Die Feuer des Phönix 15
Der Phönix
Der Wind bewegte die Blätter der Bäume. Sanft sangen sie ihr Lied und erzählten dem aufmerksamen Zuhörer die alten Mythen und Sagen. Der Elb stand mit geschlossenen Augen auf dem höchsten Turm, den es in Bruchtal gab und lauschte der Geschichte die langsam vor seinem geistigen Auge an Leben gewann. Seine Hand strich über den Bogen, den er in der Hand hielt und fuhr die schönen Verzierungen nach. Plötzlich zuckten die Muskeln in seinem Gesicht und schlagartig riss er die Augen auf. Angestrengt blickte er über das Land. Richtig. Seine Lippen hoben sich ein wenig. Da waren die Beiden also. Prinz Legolas vom Düsterwald und seine junge Begleiterin, vom Stamme der Amazonen. Leise stieß er einen Pfiff aus. Die sich im Hof befindenden Elben schauten erstaunt zu ihm auf, nickten aber dann und machten sich daran, die Neuigkeit zu verbreiten. Bald würde es ganz Bruchtal wissen.
Der Elb schaute wieder in die Ferne und konnte nun die beiden Reiter genauer identifizieren. Eigentlich erstaunte es ihn nicht, dass sie gerade heute kamen. Die fremde Frau, wahrscheinlich auch vom Stamme der Amazonen hatte es voraus gesagt. Seine Lippen hoben sich wieder. Es war wirklich erstaunlich wie viel in einem unscheinbaren Wesen stecken kann. Der Blick flog wieder auf die Ankommenden. Wenn er sich nicht täuschte, dann würde auch diese keine Ausnahme sein.
Legolas und Samira befanden sich auf dem Weg nach Bruchtal. Seine Grenzen, die wirbelnden Flüsse, hatten sie schon passiert und nun begann der steilere Aufstieg, der am Ende einen unvergesslichen Blick, auf all die Schönheit gewährte, die Bruchtal zu bieten hatte. Die Pferde schnauften leise und Legolas warf einen Blick auf seine Begleiterin, die sich völlig in der Einzigartigkeit der Natur zu verlieren schien. Der eisige Hauch, der sie bis an die Grenzen von Mordor verfolgt hatte, fiel langsam von ihr ab. Das Haar glänzte im Sonnenlicht und bewegte sich durch den Schritt des Pferdes sanft hin und her. Sein Blick glitt weiter an ihrem Körper hinab und verweilte kurz an dieser und jener Stelle. Langsam wanderte sein Blick wieder nach oben. Er blickte in ein Augepaar, das ihn erstaunt musterte.
„Bin ich so interessant?"
Samiras Augenbrauen rutschten nach oben. Sie hatte schon vor einer ganzen Weile bemerkt, wie er sie musterte. Sein Blick über ihren Körper wandern zu sehen, hatte sie nicht in Empörung versetzt und genau das stellte sie jetzt vor ein Rätsel. Noch vor wenigen Wochen, hätte sie ihren Begleiter dafür gelyncht. Jetzt war es ihr nicht egal, sondern fast recht und sonderbar vertraut. Die letzten Tage hatten viel verändert. Sie war anders geworden. Sie hatte in den letzten Tagen nicht mehr das Bedürfnis verspürt Legolas zu ärgern oder zu schikanieren. Vielmehr hatte sie seine Nähe gesucht. Anfangs noch mit der Ausrede, ihr sei kalt. Aber langsam war ihr klar geworden, dass dies nicht der Grund war und diese Erkenntnis machte ihr Angst.
Legolas schaute betreten beiseite. „Nein.... ich meine doch."Verlegen fiel sein Blick auf den Boden. Er ertappte sich in letzter Zeit immer häufiger dabei, seine Begleiterin zu betrachten und nun hatte sie ihn dabei ertappt. Langsam schüttelte er den Kopf. Seine Reaktionen hatten sich in der letzten Zeit etwas verschlechtert. Er genoss ihre Nähe und fühlte sich ohne sie wie eine Blume ohne Licht. Sein Blick schweifte nach oben in die Baumwipfel. Wie verrückt das Leben doch war, besonders für einen Elb. Da lebte man Ewigkeiten selig und zufrieden und dann warf ein Ereignis, eine Person vielmehr, das geordnete Leben über den Haufen. Diese Reise hatte alles verändert und es würde niemals wieder so sein wie früher.
„Wir werden gleich Bruchtal erreichen."Legolas Blick fiel wieder auf seine Begleiterin, die unwillkürlich nickte. „Mach bitte die Augen zu."Erstaunt schaute Samira den Elben an. „Bitte!"Murrend schloss sie die Augen. Langsam schritten die Pferde den Weg hinauf und gelangten zu der Stelle, an der der Wald sich öffnete und den Blick auf Bruchtal freigab.
„So, jetzt die Augen aufmachen."Legolas beobachtete gespannt die Reaktion der jungen Amazone. Ihr war die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Bruchtal erhob sich wie eine edle und unbesiegbare Festung aus dem Berg. Bereit jeden Feind zurückzuschlagen, oder alleine schon durch seinen majestätischen Anblick in die Knie zu zwingen. Gleichzeitig strahlte es aber auch eine Sanftheit und Zerbrechlichkeit aus, die dem Betrachter eine Reise in die Vergangenheit ermöglichte. Samira hielt die Luft an. Die Kälte, die sich in ihr Herz geschlichen hatte, zersprang und ließ nur noch die Freude, über diese Entdeckung zurück.
Sie schluckte und konnte ihren Blick kaum von diesem Kunstwerk lenken, um Legolas ein kurzes Lächeln zuzuwerfen und ein leises „es ist wunderschön" zu antworten. Langsam nährten sie sich, aber man schien sie schon zu erwarten, denn einige Elben kamen ihnen langsam entgegen. Samira war aber immer noch so in die Betrachtung ihrer Umgebung vertieft, dass sie erst durch einen überdeutliches Ruckeln seitens eines Stallburschen dazu bewegt werden konnte, in diese Welt zurückzukehren und vom Pferd zu steigen.
Legolas grinste sie breit an. „Ja, Bruchtal ist wunderschön, aber schau dir das alles später an. Ich werde mir sogar persönlich Zeit nehmen, dich herumzuführen."Setze er noch schelmisch hinzu. Mit diesen Worten zauberte er ein Lächeln auf Samiras Gesicht. „So, dass würdest du tun. Wie nett von dir, aber vergiss..."Bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen konnte, erregt etwas ganz anderes ihre Aufmerksamkeit. Ein großer Elb, majestätisch und in ein feines Gewand gehüllt, kam direkt auf sie zu. Elrond, schoss es ihr in den Sinn und dieser sollte sie auch nicht getäuscht haben. Mit einer umarmenden Geste hieß er Legolas willkommen, richtete dann aber sein Augenmerk auf die junge Amazone.
„Ihr müsst Samira sein. Eure Herrin hat mir viel über euch erzählt. Mein Herz freut es euch hier in Bruchtal zu empfangen, aber gleichzeitig weiß ich, dass eure Ankunft für uns das Signal zum Krieg ist. Schlimme Nachrichten bringt ihr uns."
Samira schien ihr Interesse für Schuhe wieder zu entdecken und vermied es dem weisen Elb ins Gesicht zu sehen. Er hatte Recht. Sie brachte schlechte Nachrichten und sie hasste es, diese Funktion als Hiobsbote zu haben.
„Trotzdem..."Samira schaute erstaunt nach oben und sah in ein sehr freundliches Elbengesicht... „trotzdem sind wir euch Beiden in tiefem Dank verbunden. Durch euren Mut werden wir die Möglichkeit haben, unser Vorgehen zu planen und wenn nötig Hilfe zu rufen. Wir werden uns sobald wie möglich unterhalten, aber es wird euch wohl erst einmal ein Bedürfnis sein, Eure Kleider zu wechseln und euch nach dem langen Ritt zu erfrischen. Soviel Zeit muss sein."
