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Für alle die die Frage geäußert haben, der Sinn der Überschrift kommt erst
wesentlich später heraus. Sie hat aber auf jeden Fall etwas mit der
Hauptperson Samira zu tun.
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Aufbruch
Kapitel 4
Es war kurz vor Sonnenaufgang, als Katinka langsam die Tür zu Samiras Schlafzimmer öffnete. Sie trat an das große Bett und schüttelte die Schlafende kräftig.
Samiras Lieder flatterten kurz, bevor sie mit unsicherer Hand ihre Decke bis zur Nasenspitze hochzog, sich umdrehte und ein recht unverständliches "Lass mich noch einen Augenblick weiterschlafen" hervornuschelte.
Aber so leicht ließ sie sich nicht abweisen. Man hatte ihr aufgetragen Samira zu wecken und das wollte sie auch. Im Übrigen war es ihr unbegreiflich, wie sie schlafen konnte, wo sie doch heute mit dem bestaussehendsden Junggesellen von ganz Mittelerde auf geheime Mission gehen würde. Katinka schüttelte genervt den Kopf. Dieses Mädchen war schon ein verrücktes Huhn, in einer solchen Situation schlafen zu können.
Ihr Blick schweifte durchs Zimmer. Es sah viel größer aus als ihr Eigenes. Samira war ja auch der Liebling der Herrin, dachte Katinka grimmig. Normalerweise mussten sich mindestens 4 Mädchen ein Zimmer teilen, aber Samira hatte natürlich nur eine Zimmergenossin. Sie wurde immer gereizter. Wo war Minia überhaupt? War heute denn jeder so früh auf den Beinen wie sie?
Zu allem Überfluss sollte dieses Weibstück nun auch noch mit dem Prinzen des Düsterwaldes unterwegs sein. Oh ja, sie hatte alles mitbekommen. Es wurde über nichts anderes geredet. Katinka spürte wie unaufhörlich ihre Wut auf die Schlafende wuchs.
Was hatte Samira was sie nicht hatte? Warum war gerade sie ausgewählt worden, obwohl sie diese Ehre doch gar nicht zu schätzen wusste. Sie wäre für diese Mission viel besser geeignet gewesen. Aber nein, sie musste hier bleiben und hatte sogar noch die große EHRE die Heldin der Schule wie eine Dienstmagd zu wecken.
Diesem eingebildeten Miststück wollte sie es schon zeigen. Sie war doch immer so stolz auf ihre langen Haare und es würde Legolas bestimmt nicht mehr gefallen, wenn seine Mitstreiterin eine Glatze hätte. Katinkas Gesicht verzog sich zu einer hämischen Fratze während sie auf die schlafende Samira herunterschaute. Sie sollte noch ihr blaues Wunder erleben.
Katinka kramte aus ihrer Schürze eine große Schere hervor und näherte sich damit vorsichtig Samiras prächtigen Haarschopf, immer darauf bedacht diese nicht zu wecken. Langsam nahm sie ein großes Haarbüschel und.....
-SCHNAPP-
Die erste Strähne fiel und es folgten noch mehr. Bald war das gesamte Bett bedeckt von schwarzen Haarsträhnen und es grenzte fast an ein Wunder, dass Samira von dieser Prozedur nicht aufgewacht war. Nach wenigen Augenblicken betrachtete Katinka zufrieden ihr Werk. Mit einer derartigen Glatze würde sie Legolas bestimmt nicht mehr gefallen und vielleicht würde er es dann ablehnen mit ihr zu reiten. Natürlich würde sie sich freiwillig melden, wenn die Herrin fragen würde, wer sich an Samiras Stelle dazu breit erklären würde. Außerdem war Samira auch eitel und würde mit einem derartigen Aussehen niemals ihr Zimmer verlassen, dachte sie mit einem Anflug der Genugtuung.
"Tja Prinzeschen, das ist mein Abschiedsgeschenk an dich" flüsterte sie leise als sie auf Zehenspitzen das Zimmer verließ.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Minia beeilte sich zu ihrem Zimmer zu kommen. Hatte man Katinka nicht gesagt, dass sie Samira wecken sollte, fragte sie sich, während sie mit Halsbrecherischer Geschwindigkeit um die Kurven sauste und dabei fast einen Elben aus der Gefolgschaft von Prinz Legolas umgerannt hätte, wenn dieser nicht von seinen Elbenohren gewarnt, rechtzeitig zur Seite gesprungen wäre. Allerdings bemerkte die Sprinterin den Elben kaum.
Es wäre Katinka aber auch zuzutrauen, dass sie Samira nicht geweckt hatte, um sie vor allen lächerlich zu machen. Zu dumm, dass die Herrin gerade sie dazu beauftragt hatte. Aber wenn sie sich beeilte, würde niemand etwas von Samiras Verschlafen bemerken.
