Disclaimer: Die drei Mädels gehören immer noch mir, Captain Hook und Smee gehören J. M. Barrie, und Geld verdien ich hiermit leider auch nicht!
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Jetzt stand Hook wieder auf und trat an den Tisch, goss sich ein Glas Wein ein und nahm einen Schluck. Fast beiläufig meinte er dann:
„Steh auf und setz dich. Möchtest du auch ein Glas Wein?"
Samantha gehorchte langsam. Dennoch musterte sie ihn argwöhnisch. Was sollte das jetzt? Auf seinen fragenden Blick hin schüttelte sie den Kopf.
„Mein Vater erlaubt mir noch nicht, Wein zu trinken."
„Ich habe dich auch nicht gefragt, ob es dir dein Vater erlaubt. Ich habe dich gefragt, ob du ein Glas Wein trinken möchtest."
Seine Stimme klang freundlich und er lächelte leicht, als er sie ansah. Samantha traute ihm jedoch nicht. Sie war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Daher schwieg sie einfach und starrte ihn nur an. Jetzt stellte Hook sein Glas auf den Tisch und fuhr langsam mit der Zeigefingerspitze am Rand des Glases entlang. Er atmete tief durch und schaute erst dann Samantha wieder an.
„Ich warte immer noch auf deine Antwort. Oder magst du keinen Wein?"
„Weiß ich nicht. Ich habe ja noch nie welchen getrunken."
Hook zögerte einen Moment, dann schob er ihr wortlos sein Glas hinüber. Doch Samantha lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, anstatt das Glas zu ergreifen. Auf Hooks fragenden Blick hin sah sie ihn mit demselben Blick an, den sie schon ein paar Mal bei Grace bemerkt hatte und der unglaublich blasiert und eisig wirken konnte.
„Glauben Sie ernsthaft, dass ich aus dem selben Glas trinke wie Sie? Meine Schwester hat mir erzählt, dass Sie aus dem Mund stinken wie ein..."
Das Aufblitzen in seinen Augen ließ Samantha innehalten. Doch dann umspielte wieder dieses unerklärliche Lächeln seine schmalen Lippen. Er zog das Glas wieder zu sich heran und nahm einen tiefen Schluck. Dann stand er auf und kam mit dem Glas in der Hand auf sie zu.
„Steh auf!"
„Warum?"
Ungerührt blieb Samantha sitzen. Doch im nächsten Moment blieb ihr die Luft weg, als Hook mit dem Haken in ihren Ausschnitt fuhr und ein kleines Loch hereinriss. Entgeistert blickte sie herunter. Zum Glück war der Riss nur kurz, aber dennoch schaute sie den Mann entsetzt an. Er zog einen Mundwinkel in die Höhe.
„Weil ich es sage!"
Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend erhob sich Samantha. Sie schluckte nervös. Hook nahm einen tiefen Schluck vom Wein und fuhr sich danach kurz mit der Zunge über die Lippen. Dann reichte er ihr das Glas. Samantha räusperte sich.
„Ich möchte Ihnen ersparen, dass ich mich hier auf Ihrem kostbaren Tisch übergebe und möchte daher lieber ablehnen, aus Ihrem Glas zu trinken. Ich hoffe inständig, dass Sie mir meine Ehrlichkeit nicht übel nehmen, Captain!"
Sie war stolz auf sich selbst, dass sie ohne ein Schwanken in der Stimme diese Worte rausgebracht hatte, ohne auch ihn aus den Augen zu lassen. Dennoch ärgerte es sie maßlos, dass sich in seinem Gesicht erneut dieses kleine arrogante und leicht amüsierte Lächeln zeigte.
„Wie könnte ich das bei solch einer... erfrischend naiven Ehrlichkeit!"
Er legte leicht den Arm mit dem Haken um ihre Schultern. Im ersten Moment versteifte sich Samantha, aber als sie merkte, dass er vermied, sie direkt mit dem Haken zu berühren, erwiderte sie vorsichtig sein Lächeln. Hooks Lächeln wurde breiter, er nahm einen tiefen Schluck des Weines, stellte das Glas abrupt zurück auf den Tisch und das nächste, woran sich Samantha noch erinnerte, war, dass sein Gesicht dichter kam, sich seine Hand auf ihren Hinterkopf legte und sich seine Lippen fest und weich zugleich auf ihre pressten, sie auseinander zwängten und sie gleichzeitig den Geschmack des schweren roten Weines und die Berührung seiner Zunge spürte, mit der er über ihre strich, bis er sich sicher sein konnte, dass sie den Wein heruntergeschluckt hatte. Ihre blauen Augen, die sie zuerst entsetzt aufgerissen hatte, hatten sich längst geschlossen. Doch jetzt gab Hook ihren Mund frei und trat zurück. Samantha keuchte atemlos auf und rang nach Luft. Das war ihr erster Kuss gewesen! Ihr erster Kuss! Und das erste Mal, dass sie Wein getrunken hatte – wenn auch gezwungenermaßen! Sie öffnete die Augen langsam wieder und schluckte. Immer noch spürte sie den Geschmack des Weines, den Geschmack des Mannes und das Gefühl, dass seine Zunge bei ihr ausgelöst hatte. Samantha war so durcheinander, dass sie kaum wusste, wie sie jetzt reagieren sollte. Sie wich dem Blick des Mannes aus und verschränkte schließlich die Arme vor der Brust.
„Hat dir der Wein geschmeckt? Möchtest du noch einen Schluck?"
Sofort schüttelte Samantha den Kopf. Sie hörte Hook leise lachen.