Er winkte durch eine kurze Geste zwei Elben heran, die ebenso schöne, nur weiblich geschnittene Kleider trugen. Samira war fasziniert von diesem weichen Gewebe, welches sich an den Körper zu schmiegen schien und eins mit ihm wurde. Es musste ein tolles Gefühl sein, so etwas zu tragen. Vage hörte sie, wie Elrond den beiden Frauen auftrug, die Angekommenen in ihre Zimmer zu bringen, sie zu versorgen und dann rechtzeitig für das Gespräch wieder abzuholen.
Mit einem kurzen Kopfnicken, beendete Lord Elrond dieses Gespräch und riss Samira damit aus ihren Gedanken, die sich nun beeilte zur wartenden Elbe zu gelangen. Mit leichtem Bedauern bemerkte sie, wie Legolas in ein völlig anderes Gebäude geführt wurde, rief sich dann aber sofort zur Ordnung. Es war ihr fast unheimlich, wie sich ihre Art in den letzten Tagen und Wochen gewandelt hatte.
Mit einem leichten Seufzer ließ sich Samira auf das Bett fallen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sie das Zimmer erreicht hatten, denn alle paar Meter hielt Samira an, um durch die vielen Fenster, die Aussicht zu genießen oder sich einfach in der Betrachtung von Wandbildern, Teppichen, Schnitzerreinen oder Mosaiken zu verlieren. Bruchtal hatte unendlich viel mehr zu bieten, als sie aufnehmen konnte und schließlich war die Elbe sogar etwas rabiater geworden, um ihren Auftrag endlich erfüllen zu können.
Samira kicherte leise vor sich hin, schloss aber dann die Augen und versuchte nur durch ihren Körper die Weichheit des Lackens und der Matratze aufzunehmen. Ein leichter Duft nach Wald und See stieg ihr in die Nase und sie ließ ihre Finger über den Stoff gleiten. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und blickte sich etwas im Zimmer um. Es war ein ausnehmend hübsches Zimmer. Rote Vorhänge waren leicht vor den Fenstern gerafft, welche wieder eine unglaubliche Aussicht boten. Ihr gegenüber befand sich ein alter Schrank, der mit elbischen Schnitzereien verziert war und durch sein dunkles Holz einen warmen und einladenden Eindruck vermittelte. Gleich daneben befand sich eine Tür, durch deren Spalt leichter Dampf zog. Ein Badezimmer. Diese Erkenntnis ereilte Samira so plötzlich, dass sie vor lauter Begeisterung fast gegen den Bettpfosten gestoßen wäre, was wiederum ein leichtes Kichern in ihr hervorrief. Sie benahm sich wie ein kleines Kind, schalt sie sich selber.
Leichten Fußes durchschritt sie das Zimmer und öffnete die Tür. Der Raum war erfüllt von einem warmen Duft und in der Mitte des Raumes befand sich ein Badezuber, der bis oben mit Wasser gefüllt war. Diese Elben schienen doch Gedanken lesen zu können, mutmaßte Samira und begann sich gedankenverloren ihrer Kleidung zu entledigen, um schließlich in das warme Nass zu gleiten, welches alles Schlechte von ihr fortzuspülen schien. Das Wasser hatte ebenfalls einen angenehmen Geruch und Samira musste plötzlich schmunzeln. Solch ein Luxus wäre in der Schule absolut verpönt gewesen. Ihr Lächeln wurde breiter. Eigentlich war jede Art von Luxus verpönt. Das Lächeln wurde zum Grinsen. Höchste Zeit also, das Ganze in vollen Zügen zu genießen. Mit diesen Gedanken tauchte sie noch ein Stück tiefer ein.
Auf Zehnspitzen hüpfte Samira in Richtung Bett und hinterließ hinter sich einige Pfützen. Als ihr Blick aber aufs Bett fiel, erstarrte sie. Dort lag ein wunderschönes, fein verarbeitetes Elbenkleid in einem roten Stoff. Sachte strichen ihre noch etwas feuchten Hände über den Stoff. Die Elbe musste es hierhin gelegt haben, während sie gebadet hatte. Sie ließ das Handtuch auf den Boden fallen und hielt sich das Kleid an, um sich im Spiegel zu betrachten. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag, musste sie über ihr Verhalten lachen. Keiner hätte sie für eine der gefürchteten Amazonen gehalten, aber wer sagte denn, das gefährlich auch immer so aussehen muss. War es nicht viel besser, unschuldig auszusehen, um dann im geeigneten Augenblick zuzuschlagen und den Überraschungsmoment auszunutzen. Dieser Gedankengang brachte sie wieder zum Lachen und es tat gut endlich wieder befreit lachen zu können.
Geschwind schlüpfte sie zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein in das weiche Gewand , zog es hoch und erkannte, dass sie den Kampf gegen die vielen Bänder wohl verlieren würde. Es war ihr schleierhaft, wie es die Elben zuwege brachten, in ihren Kleidern völlig unkompliziert auszusehen, wo sie doch ein wahres Rätsel mit sich herumtrugen. Deprimiert ließ sich Samira auf das Bett fallen. Ohne Hilfe, würde das wohl nichts werden.
Genau in diesem Augenblick klopfte es und auf das „herein"kam die Elbe hinein.
„Ich komme, um Euch beim Ankleiden zu helfen."
Allein für diesen Satz, hätte Samira die Elbe am liebsten umarmt, ließ es dann aber, aus Furcht davor, diese zarte Geschöpf zu zerbrechen, sein.
Als sie sich nun im Spiegel betrachtete und die Elbe beobachtete, die mit geschickten Fingern, diese Schlaufe mit jener Schlaufe verband, begann sie allmählich zu erahnen, wie das fertige Kunstwerke aussehen würde. Eigentlich war es völlig einfach geschnitten, wie alle elbischen Kleider, eignete sich aber für jeden Anlass, durch seine kunstvolle Stickerei, die im Kontrast zum Schnitt stand. Nach ungefähr einer halben Stunde war das Werk vollbracht und Samira staunte noch immer über die außerordentliche Geschicklichkeit dieser Frau.
Die Elbe trat einen Schritt zurück, knickste leicht und schloss mit der Erklärung, dass es nun Zeit für die Besprechung sei. Dabei huschte ein leichtes Lächeln über ihre Lippen, während sie die junge Amazone betrachtete, die sich nicht amazonengleich, entzückt vor dem Spiegel drehte und wendete. In diesem Punkt waren wohl alles weiblichen Wesen gleich. Der Wunsch zu gefallen sprang irgendwann immer über, sei es auch nur um zu erreichen, was man sich wünschte.
Schließlich machten sie sich aber doch auf den Weg und kamen, nach einem schier endlos erscheinenden Gewirr von Gängen und Türen, vor einem riesigen, durch Ornamente verzierten Tor an. Die Elbe klopfte leicht und öffnete das Tor, um Samira hineinzulassen und es gleich wieder hinter ihr zu verschließen.
Langsam betrat die junge Amazone den Raum. Er war vom warmen Kerzenlicht hell erleuchtet und strahlte mit seinen weichen Vorhängen, aus dem typischen Stoff, und den weichen Sesseln einen Hauch von Behaglichkeit aus. Eigentlich war dieser Raum nicht wirklich dem Gesprächsthema angemessen, fand Samira. Sie blickte sich um und entdeckte die Anderen, die an einem großen Tisch sitzend, schon auf sie zu warten schienen. Ihr Blick schweifte die lange Tafel entlang und eigentlich erkannte sie nur drei Personen wieder. Lord Elrond, der ihr lächelnd einen freien Platz anbot, Legolas und ihre Herrin, neben der sie nun Platz fand. Die restlichen Personen waren ihr völlig unbekannt, schienen aber genaue Kenntnis über sie zu besitzen, denn alle nickten ihr freundlich zu. Ein Stuhl wurde gerückt und Lord Elrond begann, am Fuß des Tisches seine Einführung zu halten.
