Disclaimer: ist immer noch derselbe wie eh und je – und nun stürzt Euch schon auf's neue Kapitel, ich will Euch nicht länger davon abhalten!


Als Hook später in seiner Kajüte auf dem Bett lag und den Tag Revue passieren ließ, klopfte es an seiner Tür. Seufzend drehte er sich auf die Seite.

„Ja?"

Die Tür wurde geöffnet und Smee schob sich über die Schwelle. Hook setzte sich auf und lehnte sich an das Kopfende.

„Was gibt es, Smee?"

Der wiegte den Kopf.

„Capt'n... ich wollte nur sagen, dass die Sonne langsam untergeht. Wir... wir sollten anfangen, die Männer werden langsam ungeduldig."

Hook atmete tief durch.

„Smee, ich..."

Er schaute seinen Ersten Maat an. Der verzog das Gesicht.

„Ich weiß, Capt'n. Aber Ihre Männer sind wichtiger als die Mädchen. Auch wenn Sie es der Kleinen versprochen haben."

Jetzt verschränkte Hook mit einem ungläubigen Kopfschütteln die Arme vor der Brust.

„Sag mal, hast du deine Ohren überall, Smee?"

Der grinste nur verlegen.

„Ach wissen Sie, Capt'n, mein Vater pflegte immer zu sagen..."

„Eines Tages wird man dir die Ohren abschlagen!" beendete Hook den Satz. Smee runzelte die Stirn.

„Nein, nein... er pflegte zu sagen..."

Er bemerkte Hooks Blick und zuckte die Achseln.

„Ach, nicht weiter wichtig."

„Red schon!" forderte Hook ihn auf, während er sich vom Bett erhob. Smee holte tief Luft.

„Er sagte ‚Auch wenn du mit den Ohren hörst, darfst du sie nicht schließen, wenn dein Herz etwas sagt!' "

Hook hielt in der Bewegung inne, als er gerade in seine Stiefel fahren wollte.

„Was?"

„Ich warte draußen auf Sie!"

Smee grinste verlegen, dann eilte er hinaus. Hook schüttelte den Kopf. Smee und seine ganze Verwandtschaft war manchmal wirklich mehr als seltsam.

Als Hook wenige Augenblicke später auf das Deck trat, waren die Piraten vollzählig versammelt. Die verhängnisvolle Planke hatte man so festgenagelt, dass sie weit auf das Wasser hinausragte. Als Hook zu den Männern trat, kam Smee gerade mit zwei Piraten anmarschiert, die die fassungslose Grace zwischen sich festhielten und mit sich zerrten. Als sie Hook erblickte, schrie sie auf.

„Was soll das? Sie haben gesagt, dass Sie Christin frei lassen, wenn ich das tue, was Sie wollen!"

Hook schüttelte den Kopf.

„Nein! So habe ich das nie gesagt, und das weißt du auch! Ich habe dich gefragt, ob du dein Leben für ihres geben würdest – das ist alles. Und du hast dein Leben noch. Oder sollte ich mich da irren?"

Sein Blick musterte sie mitleidslos. Grace rang nach Luft.

„Sie... Sie erbärmlicher Mistkerl! Sie haben mich belogen und betrogen!"

„Nein. Du hast nur nicht richtig zugehört!" gab er zurück. Dann befahl er, man möge Christin losschneiden, aber ihre Handgelenke gefesselt lassen. Doch noch als das geschah, fiel ihm auf, dass eine Person fehlte. Natürlich! Hook seufzte tief.

„Wo ist die Kleine? Wo ist Sam?"

„Oh... ich dachte, dass Sie sie vielleicht selbst dazuholen wollen!"

