„Tyler, geh auf dein Zimmer!", befahl Cole seinem Sohn wütend. „Ja, aber ...". „Tyler, tu was dein Vater dir sagt", meinte Phoebe ebenfalls sauer und legte ihre verletzte Tochter auf das Sofa. „Du kannst jetzt ein bisschen Fernsehen, okay?", meinte Phoebe und streichelte ihre Tochter über die Wange. „Darf ich Video gucken?", fragte Aviva ihre Mutter. Phoebe nickte. „Welches willst du denn sehen, Baby?". „Barbie als Rapunzel", meinte Aviva und ihre Augen fingen an vor Freude zu leuchten. Phoebe lächelte liebevoll und legte das Video in den Videorecorder. Dann stellte sie ihrer Tochter ein Glas Saft und etwas zu essen auf den Wohnzimmertisch. „Phoebe, kommst du?", rief Cole aus dem Flur. „Ich bin gleich wieder da, mein Schatz", sagte Phoebe und strich ihrer Tochter behutsam über den Kopf. Dann ging sie in den Flur wo Cole schon auf sie wartete. „Lass uns ...", meinte Cole, doch das klingeln des Telefons unterbrach ihn. „Geh schon mal vor, ich komme gleich", sagte Phoebe und ging an das Telefon. Cole betrat das Zimmer seines Sohnes. Tyler saß an seinem Fenster und starrte hinaus. „Hasst ihr mich jetzt?", fragte Tyler ohne sich umzudrehen. Cole stellte sich hinter ihn. „Nein, aber wir sind sehr enttäuscht von dir. Und wütend", erklärte Cole ihm sauer. „Es tut mir so leid. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen, das weiß ich jetzt". „Deine Einsicht kommt reichlich spät. Wäre es denn so anstrengend gewesen mal kurz nach ihr zu sehen und sie zu fragen, wie sie sich fühlt?", fragte Cole ihn wütend. Er konnte das Verhalten seines Sohnes nicht verstehen. „Ich weiß das ich das hätte tun sollen. Aber ich hab es nun mal nicht getan, das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern", meinte Tyler schließlich patzig. „Tyler! Pass auf was du sagst. Ich bin immer noch dein Vater, und du darfst nicht so mit mir reden wie mit deinen Freunden", meinte Cole nun aufgebracht und schlug mit der Hand auf Tylers Schreibtisch. Erschrocken sah Tyler seinen Vater an. „Warum hast du nicht nach ihr gesehen? Was hattest du denn besseres zu tun?", fauchte Cole ihn nun an und musterte in streng. „Ich ... ich hab mich mit Nicolas unterhalten", stotterte Tyler. „Worüber? Über die sechs in deiner Mathearbeit?", fragte Phoebe ihren Sohn von der Tür aus. Tyler schluckte hart und sah seiner Mutter in die Augen. „Woher ... weißt du ...?". „Mister Harris hat gerade hier angerufen. Ihr solltet eure Arbeitshefte heute abgeben, deins war nicht darunter", erwiderte Phoebe in einem enttäuschtem Tonfall. „Ich ... ich wollte es euch ja sagen, aber ... aber ich hatte Angst das ihr dann ausflippt. Außerdem wollte ich mir die Ferien nicht verderben", erklärte Tyler ihnen leise. „Und da hast du gedacht, dass Lügen besser wäre?", fragte Cole ihn nun. „Nein ... doch ... ich weiß es nicht. Ich habe die schlechteste Arbeit geschrieben und Mister Harris hat gesagt ich wäre doof. Ich wollte nicht, dass ihr das auch von mir denkt", meinte Tyler schließlich. „Du bist nicht doof, Tyler. Das solltest du eigentlich wissen. Und wenn du uns das sofort erzählt hättest, dann hätten wir etwas gegen Mister Harris unternehmen können. Er darf dich nämlich gar nicht beleidigen, weißt du?", erklärte Phoebe ihrem Sohn. „Er beleidigt uns ja nicht nur. Er schlägt uns auch wenn wir etwas falsch machen", meinte Tyler nun verzweifelt. „Warum erzählst du uns das denn erst jetzt?", fragte Cole