„Meine lieben Freund, es ist jedem klar weswegen wir uns hier versammelt haben. Der eisige Hauch rückt näher und es ist nun sehr wichtig eine schnelle Entscheidung über unser weiteres Vorgehen zu treffen, um nicht wieder in einer Finsternis zu versinken. Zwei Mutige"sein Blick fiel kurz auf Samira und Legolas „ haben den weiten Weg nach Mordor gewagt, um uns nun die nötigen Informationen zu liefern."
Mit diesen Worten stand nun Legolas auf und machte sich seinerseits an die Erläuterung des Reiseweges, ihrer kurzen Gefangenschaft, und alles was er erfahren hatte, schloss aber mit einem Seitenblick auf Samira, dass es seiner Begleiterin aber gelungen wäre, nähere Informationen zu erhalten.
Mit einem Mal waren alle Blicke auf sie gerichtet und Samira begann sich allmählich doch sehr unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Langsam und unsicher stand sie auf und begann, zuerst noch sehr zögerlich, dann aber sicherer werdend, alles zu erzählen, was sie im Berg erfahren hatte. Sie berichtete von der Transformation, der Kälte und allem, was sie gesehen hatte, warf dann noch einen gewichtigen Blick in die Rund, um sich dann zu setzen.
Einige Augenblicke herrschte ein großes Schweigen und alle schienen ihren Gedanken nach zu hängen. Plötzlich stand ein Mann auf.
„Es ist notwendig, dass wir sofort einen Angriff starten. Lasst uns alle verfügbaren Männer aus ganz Mittelerde zusammen rufen. Wir müssen handeln, bevor sich die Anzahl der Orkheere ins Unermessliche geseigert hat."Dieser Ausruf wurde mit beistimmendem Gemurmel quittiert, nur Lord Elrond und die Herrin schienen nicht zu reagieren. Der Mann schlug leicht auf den Tisch „Wir müssen handeln. Sofort."
Zu allgemeinen Überraschung ergriff nun die Herrin zum ersten Mal das Wort. Sie blieb allerdings sitzen, warf aber einen beschwörenden Blick in die Rund.
„Ich stimme euch völlig zu. Wir müssen handeln. Aber mit einer Armee und sei sie auch noch so stark, werdet ihr nichts ausrichten können. Dieser Zauberer hat die Macht über die Kälte. Wenn wir ihn in Mordor mit einem Heer angreifen, haben wir es nicht nur mit unbesiegbaren Orks und Uruk-hais zu tun, sondern müssen auch gegen das ungewohnte Wetter kämpfen. Ich möchte hier noch einmal betonen. Die Orks sind unbesiegbar solange Iszais Zauber auf ihnen liegt. Eure Klingen werden von ihren Körpern abprallen. Diesen Kampf könnt ihr nicht mit Waffengewalt gewinnen. Noch nicht."
Lord Elrond nickte nur langsam schaute dann in die teils fassungslosen, teils furchtsamen Gesichter.
„Die Dame hat Recht. Mit dem Erkundungstrupp hoffte ich, meine Erwartungen als Trugschluss zu erkennen. Nun haben sie sich leider als traurige Wahrheit herausgestellt."
Ein leichtes Gemurmel ging durch die Menge und der Mann meldete sich wieder zu Wort.
„Lord Elrond, ich habe großen Respekt vor euch, wie ihr wisst, nun, was schlagt ihr vor. Es kann nicht euer Ernst sein, hier zu warten, bis dieses Wesen in Mittelerde einmarschiert, um uns zu vernichten. Wir müssen kämpfen..."
„... und ihr werdet kämpfen."Beendete die Herrin den Satz. „Nur noch nicht jetzt. Bevor ihr euren Angriff startet, muss sicher gestellt sein, dass dieser Zauberer nicht mehr existiert und sein Zauber verflogen ist. Dann erst könnt ihr zum letzten Schlag gegen die Orks ausholen."
„Aber wie..."der Mann stockte und schaute etwas hilfesuchend, aber auch neugierig auf die Frau, die dort völlig entspannt saß und ihn durch ihre weisen Augen anblickte.
Sie lächelte leicht und beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage. „Womit würdet ihr Kälte und Eis bekämpfen? Mit Feuer, richtig. Nein, " antwortete sie auf das leise Geraune, welches wieder eingesetzt hatte, „wir werden nicht mit Fackeln nach Mordor ziehen und ein kleines Lagerfeuer anmachen. Wir müssen uns an die Person wenden, deren Schicksal es ist gegen diesen Herrscher anzutreten. Seit langem steht dieses Ereignis in den Sternen geschrieben. Nur die Person, die die Feuer des Phönix in sich trägt, kann das Eis besiegen. "
Es wurde still im Raum, langsam und stockend richtete sich nun ein anderer Mann, der Samira gegenüber saß an die Herrin. „Und wie gedenkt ihr, sollen wir diese Person finden? Sollen wir Boten durch das ganze Land schicken?"
Die Herrin lächelte in milde an und warf dann einen Blick auf Lord Elrond, der sich langsam erhob, sich auf dem Tisch abstütze und seinen Blick über die Männer schweifen ließ, die abwechselnd ihn und die Herrin erwartungsvoll anschauten.
„Es ist nicht notwendig diese Person zu suchen. Sie ist schon längst hier." Alle begannen sich suchend umzuschauen, als erwarteten sie plötzlich eine unbekannte Person hinter sich auftauchen zu sehen. „Hat es denn niemanden gewundert, welche Leute wir für diesen Trupp ausgesucht haben? Legolas ist ein guter Kämpfer und vertraut mit der Umgebung von Mordor, aber Samira ist ein junges Mädchen. Nicht vertraut mit einem richtigen Kampf. Hat sich denn niemand darüber gewundert, dass wir gerade sie ausgewählt haben?"
Ungläubig starrten alle auf Samira, die in diesem Augenblick am liebsten im Boden versunken wäre. Nichts war schlimmer, als von allen angestarrt zu werden und gleichzeitig diese Frage in den Augen der Männer zu lesen. Wie soll uns diese Mädchen retten können? Auch Legolas starrte sie ungläubig an. Was war es, was sie in sich trug?
„Verzeiht, Lord Elrond, aber wie soll uns dieses Mädchen retten können?" Samira zuckte zusammen. Da war die Frage, die sie so fürchtete. Es machte sie wahnsinnig, wenn man sie für nutzlos hielt, weil sie ein Mädchen war. Nur ein Mädchen. In ihrem Gedankengang wurde sie von Lord Elrond unterbrochen, der sich nun genötigt sah, eine Antwort zu geben. „Wie, das wissen wir auch nicht, aber wir wissen, dass sie diejenige ist, die das Feuer in sich trägt."
Der Mann ihr gegenüber warf ihr einen halb ironischen, halb provozierenden Blick zu. „Wissen sie, ich glaube ihnen sogar, dass sie Feuer im Hintern hat"Samira schnaufte wütend auf „ aber sehen sie, ich glaube nicht, dass ein netter Hinterbau uns bei dem Kampf helfen wird. Mädchen sind doch eigentlich nur eine Last beim Kampf und wenn ein starker Krieger diesen Zauberer nicht schlagen kann, dann kann es diese süße Puppenschnute erst recht nicht."
