Die Feuer des Phönix 17

Die letzte Schlacht

Unglaubliche Kälte umklammerte ihr Herz. Angst übermannte sie, brach über sie wie eine Flutwelle herein und drohte sie mit sich fortzureißen. Samira wollte schreien, aber die Angst schnürte ihr die kehle ab und raubte ihr den Atem. Voller Entsetzen sah sie auf eine Landschaft aus Eis und Schnee herab. Jeglicher Lebensfunke schien aus der erde vertrieben worden zu sein. Blau, die Farbe der Kälte war das herrschende Element. Ihre Muskeln verweigerten ihren Dienst und es so konnte sie nicht die Augen vor dem verschließen, was sie sah. Ein Bild des Jammers. Sie hatte immer geglaubt, dass sich vor etwas derartigem schützen zu können, aber der Anblick der toten Natur die jedes Lebensfunken beraubt zu sein schien, zeriss ihr das Herz. Wie von einer fremden Macht gesteuert hob sie jedoch langsam den Kopf, obwohl sie den dringenden Wusch in sich trug, die Augen zu verschließen und die Wahrheit auszusperren. Doch dieser Wunsch blieb ihr verwehrt. Langsam richtete sich ihr Blick auf etwas Unbekanntes vor ihr. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein ihr bekanntes Gesicht vor ihr auf. Mit Entsetzen erkannte sie es. Das Gesicht des Feindes, ihres Feindes. Wiederum versuchte sie sich abzuwenden und wiederum versagte ihr Körper seinen Dienst.

Aus kleinen Eiskristallen, die leicht vom Wind umhergewirbelt wurden, geformt schwebte es über dem Boden und durchbohrte sie förmlich mit eisigem Blick.

„Komm zu mir, oder alle die du liebst werden sterben."

Erschrocken fuhr Samira aus dem Schlaf hoch. Heftig atmend blickte sie sich um. Wo war sie? Ihr Blick fiel an ihre Seite und Augenblicklich entspannte sich ihr Körper wieder. Legolas lag neben ihr und starrte mit weit geöffneten Augen an die decke. Sie lächelte leicht. Langsam hatte sie sich an diese elbische Ungewöhnlichkeit gewöhnt. Liebevoll betrachtete sie sein ebenmäßiges Gesicht. Sie zwang sich der Versuchung zu widerstehen und ihre Finger über seine haut gleiten zu lassen. Er sollte nicht geweckt werden.

Plötzlich war ihr als ob sich sein Gesicht verändern würde. Voller Entsetzten starrte sie auf die Eiskristalle die sich seiner Haut zu bemächtigen schienen und langsam das Leben aus seinem Körper vertrieben. Sie wollte schreien, war aber wie gelähmt. Kurz schloss sie die Augen und Worte in ihrem Inneren wurden wachgerufen. „Alle die du liebst werden sterben."Voller Angst öffnete sie die Augen wieder. Ein schlafender Legolas lag neben ihr.

Angst beschlich sie und ein furchtbarer Verdacht begann sich in ihr zu formen. Sollte dies kein Traum gewesen sein, sondern eine Warnung an sie? Reichte Iszais Einfluss so weit? Und was würde geschehen, wenn sie seiner Forderung nicht nachkam, würde sie dadurch die Personen, die ihr am Herzen lagen in Gefahr bringen? Gequält schüttelte sie den Kopf um diese fragen zu vertreiben, aber dies gelang ihr nicht. Sie wusste was sie zu tun hatte. Die Herrin hatte gesagt, nur sie könnte den Zauberer aufhalten, aber nur sie würde auch wissen was sie zu tun hätte. Entschlossen blickte sie auf den schlafenden Elben neben sich. Ja, sie wusste was zu tun war. Leise stand sie auf und schaute noch ein letztes Mal auf den Elb herab. Sie musste lächeln. Das gute Gehör der Elben schien Legolas diesmal im Stich gelassen zu haben und sie beschloss ihn damit später noch etwas aufzuziehen. Schlagartig erlosch jedoch ihr Lächeln. Wenn sie ihn überhaupt wiedersehen würde. Mit einem Mal war sich Samira nicht mehr sicher, ob sie je wieder zu ihm würde zurückkehren können. Aber die Entscheidung war getroffen. Sie ging an Fenster, öffnete den Laden und stieg leise, ohne einen Blick zurückzuwerfen auf die Fensterbank.

