Ich will mich gar nicht mit langen Vorreden aufhalten. Daher: Viel Spaß beim Weiterlesen!

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Kapitel 2

Es war eine knappe halbe Stunde später. Grace war nach der Erkenntnis, dass ihr Freund nicht zu Hause und somit auch nicht für sie zu sprechen war, grollend ins Bad verschwunden und hatte sich mit einer Tafel Schokolade im sündhaft teuren Schaumbad ihrer Mutter vertieft. Doch auch das ließ ihren Unmut nicht verrauchen. Außerdem nagte es noch an ihr, dass ihre kleine Schwester so fanatisch auf dieses Pan-Zeugs reagierte. Und nicht nur das! Sie behauptete allen Ernstes, sie wäre schon mal in diesem komischen Nimmerland gewesen. Fassungslos schüttelte Grace den Kopf. Dann stieg sie aus der Wanne, schlang sich ihren flauschigen Bademantel um den noch nassen Körper und stapfte barfuss hoch zum Zimmer von Samantha, wo sie stehen blieb und klopfte. Von drinnen ertönte ein abweisendes „Herein!" und so betrat Grace den Raum. Ihre Schwester sah flüchtig zu ihr hinüber, vertiefte sich aber sofort wieder in ihre Lektüre. Grace seufzte leise.

„Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschnauzt habe."

„Ach ja?"

Samantha schaute gar nicht erst hoch. Grace ging auf sie zu und setzte sich auf die gegenüberliegende Seite der Fensterbank.

„Ich kann doch nur nicht verstehen, wieso du mit deinen 15 Jahren an solche Geschichten glaubst, Schwesterherz."

„Aber sie sind wahr!" blitzte Samantha sie an. Grace seufzte erneut und wollte etwas sagen, als ihre Schwester wiederholte:

„Sie SIND wahr! Und ich war da! Ich hatte letztens auch das Buch gelesen. Ich saß hier auf der Fensterbank, las in dem Buch. Der Stern da, siehst du... der war auch da."

Sie deutete nach draußen und fuhr gleich fort:

„Und dann habe ich meine Leselampe aus gemacht, bin aufgestanden und habe mir mein neues Parfüm geholt."

„Dies „Sternenpuder"?" wollte Grace wissen, doch Samantha schüttelte empört den Kopf:

„Nein, es heißt „Sternenstaub". Ich hab mir also davon kurz ans Handgelenk gesprüht, hab das Fenster aufgemacht und mir gewünscht, fliegen zu können und ans Nimmerland gedacht."

Grace konnte nicht anders, sie musste laut lachen.

„Und dann? Dann bist du über die Themse geflogen, hast die Pan-Statue umkreist und bist dann irgendwann nach deinem ersten gerauchten Joint wieder auf deinem Fußboden wachgeworden! Samantha, du bist..."

Sie verschluckte das letzte Wort, als sie die zornblitzenden Augen ihrer Schwester bemerkte und sah, dass die ihre Fäuste geballt hatte und jetzt hervorstieß:

„Du bist gemein! Oh... so gemein! Es ist wahr, ich war im Nimmerland, aber nur ganz kurz, ich weiß nicht, wieso! Aber – ICH – WAR – DA!!!!"

Ihre Stimme war immer lauter geworden und jetzt glitzerten plötzlich Tränen in ihren Augen.

„Und wenn alle Erwachsenen so eklig sind wie du – dann will ich nie erwachsen werden!"

Sie sprang von der Fensterbank und lief auf ihr Bett zu, um sich dort raufzuwerfen und ihr Gesicht im Kissen zu vergraben. Ihre Schultern zuckten, und Grace erkannte, dass sie weinte. Mit einem tiefen Seufzer erhob sie sich und hockte sich zu ihr auf den Bettrand. Unbeholfen strich sie Samantha über den Rücken.

„Bitte... hör auf zu weinen, ich hab es wirklich nicht so gemeint. Ich... weißt du, vielleicht sollten wir es mal zusammen probieren, damit du..."

Sie brach ab. Sie hatte sagen wollen ‚damit du siehst, dass es Unsinn ist', unterließ es aber. Man musste aus Fehlern lernen, das predigte auch ihr Vater immer wieder. Also  gab sich Grace nun einen Ruck.

„Weißt du was? Ich glaube wirklich, du solltest es mir zeigen, wie es bei dir funktioniert hat. Was meinst du dazu, hm?"

Ruckartig fuhr Samantha hoch. Ihr Mund war leicht geöffnet und ungläubig sah sie ihre Schwester an.

„Meinst du... meinst du das im Ernst?"

Grace nickte und lächelte.

„Ja, das tue ich."

Mit einem erfreuten Aufschrei beugte sich Samantha vor und umhalste ihre Schwester, dann sprang sie vom Bett.

„Ich hol das Parfüm, mach du schon mal das Licht aus!"

„Warte..."