Minia näherte sich der Zimmertür, öffnete diese mit einem Ruck und erstarrte in der Bewegung, als sie das Bett ihrer Freundin erblickte. Es war alles voll mit Samiras schwarzen Haaren.
Sie näherte sich dem Bett, packte ihre Freundin bei den Schultern, schüttelte sie und rief dabei ein lautes "Samira aufwachen". Warum musste ihre Freundin auch einen derart festen Schlaf haben, dachte Minia genervte während sie diese Prozedur noch einmal wiederholte.
Langsam öffnete Samira die Augen und presste ein verschlafenes "wie spät ist es" hervor.
Minia schüttelte den Kopf.
"Es ist schon nach Sonnenaufgang. Du bist zu spät dran."
Bei diesen Worten kehrte vollends das Leben in die Augen ihrer Freundin zurück.
"Was, es ist schon nach Sonnenaufgang." Mit einem Satz war sie aus dem Bett, bei dem Stuhl mit ihren Kleidern und in fast der gleichen Rekordverdächtigen Zeit auch schon angezogen. "Warum hat mich den keiner geweckt", fragte sie, als sie gerade dabei war, auf einem Bein durch Zimmer zu hüpfen, während sie mit dem anderen den Ausgang des Hosenbeins suchte.
"Die Herrin hat Katinka den Auftrag gegeben dich zu wecken und scheinbar wollte sie wohl, dass du verschläfst. Warum musst du auch einen so festen Schlaf haben, denn hier gewesen ist sie auf jeden Fall... ach ja, das Frühstück habe ich dir auf den Tisch gestellt. Bei meinem Sprint hierher ist allerdings etwas vom Orangensaft verschüttet worden."
Samira stürzte auf den Tisch zu, auf dem sie ein Tablett sah. Das Frühstück fiel anscheinend mager aus, dachte sie mit einem Anflug von Bedauern. Das Glas mit Saft war halb leer, oder halb voll je nach Blickwinkel, die Schüssel mit Müsli hatte unter Einwirkung der Fliehkraft, die gesamte Milch verloren und eine Scheibe Brot musste den Krümeln nach zu urteilen, auf dem Weg zum Zimmer verloren gegangen sein. Es half nichts, besser als gar nichts zu essen.
Sie setzte sich hin und begann in einer ebenfalls rekordverdächtigen Geschwindigkeit, das Frühstück in sich hineinzustürzen, wobei sie mit vollen Backen ihrer Freundin einen fragenden Blick zuwarf und fragte:
"Was meinst du mit, Katinka war auf jeden Fall hier?"
"Na schau dir doch mal dein Bett an" mit diesen Worten trat Minia zur Seite und ließ ihre Freundin einen Blick auf den Berg von schwarzen Haaren werfen. Sie beobachtete, wie der Unterkiefer von Samira rauf und runterklappte, während ihr diese Bewegung eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fisch einbrachte, der auf dem trockenen liegt. Bevor ihre Freundin zu einer Frage ansetzen konnte, kam ihr Minia zuvor.
"Frag mich jetzt bitte nicht warum sie das getan hat, ich weiß es nämlich nicht. Vielleicht dachte sie, dass sie dir damit schaden kann, da sie ziemlich sauer ist, weil du von der Herrin für diese Mission ausgewählt worden bist."
Samira war aufgestanden und ging immer noch sprachlos zu ihrem Bett. Sie streckte die Hand aus, griff nach einer Strähne und betrachtete sie mit offenem Mund. Sie spürte die Hand ihrer Freundin auf ihren Schultern und hörte wie diese ihr zuflüsterte.
"Sie konnte schließlich nicht wissen, dass es absolut nichts bringt dir die Haare abzuschneiden" bei diesen Worten griff sie in Samiras schwarzen Haarschopf, der so prächtig wie eh und je war und machte sich daran, diesen mit einem Band zu bändigen. "Schließlich weiß außer dir, mir und der Herrin niemand etwas davon. Aber lass dich davon nicht ärgern. Es ist glaube ich das Beste, wenn ich deine Haare einfach verschwinden lasse bevor jemand etwas bemerkt. Etwas anderes würde zu viele Fragen nach sich ziehen, die wir kaum erklären könnten, ohne alles über dich verraten zu müssen."
Mit diesen Worten zurrte sie das Band endgültig fest und zog die immer noch sprachlose Samira weg vom Bett, drückte ihr ihren Beutel in die Hand und schubste sie aus dem Zimmer.
"Jetzt mach schon, oder willst du, dass Legolas noch etwas hat mit dem er dich aufziehen kann, du kommst nämlich zu spät, wenn du dich nicht etwas beeilst."