„Ich nehme an, das heißt, dass er dir nicht geschmeckt hat und du auch nicht mehr möchtest, hm?"
Jetzt hob sie den Kopf.
„Sie sind grässlich! Grässlich und abscheulich! Sie spielen mit den Menschen und nutzen sie aus! Ich hasse Sie!"
Mit den Worten wirbelte sie herum, riss die Tür auf und stürmte hinaus zurück aufs Deck. Sofort war auch Hook hoch. Er stürmte hinter ihr her, erwischte sie kurz vor ihrer Schwester und umklammerte ihre Taille, um so mit ihr auf die Reling zuzugehen und sie darüber zu heben. Samantha schrie gellend auf.
„Wenn Sie das tun, dann..."
Schon hatte er erneut losgelassen und sie fiel schreiend ins Wasser. Hook drehte sich seufzend um.
„Du da..."
Er winkte einen Piraten heran.
„Hol sie hoch!"
Er selbst lehnte sich leise seufzend an die Reling. Allerdings zuckte er kurz zusammen, als der Pirat neben ihm meinte:
„Capt'n, ich seh sie nirgends!"
„WAS?"
Hook fuhr herum und beugte sich ebenfalls über die Reling. Tatsächlich! Das Mädchen war nicht zu sehen. Er fluchte unterdrückt.
„Dann spring hinterher und such sie!"
„Ich?"
Der Pirat tippte sich auf die Brust.
„Aber ich kann nicht schwim..."
Weiter kam er nicht, da Hook ihn einfach gepackt und hinterher geworfen hatte. Als er prustend und um sich schlagend auftauchte, rief Hook:
„Und? Hast du sie gesehen?"
„Ich... urrghh..."
Der Mann versank erneut kurz, kam wieder hoch und brüllte:
„Nein, ich..."
Ein Schuss peitschte, Hook ließ seine qualmende Pistole sinken und deutete auf einen anderen Piraten.
„Du, los... such sie!"
Der starrte verdutzt auf die dahintreibende Leiche seines Freundes, sprang aber beim Blick in Hooks Gesicht freiwillig über die Reling. Doch auch er tauchte nach kürzester Zeit achselzuckend auf.
„Nichts zu sehen, Captain!"
„Verdammt!"
Hook fluchte und jetzt bemerkten auch Grace und Christin, dass da etwas nicht stimmen musste. Christin stürzte neben ihn an die Reling.
„Wo ist sie? Sie... Sie haben sie umgebracht!" schrie sie dann Hook an. Der holte kurz aus und verpasste ihr eine kurze Ohrfeige, die sie zurück auf die Planken warf.
„Halt den Mund!"
Er beugte sich wieder über die Reling.
„Und? Hast du sie?"
„Nein!"
Der Pirat sah sich ratlos um. Erneut fluchte Hook vor sich hin, dann öffnete er den Mund:
„Mädchen, verdammt noch mal... wo bist du? MÄD..."
Er brach ab und fuhr zu Grace herum, die sich an den Mast klammerte.
„Wie heißt deine Schwester?"
„Samantha... wo ist sie? Sie... sie kann schwimmen, sie... suchen Sie sie, bitte!" schluchzte die. Hook drehte sich wieder um und stützte sich auf die Reling.
„SAM, wo bist du? Sam, verdammt noch mal, wenn du nicht sofort..."
„Wenn Sie mich noch einmal Sam nennen, passiert was!"
Die Stimme kam von der anderen Seite des Schiffes und nicht nur Hook riss es nun herum. Gerade schwang sich Samantha über die gegenüberliegende Reling zurück an Bord des Schiffes und sprang zurück auf die Planken. Hook klappte der Unterkiefer herunter.
„Wie... wieso... wie hast du..."
Er brach ab, ärgerlich, dass seine Verwirrung so deutlich gewesen war. Diese kleine Hexe war wahrscheinlich unter dem Boot durchgetaucht und hatte sich an der anderen Seite an einem der zahlreich runterhängenden Seile einfach wieder hochgezogen! Mit ein paar raschen Schritten eilte er auf sie zu. Sie stand mit schwerem Atem vor ihm, dass sich ihre kleinen Brüste, die sich nun deutlich unter dem nassen Shirt abzeichneten, hoben und senkten. Hook zwang sich, das nicht weiter zur Kenntnis zu nehmen und sah ihr ins Gesicht. Obwohl ihr anzusehen war, dass sie erschöpft war, blitzten ihre blauen Augen ihn wieder zornig an.
„Ich mag es nicht, wenn man mich klein nennt! Und ich mag es erst recht nicht, wenn man meinen Namen verstüm..."
Samantha gab einen kleinen Schmerzenslaut von sich, als er ihr ins Gesicht schlug. Aber sie fiel nicht um. Sie schwankte nur kurz. Dann riss sie ihren Kopf wieder hoch und schaute ihm in die Augen. Und jetzt war es das erste Mal, dass ihr auffiel, wie hellblau seine Augen waren. Hellblau und von einem so eisigen Schimmer, dass Samantha jetzt wirklich eine Gänsehaut bekam. Hook packte sie am Ellenbogen.
„Los! Ab in meine Kajüte!"
Als er mit ihr an Grace und Christin vorbei ging, bemerkte er, wie Grace den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Doch der Blick, den er ihr zuwarf, sorgte dafür, dass sie den Mund rasch wieder zuklappte, um den gereizten Mann nicht noch mehr zu provozieren und ihre jüngste Schwester eventuell in noch größere Gefahr zu bringen.
Tbc...