Smee schob sich verlegen nach vorn. Hook sah ihn genervt an, dann nickte er und setzte sich in Bewegung zu Samanthas Kajüte. Er schloss die Tür auf und trat ein. Im ersten Moment stutzte er. Samantha lag eingekuschelt auf dem Bett. Sie schlief und hatte ein kleines Lächeln im Gesicht. Ihr Kissen hielt sie vor sich umklammert, obendrein hatte sie ein Bein darüber gelegt. Hook starrte sie nur an. Bis ihm selbst auffiel, dass sein Atem schneller ging. Hastig schüttelte er den Kopf und trat auf das Bett zu. Er beugte sich vor und rüttelte leicht ihren Arm.

„Sam! Sam, wach auf!"

Sie maunzte einmal kurz auf und rollte sich auf den Rücken. Dann seufzte sie tief und murmelte:

„Nur noch fünf Minuten... hab grad so schön geträumt..."

Sie brabbelte noch etwas hinterher, was Hook zuerst gar nicht verstand, weil sie so leise gesprochen hatte. Doch dann stellten sich seine Nackenhaare auf, als Samantha noch im Schlaf lächelte und nuschelte:

„Er hat mich geküsst... er hat mich... mmmhhh..."

Sie seufzte selig und streckte ihre Arme neben ihrem Kopf aus, wobei das Bettlaken, mit dem sie sich zugedeckt hatte, etwas tiefer rutschte. Obwohl sie in den Sachen schlief, die Hook ihr gegeben hatte, fühlte der sich, als hätte man ihn in Eiswasser und kochendes Wasser zugleich gesteckt. Zumindest von der Taille an abwärts! Er gab einen keuchenden Laut von sich, dann meinte er lauter:

„SAM! Sam, es ist Zeit!"

Jetzt fuhr sie hoch. Als sie ihn erblickte, lächelte sie sekundenlang, doch dann dämmerte ihr, warum er sie wohl geweckt hatte. Sie schluckte und senkte den Kopf, dann murmelte sie:

„Ich komme."

Sie erhob sich und ging an Hook vorbei ins Freie.

Gleich darauf blieben beide bei den Anderen stehen. Christin stand mit schreckensgeweiteten Augen auf der Planke, während zwei Piraten mit ihren Säbeln auf sie deuteten. Hook ging auf Smee zu und stellte sich neben ihn. Dann atmete er tief durch.

„Christin Sullivan! Du warst eine Gefahr für unser Schiff, du warst eine Gefahr für uns und du warst eine Gefahr für deine Schwestern! Du hast leichtfertig unser aller Leben aufs Spiel gesetzt und dafür musst du bestraft werden. Das tat ich, indem ich dir 20 Peitschenhiebe versetzen ließ. Doch zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass tatsächlich einer meiner Männer ums Leben gekommen ist und dass obendrein unser Schiff Schaden erlitten hat. Aus diesem Grund musste ich die Entscheidung treffen, die dich jetzt auf dieser Planke stehen lässt. Wirst du aus freien Stücken über die Planke gehen oder müssen wir dich dazu zwingen?"

Christin, die ihn die ganze Zeit aus großen Augen verzweifelt angestarrt hatte, schaute nun hastig zu ihren Schwestern hinüber.

„Grace... Samantha... was... was soll ich tun?"

Grace war nur am Schluchzen und zuckte hilflos die Schultern.

„Ich... ich weiß es nicht, Kleines! Ich... ich hatte versucht, dir zu helfen, aber... oh mein Gott... mein Gott..."

Sie brach jetzt zusammen und schluchzte weiter. Hook nickte Smee zu. Der erwiderte das Nicken und erklärte nun anstelle von Hook:

„Demzufolge ist dieses Mädchen nun aufgefordert, über die Planke zu laufen und an deren Ende stehen zu bleiben. Dort möge sie sich rücklings umdrehen und noch ein paar Worte sagen, wenn sie es wünscht. Wenn nicht, soll sie gleich zurücktreten und Nimmerland ‚Auf Wiedersehen' sagen! Das war's. Geh los, Mädchen!"

