Will mir denn keiner mehr reviewen? Vielleicht nach dem nächsten Kapitel wieder...
9. Der Überfall
Wie ein Lauffeuer hatte sich in Minas Tirith herumgesprochen, dass eine elbische Hochzeitsgesellschaft mit wertvollen Geschenken auf dem Wege in die Hauptstadt Gondors war. Auch im untersten Befestigungsring, wo die ärmeren Leute wohnten, erzählte man sich von den Elbenschätzen, die Denethor für seine Gastfreundschaft bekommen sollte.
Zwei finster aussehende Männer, die seit kurzem in Minas Tirith weilten, steckten die Köpfe zusammen.
„Wir könnten diese Schätze besser gebrauchen als der alte Denethor", meinte Umrod, der Eine, abfällig. „Du kennst doch in Anorien ein paar Leute, die uns unterstützen würden, Ashgar, oder?"
Der mit Ashgar angesprochene nickte:
„Die Bande in Anorien schuldet mir noch einen Gefallen: los, laß uns hinreiten!"
Währenddessen bat Faramir seinen Vater um Erlaubnis, der Hochzeitsgesellschaft entgegenreiten zu dürfen.
Denethor sah ihn finster an:
„Hast du hier gar nichts zu tun? Dann kannst du auch nach Ithilien reiten und dort die Gegend nach Orks durchkämmen".
„Ich habe gehört, dass die Hochzeitsgesellschaft wertvolle Geschenke bei sich hat", fuhr Faramir ruhig fort. „Wäre es nicht besser, wenn diese Geschenke durch Soldaten Gondors beschützt werden?"
„Du hast wohl ausnahmsweise mal recht, Sohn", murmelte Denethor nachdenklich. „Gut, dann reite mit 50 Männern den Elben entgegen".
Einige Tage vergingen. Inzwischen hatte die Hochzeitsgesellschaft Rohan durchquert und erreichte jetzt Anorien, das bereits zu Gondor gehörte. Niniel saß zusammen mit Arwen und anderen einigen Elbenmädchen auf einem Wagen, der von zwei weißen Pferden gezogen wurde.
Die Männer ritten alle. An der Spitze befanden sich Elrond und König Thranduil vom Düsterwald. Dahinter folgten Legolas, Aragorn, Elrohir und Elladan. Auch Glorfindel und Erestor waren dabei. Zehn elbische Krieger beschützten die Reisenden.
Ashgar und Umrod hatten etwa fünfzig bewaffnete Männer um sich geschart. Es waren Wegelagerer und Straßenräuber. Sie waren alle gierig auf Elbengold. Ashgar hatte das Blaue vom Himmel heruntergelogen, um die Räuberbande für seine Zwecke zu gewinnen. Er behauptete, die Elben hätten eine ungeheuere Summe Goldmünzen dabei. Ashgar hatte einige Kundschafter in umliegende Dörfer geschickt, um zu erfahren, wo sich die Reisenden gerade befanden.
Die außergewöhnliche Reisegesellschaft fiel natürlich auf: Elben reisten nur selten nach Rohan, Anorien oder Gondor . Und so eine große Ansammlung hatte man vielerorts noch nie gesehen. In allen Dörfern blieben die Leute staunend stehen und beobachteten, wie das Schöne Volk vorüberzog. Aragorn machte sich zu Recht zunehmend Sorgen um die Sicherheit der Reisenden.
„Wir sollten keine große Rast mehr einlegen, sondern zusehen, dass wir so schnell wie möglich nach Minas Tirith kommen", sagte er nachdenklich zu Elrond.
„Die Pferde sind nach der langen Reise nicht mehr so belastungsfähig", meinte der Elbenfürst kopfschüttelnd. „Es kann noch einige Tage dauern, bis wir nach Minas Tirith kommen".
In der Nähe von Cair Andros gab es einen großen Wald, den die Elben durchqueren mussten. Dort lauerten Ashgar und Umrod mit ihren Männern. Die Räuber hatten in einem nahen Dorf erfahren, dass die Reisenden diese Route nehmen wollten.
Derweil waren Faramir, Figwit und die 50 Soldaten von Minas Tirith aus aufgebrochen. Das Kommando über die Soldaten hatte Beregond, der einige Jahre älter als Faramir war. Der Sohn des Truchsessen war mit seinen knapp achtzehn Jahren einfach noch zu jung dafür. Beregond hatte Faramir auf Anhieb ins Herz geschlossen, wegen seiner ruhigen, besonnenen Art. Boromir war dagegen ein Heißsporn und handelte oft unüberlegt.
„Hauptmann Beregond, können wir nicht noch etwas schneller reiten?", fragte Faramir ungeduldig.
