Disclaimer: Immer noch derselbe wie gewöhnlich, es hat sich nix geändert: Hook gehört immer noch J. M. Barrie, die drei Schwestern mir, Geld verdien ich keins hiermit... Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!!!!
KAPITEL 10
Es war spät in der Nacht, als Samantha wach wurde. Sie hatte Laute gehört, Schreie und war schließlich hoch geschreckt, als die Tür krachend aufflog. Mit zitternden Fingern drehte sie die schwach flackernde Öllampe wieder höher und richtete sich auf. Dann blieb ihr der Mund offen stehen und fassungslos starrte sie auf die Person, die mitten in der Kajüte gefesselt auf dem Boden lag.
„Peter... ähm..."
Peter Pan verzog das Gesicht.
„Wer bist du denn? Noch so ein Wendy-Verschnitt, der aus mir einen vernünftigen Jungen machen will?"
Samantha schnappte nach Luft. Jetzt kam Hook durch die Tür und lehnte sich an die Wand.
„Hier bring ich dir deinen Peter! Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist, ihn zu schnappen."
Peter knirschte vor Wut.
„Vom Baum geschossen hat er mich, einfach so!"
Entsetzt stöhnte Samantha auf, doch schon fuhr der Junge fort:
„Ich hätte ja auch wegfliegen können, aber ich dachte, dieser alte Mann kann eh nicht mehr richtig schießen. Er hat mir einfach diesen Ast unterm Hintern weggeschossen."
„Du... du bist also nicht verletzt?" wollte Samantha besorgt wissen, doch Peter schüttelte den Kopf.
„Natürlich nicht! Aber dieses einhändige Krokodilfutter hat's erwischt!", höhnte er dann, „ein Pfeil meiner Freunde, nicht wahr, Hookie? Viel Spaß noch damit!"
„Capt'n, was sollen wir mit ihm machen?" mischte sich Smee ein, der neben Hook in der Tür stand.
„Kielholen oder am Großmast aufhängen?"
„Frag Sam!"
Hook drehte sich um und verließ wortlos die Kajüte. Smee starrte ihm fassungslos hinterher, dann flog sein Blick zwischen dem gefesselten Peter und dem Mädchen auf dem Bett hin und her. Er gab sich einen Ruck.
„Was... was sollen wir jetzt mit ihm machen?"
Samantha, die selbst noch total verblüfft war, schüttelte unschlüssig den Kopf. Doch dann brachen die Worte nur so aus ihr heraus.
„Warum hast du uns nicht geholfen? Hattest du nicht davon gehört, dass Besuch nach Nimmerland gekommen ist? Hast du nicht gehört, dass wir Hilfe brauchten? Ich meine... meine Schwestern und ich... wir wussten doch gar nicht, was mit uns passiert ist und... und Wendy, der hast du damals doch auch geholfen! Und uns... wir mussten versuchen, uns selbst zu helfen und... warum bist du nicht gekommen, um uns zu helfen, Peter?"
Der gab einen unmutigen Laut von sich und rollte sich zur Seite.
„Helfen, helfen... das ist alles, wozu ich gut bin! Warum darf ich nicht einfach meinen Spaß haben und Kind sein? Dazu ist Nimmerland doch gut, man kann tun und machen, was immer man will! Und dann kommen solch dummen Mädchen wie ihr oder Wendy und ich soll euch dann helfen! Dumme Gänse!"
Samantha blieb die Sprache weg. Sie rang nach Luft.
„Aber Peter..."
„Aber Peter, aber Peter!" wiederholte der genervt.
„Das könnt ihr immer gut, aber bei allen anderen Sachen seid ihr Mädchen alle gleich! Dümmer als wir Männer, aber ihr tut immer so, als wärt ihr besser als wir!"
Samantha schluckte hart. Sie schwieg und senkte schließlich den Kopf. Dann hob sie ihn noch einmal langsam und schaute Peter an, der sich demonstrativ von ihr weggedreht hatte.
„Wärst du noch gekommen, um uns zu helfen?"
„Nein. Mit Mädchen will ich nichts mehr zu tun haben. Die machen nur Ärger!"
Erneut schluckte Samantha. Sie schaute zu Smee hinüber. Der verzog kurz das Gesicht.
„Miss? Was soll ich jetzt mit ihm machen?"
„Lassen Sie ihn frei...", murmelte Samantha. Smee beugte sich vor.
„Ich hab was an den Ohren, Miss, ich hab verstanden, dass ich ihn freilassen soll!"