Sie ließ ihr Wesen nach innen kehren, griff nach dem Feuer und sprang.

„NEIN!!!!!!!!!" Legolas war gerade aus seinen Träumen erwacht. Leise drehte er sich um, um die schlafende Samira neben sich zu betrachten. Sein Lächeln erlosch schlagartig, als er sie nicht neben sich sah und sofort war er hellwach. Hektisch blickte er im Zimmer umher und konnte gerade noch ihr dunkles Haar erkennen, als sie aus dem Fenster stürzte.

Panisch sprang er auf und eilte zum Fenster. In einiger Entfernung flog ein feuerfarbener Vogel in Richtung Mordor.

„Komm zurück."Natürlich blieb diese Bitte unbeantwortet und Legolas zweifelte nicht, wenn er eine Möglichkeit gehabt hätte sie zur Rückkehr zu bewegen, hätte er nicht gezögert diese zu ergreifen. Er wusste was sie vorhatte und es war glatter Selbstmord. Eilig zog er sich etwas über und stürzte aus dem Zimmer. Er musste nicht lange suchen, bis er die fand, die er suchte. Elrond und die Herrin saßen gemeinsam mit einigen der Krieger an einem Tisch im großen Speisesaal. „Samira ist weg", stieß er etwas außer Atem hervor. Erstaunt hoben die Krieger die Köpfe. „Was heißt weg?"Ertönte es wie aus einem Mund.

„Sie hat sich verwandelt und ist..."

„... nach Mordor aufgebrochen."Vollendete die Herrin seinen Satz ohne aufzublicken. Verwirrt richtete Legolas seine Aufmerksamkeit auf die ältere Frau. Woher wusste sie das und vor allem, warum unternahm sie nichts? Auch Elrond schien völlig gelassen zu sein. „Aber..."

Die Herrin hob nun doch ihr Gesicht und blickt ihm direkt in die Augen. Erstaunt keuchte er auf. Er hatte erwartet in ihren Augen Gleichgültigkeit zu lesen, aber der Schmerz und die Sorge die aus ihren Augen sprachen, raubte ihm schier den Atem. Noch nie hatte er eine derartige Gefühlregung bei dieser Frau gesehen. Sie zwang sich zu einem Lächeln, welches allerdings nicht ihre Augen zu erreichen schien. „ Wir können nichts für sie tun. Diese Entscheidung hat sie allein getroffen und musste sie auch ganz alleine treffen. Auf ihrem Weg, egal wohin er sie auch führen mag, können wir sie nicht begleiten. Verstehst du? Wir sind außerstande ihr zu helfen. Diese Schlacht muss sie alleine schlagen. Es ist ihr Schicksal."

Legolas hatte die Worte zwar gehört, konnte sie aber nicht begreifen und schon gar nicht verstehen. Diese Frau saß vor ihm und teilte ihm mit, dass seine Geliebte ganz alleine gegen etwas kämpfen sollte, was eigentlich nicht zu besiegen war. „Ich hätte..."

„Nein", Elronds feste Stimme erfüllte den Saal „du kannst ihr nicht helfen. Nicht wenn du mit ihr gegangen wärst. Ihr seid beide ein Stück des Weges gemeinsam gegangen, aber in dieser Schlacht kannst du ihr nicht helfen. Es ist ihr Schicksal, nicht deins. Dir wurde eine andere Aufgabe zugedacht."Elrond seufzte auf und dachte an seine geliebte Tochter, welche aus Liebe zu Aragorn das leben einer Sterblichen gewählt hatte. „Manche Dinge sind schwer zu verstehen. Wir müssen sie einfach als gegeben hinnehmen, denn gegen das Schicksal lässt sich nicht ankämpfen. Man muss es akzeptieren. In der Zwischenzeit schlage ich vor du rüstest dein Pferd. Noch heute wird eine Armee Richtung Mordor aufbrechen, um ein letzte Mal gegen die dunkle Macht zu kämpfen. Sollte Samira siegen, werden wir Mordor einen Schlag versetzen, von dem es sich nie wieder erholen wird."