„Nein, Mylord", sagte Beregond bedauernd. „Die Pferde halten ein höheres Reittempo auf Dauer nicht aus. Ich bin sicher, dass wir die Reisegruppe bald erreichen".
Faramir gab sich zufrieden mit der Antwort.
Inzwischen hatten die Elben den großen Wald bei Cair Andros erreicht. Aragorn war von dieser Route nicht begeistert.
„Mir wäre lieber, wir würden den Wald umreiten", erklärte er Elrond. „Vielleicht lauern Unholde in diesem Wald".
„Dann brauchen wir mindestens zwei Tage länger", warf Elrohir empört ein. „Außerdem verträgt Niniel die Reise gesundheitlich nicht so gut. Wir sollten zusehen, Minas Tirith auf dem schnellsten Wege zu erreichen".
Niniel erging es tatsächlich nicht so gut. Anfangs hatte sie es nicht wahrhaben wollen, aber sie war schwanger - im vierten Monat. Als Vater kam nur Faramir in Frage: mit Elrohir hatte sie das Bett noch nicht geteilt. Geschickt hatte sie ihre Schwangerschaft bisher vor den anderen verbergen können. Ihr Unwohlsein schob sie auf die zuweilen ziemlich holprige Fahrt im Wagen.
Niniel sah lächelnd zum Wagen hinaus, der die Frauen durch eine Plane vor der Sonne schützte. Sie fuhren bereits durch den Wald. In Minas Tirith würde sie sich öffentlich zu Faramir bekennen. Sie wusste, dass auch Faramir sie immer noch liebte. Ja, sie spürte es mit ihren feinen, elbischen Sinnen. Wahrscheinlich würde ihr Liebesbekenntnis für große Aufregung sorgen, aber Faramir würde sie nicht im Stich lassen. Es war ja schließlich sein Kind, das sie unter dem Herzen trug.
Die gondorianischen Soldaten machten eine größere Rast am Ufer des Anduin. Es war Mittag und die Sonne brannte heiß vom Himmel. Faramir hatte sich unter einen schattigen Baum gelegt und war sofort eingeschlafen. Auch Figwit ruhte sich aus. Plötzlich erwachte Faramir mit einem lauten Aufschrei. Figwit sprang hoch und Beregond lief herbei.
„Was ist los, Mylord?", fragte der Hauptmann erschrocken.
„Ich hatte einen furchtbaren Traum", erzählte Faramir kreidebleich. „Sie wurden überfallen. Ich sah soviel Blut überall".
„Träume sind Schäume", winkte Beregond belustigt ab.
„Nein", widersprach Figwit besorgt. „Faramirs Träume nicht. Schon in Bruchtal träumte er von Ereignissen, die dann tatsächlich in naher Zukunft eintraten".
„Wir müssen sofort weiterreiten!", rief Faramir außer sich. „Vielleicht werden sie ja bereits überfallen".
„Die Reisegruppe ist bestimmt nicht mehr weit weg", erklärte Figwit dem zögernden Hauptmann. „Vielleicht sind es nur noch ein paar Stunden".
„Gut, wir brechen sofort auf!", gab Beregond schließlich nach.
Der Wald wurde immer dichter und düsterer. Aragorns Besorgnis wuchs. Er hatte Pfeil und Bogen griffbereit in den Händen. Die Elbenmädchen im Wagen sangen unbekümmert. Auch die anderen Elben machten einen fröhlichen Eindruck, bis auf Legolas. Der junge Prinz des Düsterwaldes merkte, dass Aragorn auf der Hut war. Der Waldläufer ritt ein Stück voraus und blieb lauschend stehen. Legolas folgte ihm.
„Hörst du das, Legolas?", fragte Aragorn leise.
„Geräusche im Unterholz, die nicht von Tieren stammen", erwiderte Legolas stirnerunzelnd.
„Schnell zurück zu den Anderen!", rief Aragorn seinem Freund mit gedämpfter Stimme zu. „Wir müssen sie warnen".
Doch es war bereits zu spät: die Reisegruppe wurde bereits von der Räuberbande angegriffen. Die Elben verteidigten sich hartnäckig gegen die Wegelagerer, die jedoch in der Überzahl waren. Die beiden Pferde, die vor dem Wagen mit den Frauen gespannt waren, drehten angesichts des Tumults durch und rasten kopflos davon. Der Elb, der den Wagen gelenkt hatte, fiel kopfüber vom Kutschbock. Die Elbenmädchen im Wagen kreischten um die Wette.
„Arwen!", schrie Aragorn entsetzt. Doch er konnte ihr nicht helfen, weil er von fünf Räubern, die mit Äxten und Schwertern bewaffnet waren, umringt war.
