Die Feuer des Phönix

Kapitel 8

Sturz und weitere Zwischenfälle

Samira saß hämisch grinsend auf dem Pferd und betrachtete den Elb, der sich mit hochroten Gesicht und Ohren vom Boden aufrappelte.

"Sag mir wenn ich mich irre, aber sind Elben nicht für ihre Unerschütterlichkeit beim Reiten bekannt? Stammt der Satz, Elben fallen niemals vom Pferd, " dabei äffte sie Legolas nach, "nicht von dir?"

Legolas sah ihr wütend ins Gesicht, während er sich mit einem eleganten Schwung wieder in den Sattel setzte. In Gedanken wollte er sich am liebsten ohrfeigen. Noch nie, niemals in seinen 1658 Jahren war er vom Pferd gefallen, noch nie, und ausgerechnet wenn sie dabei war musste es passieren. Er war sich sicher, dass würde sie ihm noch lange unter die Nase reiben.

"Reiten wir weiter!" Entschieden trieb er sein Pferd an, aber schon war Samira auf gleicher Höhe.

"Bist du dir sicher, dass du in der Lage bist, weiter zu reiten, schließlich bist ziemlich ungelenk abgestiegen."

Da ging es schon los, dachte Legolas aufstöhnend, während er die Augen verdrehte.

"Willst du dich vielleicht bei mir vorne aufs Pferd setzten, dann kann ich dich festhalten, wenn die Pferde das nächste Mal stolpern."

Legolas sah seine Gefährtin böse an, während deren Augen keinen Zweifel daran ließen, dass ihr sein Sturz sehr gut gefallen hatte.

"Weißt du Legolas, jeder fällt mal vom Pferd und das ist gar nicht so schlecht", fügte sie belehrend hinzu, "denn dadurch lernt man, dass man nicht unfehlbar ist und verliert ein bisschen von seiner Arroganz."

Na toll, dachte Legolas, während er versuchte einem möglichst würdevollen Eindruck zu machen, was ihm angesichts der Grashalme, die immer noch in den Haaren und der Kleidung steckte doch recht schwer fiel. Belehrt von einem Mädchen, welches in elbischer Zeitrechnung kaum das Säuglingsalter überschritten hatte. Seufzend schüttelte er den Kopf. Das konnte ja noch lustig werden.

Samira hatte in der Zwischenzeit begonnen, die Grashalme von seiner Kleidung zu zupfen, während sie einen überaus zufriedenen Eindruck machte und vor sich hin grinste.

Legolas begann langsam die Geduld zu verlieren.

"Jetzt hör aber mal, wenn du voran geritten wärst, wärst du vom Pferd gefallen. Schließlich konnte niemand wissen, dass hinter dieser Biegung eine Riesenwurzel quer über den Weg ragt. Ich kann ja nicht hellsehen."

"Ach, kannst du das nicht? Du siehst meine Weltansicht in sich zusammenstürzen. Legolas hat zugegeben, dass er etwas n-i-c-h-t kann. Aber weißt du, deshalb soll man und auch Elb um solch enge Kurven nicht im Galopp reiten. So etwas ist nämlich immer möglich. Außerdem möchte ich hinzufügen, dass ich nicht hinuntergefallen wäre, da ich nicht im gestreckten Galopp um die Kurve gerast wäre."

Sie sah Legolas triumphierend an und beschäftigte sich weiter damit, die Halm von seiner Kleidung zu zupfen. Als sie einen besonders dicken Halm entdeckte pickte sie ihn auf und hielt ihn dem Elben grinsend unter die Nase.

"Schau mal, ich habe ein Stück von deinem angeknacksten Stolz gefunden. Willst du es haben? Nein, dann behalt ich es. Als Andenken."

Bei diesen Worten steckte sie den Halm in ihren Beutel. Dieser Tag schien doch noch schön zu werden, dachte sie. Es war wirklich zu komisch gewesen. Sie konnte ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken, was ihr wieder einen bösen Blick von Legolas einbrachte.

In Gedanken sah sie den Elb, der ihr hatte beweisen wollen, wie viel schneller er doch reiten konnte sein Pferd zu einem immer schnelleren Galopp antreiben. Dann kam die Kurve. Sie kam gerade noch rechtzeitig um zu beobachten, wie Arod stolperte und sein Reiter einen sehr ungelenken seitlichen Abgang machte. Das Beste war allerdings gewesen, dass er in einen riesigen Ameisenhaufen gefallen war und diese possierlichen Tiere schienen von dem ungebetenen Gast wenig begeistert gewesen zu sein.

Wie von der Tarantel gestochen war er aufgesprungen und im Kreis gerannt, während er versuchte die Tiere abzuschütteln. Beinahe wäre auch sie vom Pferd gefallen. Allerdings vor Lachen. Es tat ihr wirklich sehr leid, dass sie diese Spektakel nicht für die Nachwelt hatte festhalten können. Ein Elb, der sich absolut nicht elegant und würdevoll verhält. Wieder konnte sie ein Auflachen nicht unterdrücken.

