Also das ist wirklich nur eine ganz kurze Story. Aber ich hoffe sie gefällt euch trotzdem!
Und ein ganz liebes Dankeschön an meine Beta Sonja!!
Nachts
Er war müde. Müde und maßlos enttäuscht von denen, die sich seine Freunde nannten.
Seit Wochen mieden sie ihn.
Warum?
Weil er ihn liebte. Sie wussten es und hassten ihn dafür. Einen Verräter nannten sie ihn.
Jetzt, wo er etwas gefunden hatte, das er bis jetzt nicht kannte, verließen sie ihn, straften ihn mit kalten Blicken. Doch was war größer?
Dieser Verlust oder das, was er gewonnen hatte?
Und er erschrak, als er bemerkte, dass er die Antwort schon lange kannte.
Er lief durch das Schloss und seine Schritte hallten in den dunklen Gängen wieder. Endlos schien der Weg, doch er kannte sein Ziel genau. Mit sicheren Schritten lief er in den Südturm.
Die Gemälde an den Wänden blickten ihm uninteressiert nach.
Zu oft war er diesen Weg gegangen, mitten in der Nacht.
Und dann sah er ihn. Er saß dort auf dem kalten Steinboden und schaute ihn an. Ein kurzes, unscheinbares Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Der andere Junge streckte ihm seine Hand entgegen und schneller, als man es je für möglich halten könnte, schloss er ihn in eine tiefe Umarmung. Verzweifelt klammerte er sich an ihm fest, suchte Halt. Den Halt, den er von niemand anderem bekam. Stumme Tränen liefen über beide Gesichter. Wunderschöne Gesichter, mit müden Augen und totem Blick.
Nur in den wenigen gemeinsamen Momente konnten sie lachen.
Jetzt, wo alle Hoffnung aus ihnen gewichen war, suchten sie die Nähe des anderen.
Von beiden wurde erwartet, etwas zu sein, das sie nicht waren. Sie sollten sich hassen und Feinde sein. Sich im Kampf gegenüber stehen. Tausende Augenpaare lasteten täglich auf ihnen. Erwarteten so viel von ihnen, zu viel.
Sie könnten es nicht tun, niemals.
Er liebte ihn. Alles in ihm sehnte sich nach dem Jungen.
War es so falsch seinen Feind zu lieben?
Warum sollte er gegen ihn kämpfen? Warum ausgerechnet er?
Dann sah er ihn an, voller Liebe.
Und er wusste, dass es richtig war.
Ein Kuss, unschuldig und zart.
Und es gab keine Fragen mehr, denn sie wussten, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.
„Lass mich nicht allein." flüsterte er so leise, dass der Junge es kaum hören konnte.
Doch er verstand. Und seine Antwort kam ohne zögern, klar und deutlich.
„Niemals."