Legolas nickte, war mit seinen Gedanken aber bei etwas ganz anderem. Gerade als er sich umdrehen wollte ertönte die Stimme der Herrin hinter ihm. „Du darfst nicht versuchen zu ihr zu kommen. Selbst wenn du Tag und Nacht hindurch gallopieren würdest, könntest du niemals rechtzeitig in Mordor eintreffen um etwas am Laufe der Geschichte zu ändern und selbst wenn du rechtzeitig eintreffen solltest... würdest du sie dadurch nur in Gefahr bringen. Versteh doch, durch die Sorge um dich würde sie unaufmerksam und dadurch angreifbar werden. So schlimm es auch ist. Wir können nichts tun als zu warten und zu beten."

Legolas hielt in seiner Bewegung inne. Sollte diese Frau Recht haben? Gleichzeitig aber hasste er die Empfindung, an der Seite stehen zu müssen ohne eingreifen zu können, ohne helfen zu können. Ein Gefühl der Ohnmacht breitete sich in ihm aus. Resigniert schloss er die Augen. Auch wenn es ihm nicht gefiel, er würde Samira wahrscheinlich wirklich nur in Gefahr bringen durch seine Anwesenheit. Er war zwar ein guter Kämpfer, aber Zauberei hatte er keine Waffen entgegen zusetzten. Er eilte aus dem Saal, wenn er schon ihr nicht helfen konnte, dann wollte er wenigstens in ihrer Nähe sein. Er würde mit der Armee nach Mordor ziehen. Zur letzten Schlacht.

Samira kämpfte gegen den Sturm. Es erschien förmlich wie ein Wunder, dass sie noch nicht von der richtigen Route abgekommen war. Die kleinen Eiskristalle brannten in ihren Augen und machten es ihr schwer sich an der Umgebung zu orientieren. Allerdings war ihr, als ob eine ihr unbekannte Macht sie anzog. Es war völlig unmöglich dieser Anziehungskraft zu wiederstehen oder sie gar zu ignorieren. Auch hatte sie das Gefühl, dass das Gefühl stärker wurde, je näher sie dem Vulkan kam. Einige Orks hatte sie auf ihrem Weg bemerkt, trotzdem interessierten sie diese nicht. Das Einzige was zählte war ihr Ziel zu erreichen. Nicht mehr und nicht weniger. Zu Pferd hätte sie wohl mehrere Tage gebraucht, aber so, auf direktem Wege, würde sie schon in kurzer Zeit den Vulkan erreichen, den sie wiederzusehen niemals gewünscht hätte. Trotzdem erschien es ihr, als sei sie von einem unbekannten Gefühl der Macht durchflutet, so dass sie die Strapazen nichts anzuhaben schienen.

Immer näher rückte ihr Ziel und vor ihren Augen schien alles andere an Wichtigkeit zu verlieren. Sie segelte durch das kleine Loch, mit welchem sie schon vor kurzer Zeit Bekanntschaft gemacht hatte und betrachtete den schmalen Gang. Unsicherheit machte sich plötzlich in ihr breit und mit einem Mal war sie nicht mehr so sicher, ob sie das Richtige tat. Angst rumorte in ihrem Bauch in sie hatte das Gefühl, eine riesige Kugel aus angst in ihrem bauch zu tragen, die sich mit jedem Atemzug zu vergrößern schien. Die Angst wich langsam einer blanken Panik. Voll entsetzen dachte sie an das, was die anderen von ihr erwarteten. Sie mochte das Gefühl nicht für alle verantwortlich zu sein. Diese Last auf ihren Schulten schien sie förmlich zu erdrücken.

