Auch das nächste Jahr verging wie im Flug. Marys Taufe verlief ohne weitere Vorkommnisse und Angel kam auch heil wieder nach Hause. Mary hatte schon vor einem halben Jahr ihren ersten Geburstag gefeiert und alles verlief ganz normal. So normal wie das Leben einer Hexe überhaupt verlaufen kann. Die üblichen Dämonen halt. Doch dann veränderte sich das Leben im Penthouse wieder schlagartig. Es war drei Uhr Nachts und Aviva schlief ... sehr unruhig. Sie träumte von Morden. Kindern. Schreie. Mary. Messern. Verletzungen. Aviva bäumte sich auf. Auf ihrem Bauch saß ihre kleine Schwester und lächelte sie teuflisch an. „Was ist los, Mary?", fragte Aviva sie. Vielleicht hatte ihre kleine Schwester ja auch einen Alptraum gehabt. „Was soll schon los sein, große Schwester?", fragte Mary ihre große Schwester hämisch. „Hast du schlecht geträumt?", fragte Aviva, die es jetzt langsam mit der Angst zu tun bekam. „Nein, du?", fragte Mary sie. Aviva nickte langsam mit dem Kopf. „Was hast du denn geträumt?". „Ach ist nicht so wichtig", flüsterte Aviva leise. Plötzlich fing Mary an auf ihre große Schwester einzuschlagen – zutreten und zukneifen. „Lass das bitte", flehte Aviva und fing an zu weinen. „Warum?", fragte Mary und schlug ihr ins Gesicht. „Weil ich sonst nach Mommy und Daddy rufe", erklärte Aviva ihr weinend. „Wenn du das tust, bringe ich dich um!", drohte Mary ihrer drei Jahre älteren Schwester. Erschrocken sah Aviva ihre Schwester mit großen Augen an, sagte aber nichts mehr und ließ sich einfach weiter von ihrer Schwester schlagen.
Am nächsten Morgen, als Phoebe und Cole ihre Kinder weckten, sah Cole die blauen Flecke und die Kratzer an Avivas Körper. „Was ist passiert, Süße?", fragte Cole sie, während Phoebe Tyler zur Schule fuhr. „Nichts", meinte Aviva leise und drehte sich von ihrem Vater weg, während er sie anzog. Cole nickte bloß und hob seine Tochter von dem Wickeltisch. „Du kannst jetzt, wenn du willst, mit Mary spielen". „Ich will aber nicht", meinte Aviva nur und setzte sich in eine Ecke und spielte dort mit Anabell. Cole schüttelte nur leicht den Kopf und sah seine Tochter fragend an. Doch diese erwiderte den Blick nicht. Schließlich verließ Cole das Kinderzimmer. Ruhig spielte das Kind mit ihrer Puppe, bis sie das zuschlagen der Zimmertür hörte. Aviva sah zur Tür und zuckte erschrocken zusammen. Vor der nun geschlossenen Tür stand Mary. „Na Schwesterherz, wie geht's dir denn heute?", fragte die Kleine. Aviva antwortete nicht, sondern rutschte nur ängstlich nach hinten. „Was denn, krieg ich keine Antwort?", fragte Mary und näherte sich Aviva bedrohlich. Aviva schüttelte bloß mit dem Kopf. Sie hoffte in diesem Moment so sehr, dass irgendjemand die Tür aufmachen würde. Doch diesen Gefallen tat ihr keiner. „Was willst du von mir?", fragte Aviva ihre kleine Schwester. „Was ich von dir will? Ich will nur mit dir und Anabell spielen", erwiderte Mary und lachte plötzlich hässlich. „Nein, Anabell gehört mir. Du bekommst sie nicht. Dir haben Mommy und Daddy Kate geschenkt", erwiderte Aviva und drückte ihre Lieblingspuppe an sich. „Aber Kate gehört nicht dir. Es würde dir nicht wehtun wenn ich sie dir nehmen würde", erklärte das Kind ihrer Schwester. Langsam kroch Aviva in Richtung Kinderzimmertür, während Mary immer bedrohlicher auf sie zu kam. „Lass mich bitte in Ruhe. Was ist denn plötzlich mit dir passiert? Du warst doch sonst so lieb", fragte Aviva ihre Schwester. „Weiß nicht, vielleicht