pustete ärgerlich die Luft aus. Dann zog ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie trat auf das Telefon zu, hob vorsichtig den Hörer ab und lauschte atemlos. Natürlich: Ihre Schwester erkundigte sich gerade bei den Eltern ihres Freundes, ob Richard zu sprechen sei! Doch noch während die erklärten, dass er nicht zuhause sei, fauchte Grace:

„Bist du das, Samantha? Raus aus der Leitung oder..."

Mehr bekam die nicht mit. Sie hatte nur rasch den Hörer zurück auf die Gabel geworfen und eilte dann hoch ins Dachgeschoss, wo sie ihr kleines Zimmer hatte, in dem sie sich auf die breite Fensterbank zurückzog und zu ihrem Peter Pan-Buch griff.

Tbc...

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Ja, ich weiß, es ist noch nicht allzu viel passiert. Aber das kommt noch, versprochen!!

Und wenn ihr wissen möchtet, wie es weitergeht: Anrufen, anruf... ach nein, das war falsch!! Reviewen, bitte! Dann klappt's auch mit der Fortsetzung! *zwinker*

Nur noch als Info: Die Story ist bereits komplett fertig geschrieben! Also für den Nachschub ist bereits gesorgt!