Langsam sank ihr Mut und spürte einen Kloß in ihrem Hals. Tränen schossen ihr in die Augen und eine davon verband sich mit einer anderen, löste sich aus ihrem Augenwinkel und tropfte auf den kalten Stein. Ungläubig und zugleich entsetzt blickte Samira auf den kleinen Tropfen. Sie konnte sich nicht daran erinnern jemals geweint zu haben. Eine Amazone tat so etwas nicht, sie war mutig und entschlossen und ließ sich nie von ihrem Ziel abringen. Bestürzt sank ihr Kopf nieder und plötzlich kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. Was war wenn sie nie wirklich das Herz einer Amazone besessen hätte, was war wenn sie außerstande sein würde zu helfen und ihre Pflicht zu erfüllen. Würden dann alle ihretwegen sterben? Sie würde alle enttäuschen. Scharf sog sie die Luft ein, was war wenn sich die Sterne geirrt hatten und sie gar nicht die war die sie sein sollte.

Ein leiser Schluchzer entrang sich ihrer Kehle und entsetzt hielt sie inne. Sie hatte sich verändert, war weich und weinerlich geworden. Es war nichts mehr übrig von der Frau die sie einmal gewesen war und Samira hatte das Gefühl sich selbst nicht mehr zu kennen. Wann hatte diese Veränderung begonnen? Eigentlich hatte es begonnen, als Legolas das erste Mal in ihr Leben getreten war. Ihr Gesicht entspannte sich etwas und beinahe musste sie lächeln. Dieser blöde Elb. Mit einem schaudern dachte sie an die Vision die sie heute Morgen gehabt hatte und sofort spürte sie wieder die Entschlossenheit in sich. Niemals würde sie zulassen, dass dieser Zauberer irgendjemanden der ihr nahe stand etwas zu leide tun würde. Nicht solange sie noch atmete. Entschieden befreite sie sich aus ihrer Starre. Sie würde kämpfen!

Sobald sie etwas Schlaf gehabt hatte.

Mürrisch blickte Legolas zurück. Für seinen Geschmack kamen sie viel zu langsam voran. Er hatte sich zwar davon abbringen lassen, nicht völlig allein aufzubrechen um Samira einzuholen, trotzdem lag ihm sehr viel daran möglichst schnell vorwärts zu kommen. Vielleicht würden sie doch rechtzeitig kommen, um sie zu unterstützen. Sie ritten zwar alle recht eilig, aber mit einer Armee von circa 200 Mann voran zukommen war etwas völlig anderes. Es dauerte immer länger als allein. Außerdem würden noch andere Heere zu ihnen stoßen, die den Königen der verschiedenen Teile Mittelerdes untergeben waren.

Leise seufzte Legolas auf. Sie hatten nicht einmal ein Drittel ihres Weges zurückgelegt und er musste langsam einsehen, die Herrin hatte Recht gehabt, nie würden sie zur rechten Zeit Mordor erreichen um irgendetwas zu ändern. Die größte Schlacht würde geschlagen sein, lange bevor sie das Schlachtfeld auch nur sehen würden.

Die Sonne sank langsam am Firmament nieder. Bald würde die Nacht hereinbrechen und es wäre vernünftiger zu Schlafen, wenigstens einige Stunden. Aber zum vernünftig sein blieb keine Zeit. Nur eine Stunde würden sie ausruhen. Mit etwas Glück würden sie in diesem Tempo Mordor in zwei Tagen erreichen und sowohl die Krieger als auch die Pferd waren solche Strapazen gewohnt. Legolas blickte sich um, hob dann seinen Arm als Zeichen dafür anzuhalten. Dieser Platz war perfekt für die Rast geeignet. Einige Augenblicke später schloss auch Aragorn zu ihm auf.

„Wir werden hier rasten."Er erkannte ein undeutliches Nicken. Die Nacht war nun mit ihrer vollen Macht hereingebrochen und hatte die Umgebung in ihr blauschwarzes Licht gehüllt.