„Ja. Das habe ich gesagt!" fügte Samantha leiser hinzu. Dann drehte sie sich um und igelte sich unter ihrer Bettdecke ein. Die Beiden sollten nicht bemerken, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Ihre ganze Verehrung für Peter Pan war zerstört, ihr Glauben an ihn ebenfalls. Er hatte weder gewusst, dass sie da waren und selbst wenn er das getan hätte, hätte er dennoch nicht die Absicht gehabt, ihnen zu helfen. Samantha schloss die Augen, als sie hörte, wie Smee den Gefangenen aus dem Zimmer zerrte. Die Tür ließ er offen, so dass sich Samantha noch einmal erstaunt aufrichtete. Doch dann begriff sie, warum er es getan hatte. Hook kam ins Zimmer und trat die Tür hinter sich ins Schloss. Mit schweren Schritten ging er auf den Sessel hinter dem Tisch zu und ließ sich darauf sinken. Samantha hörte ihn aufstöhnen und setzte sich nun gänzlich auf.
„Was ist los?"
Hook zuckte kurz zusammen. Er hatte gedacht, dass sie vielleicht schon wieder eingeschlafen war. Doch nun saß sie senkrecht im Bett und starrte zu ihm hinüber.
„Es ist nichts. Schlaf weiter."
Doch Samantha erinnerte sich plötzlich daran, was Peter gesagt hatte. Sie schluckte und erhob sich langsam.
„Er... er hat vorhin gesagt, Sie... Sie wären verletzt."
Zögernd ging sie auf den Mann zu. Hook sah sie an.
„Smee hat mir den Pfeil schon aus dem Arm gezogen und verbunden. Geh wieder ins Bett!"
Samanthas Augen weiteten sich. Jetzt sah sie auch das Loch in der Jacke und die Wunde am linken Oberarm.
„Hat er die Wunde auch desinfiziert?"
„Was?"
Hook sah sie irritiert an. Samantha trat um ihn herum.
„Ziehen Sie die Jacke aus!"
„Wozu? Was soll das?"
Sie hatte schon begonnen, ihm die Jacke von den Schultern zu zerren. Hook schüttelte ärgerlich den Kopf.
„Hör schon auf! Sam, ich sagte doch..."
Er brach ab, als der Schmerz durch seinen Arm fuhr, als sie ihm die Jacke gänzlich auszog und über den Sessel warf. Dann wollte sie wissen:
„Haben Sie ein Messer?"
„Was willst du denn damit?" forschte Hook, der sich bemühte, sich den Schmerz nicht zu sehr anmerken zu lassen. Samantha legte den Kopf schief.
„Hat Ihnen Ihre Mutter nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten? Also: Messer?"
„Da drüben!"
Mit einer Kopfbewegung deutete Hook zu einer kleinen Anrichte hinüber. Als Samantha hin ging, schaute er ihr hinterher und schüttelte dann kurz den Kopf. Sie war wirklich ein komisches Mädchen! Jetzt kam sie mit dem Messer wieder und ohne viel Aufhebens schnitt sie ihm den Hemdsärmel auf. Hook blieb der Mund offen stehen.
„Was machst du denn da? Das Hemd war noch gut!"
„Hätten Sie es gleich ausgezogen, hätte ich es nicht aufzuschneiden brauchen!" erklärte Samantha ungerührt. Hook schnappte nach Luft.
„Hättest du gesagt, dass ich es ausziehen soll, hätte ich es vielleicht sogar getan!"
„Ja, vielleicht! Aber wenn ich gesagt hätte, dass Sie es ausziehen sollen, hätten Sie nur wieder gefragt, wieso!" gab sie zurück. Hook klappte zwar den Mund auf, ihn aber auch gleich wieder zu. Dann seufzte er.
„Und was hast du jetzt vor? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich an der Wunde rumspielen lasse. Und schon gar nicht... warum tust du das eigentlich?"
Fragend sah er sie an. Samantha senkte den Kopf und murmelte etwas, das er jedoch nicht verstand. Daher wiederholte er:
„Warum tust du das?"
Jetzt hob sie den Blick und er sah ein paar Tränen in ihren Augen blinken. Sie schniefte einmal kurz auf.
„Weil ich es will, deshalb!"
Sie angelte nach der Rumflasche, die auf dem Tisch stand. Hook starrte sie groß an.
„Wehe, du wagst es, von meinem Rum zu trinken, ohne dass ich es dir erl..."