Mit diesen Worten hatte Minia genau das erreicht, was sie bezweckt hatte. In den letzten Tagen hatte sie sehr wohl mit bekommen, dass Samira den gutaussehenden Prinzen nicht ausstehen konnte und dass das Letzte was sie wollte war, dass er eine Gelegenheit bekam sich über sie lustig zu machen.
Samiras Augen erwachten zum Leben und bevor Minia noch bis drei zählen konnte, war ihre Freundin schon auf dem Weg zum Stall um ihren Rappen Dorintus zu satteln. Als sie gerade mit dem Sattel und der Trense bewaffnet Richtung Box marschierte, streckte Legolas gerade den Kopf aus der Nachbarbox. Sie bemerkte wie ein Grinsen seine zugegeben hübschen Lippen zierte. "Na da hat wohl jemand verschlafen. Musste die Dame sich zu früh aus dem Bett quälen? Ich verspreche euch, in einigen Tagen habt ihr euch daran gewöhnt so früh aufzustehen. Wir Elben brauchen nämlich nicht so viel Schlaf wie ihr Menschen, auch wenn ihr zu den unerschrockenen Amazonen gehört."
Man konnte seiner Mimik und dem Tonfall seiner Stimmen anhören, dass er sie nicht gerade zu einer Ausgeburt voller amazonischen Tugenden zählte.
Samira war schon wieder ganz rot im Gesicht geworden, was der Elb mit Genugtuung feststellte. Wütend öffnete sie die Boxentür und begann Dorintus zu satteln, während sie krampfhaft versuchte den Elben nicht merken zu lassen, dass sie ihm am liebsten seinen hübschen Hals umdrehen wollte.
"Punkt eins ist es nicht eure Sache falls ich verschlafen haben sollte, was nicht der Fall war" glatte Lüge " Punkt zwei habt ihr wohl keine Ahnung über die Tugenden einer Amazone und Punkt drei braucht ihr gar nicht so mit den Fähigkeiten der Elben anzugeben. Wusstet ihr eigentlich, dass nur Leute mit einem niedrigen Selbstbewusstsein es nötig haben, ihre herausragenden Talente so hervorzustellen wie ihr es tut." schnappte sie zurück. Sie bemerkte wie die Augenbrauen von Legolas langsam gen Himmel stiegen.
Er sollte also zu wenig Selbstbewusstsein haben. Es war schon ein starkes Stück, sich so etwas von einer Person anzuhören, die wohl kaum schon die 20 überschritten hatte. Legolas betrachtete die junge Frau, wie sie wütend den Sattelgurt nachzog.
"Sagt mal, seid ihr eigentlich immer so schlecht gelaunt?" Diese Frage hatte er sich schon eine ganze Weile lang gestellt.
Samira hielt in ihrer Bewegung und starrte ihn verblüfft an. Sie hatte mit allem gerechnete, von einer weiteren Beleidigung, bis dazu, dass er sie einfach stehen ließ. Nachdem sie ihn eine Weile lang sprachlos angestarrt hatte, vernahm sie plötzlich ein leises Lachen, welches aus Legolas Richtung kam.
Legolas freute sich diebisch Samira sprachlos zu erleben. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, dachte er bei sich und beobachtete, wie langsam die rote Farbe wieder ihr Gesicht zierte, als sie bemerkte, dass er über sie lachte.
"Was lacht ihr so blöd? Ist es ein Wunder, das sich ich schlechte Laune habe, wenn ihr mich die ganze Zeit ärgert? Für mich seid ihr ein Schürzenjäger und solche Leute kann ich einfach nicht ausstehen." Beleidigt wandte sich Samira von Legolas ab. Warum musste dieser Elb sich immer über sie lustig machen?
Wegen dieser Bemerkung war nun Legolas Unterkiefer seinerseits Richtung Erde gefallen.
"Also nun hört aber mal zu. Wer hat denn gestern mit heißen Kartoffeln um sich geworfen? Ich jawohl nicht. Außerdem kennt ihr mich wohl kaum gut genug, um euch ein Urteil über meinen Charakter, insbesondere Frauen gegenüber erlauben zu können."
Samira hatte gerade ihre Tätigkeit beendet und stapfte Richtung Boxentür. Mit einem Schwung versuchte sie diese zu öffnen, prellte aber an der Tür ab, da Legolas sich derart davor postiert hatte, dass sie sie nicht öffnen konnte.
"Würdet ihr wohl die Güte haben aus dem Weg zu gehen. Ihr steht mit eurem entzückenden Körper nämlich direkt vor der Tür." Samira war nun zur Taktik à la sehr freundlich übergegangen. Zu ihrer Verwunderung und ihrem Ärger bemerkte sie allerdings, dass sich Legolas nicht um einen Zentimeter vom Fleck rührte.
