Zwei Wochen waren seitdem vergangen und Phoebe hatte den Sorgerechtsprozess gewonnen. Cole war ausgezogen und alles lief soweit normal. Avivas Kräfte waren gebannt worden. Cole war strickt dagegen gewesen, doch Phoebe hatte es trotzdem gemacht. Heute war Avivas fünfter Geburstag, doch das kleine Mädchen hatte keinen Grund zur Freude. Seit ihr Daddy ausgezogen war, hatte sie kein Wort mehr gesprochen und nur noch selten gelächelt. Phoebe gegenüber ließ sie keine Berührungen mehr zu und versuchte sie so gut es ging nicht zu beachten. Mary und Tyler verstanden ebenfalls nicht, warum sich ihre Eltern hatten Scheiden lassen, doch sie lebten ihr Leben wie vorher, ohne sich groß daran zu stören, dass ihr Dad nicht mehr da war. „Herzlichen Glückwunsch, Baby", weckte Phoebe ihre Tochter. Diese öffnete langsam die Augen und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Ihre Mutter stand lächelnd vor ihr und strich ihr über den Kopf. Aviva versuchte sich der Berührung zu entziehen, doch es funktionierte nicht. Langsam kletterte Aviva aus ihrem Bett und lief hinaus in den Flur und sah sich mit großen Augen um. Sie hoffte ihren Daddy zu sehen, doch er war nicht da. Enttäuscht setzte sie sich an den Frühstückstisch an dem Mary und Tyler bereits saßen und aßen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburstag", sagten Tyler und Mary und nahmen ihre Schwester kurz in den Arm um sich dann wieder ihrem Frühstück widmen zu können. Nun betrat Phoebe leise die Küche. Auch sie litt unter der Trennung von Cole, doch anders würde alles nur noch schwieriger werden. „Was möchtest du denn essen?", fragte Phoebe ihre Tochter. Aviva sah sie nur an und gab keine Antwort. „Hast du etwa eine Antwort erwartet?", fragte Tyler seine Mutter. „Nein, aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben", lächelte sie ihn müde an. „Klar, so seh ich das ja auch. Aber langsam wird es ein Problem wenn sie mit niemanden redet. Zum Beispiel in der Schule", erklärte Tyler ihr und biss dann von seinem Brot ab. „Ich weiß", seufzte Phoebe als sie Aviva eine Schale Müsli vor die Nase stellte. Schweigend ass Aviva das Müsli. „Deine Geschenke sind im Wohnzimmer", meinte Phoebe nur. Aviva nahm das zwar zur Notiz, aber sie ignorierte es. Das größte Geschenk was man ihr an diesem Tag hätte machen können, war das ihr Daddy wiederkam. Doch das war wohl eher unwahrscheinlich. „Wann kommt Daddy wieder?", fragte Mary schließlich zwischen einem erneuten Biss in ihr Butterbrot. „Ähm ... weißt du mein Schatz, Daddy wird nie mehr wieder kommen", versuchte Phoebe ihrer jüngsten Tochter zu erklären. „Aber warum? Hat er uns denn nicht mehr lieb?", fragte Mary weiter. „Doch, er hat euch sogar sehr lieb, aber Mommy und Daddy haben sich einfach nicht mehr verstanden und deswegen fängt Daddy jetzt ein neues Leben an", erklärte Phoebe ihr. „Liebst du ihn noch?", fragte Tyler plötzlich. Interessiert hob Aviva den Blick und Phoebe sah ihren Sohn verwundert an. „Ja ... ich liebe ihn noch und ich werde ihn immer lieben", sagte sie schließlich und wischte sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel. „Und liebt er dich auch noch?", fragte Mary weiter. Mit dieser Frage war Phoebe wirklich überfragt. Sie wusste nicht ob Cole sie noch liebte. Schließlich hatte sie ihm sehr weh damit getan, ihm seine Kinder weg