Die Feuer des Phönix 18

Aus der Asche

Hallo, das ist jetzt also das letzte Kapitel und das widme ich wie versprochen:

Arwi, Bibi, Ara, Atehlas, Sarah, Etje, Cola und natürlich allen, die mir jemals eine Mail geschrieben haben.

Zu guter Letzt widme ich dieses Kapitel besonders meiner lieben Betareaderin Miranjor, die dazu auch noch meine beste Freundin ist. .

Danke für alles.

Legolas wurde plötzlich auf etwas aufmerksam. Es war ihm, als ob sich in seinem Magen etwas zusammenzog. Samira schoss es ihm durch den Kopf, sie brauchte ihn. Sofort kam in ihm der Impuls auf, sein Pferd in den Galopp fallen zu lassen um so schnell wie möglich zu seiner Liebsten zu eilen. Schnell ließ er diesen Gedanken aber fallen. Es war dumm und zu impulsiv schalt er sich selbst. Selbst wenn sie seine Hilfe benötigen würde, würde er sie nie rechtzeitig erreichen. Noch immer schockiert von den Gefühlen, die noch vor wenigen Augenblicken in seinem Innersten getobt hatten und deren Nachwirkungen er auch jetzt noch spürte, drehte er sich im Sattel zu Aragorn um.

„Reite bitte voraus, ich werde euch so schnell es geht einholen."Aragorns erstauntes Gesicht war ihm Antwort genug, aber er verspürte nicht das Bedürfnis irgendetwas zu klären. Er wollte und musste nun allein sein. Entschieden wendete er sein Pferd um 180 Grad und ließ es in einen leichten Galopp fallen, während er auch weiterhin die teils erstaunten, teils verwirrten Gesichter der Männer zu ignorieren versuchte. Gerade noch konnte er Aragorns „aber was soll das?"vernehmen, aber er entschied sich keine Antwort zu geben. Keine Antworten waren manchmal die Besseren und vor allem die Kürzeren. Zeit hatte er nämlich nicht, das spürte er.

Eine kurze Zeit später erreichte er den Waldrand und drehte sich noch einmal zu der eben verlassenen Armee um. Diesen Morgen waren noch mehr Männer von den verschiedenen Königen Mittelerdes dazu gestoßen und gerade sah er den letzten Mann hinter einer Böschung verschwinden.

Elegant schwang er sein Bein vom Pferderücken und landete sanft auf dem weichen Waldboden. Die Kälte in Mordor schien schon einige Auswirkungen gehabt zu haben, denn viele Bäume hatten ihr Blätterkleid bereits mit rötlichen Sprenkeln versehen, während einige wenige schon völlig kahl da standen. Der ganze Wald schien sich auf den Winter vorzubereiten. Kein Laut war zu vernehmen und Legolas spürte wieder dieses unbekannte Ziehen. Wieder und wieder überflutete ihn ein unglaubliches Gefühl der Hoffnungslosigkeit, gepaart mit Angst und Verzweiflung. Trotzdem waren dies nicht seine eigenen Empfindungen, sondern er schien auf merkwürdige Art mit Samira verbunden zu sein, so dass er an ihrem Schmerz teilhaben konnte.

Die Pein und die Kälte, die nun mit jedem Atemzug mehr durch seine Adern zu pulsieren schien, raubte ihm den Atem und zog ihn von den Füßen. Mit einem dumpfen Aufprall landete er zwischen den herbstlichen Blättern. Eine weitere Welle setzte ein, schlug über ihm zusammen und hätte ihn beinahe mit sich fort getrieben. Doch diese letzte Welle war anders gewesen. Es war nicht länger die Hoffnungslosigkeit, die dominierte, sondern eine tiefsitzende Resignation gepaart mit einem Gefühl der Nutzlosigkeit und des Schmerzes darüber. Ein Schmerz der nach Erlösung schrie. Warum war Samira so verändert, schoss es Legolas durch den Kopf. Seine kleine und mutige Amazone war immer geistesgegenwärtig in die Schlacht gezogen ohne sich Gedanken zu machen. Diese neue Empfindung war ihm völlig fremd und ließ sich kaum mit der dominanten Samira vereinbaren, die er kennen gelernt hatte.

Er ließ sich gegen einen Baumstamm sinken, während er das Leben des Baumes durch die Rinde hindurch fühlte. Eine Kraft die nicht nachlassen würde und eine Festung, gebaut für die Ewigkeit. Um alles noch intensiver fühlen zu können schloss er die Augen und wurde mit einem Mal von einer Welle der Panik erfasst. Obwohl er die Augenlider fest geschlossen hatte, konnte er mit unglaublicher Deutlichkeit ein Bild sehen. Seine Samira kniete schluchzende vor einem Wesen während dieses sich unaufhörlich ihrem Herzen näherte. Augenblicklich war er wieder hell wach und sofort wurde ihm klar, was er dort gesehen hatte. Was auch immer sie in diese Situation gebracht hatte, Samira befand sich in höchster Gefahr, wenn er nicht sofort handelte, würde sie sterben.