Samira schnaufte wütend. Ihr Atem ging nur noch stoßweise und laut hallten die Worte dieses Mannes in ihrem Kopf „netter Hinterbau-Last-süße Puppenschnute"Ihre Augen schlugen Blitze und nur von sehr weit her hörte sie die Herrin die so etwas wie „das hätten sie nicht sagen sollen" hervorstieß. In ihrem Bauch brannte ein heißes Feuer, welches langsam ihren Rachen hinaufstieg. Diesem Mann würde sie es zeigen. Ein Exempel statuieren, ihm Angst machen. Sie nahm nicht mehr wahr, außer diesem Mann. Ihre ganze Wut konzentrierte sich. Sie stieß einen Schrei aus, der sich aber nicht mehr menschlich anhörte. Ein durchdringendes Kreischen erfüllte den Raum und die Männer traten erschrocken zurück. Die junge Frau veränderte sich. Sie wurde kleiner, ihre Haut war mit einem Mal mit Federn überseht, die sich wie züngelndes Feuer an ihrem Körper entlang zogen. Hier schönes Gesicht verwandelte sich in einen Vogelkopf, der mit seinem leuchtend gold-roten Gefieder förmlich Feuer zu spucken schien. Die junge Frau hatte sich in einen wunderschönen Phönix verwandelt, der nun seinerseits den schlotternden Mann fixierte. „Helfen sie mir."War das Letzte was er rausbringen konnte, bevor sich das Tier auf ihn stürzte und ihn mit seiner ungeheuren Kraft packte und mit ihm durch ein Fenster auf die weite Ebene flog.
Fassungslos starrten die Männer dem kreischenden Vogel und dem schreienden Mann hinterher, bis die Herrin das Schweigen mit einem kurzen „Den sind wir los."unterbrach, sich erhob und aus dem Saal ging.
Mit wachsamen Augen blickte der wachende Elb die Straße herab, die nach Bruchtal führte. Ein Lächeln bahnte sich seinen Weg. Da kam die junge Frau wieder. Langsam marschierte sie den Weg hinauf. Ihre Laune schien sich gebessert zu haben. Zuerst richtete er leise das Wort an sie, bemerkte aber noch rechtzeitig, dass sie obwohl kein Mensch, doch kein Elbengehör hatte. „Habt ihr eure Last verloren?"
Überrascht blickte ihn die junge Frau an, grinst ihn dann aber frei an. „Ja, unterwegs war ein schöner Misthaufen. Ein ganz Großer und ausgerechnet da, hat mich die Kraft verlassen. Ist das nicht ein Pech! Wenn er sich beeilt, ist er Morgenfrüh wieder hier."Der Elb nickte und konnte sich nur knapp ein Lachen verkneifen. Da fiel Samira plötzlich etwas ein. Sie fing den Blick der Wache auf. „Als Elb könnt ihr mir doch sicher sagen, was „Melamin"heißt, oder?" Erstaunt schaute der Elb sie an. Etwas fahrig kratzte er sich am Kopf und blickte ihr dann wieder ins Gesicht. „Liebste"antwortete er und beobachtete, wie sich langsam das Gesicht der jungen Amazone verfärbte. Hastig rief sie ein „danke"und lief an ihm vorbei, in den Hof, der wie leergefegt war.
Fast mechanisch steuerte sie auf den Garten zu, der im Mondschein eine fast mystische Aura besaß. Leise wandelte sie durch die Rosenallee und ließ sich am Ufer eines kleinen Sees nieder. Legolas hatte sie also „Liebste" genannt. Samira fühlte ein ungeheures Glücksgefühl in sich aufsteigen. Sanft tauchte sie einen Fuß in das warme Wasser ein und betrachtete die Wellen die sich darum bildeten. Er liebte sie. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Das war schön.
Plötzlich wurde sie durch ein Geräusch hinter sich, aus den Gedanken gerissen. Erschrocken drehte sie sich um und sah hinter einem Baum die Gestalt der Herrin auftauchen.
„Ich habe dich bereits hier erwartet, Samira. Du hast allen einen ganz schönen Schreck eingejagt."
Samira blickte nur kurz auf, wand dann ihren Blick aber wieder auf die glatte Wasserfläche. „Er hatte es verdient."Schloss sie kurz, nahm dann wahr, wie sich die Herrin neben sie setzte.
„Da hast du Recht. Es war auch gut, denn erst so konntest du die wahre Tragweite deiner Macht erkennen. Ich weiß was du sagen willst, du weißt nicht wie du diesen Zauberer schlagen sollst und um ehrlich zu sein, ich weiß es auch nicht. An dem Tag deiner Geburt stand in den Sternen dein Schicksal geschrieben, als junge Frau solltest du als Einzigste die Macht haben, die Welt vor der Finsternis und Kälte zu schützen. Ich bin mir sicher, schon damals bereitete Iszais seine Rückkehr vor, er wusste von deiner Geburt und hätte alles daran gesetzt, dich zu vernichten. Es war also sehr wichtig, dich als Phönix verschwinden zu lassen und dich als junge, unscheinbare Amazone aufzuziehen. Nur so konnte dein Leben geschützt werden.
Lächelnd wand die Herrin ihren Kopf der jungen Frau zu, die sie nun sehr aufmerksam anschaute. Sie streckte ihre Hand aus und strich leicht über ihre Wange.
„Glaub mir, es ist mir nicht leicht gefallen, dich zuerst wegzugeben. Es war ausgemacht, dass man dich nach einigen Monaten, wenn alle mir den Tod meines Kindes abgenommen hatten, vor meiner Tür aussetzten sollte. Nur so konnte ich sicher gehen, dass du sicher bist und gleichzeitig dein Aufwachsen beobachten. Dir sei versichert, du weißt alles, was du für die Vernichtung von Iszais zu wissen brauchst und helfen kann ich dir nicht." Gequält sah die Herrin Samira an. „Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun, aber den Schlüssel zu seiner Vernichtung kannst nur du finden."
Lange saßen die beiden Frauen schweigend da und in Samiras Kopf tobte ein Sturm. Alles, was sie in diesen Minuten erfahren hatte, stellte ihr ganzes bisheriges Leben auf den Kopf. Die Herrin war ihre Mutter. Völlig selbstvergessen tauchte sie wieder ihren Fuß in den See und ließ mit einem kleinen Schnappen, die Tropfen wie flüssige Diamanten gen Himmel tanzen, nur um sie dann bei ihrem Weg nach unten zu beobachten. So war das Leben schoss es ihr durch den Kopf. Ein ständiges Auf und Ab. „Woran denkst du?"hörte sie die Herrin neben sich fragen.
Langsam zog sie ihren Fuß wieder aus dem Nass und beobachtet, wie die Tropfen langsam an der Haut abperlten. „Ich habe Angst, dass jetzt bald alles zusammen stürzt."Den fragenden Blick der Herrin ignorierte sie. „Mein ganzes Leben, dachte ich, ich wäre ein Niemand. Nun hat sich innerhalb weniger Wochen mein Leben verändert. Ich habe eine Familie, dich. Und ich bin wichtig geworden. Alles ist einfach nur wunderbar und eigentlich müsste es nun umso tiefer bergab gehen. Als Ausgleich."
Ein klingendes Lachen riss Samira aus ihren Gedanken. Erstaunt schaute sie die Herrin an. Diese streckte langsam ihre Hand aus und strich der jungen Amazone über das lange Haar.
„Ich bin mir sicher, dass dich eine Person auffangen wird. Die Blicke von Legolas kann man nun wirklich kaum übersehen und auch du hast dich etwas verändert, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Ihr seid für einander geschaffen. Du weißt das, ich weiß das und er weiß das und mit dem was dir als Phönix mitgegeben wurde, wirst du ihn auch nie verlassen müssen."
Langsam zog sie die Beine an, stemmte die Arme auf den Boden und stand langsam auf. Sie klopfte die wenige Erde von ihrem Gewand und schaute dann noch einmal auf ihre Tochter herab, die sie interessiert ansah.
„Ich habe mich zwar nie wie deine Mutter verhalten, aber jetzt ein Rat von mir. Geh zu ihm. Er wartet auf dich."Mit diesen Worten wand sich die Herrin zum Gehen, aber das leichte Lächeln, welches Samiras Lippen umspielt hatten, hatte sie gesehen.
Ja, sie würde zu ihm gehen.
Hallo ihr Lieben, danke an alle, die mir die Daumen gedrückt haben. Werde am Montag erfahren, ob es was gebracht hat. ( bis bald Glanwen PS Feedback. Gefällt euch der etwas neue Stil?
