Ausflug ins kühle Nass

Kapitel 6

Samira öffnete langsam die Augen und das erste was sie sah, war das grinsende Gesicht von Legolas. Oh Mann, es war wirklich unglaublich, dass er sie durch seine bloße Anwesenheit schon zur Weißglut trieb.

"Guten Morgen" rief der überaus gutgelaunte Elb. "Hast du gut geschlafen?" Samira taxierte ihn mit einem bösen Blick. Für sie war es ein schlimmes Vergehen so früh am Morgen schon gut gelaunt zu sein.

"Ich habe geschlafen, falls du das meinst, aber von gut kann keine Rede sein. Die ganze Nacht habe ich auf einer Wurzel zugebracht und jetzt habe ich Kreuzschmerzen. Sag jetzt nichts. Ich weiß, Elben haben damit kein Problem."

Legolas amüsierte sich über das muffelige Gesicht seiner Gefährtin. Sie war also kein Frühaufsteher, dachte er mit einer gewissen Befriedigung. Es würde Spaß machen sie jeden Morgen zu wecken.

"Ich kann dir Gymnastik empfehlen. Das soll sehr hilfreich sein." Zwischen seinen Fingern drehte er einen Grashalm und versucht krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken. Die Vorstellung Samira in einem eng anliegenden Sportdress zu sehen während sie Sport machte hatte etwas ungemein Erheiterndes an sich.

Diese warf ihm einen ihrer "am-liebsten-würde-ich-dir-den-Hals-umdrehen- Blick" zu.

"Ich könnte dich natürlich auch massieren, wenn dir das lieber ist?" Er warf Samira einen abschätzigen Blick zu. Wie würde sie jetzt wohl reagieren?

"Wenn du unbedingt willst." Nun war es Legolas, der überrascht war. Damit hatte er nicht gerechnet.

"Ich habe nicht gesagt, dass ich es unbedingt will. Ich sagte nur, ich kann es machen, wenn du willst."

Samira zuckte gleichgültig mit den Schultern, während sie sich wieder auf die Erde plumpsen lies. Abwartend sah sie ihn an. Wenn er dachte, dass sie etwas sagen würde hatte er sich gewaltig geschnitten. Trotzdem würde eine kurze Massage gut tun, dachte sie, während ihr Nacken sich schmerzhaft über die unbequeme Schlafposition beschwerte.

Legolas sah sie lange an, als er schlussendlich näherrückte und den Stoff, der ihre Schultern bedeckte vorsichtig zur Seite zu schieben. Langsam begann er mit seinen kundigen Fingern ihren arg strapazierten Nacken zu massieren. Samira war überrascht wie gut sich das anfühlte. Legolas Finger glitten sanft über ihre Haut und sie merkte schon nach kurzer Zeit, wie sich die Verspannung und die Schmerzen in Luft auflösten.

"Bekommen Elben eigentlich eine Ausbildung in Massage?"

Legolas hielt erstaunt inne, fuhr dann aber sofort fort. "Nein, aber irgendwie liegt es uns im Blut. Wie spüren wo der Schmerz liegt und auch wie wir ihn behandeln können. Zumindestens bei so leichten Schmerzen, wie Verspannungen." Er fuhr fort sie zu streichen, während sie kaum merklich sich immer mehr an ihn lehnte. Diese simple Geste zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Langsam näherte sich seine Hand ihrem Gesicht. Als er bemerkte, was er im Begriff war zu tun, zuckte er schnell zurück. Nein, er wollte, er durfte sie nicht streichen. Sie würde ihn eh nur zurückweisen.

Er wollte bereits aufstehen, als er in das entspannte Gesicht seiner Gefährtin schaute. Plötzlich hatte er gar nicht mehr das Bedürfnis aufzustehen, sondern wollte lieber den ganzen Tag mit ihr in den Armen sitzen bleiben. Schweren Herzens musste er einsehen, dass das absolut nicht möglich war. Sie mussten weiter.

Leise näherte er sich ihrem Ohr.

"Wir müssen weiter."

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Samira auf, wobei sie um ein Haar Legolas Kiefer zertrümmert hätte. Entsetzt starrte sie ihn an, während sie mühsam versuchte auf die Beine zu kommen. Hatte sie etwa ihn seinen Armen gelegen? Das war doch nicht möglich, schimpfte sie mit sich selbst. Im selben Augenblick bemerkte sie, wir ihr Gesicht wieder seine rote Farbe annahm.

Zu ihrem Ärger schaute Legolas sie nur verblüfft an. Ihm schien es augenscheinlich nichts ausgemacht zu haben. Immer noch spürte sie die kundigen Finger des Elben, wie er sanft ihre Haut streichelte. Innerlich stöhnte sie auf. Das war doch absolut nicht möglich. Sie, die diesen Elb so sehr verachtete, hatte in seinen Armen gelegen. Es war ihr unbegreiflich, wie es soweit hatte kommen können. Elben hatten wirklich magische Finger.