Als sie das wütende und sehr rote Gesicht ihres Gefährten entdeckte, prustete sie nun vollends los.

"Jetzt ist aber gut, ja?" Er schien doch leicht beleidigt zu sein. "Wenn du weiter so lachst, fällst du auch noch vom Pferd."

"Aber bestimmt nicht so elegant und so gut gezielt wie du." Bei dem Blick der sie traf fügte sie noch schnell ein "Schon gut, schon gut, ich bin ja schon still. Aber denk dran, " sie hielt ihm wieder den dicken Zweig unter die Nase "ich habe dich in der Hand."

Die Antwort war ein mürrisches "Das werden wir ja noch sehen" von einem noch viel mürrischer aussehenden Legolas.

Sie kamen aus dem Wald heraus und sahen vor sich ein weites Feld. Fast am Ende des Horizonts konnte man eine wüste, unbewohnte und graue Gegend erkennen.

"Ist das Mordor?" Samira sah zu Legolas auf, der unbemerkt nickte.

"Was machen wir, wenn wir dort sind?"

Legolas schaute sie an und wand seinen Blick dann wieder auf die wüste Fläche.

"Wir werden schauen, was der Grund für das Erstarken der Orks ist. Wahrscheinlich werden wir weit nach Mordor hineinreiten müssen und wir können nur hoffen, dass unsere Gegenwart einigermaßen unbemerkt bleibt. Mit ein paar Orks können wir es zwar aufnehmen, aber wenn eine ganze Armee über uns herfällt, haben wir ein echtes Problem."

Erschüttelte den Kopf und sah sie dann mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen an.

"Wenn wir die Ursache gefunden haben und ich hoffe, dass das bald der Fall sein wird, denn Orks sind im allgemeinen keine Meister des Versteckens, werden wir nach Bruchtal reiten und mit Lord Elrond sprechen."

Samira sah ihn mit großen Augen an. "Und was ist, wenn wir die Ursache nicht finden oder wir entdeckt werden?"

Legolas blickte bestürzt zu ihr herab. "Darüber machen wir uns Sogen, wenn es soweit ist."

Er wollte dem jungen Mädchen ein bisschen von ihrer Angst nehmen. Aber das fiel ihm schwer, da er sich selbst nicht besonders wohl in seiner Haut fühlte. Außerdem machte er sich Sorgen um die junge Amazone. Sie war noch jung, vielleicht zu jung für eine derartige Mission. Er fragte sich immer wider warum die Herrin gerade sie geschickt hatte und er wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihm etwas verheimlicht hatte. Das letzte was er wollte war, dass Samira etwas passierte. In den letzten Tagen hatte sie beobachtet, wenn sie es nicht bemerkte und dabei hatte sich ein seltsames Gefühl in seinem Herz aufgebaut. Er konnte dieses Gefühl nicht ganz zuordnen. Mit einem heftigen Kopfschütteln riss er sich aus seinen Gedanken. Er hatte jetzt keine zeit für so was, ermahnte er sich. Damit konnte er sich später beschäftigen.

Schnell drehte Legolas sich um und sah seiner Gefährtin in die Augen. Sie waren so wunderschön grün und er versank förmlich in deren Tiefe. Wie Algen in einem See, dachte er. Langsam wurde er den fragenden Ausdruck in eben diesen Augen gewähr und zum zweiten Mal innerhalb kurzer zeit musste er sich wieder zur Raison rufen.

"Reiten wir los." Mit dieser Aussage ließ er eine ratlose Samira zurück, die wieder nur mit dem Kopf schütteln konnte. Dieser Elb.

Schweigend ritt sie ihm nach. Er war schon wieder ein gutes Stück voraus und schnell trieb sie Dorinthus an. Dieser fiel in Galopp und innerhalb kurzer zeit hatte sie den Elb eingeholt und überholt.

Lachend blickte sie in das verdutzte Gesicht des Elben, während sich der Abstand zwischen den Beiden immer größer wurde.

Inzwischen hatte auch Legolas, den Sinn dieser Aktion verstanden zu haben, denn auch er trieb sein Pferd an. Arod schien nur auf diesen Impuls gewartet zu haben, denn er preschte hinter den Voranreitenden her. Bald waren sie auf gleicher Höhe und weder Dorinthus noch Arod schienen den anderen gewinnen lassen zu wollen. Bei den Reitern sah das nicht anders aus. Samira hätte sich lieber ein Bein gebrochen, als Legolas den Triumph eines Sieges zu gewähren.

Eine ganze Zeit, ging dieses Wettrennen hin und her. Einmal lag Samira etwas weiter vorne, dann lag Legolas etwas weiter. Es wäre wohl noch lange so weiter gegangen, aber Arod war besser an lange Strecken gewöhnt und so legte er langsam aber sicher vor. Meter um Meter.

Als Samira bemerkte, dass jede Chance auf den Sieg dahin war, parierte sie durch und trabte auf die Stelle zu, an der sie ein sehr zufriedener und triumphierend grinsender Elb erwartete.

"Ich habe gewonnen." Stellte er zufrieden fest.

"Wenn Dorinthus besser in Form gewesen wäre, hätte er gewonnen." Konterte Samira.