Der Phönix
Der Wind bewegte die Blätter der Bäume. Sanft sangen sie ihr Lied und erzählten dem aufmerksamen Zuhörer die alten Mythen und Sagen. Der Elb stand mit geschlossenen Augen auf dem höchsten Turm, den es in Bruchtal gab und lauschte der Geschichte die langsam vor seinem geistigen Auge an Leben gewann. Seine Hand strich über den Bogen, den er in der Hand hielt und fuhr die schönen Verzierungen nach. Plötzlich zuckten die Muskeln in seinem Gesicht und schlagartig riss er die Augen auf. Angestrengt blickte er über das Land. Richtig. Seine Lippen hoben sich ein wenig. Da waren die Beiden also. Prinz Legolas vom Düsterwald und seine junge Begleiterin, vom Stamme der Amazonen. Leise stieß er einen Pfiff aus. Die sich im Hof befindenden Elben schauten erstaunt zu ihm auf, nickten aber dann und machten sich daran, die Neuigkeit zu verbreiten. Bald würde es ganz Bruchtal wissen.
Der Elb schaute wieder in die Ferne und konnte nun die beiden Reiter genauer identifizieren. Eigentlich erstaunte es ihn nicht, dass sie gerade heute kamen. Die fremde Frau, wahrscheinlich auch vom Stamme der Amazonen hatte es voraus gesagt. Seine Lippen hoben sich wieder. Es war wirklich erstaunlich wie viel in einem unscheinbaren Wesen stecken kann. Der Blick flog wieder auf die Ankommenden. Wenn er sich nicht täuschte, dann würde auch diese keine Ausnahme sein.
Legolas und Samira befanden sich auf dem Weg nach Bruchtal. Seine Grenzen, die wirbelnden Flüsse, hatten sie schon passiert und nun begann der steilere Aufstieg, der am Ende einen unvergesslichen Blick, auf all die Schönheit gewährte, die Bruchtal zu bieten hatte. Die Pferde schnauften leise und Legolas warf einen Blick auf seine Begleiterin, die sich völlig in der Einzigartigkeit der Natur zu verlieren schien. Der eisige Hauch, der sie bis an die Grenzen von Mordor verfolgt hatte, fiel langsam von ihr ab. Das Haar glänzte im Sonnenlicht und bewegte sich durch den Schritt des Pferdes sanft hin und her. Sein Blick glitt weiter an ihrem Körper hinab und verweilte kurz an dieser und jener Stelle. Langsam wanderte sein Blick wieder nach oben. Er blickte in ein Augepaar, das ihn erstaunt musterte.
„Bin ich so interessant?"
Samiras Augenbrauen rutschten nach oben. Sie hatte schon vor einer ganzen Weile bemerkt, wie er sie musterte. Sein Blick über ihren Körper wandern zu sehen, hatte sie nicht in Empörung versetzt und genau das stellte sie jetzt vor ein Rätsel. Noch vor wenigen Wochen, hätte sie ihren Begleiter dafür gelyncht. Jetzt war es ihr nicht egal, sondern fast recht und sonderbar vertraut. Die letzten Tage hatten viel verändert. Sie war anders geworden. Sie hatte in den letzten Tagen nicht mehr das Bedürfnis verspürt Legolas zu ärgern oder zu schikanieren. Vielmehr hatte sie seine Nähe gesucht. Anfangs noch mit der Ausrede, ihr sei kalt. Aber langsam war ihr klar geworden, dass dies nicht der Grund war und diese Erkenntnis machte ihr Angst.
Legolas schaute betreten beiseite. „Nein.... ich meine doch."Verlegen fiel sein Blick auf den Boden. Er ertappte sich in letzter Zeit immer häufiger dabei, seine Begleiterin zu betrachten und nun hatte sie ihn dabei ertappt. Langsam schüttelte er den Kopf. Seine Reaktionen hatten sich in der letzten Zeit etwas verschlechtert. Er genoss ihre Nähe und fühlte sich ohne sie wie eine Blume ohne Licht. Sein Blick schweifte nach oben in die Baumwipfel. Wie verrückt das Leben doch war, besonders für einen Elb. Da lebte man Ewigkeiten selig und zufrieden und dann warf ein Ereignis, eine Person vielmehr, das geordnete Leben über den Haufen. Diese Reise hatte alles verändert und es würde niemals wieder so sein wie früher.
„Wir werden gleich Bruchtal erreichen."Legolas Blick fiel wieder auf seine Begleiterin, die unwillkürlich nickte. „Mach bitte die Augen zu."Erstaunt schaute Samira den Elben an. „Bitte!"Murrend schloss sie die Augen. Langsam schritten die Pferde den Weg hinauf und gelangten zu der Stelle, an der der Wald sich öffnete und den Blick auf Bruchtal freigab.
„So, jetzt die Augen aufmachen."Legolas beobachtete gespannt die Reaktion der jungen Amazone. Ihr war die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Bruchtal erhob sich wie eine edle und unbesiegbare Festung aus dem Berg. Bereit jeden Feind zurückzuschlagen, oder alleine schon durch seinen majestätischen Anblick in die Knie zu zwingen. Gleichzeitig strahlte es aber auch eine Sanftheit und Zerbrechlichkeit aus, die dem Betrachter eine Reise in die Vergangenheit ermöglichte. Samira hielt die Luft an. Die Kälte, die sich in ihr Herz geschlichen hatte, zersprang und ließ nur noch die Freude, über diese Entdeckung zurück.
Sie schluckte und konnte ihren Blick kaum von diesem Kunstwerk lenken, um Legolas ein kurzes Lächeln zuzuwerfen und ein leises „es ist wunderschön" zu antworten. Langsam nährten sie sich, aber man schien sie schon zu erwarten, denn einige Elben kamen ihnen langsam entgegen. Samira war aber immer noch so in die Betrachtung ihrer Umgebung vertieft, dass sie erst durch einen überdeutliches Ruckeln seitens eines Stallburschen dazu bewegt werden konnte, in diese Welt zurückzukehren und vom Pferd zu steigen.
Legolas grinste sie breit an. „Ja, Bruchtal ist wunderschön, aber schau dir das alles später an. Ich werde mir sogar persönlich Zeit nehmen, dich herumzuführen."Setze er noch schelmisch hinzu. Mit diesen Worten zauberte er ein Lächeln auf Samiras Gesicht. „So, dass würdest du tun. Wie nett von dir, aber vergiss..."Bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen konnte, erregt etwas ganz anderes ihre Aufmerksamkeit. Ein großer Elb, majestätisch und in ein feines Gewand gehüllt, kam direkt auf sie zu. Elrond, schoss es ihr in den Sinn und dieser sollte sie auch nicht getäuscht haben. Mit einer umarmenden Geste hieß er Legolas willkommen, richtete dann aber sein Augenmerk auf die junge Amazone.
„Ihr müsst Samira sein. Eure Herrin hat mir viel über euch erzählt. Mein Herz freut es euch hier in Bruchtal zu empfangen, aber gleichzeitig weiß ich, dass eure Ankunft für uns das Signal zum Krieg ist. Schlimme Nachrichten bringt ihr uns."
Samira schien ihr Interesse für Schuhe wieder zu entdecken und vermied es dem weisen Elb ins Gesicht zu sehen. Er hatte Recht. Sie brachte schlechte Nachrichten und sie hasste es, diese Funktion als Hiobsbote zu haben.
„Trotzdem..."Samira schaute erstaunt nach oben und sah in ein sehr freundliches Elbengesicht... „trotzdem sind wir euch Beiden in tiefem Dank verbunden. Durch euren Mut werden wir die Möglichkeit haben, unser Vorgehen zu planen und wenn nötig Hilfe zu rufen. Wir werden uns sobald wie möglich unterhalten, aber es wird euch wohl erst einmal ein Bedürfnis sein, Eure Kleider zu wechseln und euch nach dem langen Ritt zu erfrischen. Soviel Zeit muss sein."
