Kampf unter Freunden

Kapitel 5

Samira ritt langsam neben Legolas her und betrachtete ihn ärgerlich von der Seite. Zu gerne hätte sie ihm jetzt irgendetwas an den Kopf geworfen -wörtlich gesehen- nur um ihn zu ärgern. Er war auch wirklich der blödeste Elb dem sie jemals begegnet war. Mit einem Seufzer der Enttäuschung wand sie sich ab. Zu dumm, dass sie freundlich zu ihm sein musste.

Plötzlich hörte sie ein leises Auflachen neben sich und sah erstaunt in Legolas Richtung.

"Tja, ja, ich weiß was du, ich denke es ist das Beste, wenn wir bei dem du bleiben, schließlich werden wir lange genug zusammensein, gerade denkst. Du überlegst dir gerade wie blöd es ist, dass du mir das Versprechen gegeben hast. Ich kann dich aber beruhigen, morgen ist auch noch ein Tag." Bei diesen Worten grinste er sie von der Seite an und Samira wäre ihm am liebsten wieder an die Kehle gegangen, einen Reflex, den sie seitdem sie mit Legolas zusammengetroffen war, recht häufig verspürte.

Um sich nicht in Gefahr zu bringen ihre Beherrschung und damit ihre Ehre bezüglich des Versprechens zu verlieren, wechselte Samira schnell das Thema.

"Was sind das eigentlich für merkwürdige Ereignisse, die sich in Mordor abspielen? Warum wurden wir dorthin geschickt?" Sie versuchte krampfhaft Legolas nicht anzuschauen, da sich ansonsten wohl wieder ein Wutausbruch eingestellt hätte und betrachtete mit einer Inbrunst den interessanten Hals von ihrem Pferd.

Die Antwort ließ nicht lang auf sich warten.

"Es sind in Mordor merkwürdige Orks aufgetaucht. Natürlich sind Orks in Mordor nichts ungewöhnliches, aber diese haben andere Fähigkeiten. Sie sind schlauer und haben fast magische Fähigkeiten. Wir können uns absolut nicht erklären, wie es zu einer derartigen Veränderung in so kurzer Zeit kommen konnte und genau das macht uns auch so zu schaffen. Um herauszufinden warum sie derartige Fähigkeiten erhalten haben und wie wir uns gegen eventuelle Angriffe schützen können, müssen wir beide nach Mordor."

Wieder trat ein Grinsen auf seine Lippen.

"Du weißt doch was Orks sind?"

Es dauerte einen Augenblick, bis Samira die Tragweite der Frage vollständig verstanden hatte. Sie warf Legolas, der sie interessiert musterte einen bitterbösen Blick zu.

"Ja, ich weiß was Orks sind, ich bin nämlich nicht blöd!!! Außerdem lebe ich auch schon etwas länger in Mittelerde, auch wenn das für die ach so tollen Elben sehr kurz sein mag."

Legolas betrachte genüsslich sein Werk. Samira war wiedereinmal knallrot im Gesicht und sah aus als würde sie gleich explodieren. Es machte aber auch zuviel Spaß dieses Mädchen zu ärgern.

"Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe. Wie alt sagtest du bist du? Wenn jemand so jung ist wie du, kann man es ihm eventuelle zutrauen, dass er nicht weiß was Orks sind. Außerdem habe ich den Eindruck, dass du auch nicht wirklich oft aus der Schule herausgekommen bist." Seine Mitreiterin warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte. Zu gerne hätte er jetzt in ihren Gedanken gelesen.

Samira wand langsam den Blick von Legolas ab und sah sich die Bäume an, an denen sie gerade vorbeiritten. Sie hätte jetzt gerne noch etwas erwidert. Woher wollte er eigentlich wissen, wie alt sie war? Natürlich war sie wesentlich jünger als er, aber so wie er annahm war sie auch nicht mehr. Allerdings hätte ihr eine Erwiderung auch nicht weiter geholfen. Sie hätte nur noch mehr Fragen seinerseits zur Folge gehabt.

Seufzend wandte sie sich ihm wieder zu und schaute in sein fragendes Gesicht. Dabei blieb ihr Blick an dem Bogen hängen, den er um seine Schulter trug. Ob das wohl der Bogen war, den Galadriel ihm geschenkt hatte?

Als ob er Gedanken lesen könnte, folgte Legolas ihrem Blick und erklärte: "Dieser Bogen wurde mir von Frau Galadriel, Herrin des goldenen Waldes, damals während des Ringkrieges geschenkt. Durch ihn sind schon mehrere hundert Orks gefallen."