bin ich einfach nur böse. ICH VERSPRECHE DIR ALLES ZU TUN UM DIR DAS LEBEN ZUR HÖLLE ZU MACHEN, DU VERDAMMTE HEXE!", rief Mary plötzlich und ihre Augen färbten sich für kurze Zeit schwarz. Nun wurde Aviva nur noch ängstlicher und sie öffnete nun ruckartig die Tür, so dass sie in den Flur stolperte. Direkt gegen Coles Bein. „Hey, Prinzessin. Was ist denn?", fragte Cole seine Tochter, die sich nun gehetzt umsah. „Nichts", murmelte Aviva wieder und rannte zusammen mit Anabell ins Wohnzimmer um dort mit ihrer Puppe zu spielen. „Ich bin wieder zu Hause", rief Phoebe, als sie vollgepackt mit Lebensmitteln den Fahrstuhl verließ. „Mommy!", rief Mary und rannte mit kleinen Schritten auf ihre Mutter zu. „Hey Baby, wie geht's dir? Hast du gut geschlafen?", fragte Phoebe sie. Argwöhnisch beäugte Aviva die Szene im Flur. ,Jetzt klaut sie mir sogar schon meine Spitznamen. Was soll das. Was ist aus meiner kleinen niedlichen Schwester geworden?, fragte sich Aviva während sie, zusammen mit Anabell, ein Bilderbuch an sah. „Toll, Mommy. Spielst du mit mir?", fragte Mary nun. „Gleich, mein Schatz", meinte Phoebe und brachte die Einkäufe in die Küche, während Mary in ihr Kinderzimmer lief. Dort traf sie auf Cole der apathisch am Küchentisch saß und Löcher in die Luft starrte. „Hey, Schatz. Wie war der Morgen mit den beiden Mäusen?", fragte Phoebe ihren Mann. Als sie keine Antwort bekam drehte sie sich um. „Cole?", fragte sie ihn. Doch wieder bekam sie keine Antwort. Schließlich stupste sie ihn an. „Was? Was ist passiert?", fragte Cole als er erschrocken aufsprang. „Nichts! Was ist denn los mit dir?", fragte Phoebe ihren Mann überrascht. „Ach ... nichts", meinte er nur und versank schon wieder in seinen sorgenvollen Gedanken. „Cole ... wir kennen uns jetzt schon über zehn Jahre. Was ist los mit dir?", fragte Phoebe ihn nun sorgenvoll. „Ähm ... weißt du, mir macht Aviva Sorgen.", versuchte er ihr zu erklären. „Das ist doch ganz normal, Schatz", beruhigte Phoebe ihn. „Nein, es ist nicht so wie immer. Als ich sie heute Morgen angezogen habe, habe ich blaue Flecken und Kratzer an ihrem ganzem Körper bemerkt, als ich sie allerdings darauf ansprach meinte sie nur es sei nichts. Ich weiß das etwas ist, doch sie verschließt sich vor mir", erklärte Cole ihr. „Und sie sagt es sei nichts gewesen?", fragte Phoebe nun auch besorgt. Cole nickte. „Normalerweise sagt sie uns doch sofort wenn irgendetwas passiert ist. Sie kommt doch sonst mit jedem kleinen Kratzer zu uns", meinte Phoebe verwundert. „Ich weiß, und da war da auch noch diese Stelle als sie Panikartig aus ihrem Zimmer gestürmt ist. Irgendetwas muss darin passiert sein", erklärte er ihr. „Wer war denn mit ihm im Zimmer?", fragte Phoebe ihren Mann. „Mary!", antwortete Cole nur kurz. „Genau wie in der Nacht auch. Aber das ist absurd. Ihre Kräfte sind verschwunden, sie ist ein normales Mädchen. Wahrscheinlich hat sich Aviva nur irgendwo gestoßen", vermutete Phoebe. „Wahrscheinlich", murmelte Cole nur. „Mommy, kommst du?!", rief Mary aus dem Kinderzimmer. „Ich komme!", rief Phoebe und verließ die Küche. Danach kam Aviva mit Anabell in die Küche. „Wann kommt Tyler wieder?", fragte Aviva ihren Vater. „In ein paar Stunden. Du weißt doch, dass er in der Schule ist. Warum fragst du?", fragte Cole seine Tochter. „Ach, nur so", meinte Aviva und verschwand wieder im Wohnzimmer. Verwundert sah Cole hinter seiner Tochter her. Was hatte das alles nur zu bedeuten?