schließlich. „Ich hatte Angst davor, dass wenn er es rausfinden würde, dass mir das gleich passiert wie den anderen", erklärte Tyler ihnen. Behutsam nahm Phoebe ihren Sohn in den Arm. „Mit welchen anderen?", fragte Cole ihn nun neugierig. „Mit den anderen Schüler die es ihren Eltern erzählt haben. Sie sind spurlos verschwunden!". „Das ist nicht gut", meinte Phoebe nur. „Das hört sich für mich ganz nach einem Dämon an", meinte Cole grimmig. Tyler und Phoebe nickten. „Dann werden wir uns wohl mal mit diesem Mister Harris unterhalten müssen", meinte Cole und nickte Phoebe grimmig zu. „Aber vorher sollten wir Mary noch von Piper abholen", meinte Phoebe lächelnd. Das taten sie dann auch.
Am Abend, die Kinder lagen schon in ihren Betten und schliefen fest, saßen Phoebe und Cole im Schlafzimmer und sahen Fern. Es kam eine Quizsendung im Fernsehen bei der Phoebe und Cole mitrieten. „Es ist doch wohl klar, dass Antwort B richtig ist", meinte Phoebe und deutete mit der Hand an, das sie es unmöglich fand, dass der Kandidat anscheinend nicht die richtige Antwort wusste. „Wer weiß denn nicht, dass Columbus Amerika entdeckt hat, und nicht Napoleon", ereiferte sich Cole. Phoebe nickte zustimmend. Die Schlafzimmertür knarrte leise und Coles Blick wanderte zur Tür. Dort stand seine Tochter mit ihrem Teddybären im Arm. „Was ist, Prinzessin? Kannst du nicht schlafen?", fragte Cole seine Tochter. Aviva nickte, stand aber immer noch unschlüssig im Türrahmen. Auch Phoebes Aufmerksamkeit hatte sich nun vom Fernseher abgelenkt und auf Aviva gelenkt. „Na, komm schon rein, Baby", meinte Phoebe und lächelte ihre Tochter aufmunternd an. Schließlich betrat das kleine Mädchen verängstigt das Schlafzimmer ihrer Eltern. Dann kletterte sie umständlich zu ihnen aufs Bett. „Was ist Mäuschen? Warum kannst du nicht schlafen? Hast du schlecht geträumt?", fragte Phoebe ihre Tochter nachdem sich diese auf die Kopfkissen ihrer Eltern gesetzt hatte. Aviva schüttelte nur den Kopf. „Was ist es denn dann, Prinzessin?", fragte Cole seine Tochter vorsichtig. „Ich kann überhaupt nicht einschlafen", erklärte sie leise. „Soll ich dir eine heiße Milch machen?", fragte Phoebe fürsorglich. „Nein, ich kann nicht einschlafen, weil ich Angst habe", erklärte sie ihren Eltern traurig und drückte ihren Teddybären fest an sich. „Wovor hast du denn Angst?", fragte Cole nun neugierig. „Davor das es Morgen wird", sagte sie knapp und schaute ihren Eltern nicht einmal ins Gesicht. Phoebe und Cole tauschten einen fragenden Blick aus. „Hast du Angst davor, Alpträume zu bekommen?", fragte Phoebe sie. Aviva schüttelte den Kopf. „Ich hab Angst Morgen wieder in die Schule gehen zu müssen. Daddy hat gesagt dort würde mir nichts passieren. Er hat mich angelogen. Mir ist etwas passiert und das nur weil ich geschaukelt habe", weinte Aviva plötzlich los. So hilflos wie ihre kleine Tochter auf dem Bett saß und weinte konnte Phoebe nicht anders als sie in den Arm zu nehmen und sie tröstend an sie zu drücken. „Schh ... Schh ... alles wird wieder gut, Baby", sagte Phoebe und strich ihrer Tochter beruhigend über den Rücken. „Ich ... ich hab ihnen gar nichts ... nichts getan und sie ... sie haben sich einfach auf uns gestürzt", schluchzte Aviva herzzerreißend. Auch Cole nahm nun seine Tochter in den Arm und wiegte sie beruhigend hin und her. „Was ist denn überhaupt passiert, Süße? Erzähl uns alles, okay?", fragte Cole seine Tochter