"Warum?"
Angesichts dieser Frage war Samira schon wieder sprachlos. War es denn wirklich möglich, dass dieser Elb ständig auf Kollisionskurs war? Mühsam versuchte sie ihr letztes bisschen Selbstbeherrschung zusammen zu kratzen und presste aus zusammengepressten Zähnen ein "weil ich so nicht aus der Box kann" hervor.
Sie bemerkte wie ein schelmisches Funkeln in den Augen des Elben aufblitzte. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
"Ach ja, ihr wollt also raus. Was krieg ich denn dafür, wenn ich euch rauslasse? Nein, nein, nicht wieder schimpfen. Wer schimpft der hat Unrecht. Sagen wir, ich lasse euch aus der Box raus und ihr seid dafür zumindestens für..." Legolas dachte kurz nach "... sagen wir einen Tag nett zu mir. Wir wollen euch nicht zuviel abverlangen, schließlich ist freundlich sein für euch scheinbar ein Fremdwort. Jetzt wird euer Gesicht schon wieder rot. Es ist ganz einfach, ihr wollt raus, ich kann euch diese Freiheit geben oder nicht und als Preis dafür müsst ihr einen Tag euer Temperament im Zaum halten. Was sagt ihr dazu? Denkt aber daran, euer Ehrenwort bindet euch."
Samira musterte den Elben wütend. Immer musste er sich über sie lustig machen. Natürlich hätte sie auch nach Hilfe rufen können, das kam ihr aber wirklich zu kindisch vor. Sie musste aber aus dieser Box raus und es wäre wirklich peinlich gewesen, wenn sie jemand in dieser Situation erwischt hätte. Samira eingesperrt in einer gewöhnlichen Pferdebox. Sie hörte bereits das Lachen.
"Also gut, ich versuche auf eure Beleidigungen nicht allzu heftig zu reagieren."
"Oh nein, ihr werdet es nicht versuchen, sondern es tun und außerdem beleidige ich euch nicht, sondern sage nur die Wahrheit. Sei's drum, ja oder nein?" Legolas machte es großen Spaß zu sehen, wie sich seine Mitreisende ärgerte. Es gefiel ihr überhaupt nicht ihm "ausgeliefert" zu sein, dass wusste er. Nun ja, er hatte die Kartoffelattacke noch nicht vergessen und nun musste dieses Mädchen nun mal in den sauren Apfel beißen.
"In Ordnung." Samira fielen diese Worte wirklich schwer.
"Versprochen?" half Legolas mit einem Grinsen nach.
"Versprochen." Samira resignierte und wurde daraufhin von Legolas aus der Box gelassen.
In diesem Moment, wie immer zur rechten Zeit um alles zu verpassen, betrat die Herrin den Platz. Ihr folgten einige Mädchen, die sowohl noch einen letzten Blick auf den Elbenprinzen werfen , als auch sich von Samira verabschieden wollten. Samira bemerkte in dieser Menge auch Katinka, die mit offenem Mund auf ihre schwarzen Haare starrte. War sie es also doch gewesen, dachte sie bitter. Dass dieses Mädchen sie nicht ausstehen konnte wusste sie zwar, es beruhte ja auf Gegenseitigkeit, aber dass sie zu derartigen Mitteln greifen würde, hatte sie nicht gedacht. Langsam hob sie die Hand und winkte Katinka mit einem leichten Grinsen im Gesicht zu. Kurz danach warf sie demonstrativ eine Haarsträhne zurück. Keiner der Anwesenden außer dem blonden Mädchen und Minia hatte diese Andeutung verstanden.
Katinka drehte sich daraufhin um und rannte so schnell sie konnte zurück in die Schule, wobei sie sich immer wieder fragte, ob ihr ihr Verstand einen Streich gespielt hatte. Aber nein, sie hatte die Haare ganz sicher abgeschnitten und zwar ganz kurz und nun waren sie wieder so lang wie eh und je.
Samira beobachtete Katinka so lange, bis sie in der Schule verschwunden war. Danach stieg sie auf ihr Pferd. Legolas saß bereits fest im Sattel und wartete auf sie. Die Herrin trat noch einmal hervor, wünschte beiden Reitern Glück und wiederholte ihre Ermahnungen vom Vorabend. Als sie geendet hatte warf Legolas Samira einen fragenden Blick zu, den diese nur mit einem Nicken beantwortete. Gemeinsam ritten sie unter dem Torbogen der Schule hindurch. Samira warf noch einen kurzen Blick zurück, schaute in die Augen ihrer Freundin Minia und formte mit den Lippen ein stummes "Auf Wiedersehen".
Wenn ihr ein paar Vorschläge habt, was zwischen Samira und Legolas auf der Reise alles für weitere Sticheleien ablaufen könnten, schreibt mir doch einfach eine Mail. Würde mich über Anregungen sehr freuen.