Legolas bemerkte, wie sie bei der Zahl scharf die Luft einsog, was wiederum ein Lächeln auf sein Gesicht zauberte. Es war das erste Mal, dass sie beeindruckt schien und ihm gefiel dieser Ausdruck in ihrem Gesicht ungemein. Er wollte gerade zu einem weitern Satz ansetzten, als sie ihm auch schon ins Wort fiel.

"Ja, ja, ich weiß. Ihr habt beim Ringkrieg mitgekämpft und den Ringträger Frodo begleitet. Außerdem habt ihr geholfen die Menschen in Minas Tirith vor dem Angriff der Orks Sarumans zu beschützen. Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Meine Freundin hat mir so ziemlich jede Heldengeschichte aus eurem, entschuldigung, deinem Leben erzählt und du kannst mir glauben, es kann ziemlich nervig sein, wenn dir Jahr aus, Jahr ein, jeden Abend vor dem Einschlafen Heldengeschichten eines bestimmten Elben erzählt werden. Du brauchst also gar nicht erst anzufangen mir etwas von den großen Taten zu erzählen, ich kenne sie bestimmt schon."

Wütend trieb sie ihr Pferd etwas an, was allerdings lediglich zu Folge hatte, dass Legolas wenige Augenblicke später aufholte und wieder auf gleicher Höhe war. Er betrachte sie eine Weile von der Seite, schüttelte dabei unmerklich den Kopf richtete seinen Blick danach wieder auf den Weg der vor ihnen lag.

"Könnt ihr eigentlich kämpfen? Nein, nicht wieder sauer werden, denk an dein Versprechen."

Samira atmete tief durch und verfluchte einen Augenblick lang den Moment in dem sie Legolas dieses versprechen gegeben hatte. Dieser Elb trieb sie wirklich zu Weißglut.

"Ich habe seitdem ich auf der Schule bin Kampfunterricht bekommen. Wir mussten den Umgang mit verschiedenen Waffen lernen und um auf deinen Gesichtsausdruck gleich zu antworten, ich bin gar nicht so schlecht."

Legolas überlegte einen Augenblick und musterte sie von unten bis oben. "Wenn es dir nichts ausmacht würde ich gerne einmal gegen dich kämpfen, um herauszufinden, wie gut du bist. Vielleicht kann ich dir noch ein paar Tricks verraten."

Samira wollte schon zu einer patzigen Antwort ansetzten, als nun Legolas seinerseits ihr ins Wort fiel. "Es tut mir leid, aber ich muss darauf bestehen. Schließlich bin ich in gewisser Weise für dich verantwortlich. Hast du schon mal gegen Orks gekämpft, na also. Es ist etwas völlig anderes ob du gegen Mädchen in deinem Alter kämpfst, oder ob dein Gegner ein ausgewachsener Uruk-hai ist. Vielleicht könnten die Tipps die ich dir geben kann dir irgendwann das Leben retten."

Samira gefiel der Gedanke absolut nicht gegen Legolas kämpfen zu müssen. Sie war zwar die beste Kämpferin der Schule gewesen, aber sie machte sich keine Illusionen gegen Legolas gewinnen zu können. Nicht nur, dass er wesentlich mehr Erfahrung hatte, was sie vor ihm niemals zugegeben hätte, sondern war auch noch ein Elb und hatte dementsprechend bessere körperliche Voraussetzungen. Sie hatte aber auch absolut keine gegen ihn Lust zu verlieren, da ihn das sicher freuen würde.

"Wie weit werden wir heute noch reiten?"

Legolas richtete seinen Blick auf die Sonne, die sich langsam dem Horizont näherte.

"Ich würde sagen, dass wir in dem Wäldchen, was da vorne liegt übernachten. Wir müssten dort gut geschützt sein, obwohl es hier eigentlich noch nicht allzu gefährlich ist und außerdem liegt dort ein Fluss mit frischem Wasser."

Langsam näherten sie sich dem potenziellen Schlafplatz und Legolas stieg als erster ab, als er eine Lichtung erreichte. Samira stieg ebenfalls ab und rieb Dorinthus lobend den Hals. Sie sah sich um. Es war ein recht angenehmer Schlafplatz.

