„Wie weit müssen wir denn noch laufen?", murrte Mary und ließ sich von ihrer Schwester ziehen. „Soweit es heute geht", erklärte Tyler seiner kleinen Schwester. „Ich kann aber nicht mehr", maulte Mary und blieb plötzlich stehen. „Okay, es ist auch schon nach zehn, wir sollten uns für heute einen Schlafplatz suchen", meinte Aviva und sah sich suchend um. „Das Haus da steht leer, da könnten wir rein", meinte Tyler und zeigte auf ein leerstehendes Fachwerkhaus. „Okay, dann lasst uns reingehen", sagte Aviva und ging zusammen mit ihren Geschwistern in das Haus. Drinnen blätterte der Putz bereits von der Decke, doch es gab noch alte Sofas und Decken. „Dann lasst uns jetzt schlafen", meinte Aviva und sah traurig auf eines der Sofas. „Ich kann nicht, ich hab Hunger und außerdem ist Pingu nicht da", schluchzte Mary ihrem Kuschelpinguin hinterher. „Mein Teddy ist auch nicht hier und ich ebenfalls Hunger, aber wenn wir wach bleiben, dann wird der Hunger nicht besser", erklärte Aviva ihr und legte sich auf das Sofa. Mary krabbelte zu ihrer Schwester und kuschelte sich fest an sie. „Hier hab ich noch für jeden von euch ein Butterbrot aus der Schule, ich hatte keinen Hunger mehr", meinte Tyler und reichte ihnen die Butterbrote. Dann deckte er seine Schwestern zu und legte sich auf den Boden. Die beiden Mädchen aßen die Butterbrote und schlossen dann die Augen. „Ich hab euch lieb", flüsterte Tyler. „Ich hab dich auch lieb", murmelte Mary und dann war sie auch schon eingeschlafen. „Ich dich auch", meinte Aviva gepresst. Sie schloss ebenfalls die Augen, doch sie konnte nicht einschlafen. Sie sah sich um. Sie hatte Angst, doch das durfte sie sich nicht anmerken lassen. Sie dachte an ihre Eltern und ihr traten die Tränen in die Augen. Sie fing leise an zu weinen. Sie versuchte nicht mehr an ihre Eltern zu denken, doch die Worte ihrer Mutter drangen immer wieder in ihr Gedächtnis und schließlich weinte Aviva hemmungslos. Mary schlief tief und fest, doch Tyler bemerkte wie unglücklich seine kleine Schwester war und er fragte sich, was seine Mom wohl über Aviva gesagt hatte. Doch das würde er früher oder später auch noch erfahren.
Es war spät am Abend und die Halliwells suchten immer noch nach den Halliwell-Turner Kindern. „Sie können doch nicht vom Erdboden verschwunden sein", machte sich Phoebe große Sorgen. „Aber anscheinend verhindert Aviva das wir sie finden können. Ob über das orten oder dass Pendeln, es funktioniert einfach nicht", erklärte Piper ihr. „Sie will einfach nicht gefunden werden", erklärte Cole als er nun das Zimmer verließ. „Das habe ich auch schon mitgekriegt", schrie Phoebe ihm hinterher. „Schön für dich!", rief Cole zurück. Dann hörte man eine Tür knallen. Besorgt ging Leo hinter seinem Schwager her. Langsam kamen Paige und Piper auf Phoebe zu und setzten sich dann zu ihr. „Phoebe, Süße, was ist denn los?", fragte Piper ihre kleine Schwester. „Was meinst du damit?", fragte Phoebe scheinheilig. „Warum bist du so aggressiv gegenüber Cole?", fragte Paige. „Bin ich doch gar nicht!", meinte Phoebe aufbrausend. „Doch! Er hat dir nichts getan und du suchst dir immer wieder absichtlich irgendwelche banalen Streitthemen heraus", meinte Piper nur. Phoebe seufzte traurig. „Ich hab vor mich von ihm ... scheiden zu lassen", meinte Phoebe erschöpft. „Du hast was vor?!", rief Piper zusammen mit Paige gleichzeitig aus. „Ihr habt schon richtig gehört", grinste Phoebe traurig. „Aber ... aber warum?", fragte Piper die das alles nicht verstand. „Ähm ... wir streiten uns nur noch und die Kinder leiden sehr darunter, außerdem ist er ein Dämon", erklärte Phoebe ihnen. „Aber das weißt du doch schon seit zehn Jahren", meinte Paige unbeeindruckt. „Ich weiß, aber nun ist es anders. Er bringt nicht nur mich sondern auch unsere Kinder in Gefahr, und das halte ich nicht mehr aus. Diese ganze Angst", meinte Phoebe und wischte sich schnell eine Träne aus dem Gesicht. „Aber Aviva ist eine Hexe und ihr werdet dauernd angegriffen werden", erklärte Piper ihr. „Ich werde ihre Kräfte bannen, sobald wir sie gefunden haben", erklärte Phoebe ihnen kalt. „Phoebe, das wird Cole nicht zulassen", erklärte Paige ihr ganz sachlich. „Er hat das nicht mehr länger zu entscheiden. Ich werde mich von ihm scheiden lassen und das alleinige Sorgerecht für die Kinder einfordern", erklärte Phoebe und zeigte dabei keinerlei Gefühle mehr, obwohl es sie innerlich zerriß. „Das kannst du Cole nicht antun! Es sind auch seine Kinder, er liebt sie über alles", meinte Piper geschockt über die Gefühlskälte ihrer Schwester. Dazu sagte Phoebe