Verraten und verkauft

„IHR SEID SCHWUL?", fuhr er aus seinem Sitz hoch und die beiden Angesprochenen stoben auseinander. Ihr zerwühlte Kleidung und die geröteten Gesichter, die er im Licht seines hell entflammten Zauberstabes erkennen konnte, sprachen Bände.

„Das darf ja wohl nicht war sein!", brüllte er.

Fassungslos starrten sich die drei jungen Männer an.

Hinter Zabini und Morag öffneten sich einige Türen zu den Schlafräumen und verschlafene Schüler betraten murrend den Raum.

Millicent Bulstrode gähnte und motzte sofort los. „Ey, Malfoy, was schreist du denn hier so mitten in der Nacht durch die Gegend. Dabei kann doch kein Mensch schlafen."

„Ich hab hier zwei Turteltauben erwischt, die euch sicher interessieren werden.", antwortete dieser grimmig lächlend. Die Macht über die beiden vor ihm, tat ihm gut.

„Wieso Turteltauben, das sind doch nur Zabini und McDougal.", tönte es aus der Menge der verschlafenen Schüler.

„Ja, eben."Dracos Augen verengten sich und ein angewiderter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Die beiden haben sich grade noch fröhlich darüber unterhalten, wie sie es getrieben haben."

Unzählige ungläubige Augenpaare richteten sich auf die Beschuldigten, die sich nun nah aneinander drängten, währen der größere Junge geistesabwesend angefangen hatte, seinem Freund über den Arm zu streichen. Der Kleinere zitterte.

„Igitt, das ist ja eklig."„Perverse Schweine!"„Abstoßend!" „Missgeburten!"„Arschficker!"

Das zornige Gemurmel der aufgebrachten Menge wurde immer lauter.

„Was machen wir jetzt mit ihnen?", lies sich Miles Blechtley vernehmen. Auch auf seinem Gesicht stand eindeutig Ekel.

„Ich würde sagen, solch widerlich Vorstellung gehört bestraft.", schaltete sich nun Draco wieder ein. „Wir sollten sie öffentlich ausstellen und der Schule verweisen lassen."

Angst stand nun in den Augen der beiden Schüler, die inzwischen von einem Ring aus drohenden Körpern umringt waren. Langsam zog sich dieser immer enger.

Plötzlich drängte sich jemand nach vorne.

Raja Banes stellte sich vor die beiden und funkelte zornig in die Runde.

„Habt ihr jetzt alle den Verstand verloren?", fragte sie aufgebracht die anderen Slytherins.

„Was fällt euch eigentlich ein, so über Menschen zu reden. Ganz davon abgesehen, dass es bestimmt nicht gegen die Schulregeln verstößt, sich in einen gleichgeschlechtlichen Partner zu verlieben."

„Nein, Banes, aber gegen den guten Geschmack dieses Hauses, verstößt es eindeutig.", antwortete Draco kalt. „Die beiden werden unsere Räumlichkeiten ab sofort nicht mehr betreten."

„Sagt wer?", schnappte diese zurück.

„Sage ich!", schmetterte er ihr entgegen und hatte auch schon den Zauberstab auf sie gerichtet. Die würde im nicht im Weg stehen. Diesmal nicht.

„FURNUNCULUS", schrie er wütend. Doch anstatt Rajas Haut mit Blasen zu überziehen, entstand lediglich ein kurzes Aufleuchten in der Haut ihrs Gesichtes und sie stand weiter vor ihm, als hätte er überhaupt nichts gesagt. Dabei beherrschte er seinen Lieblings- Fluch aus dem Effeff.

„Stupor", brüllte er und aus der Spitze seines Stabes schoß ein roter Blitz auf das Mädchen zu, doch wieder hatte der Zauber keinen Effekt. Sie schien einen Schutzzauber gewirkt zu haben.

Irritiert lies er seine Hand sinken. Ihren Zauberstab konnte er aber nirgends entdecken.

„Bist du jetzt fertig?", fragte sie leise.

In dem Raum war es inzwischen so still, dass man eine Feder hätte fallen hören können.

Da öffneter sich die Tür zum Kerker und Professor Snape trat ein. Mit wutverzerrtem Gesicht und wirr im Gesicht hängenden Haaren stand er vor den versammelten Schülern und donnerte:

„Was ist hier los? Dürfte ich bitte mal erfahren, was mein gesamtes Haus mitten in der Nacht in diesem Raum anstatt in ihren Betten zu suchen hat? Mister Malfoy, lassen sie sofort den Zauberstab in Ruhe, sonst ziehe ich Ihnen ausnahmsweise auch mal Punkte ab."

Mit bebenden Nüstern lies er den Blick durch den Raum streifen und blieb schließlich an Raja Banes, Blaise Zabini und Morag McDougal hängen.

„Sind sie der Auslöser für diesen Tumult?", schnappte er mit zornigem Stirnrunzeln.

Doch bevor einer der drei das Wort ergreifen konnte, erkland hinter dem Hauslehrer der Slytherins die allen wohlbekannte Stimme des Schulleiters.

