An PrinzessMalfoy: Ta, Ta! Da ist Nr. 8

An Gefallener Engel: Ja, wäre etwas peinlich, wenn Suzie kapieren würde, was da abgeht.

An Romi: Das soll heißen, dass Suzie dieses Alter nie erreichen würde.

Schatten sind überwindbar

So, da bin ich wieder. Haben uns grade Urlaubsfotos angeguckt und währenddessen habe ich mein Medium so lange genervt (oh ja, ich kann sehr nervig sein), bis sie mir versprochen hat, jetzt sofort weiter zuschreiben (ohne Mittagessen… Pech gehabt!). Also: Let the Show begin!

Einige Tage nachdem ich James aus dem Krankenhaus geholt hatte, saß ich mit meinen drei besten Freundinnen Candice McDouglas, Emily Reynolds und Bertha Huber in Florean Fortescues Eissalon. Ich hatte sie – zugegebenermaßen – zur Krisensitzung einberufen. Ich wollte endlich raus finden, was das ganze mit Potter auf sich hatte. Und da ich selbst nicht drauf kam, mussten mir die drei Menschen helfen, die mich am allerbesten von allen kannten. Es kam selten vor, dass ich ihre Hilfe in Anspruch nahm und schon gar nicht zum Thema ‚Männer'. Meistens waren es Bertha und Candy die dabei Rat brauchten und Emmy allerhöchstens bei der Frage, welchen ihrer fünfzig Liebhaber sie jetzt fallen lassen sollte.

Vielleicht beginne ich mal damit, was über meine Freundinnen zu erzählen. Gute Idee, oder? Finde ich auch. Da darf ich mir mal wieder selber auf die Schulter klopfen. Obwohl… dabei verspannt sich der Arm immer so und das zieht dann hoch in den Nacken. Und das wiederum ist unbequem. Also lasse ich es. Könnt ihr ja mal machen, immerhin breite ich hier mein Liebesleben vor euch aus. Jaja, ich sollte aufhören darauf rum zureiten, aber es stimmt doch. Wie jetzt? Ich soll aufhören Kram zu faseln und endlich weitermachen? Ist ja gut. Aber erinnert euch mal: Patience is a virtue. Falls ihr nicht wisst, was das heißt, guckt im Wörterbuch nach. So, das musste ich mal loswerden.

Fangen wir mit meiner engsten Freundin an. Candice McDouglas, genannt Candy. Sie ist zwei Monate jünger als ich und kennt mich besser als irgendwer sonst. Sie ist reinblütige Hexe und zum ersten Mal haben wir und im Hogwartsexpress getroffen. Ihr Vater kommt aus Irland und ihr kleiner Bruder starb vor neun Jahren an einer Krankheit. Candy ist meistens die, die Emmy und mich zurückpfeift, aber wenn es um Potter und Black geht, ist sie immer mit dabei. Potter hat sie Ende der Sechsten entjungfert und sie und Black kratzen sich die Augen aus, sobald sie eine Möglichkeit dazu kriegen. Candy ist eher ruhig und still, außerdem sehr klug, kann aber zur Furie werden und überrascht manchmal selbst mich noch.

Als nächstes nehmen wir mal meine längste Freundin, Emily Reynolds, genannt Emmy. Ich kenne sie praktisch seit meiner Geburt, weil unsere Eltern befreundet sind. Emmy ist einen Monat älter als ich und hat drei Schwestern, zwei ältere, eine jüngere. Ihre Mutter ist eine Hexe, ihr Vater und ihre Schwestern nicht. Emmy ist die Impulsivste und – ich sag's ja nicht gerne, aber es stimmt – Unintelligentste von uns (was aber nicht heißt, dass sie dumm ist oder so). Sie ist eine weibliche Ausgabe von Black und ich denke, ihr versteht, was ich damit meine. Allerdings ist Black weitaus schlimmer. Sie sieht den Maraudern (wie ich diesen Namen hasse) eher locker entgegen, aber sobald einer von ihnen den Mund aufmacht, dreht Emmy durch.

Zu letzt erzähle ich euch etwas über Bertha Huber. Bertha stieß erst Mitte der Siebten zu uns, aber sie gehört trotzdem voll dazu. Sie ist muggelgeboren, wie ich und zog als sie fünfzehn war aus Deutschland hierher, deshalb ist sie auch erst seit der fünften Klasse in Hogwarts. Bertha ist die Ruhigste und Strebsamste, aber gleichzeitig hat sie auch immer alles im Blick und kennt Zauber, die selbst mir total fremd sind. Und DAS will wirklich was heißen, immerhin war ich Jahrgangsbeste – aber gut, genug angegeben, zurück zu unserem Treffen.

