Kapitel 3:
Die darauf folgenden Tage waren nicht leicht für Argus. Seine Mutter mied es, ihm auf dem Flur oder im Wohnzimmer zu begegnen. Die meiste Zeit verbrachte er sowieso in seinem Kinderzimmer, das ihm nun so fremd vorkam. Ab und zu kam sein Vater, wollte wissen, wie es ihm gehe, ob er Hunger habe. Meistens schüttelte Argus den Kopf. Er wollte nicht reden. Manchmal stellte er sich vor den großen Spiegel im Bad, der mit einem redete. Seine Nase schmerzte immer noch und sie sah anders aus als vorher. Einige Narben waren ebenfalls zurückgeblieben. Nicht einmal die Magie konnte solche Merkmale verschwinden lassen.
Nach einiger Zeit, es mochten vielleicht drei oder vier Wochen gewesen sein, war Argus' Mutter plötzlich weg. Von einem Tag auf den anderen war sie gegangen. Nur noch die Bilder, die überall an der Wand hingen erinnerten an sie. Sein Vater ging zur Arbeit und kam abends wieder. So ging es eine zeitlang. Langsam kam der Winter. Argus wollte nicht in die Schule, was sollte er dort. Mit den Narben und seiner Nase wollte ihn doch sowieso keiner mehr haben. Sein Zimmer war ihm lieber, auch wenn es ihm nicht weniger fremd erschien, als vor einigen Wochen. Eines Abends kam Frederic Filch und brachte Besuch mit. Argus hatte schon von dem Mann gehört, der ein guter Zauberer sein sollte. Es war Albus Dumbledore, ein Lehrer an Hogwarts, der besten Zaubererschule der Welt. Argus machte große Augen, als er den Mann sah, der um einiges größer war als sein Vater und etwas merkwürdig aussah.
Frederic ging zu seinem Sohn ins Zimmer und legte ihm die Hand auf die Schulter. Argus erschrak, obwohl er den Vater hereinkommen gehört hatte. Er wollte die Wärme nicht spüren, sie war es die ihm wehgetan hatte. Das Vertrauen, das zerstört worden war. Er hatte seine Mutter geliebt, sie hatte ihm Wärme und Zuneigung gegeben. Plötzlich war dies alles weg, wie vom Erdboden verschwunden. Sein Vater konnte ihm nicht dieselbe Liebe geben, die er von seiner Mutter erhalten hatte, auch wenn er sich sehr bemühte. Frederic spürte die Abneigung und nahm seine Hand zurück. „Argus", sagte er „Du kennst doch Albus Dumbledore. Er will dir helfen. Er hat mit Professor Dippet, dem Schulleiter von Hogwarts gesprochen. Du könntest dort in der Nähe, in Hogsmeade leben und zur Schule gehen. In eine Muggleschule. Dorthin könntest du mit Flohpulver reisen. Ich werde zu meiner Schwester ziehen. Hier kann ich nicht bleiben. Ich weiß nicht was ich hier noch soll." Argus sah aus dem Fenster. Die Worte hallten in seinem Kopf wieder, doch er verstand den Sinn nicht. Wozu sollte er noch auf irgendeine Schule gehen, mit dieser Nase, mit diesen Narben. Welchen Sinn hatte es, sich den Kopf mit irgendwelchen Zahlen und Buchstaben voll zu stopfen, wenn man am Ende nicht einmal etwas damit anfangen konnte. Trotzdem stand er auf und ging langsam in die Küche, wo Dumbledore es sich auf einem der Stühle bequem gemacht hatte. „Hallo Argus!"Er lächelte ihn an. Argus sah verlegen zu Boden. „Na, wie geht es dir? Du brauchst mir nicht antworten, wenn du nicht möchtest. Ein Nicken oder Kopfschütteln reicht schon."Argus schüttelte leicht den Kopf und setzte ebenfalls. Sein Vater saß auch schon am Tisch und bot Dumbledore einen Kaffee an. Dieser lehnte dankend ab und began Argus die Vorteile aufzuzählen, die er hätte, wenn er mit nach Hogsmead kommen würde. Argus hatte Angst vor allen Leuten, die er nicht kannte. Woher sollte er wissen, dass es nicht wieder jemand war, der ihm wehtun würde, wie Madame Curie? War Dumbledore denn wirklich so ein guter Zauberer? Wollte er ihm wirklich helfen? Und konnte er seine Narben und die krumme Nase verschwinden lassen?
Drei Tage später saß Argus auf seinem Koffer am Bahnhof von Hogsmead. Er sollte hier warten, bis Dumbledore kam. Er hatte nur einige Minuten Verspätung und entschuldigte sich kurz. Den ganze Weg über redete er mit Argus, wahrscheinlich ohne sich eine Antwort zu erhoffen. Sie kamen zu einem Haus, das eine blaue Tür und ebenfalls blaue Fensterrahmen hatte. Es schien sehr klein und Argus fragte sich, mit wem er darin wohnen würde. Als er eintrat traute er seinen Augen kaum. Von außen sah es so klein aus, doch von innen war es riesig. Es sah fast aus wie ein alter Bauernhof. Argus staunte, blieb in dem kleinen Flur stehen. Das hier war schon etwas ganz anderes als die graue Wohnung. Für kurze Zeit vergaß er seine Narben und sah sich alles mit großen Augen an. Er war in letzter Zeit dünn geworden. Seine Kleider waren etwas zu groß. Eine Frau kam aus einer Tür, die anscheinend zur Küche führte und sah Argus an. „Na da hast du mir ja nicht zu viel versprochen. Sonderlich fit sieht der wirklich nicht aus!"Die Frau war klein und etwas mollig. Sie hatte eine Schürze um und einen Kochlöffel in der Hand. Sie sah noch sehr jung aus und hatte ihre dunkelbraunen Haare zu einem Dutt zusammengeknotet. Albus nahm Argus' Koffer und trug ihn die Treppe hinauf. Dort war ein Zimmer mit Blick auf den Garten. Hier sollte Argus wohnen. Die Frau stellte sich ihm als Rebecca vor und sie aßen gemeinsam zu Abend. Argus aß nicht viel, doch Albus und Rebecca luden sich die Teller voll und lachten viel. Albus verabschiedete sich bald und Rebecca brachte ihn schon bald ins Bett.