Er winkte durch eine kurze Geste zwei Elben heran, die ebenso schöne, nur weiblich geschnittene Kleider trugen. Samira war fasziniert von diesem weichen Gewebe, welches sich an den Körper zu schmiegen schien und eins mit ihm wurde. Es musste ein tolles Gefühl sein, so etwas zu tragen. Vage hörte sie, wie Elrond den beiden Frauen auftrug, die Angekommenen in ihre Zimmer zu bringen, sie zu versorgen und dann rechtzeitig für das Gespräch wieder abzuholen.
Mit einem kurzen Kopfnicken, beendete Lord Elrond dieses Gespräch und riss Samira damit aus ihren Gedanken, die sich nun beeilte zur wartenden Elbe zu gelangen. Mit leichtem Bedauern bemerkte sie, wie Legolas in ein völlig anderes Gebäude geführt wurde, rief sich dann aber sofort zur Ordnung. Es war ihr fast unheimlich, wie sich ihre Art in den letzten Tagen und Wochen gewandelt hatte.
Mit einem leichten Seufzer ließ sich Samira auf das Bett fallen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sie das Zimmer erreicht hatten, denn alle paar Meter hielt Samira an, um durch die vielen Fenster, die Aussicht zu genießen oder sich einfach in der Betrachtung von Wandbildern, Teppichen, Schnitzerreinen oder Mosaiken zu verlieren. Bruchtal hatte unendlich viel mehr zu bieten, als sie aufnehmen konnte und schließlich war die Elbe sogar etwas rabiater geworden, um ihren Auftrag endlich erfüllen zu können.
Samira kicherte leise vor sich hin, schloss aber dann die Augen und versuchte nur durch ihren Körper die Weichheit des Lackens und der Matratze aufzunehmen. Ein leichter Duft nach Wald und See stieg ihr in die Nase und sie ließ ihre Finger über den Stoff gleiten. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und blickte sich etwas im Zimmer um. Es war ein ausnehmend hübsches Zimmer. Rote Vorhänge waren leicht vor den Fenstern gerafft, welche wieder eine unglaubliche Aussicht boten. Ihr gegenüber befand sich ein alter Schrank, der mit elbischen Schnitzereien verziert war und durch sein dunkles Holz einen warmen und einladenden Eindruck vermittelte. Gleich daneben befand sich eine Tür, durch deren Spalt leichter Dampf zog. Ein Badezimmer. Diese Erkenntnis ereilte Samira so plötzlich, dass sie vor lauter Begeisterung fast gegen den Bettpfosten gestoßen wäre, was wiederum ein leichtes Kichern in ihr hervorrief. Sie benahm sich wie ein kleines Kind, schalt sie sich selber.
Leichten Fußes durchschritt sie das Zimmer und öffnete die Tür. Der Raum war erfüllt von einem warmen Duft und in der Mitte des Raumes befand sich ein Badezuber, der bis oben mit Wasser gefüllt war. Diese Elben schienen doch Gedanken lesen zu können, mutmaßte Samira und begann sich gedankenverloren ihrer Kleidung zu entledigen, um schließlich in das warme Nass zu gleiten, welches alles Schlechte von ihr fortzuspülen schien. Das Wasser hatte ebenfalls einen angenehmen Geruch und Samira musste plötzlich schmunzeln. Solch ein Luxus wäre in der Schule absolut verpönt gewesen. Ihr Lächeln wurde breiter. Eigentlich war jede Art von Luxus verpönt. Das Lächeln wurde zum Grinsen. Höchste Zeit also, das Ganze in vollen Zügen zu genießen. Mit diesen Gedanken tauchte sie noch ein Stück tiefer ein.
Auf Zehnspitzen hüpfte Samira in Richtung Bett und hinterließ hinter sich einige Pfützen. Als ihr Blick aber aufs Bett fiel, erstarrte sie. Dort lag ein wunderschönes, fein verarbeitetes Elbenkleid in einem roten Stoff. Sachte strichen ihre noch etwas feuchten Hände über den Stoff. Die Elbe musste es hierhin gelegt haben, während sie gebadet hatte. Sie ließ das Handtuch auf den Boden fallen und hielt sich das Kleid an, um sich im Spiegel zu betrachten. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag, musste sie über ihr Verhalten lachen. Keiner hätte sie für eine der gefürchteten Amazonen gehalten, aber wer sagte denn, das gefährlich auch immer so aussehen muss. War es nicht viel besser, unschuldig auszusehen, um dann im geeigneten Augenblick zuzuschlagen und den Überraschungsmoment auszunutzen. Dieser Gedankengang brachte sie wieder zum Lachen und es tat gut endlich wieder befreit lachen zu können.
Geschwind schlüpfte sie zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein in das weiche Gewand , zog es hoch und erkannte, dass sie den Kampf gegen die vielen Bänder wohl verlieren würde. Es war ihr schleierhaft, wie es die Elben zuwege brachten, in ihren Kleidern völlig unkompliziert auszusehen, wo sie doch ein wahres Rätsel mit sich herumtrugen. Deprimiert ließ sich Samira auf das Bett fallen. Ohne Hilfe, würde das wohl nichts werden.
Genau in diesem Augenblick klopfte es und auf das „herein"kam die Elbe hinein.
„Ich komme, um Euch beim Ankleiden zu helfen."
Allein für diesen Satz, hätte Samira die Elbe am liebsten umarmt, ließ es dann aber, aus Furcht davor, diese zarte Geschöpf zu zerbrechen, sein.
Als sie sich nun im Spiegel betrachtete und die Elbe beobachtete, die mit geschickten Fingern, diese Schlaufe mit jener Schlaufe verband, begann sie allmählich zu erahnen, wie das fertige Kunstwerke aussehen würde. Eigentlich war es völlig einfach geschnitten, wie alle elbischen Kleider, eignete sich aber für jeden Anlass, durch seine kunstvolle Stickerei, die im Kontrast zum Schnitt stand. Nach ungefähr einer halben Stunde war das Werk vollbracht und Samira staunte noch immer über die außerordentliche Geschicklichkeit dieser Frau.
Die Elbe trat einen Schritt zurück, knickste leicht und schloss mit der Erklärung, dass es nun Zeit für die Besprechung sei. Dabei huschte ein leichtes Lächeln über ihre Lippen, während sie die junge Amazone betrachtete, die sich nicht amazonengleich, entzückt vor dem Spiegel drehte und wendete. In diesem Punkt waren wohl alles weiblichen Wesen gleich. Der Wunsch zu gefallen sprang irgendwann immer über, sei es auch nur um zu erreichen, was man sich wünschte.
Schließlich machten sie sich aber doch auf den Weg und kamen, nach einem schier endlos erscheinenden Gewirr von Gängen und Türen, vor einem riesigen, durch Ornamente verzierten Tor an. Die Elbe klopfte leicht und öffnete das Tor, um Samira hineinzulassen und es gleich wieder hinter ihr zu verschließen.
Langsam betrat die junge Amazone den Raum. Er war vom warmen Kerzenlicht hell erleuchtet und strahlte mit seinen weichen Vorhängen, aus dem typischen Stoff, und den weichen Sesseln einen Hauch von Behaglichkeit aus. Eigentlich war dieser Raum nicht wirklich dem Gesprächsthema angemessen, fand Samira. Sie blickte sich um und entdeckte die Anderen, die an einem großen Tisch sitzend, schon auf sie zu warten schienen. Ihr Blick schweifte die lange Tafel entlang und eigentlich erkannte sie nur drei Personen wieder. Lord Elrond, der ihr lächelnd einen freien Platz anbot, Legolas und ihre Herrin, neben der sie nun Platz fand. Die restlichen Personen waren ihr völlig unbekannt, schienen aber genaue Kenntnis über sie zu besitzen, denn alle nickten ihr freundlich zu. Ein Stuhl wurde gerückt und Lord Elrond begann, am Fuß des Tisches seine Einführung zu halten.