„So, Lils", begann Emmy und ich schüttelte mich bei dem Namen. Sie grinste nur und fuhr fort: „Worüber wolltest du mit uns sprechen? Musst ja ziemlich verzweifelt sein…" Okay, ich brauchte wirklich meine ganze Selbstbeherrschung um nichts Patziges zu erwidern, aber so ist Emmy nun mal. Etwas arrogant und manchmal ganz schön fies, aber im Grunde kann man voll auf sie zählen. „Ehrlich gesagt über Potter", nachdem ich das gesagt hatte, herrschte Schweigen. Alle drei starrten mich an, als hätte ich ihnen erzählt, ich habe vor sie in Walzer tanzende und ‚Alle meine Drachen' –singende Kühe mit grünen Federn statt Fell und dem Union Jack (britische Flagge, für alle, die es nicht wissen) auf der Flanke zu verwandeln. Ich meine, echt jetzt, diese Blicke waren zum Schießen!

„James Potter?", fragte Bertha mich ungläubig, während Emmy sich an ihrem Eiskaffee verschluckte und zu husten anfing und Candy ihr auf den Rücken klopfte. Ich verdrehte die Augen (eine meiner Lieblingsbeschäftigungen): „Nein, Spencer." „Wer ist Spencer?", fragte Candy sofort und ich musste trotz allem grinsen: „Mr. Potter sen." Drei verständnislose Blicke trafen mich. An dem Tag hatten die drei echt nichts Besseres zu tun, als mich anzustarren. Und an dem Tag zweifelte ich an ihrem Verstand. „James Vater. Und ja, natürlich meine ich James. Wen sonst?" Keiner ging auf meine Frage ein. Emmy hatte etwas anderes bemerkt: „James? Seit wann sind wir denn bei JAMES? Ich dachte immer, er hieße ‚Potter'."

Okay, ertappt. Aber sie sollten es ja eh erfahren, ich meine, wie hätten sie mir sonst helfen können? Also gut, der Sprung ins kalte Wasser (und ich HASSE kaltes Wasser, glaubt mir). „Seit ich mit ihm schlafe." Ich hätte genauso gut sagen können, dass ich Voldemorts neue Geliebte bin, die Reaktionen hätten nicht krasser werden können. Emmy schrie auf und spuckte ihren Kaffee über den halben Tisch, Candy fühlte an meiner Stirn ob ich fieberte und riss dabei ihren Eisbecher auf den Boden und Bertha sprang auf und fragte mich, ob das ansteckend sei. Ich grinste nur, schüttelte an Bertha gewandt den Kopf, schob Candy weg, rief den Ober, damit er die Sauerei beseitigte und Candy neues Eis brachte und wischte zu guter letzt mit einer Serviette den Kaffee vom Tisch. Dann sah ich in die Runde, hob eine Augenbraue (wie schon gesagt, die rechte, mit der linken wird es nicht so wirkungsvoll).

„Am bestens erzählst du uns alles der Reihe nach", versuchte Bertha wie immer alles logisch anzugehen. Und das tat ich. Alles. Schonungslos. Sowohl alles, was passiert war, als auch alles, was ich empfunden hatte. Hinterher starrten mich wieder alle an. Emmy fasst sich als erste: „Du schläfst mit ihm?" Ich nickte. „Und du fühlst dich dabei, wie bei keinem Typen sonst?" Ich nickte. „Du machst dir Sorgen um ihn?" Ich nickte. „Du hast dich nach dem Sex von ihm küssen lassen?" Ich nickte. „Du genießt es, bei ihm zu sein?" Ich nickte. „Du liebst ihn?" Ich nickte. „Und wieso verdammt noch mal, gehst du dann nicht zu ihm hin und sagst es ihm?" Ich zuckte die Achseln.

Emmy wollte noch etwas sagen, doch Candy schnitt ihr das Wort ab. „Es hat nicht zufällig was mit Violet zu tun?" Ich nickte. Candy nickte ebenfalls. Emmy ging ein Licht auf. Bertha verstand die Welt nicht mehr. Candy erbarmte sich und erzählte ihr in der Kurzform von meiner Tante und grade als Bertha etwas dazu sagen wollte, fielen zwei Schatten auf unseren Tisch. „Wen haben wir denn da?"