Die meisten Männer hatten diesen Befehl gehört und waren schon damit beschäftig vom Pferd zu steigen oder sogar bereits dabei ein Feuer zu entfachen. Auch Legolas stieg von seinem Pferd und flüsterte ihm ein Lobwort ins Ohr. Dann setze er sich neben Aragorn, der schon vor dem Feuer Platz gefunden hatte.

„Wir werden nicht rechtzeitig in Mordor ankommen."Es hörte sich eher wie eine Frage denn eine Feststellung an und erstaunt hob Aragorn den Kopf, um seinem Freund in die Augen zu sehen. „Wir werden rechtzeitig zur Schlacht mit den Orks kommen."Unwillig wedelte Legolas mit seiner Hand, wie um eine Fliege zu vertreiben. „Ich werde nicht rechtzeitig kommen um Samira zu helfen." Vernehmlich stieß Aragorn die Luft aus. „Es ist ihr Schicksal und daran kannst weder du noch ich etwas ändern."Legolas ließ sich neben ihm sinken und sah ihm direkt in die Augen. „Würdest du auch so reden, wenn nicht Samira sondern Arwen in dieser Situation stecken würde?"Erschrocken und erstaunt zugleich riss der König von Gondor die Augen auf. Nein, natürlich würde er dann etwas anders reden. „Liebst du sie?"Wie ertappt fuhr Legolas herum, besann sich dann doch eines Besseren und betrachtete voller Interesse die Spitzen seiner Stiefel. „Liebst du sie?" Unwillig brach er seine Betrachtungstour ab. Mit einem Blick auf Aragorns Gesicht wurde ihm klar, ohne Antwort würde er heute Nacht und auch die Nächte darauf keinen Schlaf finden. Ein lästiger Zug der Menschen war ihre Neugier.

„Ja." Mit einem Mal wurde ihm durch diese Antwort die Tragweite seiner Gefühle bewusst. Er konnte das Gefühl nicht ertragen sie zu verlieren. Ein Knoten bildete sich in seinem Hals, als er an Samira dachte. Seine Samira, die sich nun alleine einem Zauberer stellte ohne zu wissen wie sie ihm Einhalt gebieten sollte, geschweige denn besiegen.

Mühsam arbeitete sich Samira durch den engen Gang voran. Im Vergleich zu ihrem letzten Besuch, waren die Steinwände nun mit einer Schicht von Eis bedeckt, die von Schritt zu Schritt dicker zu werden schien. In menschlicher Form wäre sie niemals bis hierhin durchgedrungen, aber langsam musste sie sich auch in dieser Gestalt dünn machen. Glücklicherweise war das Licht am Ende des Tunnels schon zu sehen. Immer weiter arbeitete sie sich voran und erreichte völlig eingequetscht schließlich doch die Öffnung. Vorsichtig schaute sie in die Halle hinab. Niemand war zu sehen. In ihrem Innersten schrie es förmlich auf. Das war bestimmt eine Falle, denn sie war sich hundertprozentig sicher, dass sie erwartet wurde. Diese Visionen waren nicht von ungefähr gekommen, sondern ihr geschickt worden.

Aber den Rückzug konnte sie auch nicht mehr antreten und schließlich musste sie ihm irgendwann gegenüberstehen.

Samira zwängte sich aus der Öffnung heraus und glitt sanft und leise zu Boden. Die Halle war wie ausgestorben und so wagte sie es, sich in ihre menschliche Gestalt zurückzuverwandeln.

Langsam schritt sie umher. Seit ihrem letzten Besuch hatte sich dieser Ort nicht verändert. Noch immer haftete ihm eine fast unbeschreibliche Kälte an, die jedes menschliche Gefühl aus ihrem Körper zu vertreiben schien. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und wie ferngesteuert hob sie ihre Hände, um durch deren Reibung etwas von dem eisigen Gefühl zu vertreiben.