Ein zweites Mal ließ er sich nun gegen den Baumstamm sinken, aber diesmal mit der festen Absicht, sich nicht davontragen zulassen. Jedes Gefühl, das durch seinen Leib pochte, wurde losgelassen. Immer tiefer sank er in sein Bewusstsein und alles um ihn herum schien wie ausgeblendet, schien seine Wichtigkeit zu verlieren und in die Bedeutungslosigkeit abzudriften. Nur Samira war noch immer im Fokus seines Interesses. Sanft verstärkte er nun diese Aufmerksamkeit auf sie und ließ sich immer tiefer in seinem eigenen Körper sinken. Mit einem Mal war ihm, als ob er sich nicht mehr in seinen eigenen Körper befinden würde, sondern frei und unbegrenzt in einem Raum verströmte. So fühlte es sich an, wenn man die Grenzen seines Körpers verließ. Dies war eigentlich hohe Magie und Legolas hatte sich erstens nie dafür interessiert und war zweitens auch nie darin ausgebildet worden. Deshalb wusste er nicht genau, ob er seinen Körper ohne Probleme würde wieder betreten können, aber das war ihm in diesem Augenblick egal. Samira kniete unter ihm und unaufhaltsam näherte sich die Hand dieses Zauberers ihrem Herzen, um sie in die ewige Kälte zu schicken.

NEIN gellte etwas in ihm und ohne wirklich zu wissen, was zu tun war, sank er tiefer und drang durch ihren Körper in ihren Geist ein. Das tiefe Gefühl der Hoffnungslosigkeit drohte ihn mit sich davon zuschwemmen und er griff nach dem letzten Strohhalm der ihm blieb um Samira aus dieser Art der Resignation zu reißen.

Ihre Seele schien ein riesiger, schwarzer Ballon zu sein, angefüllt mit Schmerz und in dieses Vakuum rief er mit ganzer Kraft die Worte, die ihm als erstes in den Sinn kamen.

„Liebst du mich nicht mehr, oder warum tust du mir das an?"

Ein kaum hörbares Schluchzen war zu vernehmen und erstaunt suchte Legolas nach der Ursache dieses Geräusches. Lange musste er nicht fahnden, denn neben ihm befand sich nur ein zweites Wesen in diesem furchterregenden Gebilde. Ein kleines Mädchen, kaum älter als 6 Jahre hatte die Arme um ihre Knie geschlungen, während es ihn mit großen, verweinten Augen misstrauisch musterte.

„Wer bist du", entfuhr es ihm, obwohl er die Antwort auf diese Frage längst kannte. Dieses verweinte, kleine Mädchen war die Seele seiner Samira oder vielmehr das, was von ihr übrig geblieben war.

„Du magst mich nicht!"Dieser Satz war schmerzhafter, als ein Tritt in den Bauch und Legolas wich unbewusst ein bisschen zurück, fasste sich aber sehr schnell wieder. Kopfschüttelnd betrachtete er das kleine Mädchen, welches ihn nun mit einer Mischung aus Trauer und Verachtung anschaute. Wenn diese Situation nicht so tödlich ernst gewesen wäre, hätte er bestimmt gelacht. Nun war ihm allerdings gar nicht zum Lachen zumute.

„Hat dir dieses Licht Iszais aufgesteckt?"Das kleine Mädchen nickte etwas verwirrt.

„Der Mann, den du vernichten sollst..."Wieder nickte das kleine Mädchen.

„Der Mann, der dich um jeden Preis unter der Erde sehen möchte..." Nun nickte das Mädchen nicht mehr, sondern starrte ihn mit waagenradgroßen Augen an.

„Der Mann, der dich unbedingt schwächen will um zu triumphieren..." Nun konnte sich das Mädchen doch wieder dazu durchringen zaghaft zu nicken, aber definitiv eher aus Höfflichkeit, denn aus wirklicher Überzeugung.

„...und dann glaubst du ihm?"Verzweifelt schüttelte Legolas den Kopf, um die Idiotie dieser Handlung zu unterstreichen. „Du solltest mich in der Zeit, die wir zusammen verbracht haben, besser kennen gelernt haben. Habe ich dir je einen Anlass gegeben an meinen Worten zu zweifeln? Was hat dieser Zauberer dir gesagt, um dich so um den Verstand zu bringen?"