schließlich. Diese nickte, brauchte aber erst einmal ihre Zeit um sich zu beruhigen. „Also ... ich ... ich und Sarah wir ... wir haben geschaukelt und gelacht ... doch ... doch plötzlich kamen große Kinder, etwas älter als Tyler, und ... und die sagten wir sollten von den Schaukeln runter gehen. Ich ... ich sagte dass jeder hier schaukeln dürfte. Sie haben mich ausgelacht und Sarah von der Schaukel gestoßen. Ich sagte sie sollten aufhören, Sarah hatte ihnen ja gar nichts getan! Aber sie schubsten sie wieder hin, sodass Sarah anfing zu weinen und zu bluten. Ich sagte dass sie aufhören sollen und bin ... bin von der Schaukel gesprungen und hab mich vor Sarah gestellt. Sie erzählten irgendetwas ... irgendetwas davon, dass ich ein Negerfreund bin. Warum ich der schwarzen Missgeburt helfen würde fragten sie mich. Ich sagte dass sie doch genauso ein Mensch wäre, wie jeder andere auch. Sie lachten und erklärten mir, dass Leute mit schwarzer Hautfarbe Dreck sind. Ich wollte das nicht glauben und sagte dass sie genauso ein Mensch ist wie ich. Da wurden sie wütend und schrien mich an. Sie meinten, wie ich es wagen könnte mich mit einem Neger zu vergleichen und das ich dafür das ich das gesagt hatte, bestraft werden müsste. Und dann haben sich diese fünf Leute auf mich und Sarah gestürzt und dann weiß ich nicht mehr". Geschockt sahen Phoebe und Cole ihre Tochter an. „Heißt das, dass ich nicht mit Sarah befreundet sein darf?", fragte Aviva und sah ihre Eltern fragend an. „Nein, nein. Das heißt es absolut nicht. Wenn du mit Sarah befreundet sein möchtest, dann darfst du das auch", meinte Phoebe und strich ihrer Tochter sanft über den Kopf. „Ich möchte mit Sarah befreundet sein. Aber heißt das dann auch, dass ich immer verhauen werde?", fragte Aviva und sah vorallem ihren Vater fragend an. „Nein, denn du hattest Recht mit dem was du gesagt hast. Afroamerikanische Leute, so nennt man Menschen mit schwarzer Hautfarbe, sind ebenso Menschen wie wir auch. Doch manche Leute sehen das nicht so. Sie denken, dass nur weil wir weiß sind, wir reiner sind. Doch die Hautfarbe spielt überhaupt keine Rolle", erklärte Cole ihr liebevoll. Langsam nickte Aviva. „Und jetzt wird aber geschlafen, es ist schon nach zehn", beendete Phoebe das Gespräch. Ängstlich sah Aviva zu ihrer Mutter. „Muss ich Morgen wieder in die Schule gehen?", fragte sie ihre Eltern ängstlich. „Nein, mein Schatz. Aber du wirst es irgendwann wieder müssen", meinte Cole und lächelte seine Tochter bedauernd an. „Irgendwann ist aber nicht Morgen", meinte Phoebe nur. „Darf ich bei euch schlafen? Bitte", bettelte Aviva. Cole und Phoebe nickten und deckten ihre Tochter zu. Sie selbst legten sich ebenfalls ins Bett. Cole schaltete den Fernseher aus. „Schlaf schön, Prinzessin", sagte Cole und gab seiner Tochter einen Kuss. „Ich hab dich lieb", flüsterte Aviva ihm ins Ohr und drückte ihren Vater fest an sich. „Ich hab dich auch lieb", flüsterte Cole zurück und befreite sich aus der Umarmung seiner Tochter. Dann legte sich Cole in sein Bett. „Schlaf gut, Baby und träum was schönes", sagte Phoebe und gab ihrer Tochter einen Gutenachtkuss. Aviva zog ihre Mommy ganz fest an sich. „Ich hab dich lieb", flüsterte das kleine Mädchen ihr ebenfalls ins Ohr. „Ich dich auch, und nun schlaf, Baby", sagte Phoebe und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Nase. Dann löschte sie das Licht und alle versuchten zu schlafen.