„Jaja, dies ist kein schöner Ort für dich, meine Liebe", voll Entsetzten fuhr Samira herum und sah in zwei eisige und kalte Augen, die ihr noch einen zweiten Schauer über den Rücken jagten. Nun stand sie ihrem Feind gegenüber und fühlte sich wie eine Maus, die eine Schlange sieht und vor Entsetzen völlig paralysiert ist, unfähig sich zu bewegen. Iszais grinste sie an, machte allerdings keinerlei Anstalten sie anzugreifen.

„Aber so ist die Welt nun einmal. Das wirst du früher oder später einsehen müssen. Schöne Augenblicke halten nie lange und was am Ende übrigbleibt ist Schmerz und Trauer. Trotzdem sehnen sich alle noch diesen Momenten, werden aber immer wieder enttäuscht, bis sie es irgendwann einsehen. Es gibt kein Glück. Und selbst wenn, dann ist und wird es nie von Dauer sein, mein kleiner Phönix."

Samira zuckte bei dieser Rede zusammen. Er wusste wer sie war und vermutlich hatte er sie auch gerufen.

„Ja, ich habe dich zu mir gerufen", fügte der Zauberer immer noch grinsend hinzu. „Glaubst du dieser Elb mag dich?"Höhnisch blickte er sie an und stieß dann ein lautes und dröhnendes Lachen aus. „Das hast du wirklich gedacht", prustete er. „Irgendwie ist das ja fast niedlich und schrecklich naiv. Du glaubst also wirklich, Legolas, der Prinz vom Düsterwald empfindet irgendetwas für dich. Obwohl du ihn genervt hast, ihn durch deine Dummheit in die Gefangenschaft getrieben hast, ihm nur ein Klotz am Bein warst? Hast du die Elbinnen in Bruchthal gesehen? Sie sind schön, nicht wahr? Und nun vergleiche dich doch mal mit ihnen. Du schneidest schlecht ab, würde ich meinen."

Diese Worte trafen Samira wie ein Schlag und es war ihr als ob sich ein glühendes Messer direkt in ihre Brust gebohrt hätte. Das was dieser Zauberer sagt war nicht wahr. Er war ihr Feind und würde sie nur belügen um sie zu schwächen. Trotzdem ließ sich der Schmerz nicht verbannen und der Stachel des Misstrauens war in ihr Herz eingedrungen, dass fühlte sie.

„Das ist nicht wahr", antwortete sie zitternd. „Wirklich nicht."Ein teuflisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Hat er dir nicht oft genug gesagt, „Dafür wirst du mir büßen" wenn du ihm wieder einmal einen deiner Streiche gespielt hattest? Die schlimmste Art sich zu rächen ist es jemandem Liebe vorzuheucheln. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, " äffte der Zauberer eine imaginäre Stimme nach. „Nenn mir einen Grund, warum ein Elb, eine kleine Frau, eine Amazone noch dazu, mögen geschweige denn lieben sollte. Du bist nicht besonders schön, auch wenn du das glauben solltest und bei einem Vergleich zwischen dir und dem schönen Volk, schneidest du in der Tat sehr schlecht ab."

Samira spürte wie sie langsam ihre Entschlossenheit zu verlassen schien. Der Stachel war noch viel tiefer eingedrungen und sandte unaufhörlich kleine Schmerzensstöße in ihren Körper. Sie wusste, dass dies ihr Feind war, aber vor seinen Worten war sie nicht sicher. Konnte sie sich nicht verschließen. Was wusste sie über Legolas? So gut wie gar nichts. Was war, wenn er ihr wirklich alles nur vorgegaukelt hatte?

„Ich kann dich von diesem Schmerz befreien, den du verspürst."Fast unmerklich schüttelte Samira den Kopf, trotzdem bemerkte sie wie ihre Kraft schwand. Mit aller Macht versuchte sie ihre Kraft wieder an sich zu ziehen, sie an sich zu binden, aber sie glitt ihr durch die Finger. War sie wirklich so unansehnlich? Den Spiegel hatte sie nicht allzu oft benutzt. Aber Legolas hatte ihr nie das Gefühl gegeben, hässlich zu sein.