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Aufbruch
Kapitel 4
Es war kurz vor Sonnenaufgang, als Katinka langsam die Tür zu Samiras Schlafzimmer öffnete. Sie trat an das große Bett und schüttelte die Schlafende kräftig.
Samiras Lieder flatterten kurz, bevor sie mit unsicherer Hand ihre Decke bis zur Nasenspitze hochzog, sich umdrehte und ein recht unverständliches "Lass mich noch einen Augenblick weiterschlafen" hervornuschelte.
Aber so leicht ließ sie sich nicht abweisen. Man hatte ihr aufgetragen Samira zu wecken und das wollte sie auch. Im Übrigen war es ihr unbegreiflich, wie sie schlafen konnte, wo sie doch heute mit dem bestaussehendsden Junggesellen von ganz Mittelerde auf geheime Mission gehen würde. Katinka schüttelte genervt den Kopf. Dieses Mädchen war schon ein verrücktes Huhn, in einer solchen Situation schlafen zu können.
Ihr Blick schweifte durchs Zimmer. Es sah viel größer aus als ihr Eigenes. Samira war ja auch der Liebling der Herrin, dachte Katinka grimmig. Normalerweise mussten sich mindestens 4 Mädchen ein Zimmer teilen, aber Samira hatte natürlich nur eine Zimmergenossin. Sie wurde immer gereizter. Wo war Minia überhaupt? War heute denn jeder so früh auf den Beinen wie sie?
Zu allem Überfluss sollte dieses Weibstück nun auch noch mit dem Prinzen des Düsterwaldes unterwegs sein. Oh ja, sie hatte alles mitbekommen. Es wurde über nichts anderes geredet. Katinka spürte wie unaufhörlich ihre Wut auf die Schlafende wuchs.
Was hatte Samira was sie nicht hatte? Warum war gerade sie ausgewählt worden, obwohl sie diese Ehre doch gar nicht zu schätzen wusste. Sie wäre für diese Mission viel besser geeignet gewesen. Aber nein, sie musste hier bleiben und hatte sogar noch die große EHRE die Heldin der Schule wie eine Dienstmagd zu wecken.
Diesem eingebildeten Miststück wollte sie es schon zeigen. Sie war doch immer so stolz auf ihre langen Haare und es würde Legolas bestimmt nicht mehr gefallen, wenn seine Mitstreiterin eine Glatze hätte. Katinkas Gesicht verzog sich zu einer hämischen Fratze während sie auf die schlafende Samira herunterschaute. Sie sollte noch ihr blaues Wunder erleben.
Katinka kramte aus ihrer Schürze eine große Schere hervor und näherte sich damit vorsichtig Samiras prächtigen Haarschopf, immer darauf bedacht diese nicht zu wecken. Langsam nahm sie ein großes Haarbüschel und.....
-SCHNAPP-
Die erste Strähne fiel und es folgten noch mehr. Bald war das gesamte Bett bedeckt von schwarzen Haarsträhnen und es grenzte fast an ein Wunder, dass Samira von dieser Prozedur nicht aufgewacht war. Nach wenigen Augenblicken betrachtete Katinka zufrieden ihr Werk. Mit einer derartigen Glatze würde sie Legolas bestimmt nicht mehr gefallen und vielleicht würde er es dann ablehnen mit ihr zu reiten. Natürlich würde sie sich freiwillig melden, wenn die Herrin fragen würde, wer sich an Samiras Stelle dazu breit erklären würde. Außerdem war Samira auch eitel und würde mit einem derartigen Aussehen niemals ihr Zimmer verlassen, dachte sie mit einem Anflug der Genugtuung.
"Tja Prinzeschen, das ist mein Abschiedsgeschenk an dich" flüsterte sie leise als sie auf Zehenspitzen das Zimmer verließ.
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Minia beeilte sich zu ihrem Zimmer zu kommen. Hatte man Katinka nicht gesagt, dass sie Samira wecken sollte, fragte sie sich, während sie mit Halsbrecherischer Geschwindigkeit um die Kurven sauste und dabei fast einen Elben aus der Gefolgschaft von Prinz Legolas umgerannt hätte, wenn dieser nicht von seinen Elbenohren gewarnt, rechtzeitig zur Seite gesprungen wäre. Allerdings bemerkte die Sprinterin den Elben kaum.
Es wäre Katinka aber auch zuzutrauen, dass sie Samira nicht geweckt hatte, um sie vor allen lächerlich zu machen. Zu dumm, dass die Herrin gerade sie dazu beauftragt hatte. Aber wenn sie sich beeilte, würde niemand etwas von Samiras Verschlafen bemerken.