„Meine lieben Freund, es ist jedem klar weswegen wir uns hier versammelt haben. Der eisige Hauch rückt näher und es ist nun sehr wichtig eine schnelle Entscheidung über unser weiteres Vorgehen zu treffen, um nicht wieder in einer Finsternis zu versinken. Zwei Mutige"sein Blick fiel kurz auf Samira und Legolas „ haben den weiten Weg nach Mordor gewagt, um uns nun die nötigen Informationen zu liefern."
Mit diesen Worten stand nun Legolas auf und machte sich seinerseits an die Erläuterung des Reiseweges, ihrer kurzen Gefangenschaft, und alles was er erfahren hatte, schloss aber mit einem Seitenblick auf Samira, dass es seiner Begleiterin aber gelungen wäre, nähere Informationen zu erhalten.
Mit einem Mal waren alle Blicke auf sie gerichtet und Samira begann sich allmählich doch sehr unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Langsam und unsicher stand sie auf und begann, zuerst noch sehr zögerlich, dann aber sicherer werdend, alles zu erzählen, was sie im Berg erfahren hatte. Sie berichtete von der Transformation, der Kälte und allem, was sie gesehen hatte, warf dann noch einen gewichtigen Blick in die Rund, um sich dann zu setzen.
Einige Augenblicke herrschte ein großes Schweigen und alle schienen ihren Gedanken nach zu hängen. Plötzlich stand ein Mann auf.
„Es ist notwendig, dass wir sofort einen Angriff starten. Lasst uns alle verfügbaren Männer aus ganz Mittelerde zusammen rufen. Wir müssen handeln, bevor sich die Anzahl der Orkheere ins Unermessliche geseigert hat."Dieser Ausruf wurde mit beistimmendem Gemurmel quittiert, nur Lord Elrond und die Herrin schienen nicht zu reagieren. Der Mann schlug leicht auf den Tisch „Wir müssen handeln. Sofort."
Zu allgemeinen Überraschung ergriff nun die Herrin zum ersten Mal das Wort. Sie blieb allerdings sitzen, warf aber einen beschwörenden Blick in die Rund.
„Ich stimme euch völlig zu. Wir müssen handeln. Aber mit einer Armee und sei sie auch noch so stark, werdet ihr nichts ausrichten können. Dieser Zauberer hat die Macht über die Kälte. Wenn wir ihn in Mordor mit einem Heer angreifen, haben wir es nicht nur mit unbesiegbaren Orks und Uruk-hais zu tun, sondern müssen auch gegen das ungewohnte Wetter kämpfen. Ich möchte hier noch einmal betonen. Die Orks sind unbesiegbar solange Iszais Zauber auf ihnen liegt. Eure Klingen werden von ihren Körpern abprallen. Diesen Kampf könnt ihr nicht mit Waffengewalt gewinnen. Noch nicht."
Lord Elrond nickte nur langsam schaute dann in die teils fassungslosen, teils furchtsamen Gesichter.
„Die Dame hat Recht. Mit dem Erkundungstrupp hoffte ich, meine Erwartungen als Trugschluss zu erkennen. Nun haben sie sich leider als traurige Wahrheit herausgestellt."
Ein leichtes Gemurmel ging durch die Menge und der Mann meldete sich wieder zu Wort.
„Lord Elrond, ich habe großen Respekt vor euch, wie ihr wisst, nun, was schlagt ihr vor. Es kann nicht euer Ernst sein, hier zu warten, bis dieses Wesen in Mittelerde einmarschiert, um uns zu vernichten. Wir müssen kämpfen..."
„... und ihr werdet kämpfen."Beendete die Herrin den Satz. „Nur noch nicht jetzt. Bevor ihr euren Angriff startet, muss sicher gestellt sein, dass dieser Zauberer nicht mehr existiert und sein Zauber verflogen ist. Dann erst könnt ihr zum letzten Schlag gegen die Orks ausholen."
„Aber wie..."der Mann stockte und schaute etwas hilfesuchend, aber auch neugierig auf die Frau, die dort völlig entspannt saß und ihn durch ihre weisen Augen anblickte.
Sie lächelte leicht und beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage. „Womit würdet ihr Kälte und Eis bekämpfen? Mit Feuer, richtig. Nein, " antwortete sie auf das leise Geraune, welches wieder eingesetzt hatte, „wir werden nicht mit Fackeln nach Mordor ziehen und ein kleines Lagerfeuer anmachen. Wir müssen uns an die Person wenden, deren Schicksal es ist gegen diesen Herrscher anzutreten. Seit langem steht dieses Ereignis in den Sternen geschrieben. Nur die Person, die die Feuer des Phönix in sich trägt, kann das Eis besiegen. "
Es wurde still im Raum, langsam und stockend richtete sich nun ein anderer Mann, der Samira gegenüber saß an die Herrin. „Und wie gedenkt ihr, sollen wir diese Person finden? Sollen wir Boten durch das ganze Land schicken?"
Die Herrin lächelte in milde an und warf dann einen Blick auf Lord Elrond, der sich langsam erhob, sich auf dem Tisch abstütze und seinen Blick über die Männer schweifen ließ, die abwechselnd ihn und die Herrin erwartungsvoll anschauten.
„Es ist nicht notwendig diese Person zu suchen. Sie ist schon längst hier." Alle begannen sich suchend umzuschauen, als erwarteten sie plötzlich eine unbekannte Person hinter sich auftauchen zu sehen. „Hat es denn niemanden gewundert, welche Leute wir für diesen Trupp ausgesucht haben? Legolas ist ein guter Kämpfer und vertraut mit der Umgebung von Mordor, aber Samira ist ein junges Mädchen. Nicht vertraut mit einem richtigen Kampf. Hat sich denn niemand darüber gewundert, dass wir gerade sie ausgewählt haben?"
Ungläubig starrten alle auf Samira, die in diesem Augenblick am liebsten im Boden versunken wäre. Nichts war schlimmer, als von allen angestarrt zu werden und gleichzeitig diese Frage in den Augen der Männer zu lesen. Wie soll uns diese Mädchen retten können? Auch Legolas starrte sie ungläubig an. Was war es, was sie in sich trug?
„Verzeiht, Lord Elrond, aber wie soll uns dieses Mädchen retten können?" Samira zuckte zusammen. Da war die Frage, die sie so fürchtete. Es machte sie wahnsinnig, wenn man sie für nutzlos hielt, weil sie ein Mädchen war. Nur ein Mädchen. In ihrem Gedankengang wurde sie von Lord Elrond unterbrochen, der sich nun genötigt sah, eine Antwort zu geben. „Wie, das wissen wir auch nicht, aber wir wissen, dass sie diejenige ist, die das Feuer in sich trägt."
Der Mann ihr gegenüber warf ihr einen halb ironischen, halb provozierenden Blick zu. „Wissen sie, ich glaube ihnen sogar, dass sie Feuer im Hintern hat"Samira schnaufte wütend auf „ aber sehen sie, ich glaube nicht, dass ein netter Hinterbau uns bei dem Kampf helfen wird. Mädchen sind doch eigentlich nur eine Last beim Kampf und wenn ein starker Krieger diesen Zauberer nicht schlagen kann, dann kann es diese süße Puppenschnute erst recht nicht."