"Ist er aber nicht, also, gib schon zu. Ich habe gewonnen."

Mürrisch und wütend schaute Samira ihn an. Plötzlich hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf und ein leicht gehässiger Ausdruck legte sich auf ihre Züge.

"Schon gut, ich will dir deinen Sieg gönnen, schließlich brauchst du etwas um deinen angeknacksten Stolz wieder zu flicken. Ein Elb der Vom Pferd fällt."

Legolas stöhnte auf. Konnte sie ihm nicht einmal diesen Sieg anrechnen ohne seinen Sturz zu erwähnen. Er veranlasste Arod dazu, wieder in Schritt zu fallen und entschied sich dafür, dieses Gespräch nicht weiter fortzuführen, da es nach seiner Ansicht wieder nur in einem Streit geendet hätte und wenn er sich mit Samira stritt zog er sehr oft den Kürzeren. In den letzten Tagen hatte er das schon öfter als ihm lieb war feststellen müssen.

Dieses Mädchen war einfach nicht zu bändigen. Wie züngelndes Feuer, schoss es ihm durch den Kopf.

Noch einmal betrachtete er seine Gefährtin, die die Grenzen Mordor mit einem Gemisch aus Angst und Entsetzen anschaute. Das große Tor.

"Können wir da einfach durchreiten?" Zweifelnd blickte sie ihn an.

"Ja, wenn es hier schon gefährlich gewesen wäre, hätten wir niemals ein derartiges Rennen direkt vor den grenzen hinlegen können. Weißt du, durch die Ringkriege, ist Mordor sehr geschwächt worden und die Orks wurden weit nach Mordor hinein verschlagen. Hier müssen wir also noch keine Angst haben, entdeckt zu werden. Sobald wir allerdings das große Tor durchschritten haben, befinden wir uns in Mordor und ab dort müssen wir etwas vorsichtiger sein. Schließlich weiß man nie wann und von wem man dort beobachtet wird."

Samira sah ihn mit großen Augen an und in diesem Moment schien er in ihre Seele schauen zu können. Er sah Angst, Hoffnung und, und... Legolas konnte seinen Augen kaum trauen, ja er sah eine große Macht und Kraft in diesem kleinen Körper.

Die junge Amazone versank in den blauen Augen des Elben. Sie waren so unendlich blau und dabei so völlig unergründlich. Wahrscheinlich hätte sie ihn noch viel länger angestarrt, wenn nicht Dorinthus angesichts dieser unerwünschten Pause, genervt mit dem Kopf geschlagen hätte. Durch den Ruck, der durch die Zügel übertragen wurde, verlor Samira den Halt und wäre gleich dem Elb wohl unerwünschter weise abgestiegen, wenn sie sich nicht plötzlich in zwei muskulösen Armen wiedergefunden hätte. Sie sah auf und schaute direkt in das lächelnde Gesicht des Elben, dabei stieg ihr ein wohliger Geruch von Blumen in die Nase.

"Du musst vorsichtig sein, schließlich wollen wir nicht, dass wir heute noch einen Sturz haben."

Schnell versuchte sich Samira wieder gerade hinzusetzten und währe beinahe aufgrund des Schwungs auf der anderen Seite wieder heruntergefallen. Im letzten Moment fand sie ihr Gleichgewicht wieder und murmelte ein leises "Danke" während sie angestrengt, den Pferdehals fixierte.

Mist, Scheiße schimpfte sie in Gedanken mit sich selbst. So etwas konnte auch nur ihr passieren. Jetzt flog sie fast vom Pferd und musste sich auch noch von Legolas auffangen lassen. Ihr wäre es lieber gewesen er hätte sie fallen lassen, denn die Umarmung des Elben hatte ein merkwürdiges Durcheinander in ihrer Gefühlswelt angerichtet und diese schien sich überhaupt nicht mehr beruhigen zu wollen.

Langsam nährten sie sich dem riesigen Tor und angesichts von etwas derart großem vergaß sie alles um sich herum und starrte lediglich an den Wänden hinauf.

Der neben ihr reitende Legolas widmete sich aber ausschließlich seiner Gefährtin. Er verstand die Welt wirklich nicht mehr, aber als er sie im Arm gehalten hatte, hätte er sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen und ihr fern sein hinterließ eine merkwürdige Leere in ihm.

Beide ritten zusammen durch das Tor, vor welchem auch schon Sam und Frodo vor langer Zeit gestanden hatten und bei jedem Schritt seines Pferdes rief sich Legolas ins Gedächtnis.

"Sie ist ein Mensch."

So, diese zwei kapitel haben jetzt zwar sehr lang auf sich warten lassen *schäm* aber dafür sind es ja gleich zwei. Hab mich dazu entschlossen euch mitzuteilen, dass jeder der meine geschichte ließ dazu verpflichtet ist mir ein Feedback zu schreiben *bitte,bitte*. Wenn sie euch nicht gefällt, bin auch für Kritik offen. Nobody is perfect. liebe Grüße und danke an alle die mir bisher gemailt haben *knuddel* Glanwen