Christin zitterte am ganzen Leib. Ihr Blick ging von der auf Deck liegenden Grace, die nun den Kopf hob und sie um Verzeihung bittend ansah, zu Samantha hinüber. Grace schrie gellend auf:

„Bitte... kann ich nicht für sie..."

„Nein!" donnerte Smee und drohend fügte er hinzu:

„Und nun sei still und stör die Zeremonie nicht!"

Um Smees Drohung zu bekräftigen, hielt einer der Piraten sein Entermesser hoch und Grace presste sich angstvoll die Hand vor den Mund. Christin sah erneut zu Samantha hinüber. Die stand kerzengerade da und hatte den Kopf hoch aufgerichtet. Christin begann zu weinen.

„Samantha... ich... ich habe solche Angst! Bist du dir sicher, dass Peter Pan nicht doch kommen wird, um mir zu helfen?"

Ein Murren ging durch die Menge, als der Name fiel. Hook starrte Samantha an. Ihre Fingerknöchel waren weiß, so fest presste sie die Hände zu Fäusten, als sie nun erklärte:

„Er wird nicht kommen, Christin. Keiner wird uns helfen. Warum auch? Ihr wolltet ja nicht mal mit mir mitkommen. Ihr wart wie immer schlauer als ich. Ich bin ja nur die kleine dumme Samantha!"

Smee hatte sie schon nach den ersten Worten unterbrechen wollen, doch Hook griff nach seinem Arm und schüttelte unmerklich den Kopf. Er konnte den Blick nicht von Samantha abwenden, die nun weitersprach:

„Und doch war ich die Einzige von uns Dreien, die sich hier nicht hat unterkriegen lassen. Und wenn ich auf dieser Planke dort stehen würde... und schon allein vor Angst sterben würde..."

Sie begann vor lauter Aufregung zu zittern.

„Ich würde mir lieber die Zunge abbeißen, als um Gnade zu betteln oder Sachen zu machen, die mir zuwider sind. Frag ihn... frag ihn!" schrie sie nun und deutete auf Hook, dem natürlich sofort alle Köpfe zuflogen. Samantha ballte ihre Hände zu Fäusten:

„Sie haben mich weinen sehen, das ist richtig! Aber ich habe Sie nie... niemals um etwas gebeten oder gebettelt!"

„Und du würdest es auch jetzt nicht tun? Hmm?" forschte Hook. Samantha schüttelte langsam den Kopf. Hooks Gesicht versteinerte. Dann machte er eine hastige Handbewegung und Smee nickte.

„Das reicht! Schickt sie auf die Planke!"

Die beiden Piraten, die Christin mit den Säbeln bedroht hatten, traten nun dichter auf sie zu und gezwungenermaßen wich Christin nach hinten aus, bis ihre Füße an den Rand der Planke stießen. Mit einem Entsetzenslaut blieb sie stehen und starrte über die Schulter zurück. Knapp 10 m unter ihr glänzte das Wasser dunkelgrün. Christin wusste, dass sie gefesselt keine Chance haben würde. Sie schluckte und blinzelte, als ihr die Tränen den Blick trübten. Aber sie schwieg. Smee rief:

„Wenn du jetzt noch etwas sagen willst, tu es oder spring!"

Christin schloss die Augen.

Grace biss sich die Unterlippe blutig.

Samantha rang nach Luft. Sie sah Christin an und würgte ein lautloses „Ich liebe dich!" hervor, bevor ihr die Tränen aus den Augen stürzten.

Smee drehte seine Mütze in den Händen und würgte sie. Er schniefte einmal kurz auf und schaute dann zu Hook hoch, der neben ihm stand. Und genau in dem Moment bemerkte Smee, dass sein Captain, der diese kleine Sam nicht aus den Augen ließ, wortlos formte „Und ich liebe dich!", dann atmete er tief durch und Smee hörte ihn leise sagen:

„Ich wünschte, ihr drei Schwestern wärt wieder zu Hause!"

Und im nächsten Moment sprang Christin!

Tbc...