Er fixierte das Mädchen genau, welches nun teils mürrisch, teils traurig ihr Kinn auf die Knie gelegt hatte und einfach geradeaus starrte, bemüht ihn nicht anzusehen.

„Die Elbinnen sind schön und ich nicht und außerdem wolltest du mir alles heimzahlen."

„H-e-i-m-z-a-h-l-e-n." Langsam sprach Legolas dieses Wort aus, ohne sich recht über die Bedeutung dessen, was er soeben gehört hatte, im Klaren zu werden. Ungeduldig nickte die kleine Samira mit dem Kopf, um ihre Aussage zu bekräftigen. „Wegen der ganzen Streiche."

Jetzt erst begann Legolas langsam zu begreifen und sein Gesicht erhellte sich merklich. Er konnte kaum sein Lachen zurückhalten.

„Du hast geglaubt, dass ich dir etwas vorspiele um dich leiden zu lassen?" Leicht verschreckt über seine Reaktion nickte das Mädchen wieder und plötzlich war es Legolas gar nicht mehr zum Lachen zumute. Die Jahrtausende, die er auf dem Buckel hatte, begannen mit einem Mal zu drücken und gaben ihm das Gefühl greis und krank zu sein. „Das hast du wirklich über mich gedacht", richtete er sich an sie und wurde sich immer mehr der Bedeutung dieser Worte bewusst. Samira vertraute ihm nicht, hatte ihm vielleicht nie wirklich vertraut.

Schockiert betrachtete er das Kind, dem nun die Tränen in die Augen schossen und er konnte nicht dem dringenden Bedürfnis widerstehen sich neben sie zu setzten und den Arm um sie zu legen. „Die Elbinnen sind so viel schöner", jammerte sie und schmiegte sich dabei enger an ihn, so dass er ihren schmalen, fast kränklichen Körper durch die Kleidung spüren konnte.

Sanft zog er sie an sich. „Aber das bist du doch auch und noch dazu sehr mutig. Keine Elbin, jedenfalls keine sie ich kenne und ich kenne viele, würde sich ganz alleine einem Feind stellen, ohne zu wissen wie sie ihn schlagen soll. Noch dazu bist du mit einem völlig fremden Wesen, mir, nach Mordor gegangen. Hast Schneestürme überwunden und dabei deine Begeisterung für kleine Dinge, wie zum Beispiel die elbischen Schnitzereien, nicht verloren."Er lächelte kurz. „Ich hatte keine Zeit dir Bruchtal zu zeigen, das müssen wir noch nachholen."Erstaunt schaute das Kind zu ihm auf, begann dann aber auch zaghaft zu lächeln. Derart ermuntert fuhr er fort.

„Du bist das schönste Wesen, das mir je begegnet ist. Außerdem bist du stolz und lässt dir von niemanden etwas sagen. Du bist unglaublich faszinierend und einfach die Frau mit der ich mein Leben verbringen möchte, nur um jeden Tag wieder etwas Neues an dir kennen zulernen. Du überraschst mich einfach immer wieder aufs Neue und zu den Elbinnen, sie sind zwar unbestreitbar schön, aber das bist du auch und für sie würde ich niemals durch die Hölle. Für dich schon, schließlich bin ich hier, in der eisigen Hölle und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich mich wiederfinde. Schau nicht so erstaunt, ich habe so was noch nie gemacht."

„Aber woher wusstest du..."„Ich habe es gespürt. Ich wusste, dass du meine Hilfe brauchst und da war es mir egal, was mit mir passiert. Du bist für mich einfach das Wichtigste auf der Welt und es bedeutet etwas, wenn ein Elb das sagt."Mit diesen Worten küsste er ihre Nasenspitze. Samira kräuselte ihre Nase etwas, biss sich dann etwas verlegen auf die Lippe, als ob sie sich an etwas zu erinnern suchte, dann hellte sich ihr Gesicht wieder auf.

„Aber meine Mutter..." Legolas ließ sie wieder nicht ausreden und schnitt ihr das Wort ab. „Egal wer deine Mutter auch sein sollte, du hast eine Familie, mich und ich werde dich nie im Stich lassen, denn ich liebe dich so sehr, dass es mich schon schmerzt."

Plötzlich schien sich die Umgebung zu verändern. Sie wurde rote, erwärmte sich und schien dichter zu werden. Erschrocken sah sich Legolas nach dem kleinen Mädchen um, welches aber nun verschwunden war. Ein Gefühl der Beklemmung stieg in Legolas auf, verursachte aber zu seinem Erstaunen ein eher heiteres Gefühl. Als er glaubte nun jeden Moment zerquetscht zu werden, wurde er förmlich aus Samiras Seele katapultiert und fand sich wieder in seiner Ausgangslage. In der Spähposition über dem Zauberer und Samira, aber die Konstellation hatte sich nun verändert und obwohl er sich nichts lieber wünschte, als in dieser Position zu verharren, spürte er doch ein merkwürdiges Ziehen, einen Sog, der ihn gegen seinen Willen von diesem Ort fortzog. Zurück in seinen Körper.