Legolas bemerkte wie peinlich das eben Geschehene seiner Gefährtin war. Er hatte zwar nicht wirklich eine Ahnung, was ihr peinlich war, es war schließlich nichts passiert, aber sein Gefühl sagte ihm, dass ihr die Situation äußerst unangenehm war. Er setzte an etwas zu sagen, hielt dann aber doch lieber den Mund. Es war besser zu schweigen.

Sein Blick wandte sich der Feuerstelle zu, die noch leicht vor sich hin kokelte.

"Wir müssen das Feuer noch löschen, bevor wir losreiten. Holst du Wasser am Fluss?" fragend sah er Samira an.

"Warum ich?" Nach dieser peinlichen Situation hatte sei absolut keine Lust das zu tun, was er von ihr wollte.

"Weil ich größer und stärker bin, siehe gestern Abend" er hatte sich diesen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen können " und weil ich die Pferde noch fertig machen muss. Außerdem musst du dem Befehl eines Prinzen Folge leisten." Das letzte Argument hatte er eigentlich nur als Scherz gedacht, Samiras Gesichtsausdruck verriet ihm aber, dass sie seine Art von Humor scheinbar nicht teilte und rang sich deshalb noch zu einem "OK musst du eigentlich nicht. ABER ich habe gestern gewonnen. Das kannst du nicht in Abrede stellen. Also los, sonst fordere ich dich noch zu einem 2. Kampf."

Schmunzelnd betrachtete er ihr gerötetes Gesicht. Er wusste, dass sie ihm am liebsten noch eine böse Bemerkung an den Kopf geworfen hätte. Anscheinend wollte sie aber keine weitere Konfrontation riskieren. Zumindestens hatte sie nun vergessen, dass ihr eigentlich noch die Situation von vorhin peinlich sein müsste.

Er beobachtete, wie sie wütend in Richtung Fluss stapfte. Man wurde aus diesem Mädchen einfach nicht schlau. Seufzend ging er in Richtung Arod, dem er sanft über die Nüstern streichelte.

"Da lob ich mir doch die Pferde, ihr seid zufrieden, wenn man euch ausreichend füttert und ihr begrüßt einen immer freundlich. Außerdem seid ihr nicht so muffelig"

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Wütend stapfte Samira Richtung Fluss. Das sah diesem Elb ähnlich. Natürlich musste er ihr noch einmal unter die Nase reiben, dass sie gestern verloren hatte. Sie hätte es sich eigentlich denken können.

Unschlüssig blieb sie stehen und betrachtete zuerst das klare, kalte Wasser des Flusses und danach den kleinen Eimer, den sie mitgenommen hatte. Langsam trat ein diabolisches Grinsen auf ihr Gesicht.

Das würde ihre Rache sein.

Nachdem sie einen Entschluss gefasst hatte, war sie schon wesentlich besser gelaunt. Dieser Elb sollte schon gleich eine wichtige Regel lernen. LEG DICH NIEMALS MIT SAMIRA AN. Sie fühlte den Eimer mit Wasser und machte sich wieder auf den Rückweg. Durch die Bäume hindurch konnte sie schon sehen, wie Legolas ungeduldig vor den bereits vollgepackten Pferden auf sie wartete. Gleichzeitig erspähte sie eine Wurzel, die direkt auf ihrem Weg lag. Das war wirklich ein sehr guter Zufall dachte sie erfreut. Nur noch ein paar Schritte. Er hatte sie bereits gesehen. Na warte. Die Wurzel.

-PLATSCH-

Samira hatte die Wurzel perfekt getroffen und betrachtete zufrieden ihr Werk. Gleichzeitig versuchte sie so auszusehen als ob das alles nur ein Missgeschick gewesen wäre. Legolas war klatschnass und schaute sie halb entrüstet, halb beleidigt an.

Sie konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten und prustete los.

" Oh tut mir wirklich schrecklich leid." Gluckste sie unter Tränen.

"Ich hab genau gesehen, dass das Absicht war." Legolas schmollte, während ihm seine nassen Haare immer wieder ins Gesicht fielen.

Legolas war wirklich wütend, während sich seine Gefährtin vor Lachen schier nicht mehr einbekam. Er hatte gesehen wie sie die Wurzel taxiert hatte um auch ja über sie stolpern zu können und nun saß er da. Nass. Wunderbar. Samira schien sich wirklich großartig zu amüsieren. Ob sie auch noch lachen würde wenn...?