„Black. Potter. Wart ihr nicht heute mir Babysitten dran?", fragte ich ohne aufzusehen. „Och, wir haben die Nervensäge im Spielwarenladen abgesetzt und gehen sie da in zwei Stunden wieder abholen", antwortete Black cool. Ich sprang auf: „Ihr habt WAS?" Black wollte etwas erwidern, doch Potter schaltete sich ein: „Calm down, Lia, glaubst du wirklich ich würde so was mit meiner Cousine machen? Meine Mum hatte überraschend frei und wollte etwas Zeit mit Suz verbringen." Bei ‚Lia' sahen mich alle meine Freundinnen an. Ich ignorierte sie und setzte mich wieder hin.

„Können wir euch Gesellschaft leisten?", fragte Black nun, obwohl er ganz genau wusste, dass keiner von uns vieren das wollte. Er wartete keine Antwort ab, sondern zog einen Stuhl vom Nebentisch ran und pflanzte sich zwischen Candy und Emmy. Beide stöhnten. Potter hatte sich derweil zwischen Bertha und mich gesetzt und grinste uns abwechselnd an. Emmy warf mir quer über den Tisch einen hilflosen Blick zu und ich stieß Candy in die Seite: „Tu was!" Ich bin selten hilflos, aber in dem Moment war ich es. „Wir… wir wollten grade gehen", erklärte Candy dann, stand auf und legte etwas Geld auf den Tisch. Wir anderen taten es ihr gleich. Potter und Black wechselten einen Blick und Potter erklärte: „Wir kommen mit, oder Padfoot?" „Genau, Prongs", antwortete der Angesprochene und warf einen Blick auf unsere, nur halb leeren, Eisbecher. Ich hätte ihn meucheln können.

Während wir also so durch die Winkelgasse liefen und Black und Emmy sich mal wieder halb die Augen auskratzten, zog Candy mich etwas von den anderen weg. „Hör zu, Lily, wenn du ihn wirklich liebst, dann hör auf damit. Mit dieser Fassade. Deine Tante hat nämlich in ihrer Rechnung eine Sache nicht mit einbezogen: Die Möglichkeit, dass du dich in einen Mann verliebst, der diese Liebe erwidert." „Er wird es nicht verstehen", wich ich mal wieder aus. „Er wird es verstehen. Erklär es ihm. Alles, von Anfang an", widersprach sie. Manchmal konnte Candy ziemlich befehlend wirken. Ich blickte wohl sehr zweifelnd, denn sie fuhr fort: „Komm schon, gib dir 'nen Ruck. Es ist Zeit, deine Tante endlich in ihr Grab zu schicken." „Sie hat keins, ihre Leiche ist aus dem Krematorium (oder wie das heißt) verschwunden", merkte ich an, doch Candy grinste nur und schubste mich etwas in Richtung James.

„James?", fragte ich vorsichtig, „Kann ich mal mit dir reden? Alleine?" Er sah mich überrascht, aber nicht unfreundlich an und nickte: „Sicher." Ich spürte die Blicke der anderen in meinem Rücken und hörte Emmys entrüstetes: „Candy…", dann zog James mich um die nächste Hausecke und wir waren alleine. „Also?", fragte er und dieses Mal war es ungeduldig, nahezu unfreundlich. Ich atmete tief durch, versuchte mich durch ihn nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Was – zugegebenermaßen – schwer war. „Also… es ist so: Ich habe nachgedacht, seit… seit unserem Gespräch im St. Mungos und… naja… ach, verdammt. Ich liebe dich." Ich hatte die ganze Zeit auf den Boden gestarrt und erst bei den letzten Worten aufgesehen. Feige, ich weiß, aber was soll man machen? Sein Gesicht war ausdruckslos.

Ehrlich, mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Sollte ich mir selbst tatsächlich zu spät über meine Gefühle klar geworden sein? In dem Moment fielen mir Candys Worte wieder ein: ‚Er wird es verstehen. Erklär es ihm. Alles, von Anfang an.' Das tat ich. „Du musst wissen, dass ich mir immer selbst etwas vorgespielt habe. Seit dem Tag an dem meine Tante uns das letzte Mal besuchen kam. Sie gab mir folgenden Rat…", hier wurde ich unterbrochen. Von James, der mir die Hand unters Kinn schob und meinen Kopf hoch drückte. „Halt die Klappe! Ich höre mir das später an", murmelte er und dann küsste er mich. Das war der Moment in dem ich realisierte, dass ich ohne ihn rettungslos verloren war. Und hier ist der Moment in dem ich dieses Kapitel beenden werde. See ya.