Legolas war derweil bereits damit beschäftigt das wenige Gepäck, was sie mitgenommen hatten von Arods Rücken zu holen. Er beobachtete wie Samira es ihm gleichtat und begann sich umzuschauen. Ja, das war ein guter Platz um ihre Kampffähigkeiten zu testen.

Nachdem Samira ihre Tätigkeit beendete hatte, ließ sie sich langsam auf den Boden nieder. Sie beobachtete Legolas der etwas von ihr entfernt stand und sie mit einem abwesenden Gesichtsausdruck musterte. Kurz danach bemerkte er, wie er ein Schwert aus seinem Gepäck zog und langsam auf sie zukam. Im ersten Moment war sie absolut sprachlos. Minia hatte niemals erwähnt, dass Legolas auch mit dem Schwert umgehen konnte. Blöde Gans, schalt sie sich selber, es war doch anzunehmen gewesen, dass er nicht nur mit dem Bogen umgehen konnte. Langsam rutschte ihr ihr Herz etwas in die Hose. Ein Kampf mit dem Schwert gegen Legolas war noch viel unangenehmer, als ein Wettschießen.

Sie versuchte einen möglichst unbeteiligten Ausdruck zu machen, aber natürlich würde sie um diese Probe nicht herum kommen. Als Legolas direkt vor ihr stand, warf sie einen blick nach oben, woraufhin sie bemerkte, dass er ihr seine Hand hinhielt um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Na wunderbar, dachte Samira sarkastisch, dieser Gentleman will mir sogar noch helfen bevor er mich in die Pfanne haut.

Diesen Genuss wollte sie ihm nicht geben und ignorierte seine Hand völlig, während sie langsam aufstand. Legolas kommentierte diese Geste nur mit einem belustigten Blick. Sie warf ihm wiedereinmal ein bösen Blick zu, wobei ihr auffiel, dass sie sich bis jetzt ihr Versprechen doch vorbildlich erfüllt hatte. Sie konnte wirklich stolz auf sich sein. Samira warf einen kurzen Blick auf Legolas Schwert, welches mit elbischen Zeichen verziert war und sehr scharf aussah. Na das konnte ja heiter werden, dachte sie als sie nun auch ihr Schwert zog, welches sie an ihrem Gürtel trug.

Noch während sie dieses zog, musste sie schon dem ersten Hieb ausweichen, welchen Legolas blitzschnell Richtung Gesicht führte. Gleich darauf blockte sie den zweiten ab und musste über die Schnelligkeit und die Präzision mit der Legolas seine Schwertstreiche ausführte, staunen. Wieder musste sie einen Hieb abblocken und hatte zum ersten Mal die Möglichkeit selbst einen Angriff zu starten. Sie trat blitzschnell einen Schritt vor und versuchte Legolas freiliegenden Bauch zutreffen.

Dieser wehrte den Angriff aber mit Leichtigkeit ab und begann durch ihren Angriff ermutigt, seine Streiche etwas kräftiger auszuführen. Samira konnte sich kaum ein aufstöhnen verkneifen, als Legolas wieder zum Angriff ansetzte und ihr mit der Wucht, die er benutzte fast das Schwert aus der Hand schlug. Trotzdem hielt sie sich gut und versuchte wann immer es ihr möglich erschien, Legolas anzugreifen. Je länger sich der Kampf hinzog, umso mehr verließ sie die Kraft. Sie hatte in der Schule zwar oft und lange gegen Mitschülerinnen gekämpft, allerdings war es etwas anderes gegen einen Elben zu kämpfen.

Legolas bemerkte, wie ihre Angriffe immer schwächer wurden und verdoppelte daraufhin seine Anstrengungen noch ein wenig. Er musste etwas über ihr rotes Gesicht schmunzeln. Natürlich schonte er sie nicht, schließlich sollte sie von vornherein lernen, dass auch ein Kampf gegen Orks kein Zuckerschlecken war, aber dafür, dass das ihr erster richtiger Kampf war, schlug sie sich recht gut.

Mit dem letzten Aufbringen all ihrer Kräfte, versuchte Samira Legolas das Schwert aus der hand zu schlagen. Allerdings ging ihr Hieb ins Leere, da Legolas blitzschnell zu Seite getreten war und nun seinerseits einen derart heftigen Schlag auf ihr Schwert richtet, dass dieses in einem hohen Bogen 50 Meter weiter in einen Busch flog.