Es war als ob eine plötzliche Erkenntnis Samira durchflutete und sie hatte zwar keine Ahnung, woher diese Sicherheit kam, aber Legolas liebte sie, da war sie sich mit einem Mal völlig sicher. Elben liebten nur wirklich, es lag einfach in ihrer Natur, genau wie das Lügen ihrem Wesen fremd war. Entschlossenheit blitzte in ihren Augen auf und sie stieß Iszais Hand fort, der völlig überrumpelt von dieser Geste zurück taumelte. Verwirrt starrte er sie an, als könne er nicht glauben so nah vor seinem Ziel nun doch gescheitert zu sein.

„Fass mich nicht an und behalte deine Lügen für dich", zischte ihm Samira wütend zu.

Dem Zauberer war mit einem Mal das Lachen vergangen und wütend musterte er seine Gegnerin, als ob er sie alleine mit seinem Blick zu Boden zwingen wolle, doch Samira hielt ihm stand. Sie stand ihm sogar in ihrer Entschlossenheit um nichts nach und machte einen ebenso gefährlichen Eindruck.

„Woher kommt diese plötzliche Erkenntnis, eben warst du dir doch überhaupt nicht sicher?"Höhnte er immer noch in dem Versuch gefangen, Samira durch reine Entmutigung zu besiegen und so einem gefährlichen Kampf aus dem Weg zugehen.

„Ich weiß es einfach, Legolas liebt mich und Elben lieben nur einmal, auch wenn dir diese Art von Gefühlen fremd sind, muss das nicht bedeuten, dass es sie nicht wirklich gibt."Völlig regungslos verharrte Samira während sie ihren Feind nur mit den Augen musterte, gleich einer Raubkatze, die den rechten Zeitpunkt für den tödlichen Sprung abwartet.

Etwas verdutzt über die plötzliche Heftigkeit, die aus den Worten des eben noch so klein und hilflos erscheinenden Mädchen sprach, setzte er zu einem zweiten Versuch an, Samira zu bezwingen. „Was ist mit deiner Mutter?"Samira schaute ihn kalt an und öffnete den Mund zur Antwort. „Selbst wenn das, was du mir erzählt hast der Wahrheit entsprechen sollte und auch mein Vater mich nicht wirklich wollte, dann ist das insofern egal, als dass ich eine Familie habe. Legolas ist meine Familie. Aber du bist mein Feind und deinen Worten kann ich keinen Glauben schenken."

Mit einem Mal setzte Iszais zu einem markerschütternden Brüllen an, welches den Vulkan erbeben ließ. Samira war selbst erstaunt darüber, dass sie dieser Laut völlig kalt zu lassen schien. Noch vor wenigen Augenblicken, hätte sie angesichts eines solchen Gegners eher die Flucht ergriffen, aber das warme Gefühl, welches sie durchströmte, verlieh ihr eine ungewohnte Macht. Völlig ungerührt betrachtete sie den Zauberer, der in diesem Moment erkannt zu haben schien, dass er um einen Kampf nicht herumkommen konnte und das dieses Mädchen entschlossen war, ihr Bestes zu geben um ihn zu vernichten.

Kalt und abschätzend blickte er sie an. „Törichtes Mädchen, du hast ja keine Ahnung welche Macht ich habe."Mit diesen Worten hob er die Arme und seine Augen verklärten sich, während er leise unverständliche Worte vor sich hin murmelte. Mit einem Mal war es, als ob sich sämtliche Stürme dieser Welt erhoben hätten, um dem Zaubere in seinem Kampf beizustehen. Im Inneren des Vulkans tobte ein wahrer Orkan, der bewaffnet mit kleinen Eiskristallen gefährliche Ausmaße annahm. Mit völlig fremden Augen richtete der Zauberer nun seine Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen welches gerade vor ihm stand. Mit einem Mal wies er auf sie und schrie in einer fremden Sprache Worte, die sich an die Elemente zu richten schienen, denn Samira glaubte sich plötzlich in der Mitte des gesamten Eistornados zu befinden und die Kälte zerrte an ihr. Beinahe wäre sie von den Gewalten weggerissen worden, aber das warme und angenehme Gefühl, welches noch immer durch ihre Adern pulsierte, gab ihr Kraft und so klammerte sie sich mit aller Macht daran.