gar nichts mehr. „Du wirst mit ihm reden müssen", meinte Paige enttäuscht. „Ich weiß", murmelte Phoebe leise. „Und zwar am besten sofort", rief Piper und scheuchte ihre kleine Schwester vom Dachboden. Dabei stieß sie fast mit Leo zusammen. „Wenn du Cole suchst, der ist im Keller", erklärte er ihr im vorbei gehen. „Gut zu wissen", murmelte Phoebe als sie die Treppe runter ging. Dann ging sie durch die Küche auf die Tür zum Keller zu. Sie öffnete sie langsam und saß Cole auf der Treppe sitzen mit einem Zettel in der Hand. Leise schlich sie die Treppe runter um einen Blick auf den Zettel zu erhaschen. Es war ein Bild, was Aviva ihm mal gemalt hatte. Mit Tylers Hilfe hatte sie Ich hab dich lieb, Daddy draufgeschrieben. Was Phoebe nicht wusste, war das Cole dieses Bild immer bei sich trug. Was sie aber wusste, war das sie ihm mit ihrer Entscheidung das Herz brechen würde und sie hatte Angst davor. Plötzlich knarrte die Stufe auf der Phoebe stand und Cole wirbelte herum. Sie sahen sich kurz in die Augen, dann stand Cole auf und ging verzweifelt im Keller umher. „Cole, ich muss mit dir reden", meinte Phoebe leise. Dieser sagte gar nichts, sondern sah sie nur traurig und schweigend an. „Also gut, ich weiß das du gleich austicken wirst und ich kann es dir nicht verübeln, aber bitte hör mich erst einmal an", meinte Phoebe bittend. Cole schwieg weiter und sah sie nur noch an. „Ich habe vor mich ... scheiden zu lassen", flüsterte sie fast. Coles Augen weiteten sich vor Schreck und Ungläubigkeit. „Ich weiß, das du das nicht verstehst, aber wir streiten uns nur noch und die Kinder leiden darunter. Außerdem habe ich es satt dauernd vor Angst um dich und die Kinder fast zu sterben", erklärte sie ihm ganz sachlich. „Was willst du dagegen tun?", fragte er nun traurig und leise. „Ich werde ... werde Aviva, sobald wir sie gefunden haben, ihrer Kräfte berauben", meinte sie und sah in seine zutiefst verletzten Augen. „Das kannst du nicht tun!", rief er nun aus. „Ich muss, Cole. Sonst werden die Dämonen sie nie in Ruhe lassen", erklärte sie ihm etwas lauter. „Die Kräfte gehören zu ihr. Da könntest du ihr ja gleich ein Bein amputieren!", rief er wütend aus. „Jetzt übertreib mal nicht. Außerdem verstehe ich nicht warum du dich mehr darüber aufregst, dass ich Aviva die Kräfte nehmen will und nicht darüber das ich mich von dir scheiden lassen will", meinte sie und dieses Argument versetzte ihr einen Stich ins Herz. „Ich hatte mir schon sowas gedacht, weißt du. Ich habe mich schon gefragt wann du's mir sagen würdest. Du hast recht wir streiten uns nur noch, wenn du mich fragst über belanglose Dinge. Ich will mich nicht von dir trennen, aber ich will dich nicht zwingen mit mir zusammen zu sein wenn du mich nicht mehr liebst. Solange ich die Kinder und dich wenigstens sehen kann ...". Dann bemerkte Cole Phoebes bedrückten Gesichtsausdruck. „Du willst mir das Sorgerecht entziehen? Spinnst du?!", schrie er sie nun verzweifelt an. Phoebe wich erschrocken zurück. „Es ... es ist das beste so", stotterte sie. „Nein! Das ist es sicher nicht!!", schrie er und rannte die Treppe hoch. „Cole ...!", rief Phoebe ihm hinterher und folgte ihm. Dieser rannte wütend hinauf auf den Dachboden. „Cole, bitte lass uns das vernünftig klären", meinte Phoebe als sie im Türrahmen stand. „Was willst du daran vernünftig klären? Du willst mir meine Kinder wegnehmen!", schrie er ihr ins Gesicht. Piper, Paige und Leo sahen sich das ´Gespräch´ skeptisch an. „Es ist das beste für sie!", rief Phoebe zurück. „Wer sagt das? Die Kinder brauchen ihren Vater ... oder hast etwa schon jemand neuen?", fragte er sie wütend. „Nein, ...". „Phoebe, ich werde nicht zulassen, dass du mir meine Kinder wegnimmst. Ich bin Anwalt und ich werde alles daran setzten zumindest geteiltes Sorgerecht zu bekommen. Hast du das verstanden? Ich werde nicht zulassen, das du sie mir wegnimmst", schrie er sie an und wandte sich dann ab. Nur Piper, Paige und Leo konnten die Tränen sehen, die Cole so schnell er konnte wegwischte. „Leute, wir sollten euer Gespräch ersteinmal unterbrechen und uns wieder auf die Suche nach den Kindern machen", unterbrach Piper Phoebe und Cole. „Aber ich denke wir wissen nicht wo sie sich befinden", meinte Cole schon viel ruhiger. „Doch! Naja ... dass heißt wir wissen es ungefähr. Avivas Barriere hat vorhin kurz nachgelassen. Doch jetzt steht sie wieder. Sie sind irgendwo in der Nähe von der Golden Gate Bridge", erklärte Piper ihrer Schwester und ihrem noch Mann. „Okay, dann los", meinte diese und verließ zusammen mit den anderen das Haus.