Lachend erhob sich Grace.

„Ich sage Christin noch Bescheid. Wer weiß, vielleicht will sie ja sogar mit!"

Samantha begann zu strahlen und Grace verließ das Zimmer. Doch als sie ihrer anderen Schwester davon erzählte, tippte die sich bloß an die Stirn.

„Spinnst du? Ich glaub doch nicht mehr an Märchen. Außerdem übe ich gerade an ein paar neuen Tanzschritten. Meine Freundinnen haben sie mir gezeigt und wir wollen sie am Wochenende in der Disco ausprobieren."

„Ach, Christin... komm, bitte!" drängte Grace. Sie seufzte und deutete zum Dachgeschoss hinauf.

„Wenn unsere Babyschwester merkt, dass sie sich vor uns beiden komplett zum Narren gemacht hat, wird ihre Spinnerei bestimmt endlich aufhören. Du kannst deine Schritte auch noch später üben!"

„Ich möchte sie aber jetzt üben!" beharrte Christin. Sie verdrehte die Augen.

„Das sind die Schritte zu diesem ganz aktuellen Tanz, diesem Fencerstep und..."

„Fechtschritt? Was soll das denn für ein komischer Tanz sein?" wunderte sich Grace, dann schüttelte sie den Kopf.

„Ich scheine hier echt die normalste von uns Schwestern zu sein. Komm schon mit, umso eher ist wenigstens eine von euch auch wieder normal!"

Mit den Worten packte sie die schmollende Christin am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her zu Samanthas Zimmer. Samantha sah ihnen aufgeregt entgegen.

„Und? Kommt sie mit?"

Bevor Christin etwas sagen konnte, nickte Grace.

„Ja. Aber lasst uns endlich anfangen. Je eher sind wir wieder zurück."

Sie ließ Christin los und schloss die Tür.

„Und? Was nun? Was sollen wir machen?"

Samantha deutete auf die Fensterbank.

„Wir setzen uns dorthin."

Das  Fenster hatte sie schon geöffnet. Ihre beiden Schwestern schauten sich vielsagend an, als Samantha sich nun zu ihnen hockte. Die Parfümflasche hielt sie in der Hand.

„Okay. Ihr müsst jetzt die Augen schließen und euch wünschen, fliegen zu können. Nach Nimmerland fliegen zu können. Und davor sprühe ich euch auch von dem Parfüm auf. Und dann.... tatatataaaaa... dann fliegen wir irgendwie hin, das ging das letzte Mal ganz schnell, kaum hatte ich die Augen wieder offen,  war ich schon da!"

Sie strahlte ihre Schwestern an. Christin holte tief Luft und blickte zu Grace hin.

„Und du sagst, ich wäre unnormal, ja?"

Sie machte Anstalten, von der Fensterbank zu hüpfen, als Grace sie mit beschwörendem Blick festhielt und ein wortloses „Bitte!!!" formte. Seufzend ließ sich Christin zurücksinken.

„Okay. Okay, also los. Aber ich will in einer Stunde zurücksein, da übertragen sie im Radio ein Konzert von Robbie Williams!"

Samantha pustete kurz die Luft aus.

„Der Typ sieht zwar nicht schlecht aus, aber dennoch versteh ich nicht, was du an dem so toll findest!"

„Du stehst eher auf Captain Hook, was?" lästerte Christin. Sie schüttelte wie schaudernd den Kopf, nahm ihrer Schwester das Parfüm-Fläschchen aus der Hand und öffnete es, um sich ein paar Tropfen davon auf das Handgelenk zu tupfen.

„Dieser alte Knacker!"

Sie reichte das Parfüm an Grace weiter. Auch sie benetzte ihre Haut mit ein paar Tropfen Sternenstaub und wollte es Samantha geben. Doch die funkelte Christin an.

„Sooo alt ist Captain Hook gar nicht!"

„Woher willst du das denn wissen, he? Älter als Pan ist er mit Sicherheit!" gab Christin zurück. Grace stöhnte auf.

„Ist doch egal, wie alt dieser Typ ist. Komm schon, Samantha, mach schon, mir wird kalt hier am offenen Fenster!"

Wieder reichte sie ihr die Parfümflasche. Ohne hinzusehen griff Samantha zu und dann ging alles ganz schnell. Die Flasche rutschte Grace weg, sie hatte nur noch den Deckel in der Hand, die Flasche drehte sich in der Luft, das Parfüm spritzte heraus und über die drei Mädchen, alle schrieen durcheinander, dann hüllte ein weißer, in sich drehender Nebelwirbel sie ein, riss ihnen den Boden unter den Füßen weg und begann sich noch schneller zu drehen. Und schneller und schneller und schneller und...

Tbc...

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Ich sollte an dieser Stelle noch erwähnen, dass die Story bereits komplett fertig  geschrieben ist! Demzufolge: Bitte reviewen – dann geht's auch weiter!