Vor ihrem geistigen Auge entwickelte sich langsam aber stetig eine Gestalt, die Samira bald als einen gewissen Elben erkennen konnte. Ein Lächeln kräuselte ihre Lippen und das immerwährende Gefühl sich seiner Liebe sicher sein zu können durchflutete sie.

So schnell wie dieser Angriff der Elemente gekommen war, flaute er auch wieder ab und ihr gegenüber konnte Samira nun wieder den Zauberer erkennen, der sie fast ängstlich musterte.

„Du müsstest tot sein..."sagte er und aus seinem Munde klang es wie ein Vorwurf, so dass sich Samira ein lautes Lachen nicht verkeifen konnte. „Das müsste ich wohl."

Völlig verdutzt starrte der Zauberer auf die rötlich schimmernde Wolke, welche Samira zu umgeben schien, aber auch sie wirkte etwas erstaunt, als sie diesen Zustand bemerkte. So etwas war ihr noch nie passiert und sie konnte sich weder erklären, was diese Wolke war, noch wo sie herkam. Allerdings bekräftigte sich in ihr immer mehr das Gefühl, dass eben diese Wolke sie vor dem Wirken der Gewalten geschützt hatte.

Der Zauberer stieß ein Heulen aus und sah sie wütend an. Er fletschte die Zähne und schleuderte, wie durch Willenskraft bewegt, einige Eiszapfen in ihre Richtung. Samira war sich nicht sicher, woher die Gewissheit kam, aber sie war sich bewusst, dass diese Geschosse niemals die Hülle durchbrechen würden. Wie vorhergesagt, prallten die Zapfen an der rötlichen Wolke ab, wurden kleiner und schmolzen schließlich restlos

Fassungslos starrte der Zauberer auf seine Waffen, die in eben diesem Augenblick in der Erde verschwanden. Er begann zu schnauben und vor lauter Wut schienen kleine Eiskristalle aus seiner Nase und seinem Mund zu schießen.

„Ich werde dich zertreten und all deine Freunde auch. Mein Heer ist soeben auf dem Weg zu deinen Freunden, aber sie werden sich nicht gegen meine Eismacht verteidigen können. Es mag zwar sein, dass dieser Elb etwas auf dich hält, aber am Ende des Tages, wird er nur noch eine eisige Marionette sein, genau wie alle die ihn begleiten." Ein grausames Lachen entrang sich seinem Hals, aber er schien sich seiner selbst nicht mehr so sicher zu sein wie am Anfang. Mit diesen Worten begann er vor Samiras Augen zu wachsen. Erstaunt trat sie einige Schritte zurück und betrachtete fasziniert das Spektakel, das sich ihr bot.

Der Zauberer war schon auf seine dreifache Größe angeschwollen und ein eisiger Panzer überzog seine Haut.

Als er so groß war, dass sein Kopf beinahe die Decke des Vulkans berührte, stoppte er mit einem Mal und betrachtete Samira, die nun im Vergleich zu ihm die Ausmaße einer Ameise besaß, höhnisch. Sein Siegeswille war mit zunehmender Größe wiedergekehrt. Sein Lachen erschütterte der Raum. „Du wirst dir noch wünschen nie geboren worden zu sein."Wenn er sie schon nicht in seine Armee aufnehmen konnte, dann sollte sie auch nicht länger auf dieser Welt weilen, egal was die Blutsverwandtschaft sagte. Sie hatte sich gegen ihn, ihren Vater und für ein Leben mit dem Elben und ihrer Mutter entschieden, dafür würde sie mit ihrem Leben bezahlen müssen. Das Schicksal sagte, dass seine Tochter ihn töten würde und sein Leben war ihm schließlich wichtiger als das Ihre. Also würde sie streben. Außerdem und das war ihm schnell klar geworden, war dieses Mädchen einzig zu seiner Vernichtung geschaffen worden. Nur aus seinem Blut konnte eine Macht entstehen, die groß genug war um ihn zu vernichten. Feuer aus Eis geboren.

Er holte zu einem Schlag mit seiner Faust aus und ließ diese auf Samira niedersausen, um sie zu zerquetschen. Das Ende eines verkorksten Lebens. Mit einem Mal wurde sich Samira der Gefahr bewusst in der sie schwebte und sie war sich sicher, dass ihre rote Hülle diesen Schlag nicht würde aufhalten können. Mit einem Satz sprang sie zur Seite und betrachtete völlig geschockt das Loch im Boden an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Allerdings hatte sie keine Zeit sich Gedanken über ihre weitere Vorgehensweise zu machen, denn ein weiterer Faustschlag sauste auf sie hernieder und wieder konnte sie sich nur äußerst knapp retten. Völlig schockiert über die plötzlich Wendung der Dinge, flüchtete sie sich in eine kleine Felsnische, welche von dem riesigen Zauberer nicht erreicht werden konnte.