Minia näherte sich der Zimmertür, öffnete diese mit einem Ruck und erstarrte in der Bewegung, als sie das Bett ihrer Freundin erblickte. Es war alles voll mit Samiras schwarzen Haaren.
Sie näherte sich dem Bett, packte ihre Freundin bei den Schultern, schüttelte sie und rief dabei ein lautes "Samira aufwachen". Warum musste ihre Freundin auch einen derart festen Schlaf haben, dachte Minia genervte während sie diese Prozedur noch einmal wiederholte.
Langsam öffnete Samira die Augen und presste ein verschlafenes "wie spät ist es" hervor.
Minia schüttelte den Kopf.
"Es ist schon nach Sonnenaufgang. Du bist zu spät dran."
Bei diesen Worten kehrte vollends das Leben in die Augen ihrer Freundin zurück.
"Was, es ist schon nach Sonnenaufgang." Mit einem Satz war sie aus dem Bett, bei dem Stuhl mit ihren Kleidern und in fast der gleichen Rekordverdächtigen Zeit auch schon angezogen. "Warum hat mich den keiner geweckt", fragte sie, als sie gerade dabei war, auf einem Bein durch Zimmer zu hüpfen, während sie mit dem anderen den Ausgang des Hosenbeins suchte.
"Die Herrin hat Katinka den Auftrag gegeben dich zu wecken und scheinbar wollte sie wohl, dass du verschläfst. Warum musst du auch einen so festen Schlaf haben, denn hier gewesen ist sie auf jeden Fall... ach ja, das Frühstück habe ich dir auf den Tisch gestellt. Bei meinem Sprint hierher ist allerdings etwas vom Orangensaft verschüttet worden."
Samira stürzte auf den Tisch zu, auf dem sie ein Tablett sah. Das Frühstück fiel anscheinend mager aus, dachte sie mit einem Anflug von Bedauern. Das Glas mit Saft war halb leer, oder halb voll je nach Blickwinkel, die Schüssel mit Müsli hatte unter Einwirkung der Fliehkraft, die gesamte Milch verloren und eine Scheibe Brot musste den Krümeln nach zu urteilen, auf dem Weg zum Zimmer verloren gegangen sein. Es half nichts, besser als gar nichts zu essen.
Sie setzte sich hin und begann in einer ebenfalls rekordverdächtigen Geschwindigkeit, das Frühstück in sich hineinzustürzen, wobei sie mit vollen Backen ihrer Freundin einen fragenden Blick zuwarf und fragte:
"Was meinst du mit, Katinka war auf jeden Fall hier?"
"Na schau dir doch mal dein Bett an" mit diesen Worten trat Minia zur Seite und ließ ihre Freundin einen Blick auf den Berg von schwarzen Haaren werfen. Sie beobachtete, wie der Unterkiefer von Samira rauf und runterklappte, während ihr diese Bewegung eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fisch einbrachte, der auf dem trockenen liegt. Bevor ihre Freundin zu einer Frage ansetzen konnte, kam ihr Minia zuvor.
"Frag mich jetzt bitte nicht warum sie das getan hat, ich weiß es nämlich nicht. Vielleicht dachte sie, dass sie dir damit schaden kann, da sie ziemlich sauer ist, weil du von der Herrin für diese Mission ausgewählt worden bist."
Samira war aufgestanden und ging immer noch sprachlos zu ihrem Bett. Sie streckte die Hand aus, griff nach einer Strähne und betrachtete sie mit offenem Mund. Sie spürte die Hand ihrer Freundin auf ihren Schultern und hörte wie diese ihr zuflüsterte.
"Sie konnte schließlich nicht wissen, dass es absolut nichts bringt dir die Haare abzuschneiden" bei diesen Worten griff sie in Samiras schwarzen Haarschopf, der so prächtig wie eh und je war und machte sich daran, diesen mit einem Band zu bändigen. "Schließlich weiß außer dir, mir und der Herrin niemand etwas davon. Aber lass dich davon nicht ärgern. Es ist glaube ich das Beste, wenn ich deine Haare einfach verschwinden lasse bevor jemand etwas bemerkt. Etwas anderes würde zu viele Fragen nach sich ziehen, die wir kaum erklären könnten, ohne alles über dich verraten zu müssen."
Mit diesen Worten zurrte sie das Band endgültig fest und zog die immer noch sprachlose Samira weg vom Bett, drückte ihr ihren Beutel in die Hand und schubste sie aus dem Zimmer.
"Jetzt mach schon, oder willst du, dass Legolas noch etwas hat mit dem er dich aufziehen kann, du kommst nämlich zu spät, wenn du dich nicht etwas beeilst."