Er brach ab, als sie nun von der goldfarbenen Flüssigkeit über die Wunde goss, dann rang er mit schmerzverzerrtem Gesicht nach Luft und stieß keuchend hervor:
„Bist du verrückt gewor... geworden?"
Er verdrehte kurz die Augen und ließ den Kopf vornüber sinken, bevor er erneut nach Luft schnappte. Samantha biss sich auf die Unterlippe.
„Tut mir leid! Aber die Wunde musste desinfiziert werden. Ich hätte sie auch ausbrennen können. Es wäre sogar besser, wenn ich es noch machen würde."
Sie bemerkte seinen Blick und musste nun sogar etwas lächeln.
„Aber lassen Sie mich raten: Sie möchten nicht, dass ich in Ihrer Kajüte mit Feuer spiele, richtig?"
„Richtig!" brachte Hook hervor. Er rang immer noch nach Luft.
„Wie... wieso kennst du dich eigentlich so gut damit aus?"
„Ich lese viel!"
Samantha sah ihn dabei nicht an, hörte ihn aber entgeistert nach Luft schnappen und wandte jetzt grinsend den Kopf.
„War nur Spaß! Mein Vater ist Arzt!"
„Gib mir den Rum!" befahl Hook. Ungläubig schüttelte Samantha den Kopf.
„Sie haben ein Alkoholproblem, wissen Sie das?"
Hooks Augen blitzten sie zornig an, dann nahm er einen tiefen Schluck, stöhnte aber sofort wieder unterdrückt auf, als er dabei den Arm anheben musste. Samantha nahm ihm die Flasche wieder ab.
„Ich werde Ihnen die Wunde neu verbinden. Haben Sie irgendwo frische Tücher?"
Hook knurrte etwas Unverständliches, bevor er sie wieder ansah.
„Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Diese Wunde wird mich schon nicht umbringen!"
Samantha wollte etwas erwidern, unterließ es jedoch. Sie seufzte nur leise.
„Wissen Sie, ich habe es nur gut gemeint. Ich... ach, es ist ja auch egal."
Sie drehte sich um und ging zu ihrem Bett hinüber. Hook starrte ihr hinterher, dann stieß er die Luft aus.
„Was?"
Samantha drehte sich noch einmal um. Es war ihr anzusehen, dass sie etwas sagen wollte, aber wohl irgendwie nach den richtigen Worten suchte. Und schließlich meinte sie:
„Ich hatte solche Hoffnungen auf Peter gesetzt und jetzt hat er... er so garstig reagiert und..."
Sie brach ab und zog kurz die Schultern hoch.
„Ich dachte, er wäre... ganz anders."
Sekundenlang herrschte Stille im Zimmer, dann atmete Samantha tief durch.
„Gute Nacht."
Sie hob gerade die Bettdecke an, als Hooks Worte sie innehalten ließen.
„In der Kommode dort drüben."
Irritiert blickte Samantha zu ihm hinüber.
„Wie bitte?"
„Dort drin sind Tücher. Das heißt, wenn du... wenn du die Wunde noch verbinden willst."
Er sah sie nicht an bei den Worten. Samantha hielt den Atem an, bevor sich ein winziges Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte. Dann ging sie auf die Kommode zu und ergriff ein paar der sorgfältig zusammengelegten Tücher und trat auf Hook zu. Als sie das erste Tuch um seinen Oberarm geschlungen hatte, bat sie:
„Drücken Sie bitte mal fest mit dem Zeigefinger drauf! Dann kann ich besser den Knoten... oh..."
Sie brach ab, als Hook mit einem schiefen Grinsen den Haken hochhielt.
„Könnte schwierig werden!"
Samantha biss sich kurz auf die Unterlippe.
„Tut mir leid, ich hatte vergessen..."
„Schon okay. Vielleicht geht es ja auch so!"
Hook drückte den Haken gegen den Verband, rutschte aber doch weg und versuchte es mit einem Fluchen noch einmal. Samantha beobachtete ihn dabei. Sie seufzte.
„Ist nicht immer leicht mit dem Teil, nicht wahr?"
„Nein!" knirschte Hook, während er gerade wieder damit abrutschte.
„Ich wünschte, Sie hätten Ihre Hand wieder!" murmelte Samantha, während sie seine Bemühungen beobachtete. Sie hatte kaum ausgesprochen, als Hook einen Schmerzensschrei ausstieß und sich abrupt vorbeugte. Samantha fuhr entsetzt zurück.
„Was...."
Sie brach ab, während Hook vor Schmerzen laut stöhnte. Samantha sah, wie er mit der linken Hand das rechte Handgelenk umklammert hielt. Jetzt packte sie ihn am Arm.