Am ganzen Körper zitternd presste sie sich an den eisigen Fels und schloss die Augen, während sie draußen immer noch die Stimme des Zauberers vernahm.

„Was würde wohl dein tapferer Elb sagen, wenn er dich so sehen könnte. Seine tapfere Samira versteckt sich wie ein Feigling in einer Felsnische? Aber du kannst nicht ewig da drin bleiben. Wenn es dich tröstet, der Elb wird nichts mehr über deine Feigheit erfahren, denn in genau diesem Augenblick schlägt meine Streitmacht zu. Wie glaubst du wird der Kampf ausgehen? Einige hundert, sagen wir tausend Männer kämpfen gegen ein Heer von Orks und Uruk-hais, die kein Pfeil und kein Schwert töten kann, denn schließlich kann kein Blut aus ihrer Wunde laufen und kein Pfeil kann den eisigen Panzer durchbrechen. Wollen wir Wetten abschließen? Mein Heer wird gewinnen und du verkriechst dich hier."

Ein weiteres höhnisches Lachen zerriss die Stille und noch immer saß Samira mit geschlossenen Augen in ihrem Versteck fest, wie ein Kaninchen, welches vor einer Schlange in eine Felsspalte geflüchtet war. Vor ihrem Inneren Auge sah sie die Herrin, Lord Elrond, Aragorn, die anderen Könige Mittelerdes, Minia, Dorinthus und vor allem Legolas. Voller Entsetzten erinnerte sie sich an den Anblick des verreisten Legolas und mit einem Mal drang die Erkenntnis bis zu ihr durch. Sie alle würden sterben, wenn sie nichts dagegen unternahm. Vielleicht nicht heute, aber sie würden sterben. Wieder tauchte Legolas Bild vor ihr auf und Samira hoffte inständig, dass er noch nicht von den Pfeilen der unbesiegbaren Orks durchbohrt worden war. Sie straffte den Rücken, wenn sie sterben müsse um die zu retten die ihr am Herzen lagen, dann sollte es eben so sein.

Entschlossen trat sie aus ihrem Versteck hervor und stellte sich ihrem Gegner.

„Bist du jetzt mutig oder einfach nur wahnsinnig?"Höhnte der Zauberer und setzte zu einem weiteren tödlichen Schlag an. Samira schloss zum letzten Mal die Augen und hörte tief in ihr Innerstes hinein. All die Menschen die ihr am Herzen lagen, schienen mit einem Mal bei ihr zu sein, sie mit ihrer Liebe zu tragen und sie erkannte, dass sie nicht alleine war, dass sie nie alleine sein würde. Ihr Herz sagte immer wieder Legolas Worte, die ihr so real erschienen, ich liebe dich und eine Welle der Liebe, des Vertauens und der Wärme durchflutete sie. Diese Wärme und Zuversicht pulsierte durch ihre Adern und ließ ihren Körper förmlich explodieren. Der Phönix war zu seiner wahren Größe erwacht.

Ein Schrei zeriss die Luft, aber Samira ließ sich nun von nichts mehr abhalten. Die Macht, die durch ihre Adern floss, gab ihr das Gefühl unbesiegbar zu sein und entschlossen und ermutigt durch diese neue Kraft, griff sie den Zauberer an. Das gleißende und warme Licht, welches sie umgab, brachte seinen Körper zum Schmelzen, er wurde kleiner und erreichte nach einigen Augenblicken wieder seine Ausgangsgröße.

Ein letztes, verzweifeltes Aufbäumen seiner Kräfte manifestierte er durch eine Art Ausdehnung. Seine ehemals fester Körper schien in eine eisige Wolke aufzugehen. Entschlossen flog Samira in eben diese Wolke, musste aber rasch erkennen noch nie mit einer solchen Kälte konfrontiert worden zu sein. Sie raubte ihr schier den Atem und trotz ihrer Verwandlung merkte Samira, wie sie die Kräfte verließen.

Eine Erschöpfung breitete sich in ihr aus und beinahe wäre sie zu Boden gesunken, doch entschlossen klammerte sie sich an all die Menschen, die ihr nahe standen, die ihr Kraft gaben. Mit aller Macht gab sie all die Wärme, die sich in ihrem Körper befand an die kalte Masse ab, sie hörte einen Schrei, eine Explosion und alle Kraft schien sie in diesem Augenblick verlassen zu haben, denn sie sank zu Boden und alles wurde schwarz um sie. Der letzte Gedanke den sie fassen konnte war: Ich habe es geschafft, alle sind gerettet.