Mit diesen Worten hatte Minia genau das erreicht, was sie bezweckt hatte. In den letzten Tagen hatte sie sehr wohl mit bekommen, dass Samira den gutaussehenden Prinzen nicht ausstehen konnte und dass das Letzte was sie wollte war, dass er eine Gelegenheit bekam sich über sie lustig zu machen.
Samiras Augen erwachten zum Leben und bevor Minia noch bis drei zählen konnte, war ihre Freundin schon auf dem Weg zum Stall um ihren Rappen Dorintus zu satteln. Als sie gerade mit dem Sattel und der Trense bewaffnet Richtung Box marschierte, streckte Legolas gerade den Kopf aus der Nachbarbox. Sie bemerkte wie ein Grinsen seine zugegeben hübschen Lippen zierte. "Na da hat wohl jemand verschlafen. Musste die Dame sich zu früh aus dem Bett quälen? Ich verspreche euch, in einigen Tagen habt ihr euch daran gewöhnt so früh aufzustehen. Wir Elben brauchen nämlich nicht so viel Schlaf wie ihr Menschen, auch wenn ihr zu den unerschrockenen Amazonen gehört."
Man konnte seiner Mimik und dem Tonfall seiner Stimmen anhören, dass er sie nicht gerade zu einer Ausgeburt voller amazonischen Tugenden zählte.
Samira war schon wieder ganz rot im Gesicht geworden, was der Elb mit Genugtuung feststellte. Wütend öffnete sie die Boxentür und begann Dorintus zu satteln, während sie krampfhaft versuchte den Elben nicht merken zu lassen, dass sie ihm am liebsten seinen hübschen Hals umdrehen wollte.
"Punkt eins ist es nicht eure Sache falls ich verschlafen haben sollte, was nicht der Fall war" glatte Lüge " Punkt zwei habt ihr wohl keine Ahnung über die Tugenden einer Amazone und Punkt drei braucht ihr gar nicht so mit den Fähigkeiten der Elben anzugeben. Wusstet ihr eigentlich, dass nur Leute mit einem niedrigen Selbstbewusstsein es nötig haben, ihre herausragenden Talente so hervorzustellen wie ihr es tut." schnappte sie zurück. Sie bemerkte wie die Augenbrauen von Legolas langsam gen Himmel stiegen.
Er sollte also zu wenig Selbstbewusstsein haben. Es war schon ein starkes Stück, sich so etwas von einer Person anzuhören, die wohl kaum schon die 20 überschritten hatte. Legolas betrachtete die junge Frau, wie sie wütend den Sattelgurt nachzog.
"Sagt mal, seid ihr eigentlich immer so schlecht gelaunt?" Diese Frage hatte er sich schon eine ganze Weile lang gestellt.
Samira hielt in ihrer Bewegung und starrte ihn verblüfft an. Sie hatte mit allem gerechnete, von einer weiteren Beleidigung, bis dazu, dass er sie einfach stehen ließ. Nachdem sie ihn eine Weile lang sprachlos angestarrt hatte, vernahm sie plötzlich ein leises Lachen, welches aus Legolas Richtung kam.
Legolas freute sich diebisch Samira sprachlos zu erleben. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, dachte er bei sich und beobachtete, wie langsam die rote Farbe wieder ihr Gesicht zierte, als sie bemerkte, dass er über sie lachte.
"Was lacht ihr so blöd? Ist es ein Wunder, das sich ich schlechte Laune habe, wenn ihr mich die ganze Zeit ärgert? Für mich seid ihr ein Schürzenjäger und solche Leute kann ich einfach nicht ausstehen." Beleidigt wandte sich Samira von Legolas ab. Warum musste dieser Elb sich immer über sie lustig machen?
Wegen dieser Bemerkung war nun Legolas Unterkiefer seinerseits Richtung Erde gefallen.
"Also nun hört aber mal zu. Wer hat denn gestern mit heißen Kartoffeln um sich geworfen? Ich jawohl nicht. Außerdem kennt ihr mich wohl kaum gut genug, um euch ein Urteil über meinen Charakter, insbesondere Frauen gegenüber erlauben zu können."
Samira hatte gerade ihre Tätigkeit beendet und stapfte Richtung Boxentür. Mit einem Schwung versuchte sie diese zu öffnen, prellte aber an der Tür ab, da Legolas sich derart davor postiert hatte, dass sie sie nicht öffnen konnte.
"Würdet ihr wohl die Güte haben aus dem Weg zu gehen. Ihr steht mit eurem entzückenden Körper nämlich direkt vor der Tür." Samira war nun zur Taktik à la sehr freundlich übergegangen. Zu ihrer Verwunderung und ihrem Ärger bemerkte sie allerdings, dass sich Legolas nicht um einen Zentimeter vom Fleck rührte.
"Warum?"