Samira schnaufte wütend. Ihr Atem ging nur noch stoßweise und laut hallten die Worte dieses Mannes in ihrem Kopf „netter Hinterbau-Last-süße Puppenschnute"Ihre Augen schlugen Blitze und nur von sehr weit her hörte sie die Herrin die so etwas wie „das hätten sie nicht sagen sollen" hervorstieß. In ihrem Bauch brannte ein heißes Feuer, welches langsam ihren Rachen hinaufstieg. Diesem Mann würde sie es zeigen. Ein Exempel statuieren, ihm Angst machen. Sie nahm nicht mehr wahr, außer diesem Mann. Ihre ganze Wut konzentrierte sich. Sie stieß einen Schrei aus, der sich aber nicht mehr menschlich anhörte. Ein durchdringendes Kreischen erfüllte den Raum und die Männer traten erschrocken zurück. Die junge Frau veränderte sich. Sie wurde kleiner, ihre Haut war mit einem Mal mit Federn überseht, die sich wie züngelndes Feuer an ihrem Körper entlang zogen. Hier schönes Gesicht verwandelte sich in einen Vogelkopf, der mit seinem leuchtend gold-roten Gefieder förmlich Feuer zu spucken schien. Die junge Frau hatte sich in einen wunderschönen Phönix verwandelt, der nun seinerseits den schlotternden Mann fixierte. „Helfen sie mir."War das Letzte was er rausbringen konnte, bevor sich das Tier auf ihn stürzte und ihn mit seiner ungeheuren Kraft packte und mit ihm durch ein Fenster auf die weite Ebene flog.
Fassungslos starrten die Männer dem kreischenden Vogel und dem schreienden Mann hinterher, bis die Herrin das Schweigen mit einem kurzen „Den sind wir los."unterbrach, sich erhob und aus dem Saal ging.
Mit wachsamen Augen blickte der wachende Elb die Straße herab, die nach Bruchtal führte. Ein Lächeln bahnte sich seinen Weg. Da kam die junge Frau wieder. Langsam marschierte sie den Weg hinauf. Ihre Laune schien sich gebessert zu haben. Zuerst richtete er leise das Wort an sie, bemerkte aber noch rechtzeitig, dass sie obwohl kein Mensch, doch kein Elbengehör hatte. „Habt ihr eure Last verloren?"
Überrascht blickte ihn die junge Frau an, grinst ihn dann aber frei an. „Ja, unterwegs war ein schöner Misthaufen. Ein ganz Großer und ausgerechnet da, hat mich die Kraft verlassen. Ist das nicht ein Pech! Wenn er sich beeilt, ist er Morgenfrüh wieder hier."Der Elb nickte und konnte sich nur knapp ein Lachen verkneifen. Da fiel Samira plötzlich etwas ein. Sie fing den Blick der Wache auf. „Als Elb könnt ihr mir doch sicher sagen, was „Melamin"heißt, oder?" Erstaunt schaute der Elb sie an. Etwas fahrig kratzte er sich am Kopf und blickte ihr dann wieder ins Gesicht. „Liebste"antwortete er und beobachtete, wie sich langsam das Gesicht der jungen Amazone verfärbte. Hastig rief sie ein „danke"und lief an ihm vorbei, in den Hof, der wie leergefegt war.
Fast mechanisch steuerte sie auf den Garten zu, der im Mondschein eine fast mystische Aura besaß. Leise wandelte sie durch die Rosenallee und ließ sich am Ufer eines kleinen Sees nieder. Legolas hatte sie also „Liebste" genannt. Samira fühlte ein ungeheures Glücksgefühl in sich aufsteigen. Sanft tauchte sie einen Fuß in das warme Wasser ein und betrachtete die Wellen die sich darum bildeten. Er liebte sie. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Das war schön.
Plötzlich wurde sie durch ein Geräusch hinter sich, aus den Gedanken gerissen. Erschrocken drehte sie sich um und sah hinter einem Baum die Gestalt der Herrin auftauchen.
„Ich habe dich bereits hier erwartet, Samira. Du hast allen einen ganz schönen Schreck eingejagt."
Samira blickte nur kurz auf, wand dann ihren Blick aber wieder auf die glatte Wasserfläche. „Er hatte es verdient."Schloss sie kurz, nahm dann wahr, wie sich die Herrin neben sie setzte.
„Da hast du Recht. Es war auch gut, denn erst so konntest du die wahre Tragweite deiner Macht erkennen. Ich weiß was du sagen willst, du weißt nicht wie du diesen Zauberer schlagen sollst und um ehrlich zu sein, ich weiß es auch nicht. An dem Tag deiner Geburt stand in den Sternen dein Schicksal geschrieben, als junge Frau solltest du als Einzigste die Macht haben, die Welt vor der Finsternis und Kälte zu schützen. Ich bin mir sicher, schon damals bereitete Iszais seine Rückkehr vor, er wusste von deiner Geburt und hätte alles daran gesetzt, dich zu vernichten. Es war also sehr wichtig, dich als Phönix verschwinden zu lassen und dich als junge, unscheinbare Amazone aufzuziehen. Nur so konnte dein Leben geschützt werden.
Lächelnd wand die Herrin ihren Kopf der jungen Frau zu, die sie nun sehr aufmerksam anschaute. Sie streckte ihre Hand aus und strich leicht über ihre Wange.
„Glaub mir, es ist mir nicht leicht gefallen, dich zuerst wegzugeben. Es war ausgemacht, dass man dich nach einigen Monaten, wenn alle mir den Tod meines Kindes abgenommen hatten, vor meiner Tür aussetzten sollte. Nur so konnte ich sicher gehen, dass du sicher bist und gleichzeitig dein Aufwachsen beobachten. Dir sei versichert, du weißt alles, was du für die Vernichtung von Iszais zu wissen brauchst und helfen kann ich dir nicht." Gequält sah die Herrin Samira an. „Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun, aber den Schlüssel zu seiner Vernichtung kannst nur du finden."
Lange saßen die beiden Frauen schweigend da und in Samiras Kopf tobte ein Sturm. Alles, was sie in diesen Minuten erfahren hatte, stellte ihr ganzes bisheriges Leben auf den Kopf. Die Herrin war ihre Mutter. Völlig selbstvergessen tauchte sie wieder ihren Fuß in den See und ließ mit einem kleinen Schnappen, die Tropfen wie flüssige Diamanten gen Himmel tanzen, nur um sie dann bei ihrem Weg nach unten zu beobachten. So war das Leben schoss es ihr durch den Kopf. Ein ständiges Auf und Ab. „Woran denkst du?"hörte sie die Herrin neben sich fragen.
Langsam zog sie ihren Fuß wieder aus dem Nass und beobachtet, wie die Tropfen langsam an der Haut abperlten. „Ich habe Angst, dass jetzt bald alles zusammen stürzt."Den fragenden Blick der Herrin ignorierte sie. „Mein ganzes Leben, dachte ich, ich wäre ein Niemand. Nun hat sich innerhalb weniger Wochen mein Leben verändert. Ich habe eine Familie, dich. Und ich bin wichtig geworden. Alles ist einfach nur wunderbar und eigentlich müsste es nun umso tiefer bergab gehen. Als Ausgleich."
Ein klingendes Lachen riss Samira aus ihren Gedanken. Erstaunt schaute sie die Herrin an. Diese streckte langsam ihre Hand aus und strich der jungen Amazone über das lange Haar.
„Ich bin mir sicher, dass dich eine Person auffangen wird. Die Blicke von Legolas kann man nun wirklich kaum übersehen und auch du hast dich etwas verändert, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Ihr seid für einander geschaffen. Du weißt das, ich weiß das und er weiß das und mit dem was dir als Phönix mitgegeben wurde, wirst du ihn auch nie verlassen müssen."
Langsam zog sie die Beine an, stemmte die Arme auf den Boden und stand langsam auf. Sie klopfte die wenige Erde von ihrem Gewand und schaute dann noch einmal auf ihre Tochter herab, die sie interessiert ansah.
„Ich habe mich zwar nie wie deine Mutter verhalten, aber jetzt ein Rat von mir. Geh zu ihm. Er wartet auf dich."Mit diesen Worten wand sich die Herrin zum Gehen, aber das leichte Lächeln, welches Samiras Lippen umspielt hatten, hatte sie gesehen.
Ja, sie würde zu ihm gehen.
Hallo ihr Lieben, danke an alle, die mir die Daumen gedrückt haben. Werde am Montag erfahren, ob es was gebracht hat. ( bis bald Glanwen PS Feedback. Gefällt euch der etwas neue Stil?