Vor den Toren Mordors tobte ein Kampf auf Leben und Tod. Iszais Heer von Orks und Uruk-hais hatte allerdings einen unbestreitbaren Vorteil. Sie waren unbesiegbar und obwohl die Männer immer wieder auf sie eindrangen, konnten sie doch kein Loch in ihre Linien brechen. Auf offenem Feld waren die Männer von dem herannahenden Heer überrascht worden und kämpften nun verbissen um ihr Leben. Es war allerdings schnell klar, dass sie auf verlorenem Posten kämpften, denn den Orks waren schon einige Treffer gelungen und die Reihen begannen sich langsam zu lichten.

Legolas stürzte mitten in die Schlacht hinein, als er versuchte das Heer einzuholen und war auch dementsprechend überrascht. Obwohl dieser Zustand nicht lange andauerte. Schließlich musste eine Schlacht geschlagen werden, auch wenn keiner damit gerechnet hatte, so früh zum Schwert greifen zu müssen.

Immer mehr begann sich der Kampf zu Ungunsten der Menschen zu wenden.

Legolas verschoss seine Pfeile, die aber von den harten Körpern der Orks abzuprallen schienen. Auch die Langschwerter und Äxte hatten nicht mehr Erfolg.

Gerade als er einen neuen Angriff starten wollte, bekam er einen ungeheuren Schlag von hinten. Legolas taumelte benommen noch vorne und sank auf die Knie. Er konnte von weitem noch Aragorns Schrei hören, doch auch dieser wurde genau in diesem Augenblick ergriffen. Legolas konnte sich kaum rühren und erwartete jeden Moment den

tödlichen Schlag.

Es geschah aber nichts. Verwirrt schaffte es Legolas sich aus der Benommenheit zu befreien und richtete seinen Blick verwundert auf den Ork, der ihn angegriffen hatte. Aber er blickte ins Leere. Wo eben noch ein Kampf getobt hatte, standen, saßen oder lagen nun die Männer untätig und in gleichem Maße verwundert herum.

Legolas ließ sein Augenmerk schweifen und entdeckte seinen Angreifer am Boden liegend. Sein Maul war weit aufgerissen, genau wie seine Augen. Von seiner Haut tropfte Wasser und alles Leben schien aus ihm gewichen zu sein. Verwundert robbte der Elb etwas näher an das Ungetüm heran, sein Schwert aber immer griffbereit in der Hand. Vorsichtig stieß er das Wesen an, welches augenblicklich wie eine leere Hülle in sich zusammenfiel. Entsetzt starrte er die Männer an, die voller Angst zurückgewichen waren. Legolas ließ seinen Blick schweifen und entdeckte etwas entfernt Aragorn, der das Orkphänomen ebenso abstoßend zu finden schien, wie sie alle.

„Die sind hohl!"

Aragorn nickte. „Das Eis ist aus ihrem Körper gewichen, aber da das Eis schon das Leben zerstört hatte, waren diese Wesen eigentlich die ganze Zeit nur ferngesteuerte Marionetten. Der Marionettenspieler ist tot. Samira hat es geschafft."

Ein Mann trat genau in diesem Moment auf sie zu, verwirrt blickte er von den am Boden liegenden Orks zu Aragorn und dem Elb. „Soll das heißen, wir haben völlig umsonst gekämpft?"

Legolas blickte Aragorn an, dann wieder den Mann, der diese Frage gestellt hatte. „Wenn wir nicht gekommen wären, hätte der Zauberer diese Armee wahrscheinlich auf Samira gehetzt und dann hätte sie den Kampf bestimmt nicht gewonnen."

Eigentlich fanden es alle erstaunlich, dass dieses kleine Mädchen gegen den Zauberer gewonnen zu haben schien.

Mühsam klaubte sich Legolas vom Boden auf. „Ich werde zu ihr gehen."

Aragorn nickte und pfiff sein Pferd heran. „Ich begleite dich, "und bevor Legolas protestieren konnte fügte er hinzu, „um sicherzugehen, dass alle Orks auch wirklich tot sind."

Gegen dieses Argument konnte Legolas nichts sagen. Er musste sich geschlagen geben.

Langsam bewegte sich der Tross durch Mordor. Ständig mussten sie Orkleichen ausweichen, die in ganz Mordor verstreut waren. Schon von weitem war der Vulkan des Zauberers zu sehen und Legolas Herz schien immer höher und schneller zu schlagen. Bald würde er seine Samira wieder in die Arme schließen können. Halb erwartend blickte er öfters in den Himmel, als wäre er davon überzeugt, jeden Augenblick einen Phönix am Himmelszelt fliegen zu sehen. Seine Hoffnung wurde aber enttäuscht und auch auf dem Weg zum Vulkan, den sie von einer Anhöhe gut überblicken konnten, war keine Spur von ihr zu entdecken.