Durch diesen heftigen Angriff verlor Samira das Gleichgewicht, welches sie danke der Wurze die direkt hinter ihr aus der Erde ragt auch nicht gerade wiederfand, sondern erst recht stürzte. Mit einer fließenden Bewegung kniete Legolas vor ihr und richtete die Schwertspitze grinsend auf ihren Hals.

"Gibst du auf?"

Am liebsten hätte Samira nein gebrüllt, wusste aber, dass das etwas lächerlich gewesen wäre, da sie völlig unbewaffnet war. Wütend starrte sie ihn an. Es machte ihm scheinbar auch noch Spaß, dass er sie besiegt hatte.

"Gibst du auf?" Legolas grinste sie immer noch an und hatte auch die Position seines Schwertes um keinen Millimeter verändert. Er wusste, dass es seiner Mitreiterin sehr schwer fiel, einzugestehen, dass er sie besiegt hatte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Das war eine Sache, die er ihr schnell beibringen würde. Langsam veränderte er seine kniende Position und setzte sich auf ihren Bauch.

Er beobachtete Samiras Mienenspiel, welche zuerst ziemlich ungläubig schaute dann aber vor Empörung ganz rot im Gesicht wurde.

Samira konnte es nicht fassen. Da saß dieser unverschämt Elb auf ihrem Bauch und grinste sie an, als ob das völlig normal wäre.

"Geh sofort von mir runter!!!" zischte sie.

Lächelnd erwiderte er ihren Blick, der eigentlich hätte töten können.

"Gibst du auf?"

Er hörte, wie sie scharf die Luft einsog. Dieses Wort fiel ihr sehr schwer, gleichzeitig war er aber dazu entschlossen, sich nicht eher vom Fleck zu rühren bis er eine Antwort hätte. Samiras Mund verzog sich zu einem schmalen Strich bevor sie ein undeutliches ja herauspresste.

"Ich habe dich nicht verstanden, was hast du gesagt."

"Jaaha."

Legolas grinste zufrieden, bevor er langsam aufstand. "Na also, war doch gar nicht so schwer. Im Übrigen hast du dich wirklich gut geschlagen, schließlich war das dein erster wirklicher Kampf und bei aller Bescheidenheit, ich bin wirklich kein sooo einfacher Gegner."

Langsam ging er in Richtung Gepäck und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Samira ihr Schwert holte und wütend zurückstapft. Dabei würdigte sie ihn keines Blickes. Na gut, dachte er, wenn sie beleidigte Leberwurst spielen will so sie doch. Er kramte aus seinem Beutel einige Stücken Lembas, von welchen er Samira auch einige anbot. Allerdings schüttelte sie nur den Kopf und suchte aus ihrem Beutel etwas Brot, welches mit Käse belegt war.

Völlig in Gedanken versunken, aßen beide ihre Mahlzeit. Etwas später förderte Legolas zwei Feuersteine zu Tage, mit denen er in rekordverdächtiger Zeit in loderndes Feuer entfachte. Samira staunte, als sie die Schnelligkeit bemerkte, mit der der Elb das Feuer entzündete, sie selbst brauchte dafür normalerweise ziemlich lange.

Um ihn das aber nicht merken zu lassen, drehte sie ihm schnell den rücken zu und ließ sich auf ihre Decke nieder. Sie war immer noch wütend auf ihn. Nicht nur, dass er auf diesen Kampf bestanden und sie geschlagen hatte, er hatte es auch noch genossen, als er sie besiegt hatte und diesen Sieg auf eine Weise ausgekostet, wie dass kein Ehrenmann tun würde. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der sie all das vergessen ließ und ein Grinsen auf ihr Gesicht zauberte.

Morgen würde sie nicht mehr an ihr Versprechen gebunden sein und könnte ihm alles heimzahlen, dachte sie während sie mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen einschlief.

Legolas betrachtete seine Gefährtin, die sich ein letztes Mal gedreht hatte und deren Gesicht nun vom Feuerschein erleuchtet war. Er wusste, dass Lächeln auf ihren Lippen konnte nichts Gutes bedeuten. Langsam ließ er sich auf den Boden nieder. Er spürte das weiche Moos und lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum. Der Duft des Waldes gefiel ihm und ließ ihn langsam schläfrig werden.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Es ist meine erste Kampfszene und ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Würde mich über viele Reviews freuen -bettel,bettel,Hundeblick- an: glanwen_nacht@web.de Jede Mail wird 100% beantworte und ihr könnt mir auch Anregungen für weitere Kapitel schicken. Gruß Glanwen