Angesichts dieser Frage war Samira schon wieder sprachlos. War es denn wirklich möglich, dass dieser Elb ständig auf Kollisionskurs war? Mühsam versuchte sie ihr letztes bisschen Selbstbeherrschung zusammen zu kratzen und presste aus zusammengepressten Zähnen ein "weil ich so nicht aus der Box kann" hervor.
Sie bemerkte wie ein schelmisches Funkeln in den Augen des Elben aufblitzte. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
"Ach ja, ihr wollt also raus. Was krieg ich denn dafür, wenn ich euch rauslasse? Nein, nein, nicht wieder schimpfen. Wer schimpft der hat Unrecht. Sagen wir, ich lasse euch aus der Box raus und ihr seid dafür zumindestens für..." Legolas dachte kurz nach "... sagen wir einen Tag nett zu mir. Wir wollen euch nicht zuviel abverlangen, schließlich ist freundlich sein für euch scheinbar ein Fremdwort. Jetzt wird euer Gesicht schon wieder rot. Es ist ganz einfach, ihr wollt raus, ich kann euch diese Freiheit geben oder nicht und als Preis dafür müsst ihr einen Tag euer Temperament im Zaum halten. Was sagt ihr dazu? Denkt aber daran, euer Ehrenwort bindet euch."
Samira musterte den Elben wütend. Immer musste er sich über sie lustig machen. Natürlich hätte sie auch nach Hilfe rufen können, das kam ihr aber wirklich zu kindisch vor. Sie musste aber aus dieser Box raus und es wäre wirklich peinlich gewesen, wenn sie jemand in dieser Situation erwischt hätte. Samira eingesperrt in einer gewöhnlichen Pferdebox. Sie hörte bereits das Lachen.
"Also gut, ich versuche auf eure Beleidigungen nicht allzu heftig zu reagieren."
"Oh nein, ihr werdet es nicht versuchen, sondern es tun und außerdem beleidige ich euch nicht, sondern sage nur die Wahrheit. Sei's drum, ja oder nein?" Legolas machte es großen Spaß zu sehen, wie sich seine Mitreisende ärgerte. Es gefiel ihr überhaupt nicht ihm "ausgeliefert" zu sein, dass wusste er. Nun ja, er hatte die Kartoffelattacke noch nicht vergessen und nun musste dieses Mädchen nun mal in den sauren Apfel beißen.
"In Ordnung." Samira fielen diese Worte wirklich schwer.
"Versprochen?" half Legolas mit einem Grinsen nach.
"Versprochen." Samira resignierte und wurde daraufhin von Legolas aus der Box gelassen.
In diesem Moment, wie immer zur rechten Zeit um alles zu verpassen, betrat die Herrin den Platz. Ihr folgten einige Mädchen, die sowohl noch einen letzten Blick auf den Elbenprinzen werfen , als auch sich von Samira verabschieden wollten. Samira bemerkte in dieser Menge auch Katinka, die mit offenem Mund auf ihre schwarzen Haare starrte. War sie es also doch gewesen, dachte sie bitter. Dass dieses Mädchen sie nicht ausstehen konnte wusste sie zwar, es beruhte ja auf Gegenseitigkeit, aber dass sie zu derartigen Mitteln greifen würde, hatte sie nicht gedacht. Langsam hob sie die Hand und winkte Katinka mit einem leichten Grinsen im Gesicht zu. Kurz danach warf sie demonstrativ eine Haarsträhne zurück. Keiner der Anwesenden außer dem blonden Mädchen und Minia hatte diese Andeutung verstanden.
Katinka drehte sich daraufhin um und rannte so schnell sie konnte zurück in die Schule, wobei sie sich immer wieder fragte, ob ihr ihr Verstand einen Streich gespielt hatte. Aber nein, sie hatte die Haare ganz sicher abgeschnitten und zwar ganz kurz und nun waren sie wieder so lang wie eh und je.
Samira beobachtete Katinka so lange, bis sie in der Schule verschwunden war. Danach stieg sie auf ihr Pferd. Legolas saß bereits fest im Sattel und wartete auf sie. Die Herrin trat noch einmal hervor, wünschte beiden Reitern Glück und wiederholte ihre Ermahnungen vom Vorabend. Als sie geendet hatte warf Legolas Samira einen fragenden Blick zu, den diese nur mit einem Nicken beantwortete. Gemeinsam ritten sie unter dem Torbogen der Schule hindurch. Samira warf noch einen kurzen Blick zurück, schaute in die Augen ihrer Freundin Minia und formte mit den Lippen ein stummes "Auf Wiedersehen".
Wenn ihr ein paar Vorschläge habt, was zwischen Samira und Legolas auf der Reise alles für weitere Sticheleien ablaufen könnten, schreibt mir doch einfach eine Mail. Würde mich über Anregungen sehr freuen.