„Was ist denn? Was ist pass..."
Sie brach ab, als sie sah, wie sich vor ihren Augen der Haken in Luft auflöste und sich stattdessen eine männliche Hand zu formen begann. Hook, der die Augen krampfhaft geschlossen hielt, schrie erneut dumpf auf und sank schließlich auf dem Sessel zusammen. Sein Kopf fiel gegen die Lehne und er sah kreidebleich aus. Samantha starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen und mit offenem Mund an. Jetzt öffnete Hook langsam die Augen. Er rang nach Luft und versuchte sich aufrechter hinzusetzen. Entgeistert starrte er auf seine rechte Hand. Dann keuchte er mit heiserer Stimme:
„Wie... wie hast du... wie hast du das gemacht?"
Samantha schüttelte nur den Kopf. Sie stammelte:
„Keine Ahnung, ich... ich weiß es nicht, ich..."
Sie starrte immer noch auf seine Hand, blickte Hook aber nun direkt an.
„Ehrlich, ich weiß es nicht!"
Langsam und wie in Zeitlupe hob Hook die Hand und betrachtete sie fassungslos. Dann bewegte er vorsichtig die Finger. Seine blauen Augen weiteten sich etwas. Als er nun die Hand drehte und bewegte, entrang sich seiner Kehle ein Aufstöhnen. Hastig wandte er den Kopf und blickte Samantha erstaunt an.
„Du... ich... ich kann sie bewegen, als ob... sieh dir das an!"
Er ballte die Hand zur Faust und hielt sie hoch. Samantha hielt die Luft an. Auf seinem Gesicht lag ein ungläubiges Lächeln, das ihn total veränderte. Wieder schaute er sie an.
„Das ist... das ist unglaublich, schau..."
Jetzt streckte er die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen ihre Wange. Samanthas Augen weiteten sich. Und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Dann zuckte Hooks Hand zurück und er räusperte sich.
„Es... es ist ungewohnt, wieder eine Hand zu haben... ehm... oder meinst du, sie ist morgen früh wieder verschwunden?"
Fragend schaute er Samantha wieder an. Die schluckte.
„Ich... ich weiß es wirklich nicht."
Jetzt erst bemerkte Hook, wie verwirrt auch sie war. Er holte tief Luft.
„Wir werden es in ein paar Stunden wissen. Und jetzt geh wieder ins Bett."
„Und... und Sie?"
„Was ist mit mir?"
Samantha zuckte kurz mit den Schultern.
„Wollen Sie nicht auch schlafen gehen?"
„Kümmer du dich nicht um..."
Er brach ab und zögerte einen Moment.
„Doch, werde ich auch."
Er erhob sich und trat auf die Tür zu. Doch bevor er seine Hand zur Klinke ausstreckte, wandte er kurz den Kopf.
„Sam?"
Sie schluckte.
„Ja?"
„Auch wenn ich dir dankbar bin... erwarte nicht zu viel von mir! Verstanden?"
„V... Verstanden..." würgte sie hervor. Dann verließ Hook wortlos die Kajüte. Samantha stieß die Luft aus, plumpste in seinen Sessel und lehnte sich mit einem tiefen Atemzug zurück. Sie saß eine ganze Zeit so. Bis sie sich hastig vorbeugte, die Flasche ergriff und einen tiefen Schluck nahm. Doch kaum hatte sie herunter geschluckt, japste sie nach Luft und bekam einen Hustenanfall, der sie schüttelte. Sie verzog das Gesicht und würgte einmal kurz. Dennoch setzte sie gleich darauf noch einmal die Flasche an den Mund und trank erneut. Das wiederholte sich noch zweimal. Schließlich erhob sich Samantha schwankend. Und während sie auf das Bett zuschwankte, nuschelte sie:
„Wie kaman nur so'n furchtbares Zeugs freiwillig trinken, buäähh..."
Sie blieb vor dem Bett stehen, atmete noch einmal tief durch, dann fiel sie einfach vornüber. Und Sekunden später hörte man nur noch ihr leises Schnarchen.
Tbc...
Ja, ich weiß, dies Kapitel ist ein bisschen länger als gewöhnlich. Aber ich wollte – weil Wochenende ist – ein bisschen mehr bieten als sonst! grins
Und??? Was sagt ihr??? Gefällt's??? Dann sag ich mal – ganz im Stil der neuen Media Markt-Werbung: „Reviewen – MARSCH, MARSCH!!!"