Er trat langsam an sie heran. Samira schaute zu ihm auf, während immer neue Tränen vor Lachen über ihre Wangen kullerten. Na wenigstens war das Feuer jetzt auch aus, dachte er.

"Du, es tut mir wirklich leid. Aber du siehst auch nass gut aus." Sie wurde still. Das Grinsen in seinem Gesicht gefiel ihr absolut nicht. Plötzlich packte sie der Elb und eh sie sich versah, hatte er sie auch schon über seine Schulter geworfen und marschierte in Richtung Fluss. Ihr dämmerte, was er vorhatte.

"He, es tut mir wirklich leid, habe ich schon gesagt."

Sie wurde immer ängstlicher, während sie verzweifelt versuchte sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Aber sie musste einsehen, dass das keinen Sinn hatte. Schon gestern hatte sie es mit den unglaublichen Kräften eines Elben zu tun bekommen und sie wusste, dass sie Legolas nicht aufhalten konnte.

Das Ufer kam immer näher.

"LEGOLAS, ich werde dich bis an mein Lebensende hassen, wenn du mich einfach ins Wasser schmeißt."

Den Elben schien das allerdings nicht wirklich zu beeindrucken. Er watete ins Wasser rein, während er sie noch immer auf seinen Schultern balancierte. Sie spürte schon, wie das Wasser ihre Füße umfloss. Oh nein, stöhnte sie innerlich auf.

"NNNNEEEEIIIINNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"

Sie tauchte ins Wasser ein. Kälte durchfuhr ihren Körper. Plötzlich spürte sie, wie sie von starken Armen wieder an die Wasseroberfläche gerissen wurde. Sie schaute direkt in das grinsende Gesicht von Legolas, der sie anlächelte. Auch er stand bis zur Brust im Wasser.

"Na, wie hat dir die Abkühlung gefallen?" Er schien mit sich und der Welt sehr zufrieden zu sein.

Samira sah ihn sprachlos an. Gleichzeitig spürte sie, wie ihr Körper an eng an Legolas gedrückt wurde. Hitze durchflutete sie. Blut schoss ihr ins Gesicht.

Legolas sah auf die kleine Amazone vor ihm herab. Sie war hübsch. Durch die vom Wasser nasse Kleidung konnte er die weichen Rundungen ihres Körpers fühlen. Ihm schossen wilde Gedanken durch den Kopf, die er aber sofort wieder versuchte zu verdrängen.

Ihr Gesicht war ganz nah bei seinem.

"Du bist vielleicht ein blöder Elb. Sieh dir an, was du gemacht hast. Sollen wir jetzt total durchnässt weiterreiten?" Samiras Gesicht hatte jetzt wieder die rote Farbe angenommen.

Er zuckte nur kurz mit den Schultern, während er sich schweren Herzens von ihr löste. "Es ist doch warm. Die trocknen schnell wieder."

Er stapfte ans Ufer und beobachtete von da, die Versuche seiner Gefährtin ihm schnell zu folgen. Dabei konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Sie sah aber auch zu lustig aus, wenn sie so wütend war. Sie setzte schon zu einer bissigen Bemerkung an, aber er unterbrach sie schon nach dem

"Ich hasse..."

"Leider muss ich dir wiedersprechen. Du hast gesagt, du würdest mich bis ans Lebensende hassen, wenn ich dich einfach ins Wasser reinschmeißen würde. Das habe ich nicht getan, denn um dich reinzuschmeißen hätte ich am Ufer stehen müssen. Ich bin aber mit ins Wasser gegangen und habe dich ganz sanft hineingleiten lassen. Pech gehabt."

Grinsend sah er sie an. Samiras Mund bewegte sich einem toten Fisch gleich auf und zu. Sie war schon wieder sprachlos stellte er mit Vergnügen fest.

"Also komm!!!"

Er stand auf und ging langsam in Richtung Lager und Samira rannte hinter ihm her.

"Du, in dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen."

Grinsend lächelte er ihr zu, während er sich auf Arod schwang.

"Da muss ich dir leider höflich wiedersprechen. Aber brechen wir endlich auf."

Samira schaute Legolas hinterher. Es wunderte sie, dass sie nicht wirklich wütend auf ihn war. Manchmal konnte sie sich selbst nicht verstehen.

"Komm endlich."

Sie schüttelte den Kopf, als sie sich beeilte Legolas einzuholen.

Dieser Elb.

So geschafft. Ich hoffe, dass ich bald zum weiterschreiben komme. Noch eine kleine Mitteilung. Die Idee, dass Samira Legolas etwas "wässert" ist von Lilie-Herz (ganz lieben Dank, die Idee war super). Bin auch weiterhin für Fragen, Kritik und positivem Feedback zwinker offen.

glanwen_nacht@web.de