zu nehmen. „Ich ... ich denke nicht. Ich habe Daddy sehr wehgetan, wisst ihr", erklärte Phoebe ihnen schnell. Verständnisvoll nickten Tyler und Mary. Aviva tat so, als hätte sie keinerlei Notiz davon genommen. Plötzlich klingelte es und Aviva sprang von ihrem Stuhl und rannte auf den Fahrstuhl zu. Dieser öffnete sich. In der Tür stand eine hübsche schwarzhaarige Frau und lächelte das kleine Mädchen freundlich an. Phoebe, Tyler und Mary waren Aviva gefolgt. Als Phoebe den enttäuschten Gesichtsausdruck ihrer Tochter sah, brach es ihr fast das Herz. „Hallo, kleine Maus. Bist du Aviva?", fragte die Briefträgerin. Aviva nickte nur und sah die Briefträgerin interessiert an. „Gut, ich hab hier was für dich", lächelte sie und reichte Aviva ein kleines Päckchen. „Wenn ich von ihnen noch eine Unterschrift bekommen könnte", meinte die Briefträgerin freundlich und sah dabei Phoebe an. „Natürlich, aber von wem ist das Päckchen denn?", fragte Phoebe verwundert. „Das darf ich leider nicht sagen", meinte die Briefträgerin und gab Phoebe einen Kuli. Damit unterschrieb sie. Währenddessen war Aviva ins Wohnzimmer gelaufen und packte dort ihre Geschenke aus. Ein Puppenhaus. Ein neuer Kassettenrecorder. Zwei neue Märchenbücher und vieles mehr. Aviva freute sich sehr über ihre Geschenke, doch am meisten hätte sie sich über ihren Daddy gefreut. „Was ist in dem Päckchen von der Briefträgerin?", fragte Tyler seine Schwester als er ihr sein Geschenk überreichte. Ein neues blaues Sommerkleid. Aviva zuckte mit den Schultern und lächelte Tyler dankbar an. Mary kam angerannt. „Das ist für dich, Aviva", rief sie fröhlich und reichte Aviva ein selbstgemaltes Bild. Für die beste Schwester auf der ganzen Welt. Ich hab dich ganz doll lieb, stand darauf. Da Aviva in der Schule bereits das Lesen gelernt hatte konnte sie es schnell entziffern. Sie nahm ihre kleine Schwester in den Arm. Dann nahm sie Tyler in den Arm. Als sie die beiden los ließ verschwand sie schnell in ihrem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Phoebe warf ihrer Tochter einen sorgenvollen Blick hinterher. Aviva machte sich derweil daran das Geschenk von der Briefträgerin zu öffnen. Sie fand ein Foto von Cole und sich selbst in der Verpackung. Schön eingerahmt in einem bunten Bilderrahmen. Auf dem Foto hatte Cole oben rechts in der Ecke eine Widmung hinterlassen. Prinzessin, ich liebe dich und das wird auch immer so bleiben. Herzlichen Glückwunsch zu deinem fünften Geburstag. Ich hab dich lieb. Tränen traten dem kleinem Mädchen in die Augen und sie stellte das Foto schnell auf ihren Nachttisch. Ein Zettel fiel aus der Verpackung. Verwundert hob Aviva ihn auf. Eine Telefonnummer und ein Spruch standen auf dem Zettel: 03775/43768!! Magische Kräfte ob schwarz oder weiß, die ihr wirkt durch den Raum des Erdenkreis ob nah er ist, ob fern von hier bringt uns den Dämon Baltharsar zur Zier. Wenn du mit mir Kontakt aufnehmen willst ruf mich an oder sag den Spruch. Noch einen schönen Geburstag, Prinzessin. Nun musste Aviva grinsen. Ihr Daddy war wirklich gerissen. Schnell steckte sie den Zettel in ihren Kopfkissenbezug. „Aviva, kommst du? Wir müssen einkaufen", rief Phoebe durch das Penthouse. Schnell rannte das kleine Mädchen aus ihrem Zimmer, aber nicht ohne noch einmal einen Blick auf das Bild von sich und ihrem Vater zu werfen.