„Wenn er das getan hätte, wärst du ihm ja nicht mehr auf den Leim gegangen. Und wie du ihm auf den Leim gegangen bist, "ein weiteres Lachen war zu hören. „Wie eine liebestolle Kuh hast du ihm vertraut und dir etwas eingeredet, was nicht da ist. Hattest du eine schöne Nacht?"Entsetzt sog sie die Luft ein. Wusste dieser Mann denn alles? „Ich hoffe du hast sie genossen, denn das wird sich sicher nicht wiederholen, schließlich hatte er nun was er wollte und du warst zu blind um seine Absichten zu bemerken. Pech gehabt meine Liebe, gewöhn dich lieber an das Gefühl. Dich mag nämlich keiner. Selbst deine Mutter hat Jahre gezögert dir die Wahrheit zu sagen und ist dir auch aufgefallen welchen Zeitpunkt sie sich für ihre Eröffnung ausgesucht hat? Den in dem sie dich in die Schlacht schickt und du warst ja auch ein braves Mädchen. Hast schön das gemacht, was Mami von dir erwartet hat."

Ein weiteres Lachen zerriss die Luft und Samiras Widerstand begann weiter zu bröckeln. Der Zauberer hatte Recht. 30 Jahre waren eine lange Zeit, warum war ihr die Wahrheit erst so spät gesagt worden. Sie bemerkte wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Ihre Augen starrten auf den Boden, aber nahmen nichts wirklich auf.

„Sie hat dir auch nichts von deinem Vater erzählt, habe ich recht. Wenn sie dich wirklich als Tochter anerkennen würde hätte sie das getan, denkst du nicht? Aber wahrscheinlich warst du ihm auch lästig, schließlich hat er sich nie wegen dir erkundigt. Oder wurdest du in all den Jahren von einem Mann besucht? Nein? Na also. Du bist allen lästig."

Ein Schluchzer entrang sich ihrer Kehle und erfüllte den Raum. Erschüttert blickte sie auf. Iszais kniete neben ihr und sah sie mit gespieltem Mitleid an. „Armes Kind. Dieses Gefühl ist schrecklich, ich weiß. Aber ich kann das alles ungeschehen machen. Ich kann dir ein neues Leben schenken, in dem dich nie wieder dein Herz an etwas erinnert, was du niemals haben wirst. Du wirst dein herz nicht vermissen und niemand wird dich vermissen. Also, Kleines ergib dich einfach in die Kälte. Sie kann vieles lindern."

Samira wollte ihn von sich stoßen, aber die Kraft die sie noch vor kurzem durchflutet hatte schien sich völlig verflüchtigt zu haben. Es war ihr unmöglich, ihn von sich abzuwehren oder sich auch nur zu bewegen. Völlig starr hockte sie auf dem Boden, während seine Worte immer und immer in ihrem Kopfe wiederhallten. Sie war allen lästig. Eigentlich wollte sie keiner. Diese Tatsache erschreckte sie, aber endlich machte alles, was bisher in ihrem Leben geschehen war Sinn. Niemand wollte sie und der Schmerz der sich bei diesem Gedanken in ihr ausbreitet, raubte ihr schier den Atem. Sie wünschte sich, dass dieser Schmerz aufhören möge und bemerkte nur nebenbei wie sich Iszais Hand ihrem Herzen zu nähern schien. Die Kälte erschien ihr mit einem Male angenehm und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich berührt zu werden, um diesen Schmerz enden zu lassen.

Hallo ihr Lieben,

das ist das vorletzte Kapitel meiner Fanfiction und ich würde mich zu einem abschließenden Feedback sehr freuen.  Darum bitte Reviews. Vielleicht widme ich das letzte Kapitel auch allen die mir noch ein Feedback schreiben, mal sehen. g, nach E-Mails lechzt

Liebe Grüße Glanwen