„Ich bitte alle Schüler in diesem Raum wieder in ihr Schlafräume und somit auch in ihre Betten zurückzukehren. „Alle bis auf euch vier."Er wies bei diesen Worten auf die drei bereits für schuldig Erkannten und Draco. Ihr folgt mir bitte in mein Büro. Severus?"

Der Zaubertränkelehrer murmelte etwas und sah dann die vier Schüler an.

„Na los, ihr habt Professor Dumbledore gehört.", knurrte er und folgte ihnen auf den Gang.

Im Büro des Schulleiters angekommen lies er die Beteiligten Platz nehmen und sah ernst in die Runde.

„Wir haben hier ein echtes Problem.", meinte er schließlich.

„Ja genau", begehrte Draco auf. „Wir haben Perverse in Slytherin."

„Mister Malfoy, mäßigen sie ihren Ton. Sie sind hier nicht zu hause.", maßregelte der weißbärtige Mann ihn. „Das habe ich nicht gemeint."

„Ich fürchte, wenn Mister McDougal und Mister Zabini weiter im Hause Slytherins wohnen, müssen wir uns sowohl um ihr schulischen Leistungen wie auch ihre Gesundheit ernsthafte Sorgen machen.", fuhr er schließlich fort. „Professor Snape und ich haben uns daher bereits eine andere Lösung überlegt. Die beiden werden in einem seperaten Raum untergebracht werden, deren Aufenthaltsort nur wenigen zugänglich sein wird. Sollte während der Unterrichts-Stunden oder den Freizeiten irgendwelche „Unfälle" passieren, so werde ich SIE, Mister Malfoy, persönlich dafür veranwortlich machen."

Er sah Draco aus unergründlichen blauen Augen abwartend an.

„Ich soll für diese Schwuchteln Leibwächter spielen?", empörte der sich auch sofort. „Das können sie vergessen."Er sprang auf und wollte das Büro verlassen.

„Setzen Sie sich wieder, Mister Malfoy, wir sind hier noch nicht fertig.", schob sich Snape plötzlich zwischen ihn und die Tür und beförderte ihn etwas unsanft wider auf seinen Stuhl zurück.

„Sie werden dafür sorgen, dass ihren beiden Mitschülern kein Leid geschieht. Habe ich mich da deutlich ausgedrückt?", fragte der Schulleite noch einmal nach.

„Jaja, ich hab verstanden.", muffelte Draco vor sich hin.

Dumbledore richtete sich nun an die beiden anderen Jungen, die immer noch ziemlich blass auf ihren Stühlen hingen. „Ich denke, damit sollte Ihnen erst einmal geholfen sein. Wenn sich doch noch Schwierigkeiten ergeben, wenden sie sich an mich oder Professor Snape."

Draco glaubte sich verhört zu haben. Wie konnte sein Hauslehrer SO WAS nur schützen.

Er sandte ihm einen giftigen Blick zu, konnte aber an dessen säuerlichen Gesicht-Ausdruck erkennen, dass sich dieser damit auch nicht so sehr wohlfühlte. Ihn hätte nur interessiert, woher der Schulleiter schon wieder über alles bescheid wusste, denn das war ja offensichtlich der Fall. Der alte Kauz mußte doch langsam mal senil werden.

„Nun zu Ihnen, Miss Banes.", fuhr der Leiter der Schule mit schärferer Stimme fort.

Draco grinste innerlich. Nun bekam sie auch noch ihr Fett weg.

„Ihr Verhalten war absolut inakzeptabel. Ich denke, sie wissen, wovon ich spreche. Ich habe auch die Berichte der anderen Lehrkörper über ihre „Unterrichtsbeteiligung"gelesen, und bin nicht erfreut. Halten sie sich im Zaum, oder ich muss sie bitten, die Schule wieder zu verlassen, so leid mir das auch tun würde."Er blickte die Schülerin nun mit einer Falte auf der Stirn sorgenvoll an. „Sie werden sich morgen bei Mister Filch melden und sich von ihm sagen lassen, welche Schäden entstanden sind und diese dann beheben. Eventuelle Kosten werden Ihnen von ihrem Treuhand-Vermögen abgezogen werden. Haben sie mich gehört?"

Das Mädchen war blass geworden und nickte langsam. „Ja, Professor.", antwortete sie leise.

„Nun, dann sollten wir alle zusehen, dass wir heute nacht noch ein wenig Schlaf bekommen. McDougal und Mister Zabini werden von Professor Snape zu ihrem Zimmer begleitet. Die Hauselfen haben ihre Sachen bereits dorthin gebracht."

Die beiden standen auf und folgten ihrem Lehrer.

„Sie beide", fügte er mit einem ermahnenden Blick auf Draco und Raja hinzu, „werden den Weg ja wohl alleine finden."

Schweigend liefen die beiden den Weg zum Kerker zurück.

Draco kochte. Wie konnte der dumme, alte Mann das nur von ihm verlangen. Das war so widerwärtig. Beschützen sollte er die schwulen Memmen auch noch. Na, toll!

Wütend fuhr er Raja an: „Und du bist das nächste Mal fällig. Ich krieg schon raus, warum Dumbledore so wütend auf dich war und dann fliegst du hier raus."

Erfreulicherweise antwortete ihm nur ein Schweigen.