Legolas schaute über die weite Fläche und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er über die weite Ebene schaute. Er dachte an die Rutschpartie, er sah die Schneehöhle vor sich und es kam ihm vor, als würden zwischen diesen Ereignissen und dem Heute Jahre stehen. Die Umgebung hatte sich verändert und der Schnee, der noch vor kurzer Zeit den Boden bedeckt hatte, war geschmolzen und suchte sich nun als Wasser seinen Weg in die Erde.

Endlich erreichten sie den Vulkan. Legolas grinste verschmitzt. Dieses Mal konnten sie den einfachen Weg nehmen. Es würden keine Orks da sein, die sie aufhalten könnten.

Das Tor eröffnete sich weit und majestätisch vor ihnen. Die Orks, die es einst bewacht hatten, lagen als leere Hüllen vor dem Eingang und rührten sich nicht mehr.

Entschossen stieg Legolas ab. „Ich gehe allein. Keine Widerrede, der Zauberer ist nicht mehr und ich will mit ihr etwas alleine sein."Der letzte Satz war allerdings unwichtig gewesen, da keiner der Männer auch nur im entferntesten Anstalten machte, ihm zu folgen.

Die Dunkelheit, die ihn umfing störte Legolas nicht weiter. War er doch nur von dem einen Wunsch beseelt, endlich zu Samira zu gelangen. Plötzlich trat er in eine riesige Halle. Das Wasser tropfte von den Wänden und einige Steine hatten sich gelöst. Ja, hier war der letzte Kampf ausgetragen worden. Suchend ließ Legolas seinen Blick schweifen, konnte aber auf den ersten Blick kein Lebenszeichen von Samira erkennen. Wenn er die Halle nicht so genau in Erinnerung gehabt hätte, wäre er sich wahrscheinlich nicht einmal sicher gewesen, ob dies auch der Kampfplatz sei. Ein Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Panik.

„Samira." Schrie er und die Wände reflektierten seine Stimme und verliehen diesem gespenstischen Ort eine noch viel trostlosere Stimmung.

Keine Antwort ertönte. Mit einem Mal wurde seine Aufmerksamkeit von etwas in der Mitte der Halle auf sich gezogen. Vorsichtig trat er heran und betrachtete einen großen Schneehaufen, der allerdings nicht von dieser Welt war. Die Kristalle schimmerten bläulich, aber auch dieser Haufen konnte der zunehmenden Wärme nicht standhalten und sickerte langsam in die Erde. Die Reste des Zauberers, dachte er.

Doch plötzlich fiel sein Blick neben den Eishaufen und ein Schrei entrang sich seiner Kehle. Seine Knie gaben nach und er sank zu Boden, die Hände vor das Gesicht geschlagen. In all dem eisigen Dreck lag ein winziger Haufen Asche. Verbrannt. Ohne Leben.

Er hörte eine Stimme in seinem Kopf und er war sich sicher es sei Samiras. Was hatte sie vor wenigen Tagen zu ihm gesagt. Weißt du wie ein Phönix stirbt. Nein? Er zerfällt zu Asche. Seine Samira war zu Asche zerfallen. Irgendetwas in seinem Innersten schrie auf, er habe etwas vergessen, aber Legolas konnte sich nicht auf diese Stimme konzentrieren. Das Einzige was ihn interessierte war, dass Samira tot war und ein unerwartet heftiger Schmerz breitete sich bei dieser Erkenntnis in ihm aus.

Er schloss die Augen, wollte alles aus dieser Welt aussperren, sich in den Schmerzen verlieren. Deshalb sah er nicht, wie sich in der Mitte des Aschehaufen ein kleiner Funke zu glühen begann.

Weißt du wie ein Phönix stirbt. Nein? Er zerfällt zu Asche um dann aus dieser Asche aufzuerstehen.

So, jetzt noch ein Wort zum Schluss. Ich habe die letzten Kapitel so schnell für meine Verhältnisse geschrieben, weil ich ab dem 6. September nicht mehr in deutschen Landen zu finden bin und für ein Jahr nach England gehe. Da ich dort nur in Internetcafés an einen Computer komme und das nebenbei bemerkt sehr teuer ist, werde ich die Mails wohl nur noch sporadisch beantworten können. Was allerdings nicht heißt, dass ich mich nicht auch in England über etwas Feedback freuen würde und über einen Gruß aus der „Heimat"g.

Vielen Dank fürs Lesen und vielleicht bis bald.

Glanwen