Zusätzliche Warnings: Unterstellung von Selbstmord-Gedanken

Zusätzliche Ships: Impliziertes Steelstar


4. Zari Tarazi


Nate das Totem zu geben hatte sich richtig angefühlt, aber nun bereute Zari diese Tat. Wenn sie ihr Totem noch hätte, dann … dann hätten sie vielleicht irgendetwas tun können um sie alle zu retten. Zumindest redete sie sich das ein, andererseits hatte B. sein Totem immer noch, und das hatte ihnen auch nichts geholfen. Aber mit Tarazi-Geschwister-Power, nun mit der hätten sie vielleicht eine Chance gehabt.

Aber wem mache ich hier etwas vor? Die andere Zari ist die Kriegerin. Ich bin einfach nur … Zari Tarazi. Und wer war das schon? Dragongirl, die Influencerin, die berühmt wurde, weil sie sich als kleines Mädchen mit einem Drachen angefreundet hatte. Jedes andere Kind, das sich an ihrer Stelle mit dem Drachen angefreundet hätte, wäre berühmt geworden. Ihr ganzer Ruhm beruhte auf einem glücklichen Zufall, das wusste sie.

Und seit dem hatte sie ihrem Ruhm hauptsächlich durch geschicktes Marketing ausgebaut. Sie hatte die richtigen Sponsoren zum richtigen Zeitpunkt gefunden, und das eine Mal, dass sie ins Klo gegriffen hatte und beinahe mit Dragonesque den Geruchssinn von Millionen ruiniert hätte, hatte sie via Zeitreise korrigiert.

Und deswegen war das auch alles, was sie als Erbe hinterlassen würde – die Geschichte eines Kinderstars, der zur Influencerin wurde, und der diese Welt in absolut keiner Weise besser hinterlassen hatte als sie zuvor gewesen war. Das war die Geschichte von Zari Tarazi.

Und sie hasste diese Geschichte, weil sie mehr sein wollte als das, weil sie besser sein wollte. Sie wollte mehr aus ihrem Leben machen. Sie hatte gehofft, dass sie die Rolle des oberflächlichen Starlets immer nur gespielt hatte, aber was, wenn sie inzwischen dazu geworden war?

Mit den Legends zu reisen hatte ihr so viele neue Welten eröffnet. Ihr ermöglicht sich selbst aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ihren kleinen Bruder neu kennenzulernen und eine Version von sich selbst kennenzulernen, die ein vollkommen anderes Leben geführt hatte.

Die andere Zari. Sie war so perfekt – natürlich liebte Nate sie, natürlich zog Behrad sie ihr vor, natürlich hatten Sara und die anderen Legends sie lieber als Zari - sie war die Hackerin und die Kriegerin, die Aktivistin, sie bewegte Dinge, veränderte die Welt, die sie zusammen mit den Legends schon zwei mal gerettet hatte, bevor Zari die Waverider überhauptjemals betreten hatte. Die andere Zari wäre niemals auf John Constantine reingefallen, und die andere Zari hätte inzwischen mit Sicherheit einen Weg gefunden sie alle hier rauszuholen. Sie hätte irgendetwas gehackt und sie alle so befreit.

Aber Zari selbst … ohne ihr Totem war sie nutzlos, und ohne ihr Totem fühlte sie sich auch noch von der anderen Zari abgeschnitten und damit auch von all deren Fähigkeiten. Früher, bevor sich das Totem gesplittet hatte, hatte Zari auf deren Fähigkeiten manchmal zugreifen können als wären es ihre eigenen, doch nicht einmal dazu war sie mehr in der Lage.

Nein, von Zari Tomaz war nichts mehr in ihr übrig. Da war nur noch sie selbst, und sie selbst hatte nicht besonders viel zu bieten.

Sie hatte versucht die Freilassung der Legends auszuhandeln, doch besonders viel Erfolg hatte sie dabei nicht gehabt. Offenbar hatten Aves und Sara nicht mehr Erfolg erzielt als sie, da sie immer noch gefangen gehalten wurden, aber das war ihr kein Trost. Situationen wie diese hier, die gingen für Leute wie die Legends niemals gut aus. Zari hatte zu viel gesehen und miterlebt um sich täuschen zu lassen, und sie hatte nicht vergessen, was der Kommandant der Soldaten gesagt hatte, als er sie alle hierher transportiert hatte.

Gwyn und Spoons waren im Moment zu verletzlich um auf lange Sicht dem hier ausgesetzt werden zu können, und Astra tat immer hart, aber in Wahrheit war das nur ein Schutzpanzer, der sie vor allem, was sie verletzen könnte, beschützen sollte. Früher oder später würde er bröckeln. Und Gideon war quasi neugeboren. Und Behrad? Wieder einmal hatte sie darin versagt ihren kleinen Bruder zu beschützen!

Nachdem Nate das Team verlassen hatte, war Zari diejenige, auf die sich die Co-Captains verlassen sollen könnten, sie war der XO, die Person, die das Kommando übernehmen musste, wenn Sara und Ava aus irgendwelchen Gründen ausfallen sollten. Und die beiden hatte alle Hände voll mit der Schwangerschaft zu tun, also war es an Zari sich darauf zu konzentrieren sie alle hier rauszuholen, das wusste sie, aber sie, sie war einfach nicht dazu in der Lage die anderen zu retten.

Und das setzte ihr mehr zu als diese sogenannten lächerlichen Befragungen.

Normalerweise war sie gut darin Menschen zu manipulieren und Situationen zu ihrem Vorteil auszunützen, doch dieses eine Mal, wenn es darauf ankam, funktionierte keiner ihrer Tricks. Niemand hörte ihr zu, niemand nahm sie ernst. Es war als wäre sie immer noch im verdammten 20. Jahrhundert gestrandet.

Zari starrte abwesend auf die dampfende Tasse Rotblatt-Tee, den man ihr hingestellt hatte, und wartete ab welchen Trick man heute bei ihr versuchen würde. Als jemand, der andere Menschen von berufswegen manipulierte, wusste sie ziemlich genau wie das Spiel lief. Bisher hatte diese Leute hier versucht sich mit ihr anzufreunden, ihr Angst zu machen, und sie zu überzeugen, aber nichts davon hatte funktioniert. Sie war gespannt was sie dieses Mal auf Lager hatten.

„Ich glaube nicht, dass ich jemals freiwillig mit euch arbeiten werde", erklärte sie den Wachen, die sie hergebracht hatten, „Können wir es nicht einfach sein lassen und uns damit abfinden?"

Doch niemand reagierte auf sie oder ging auf sie an. Auch das war nichts Neues. Die Wachen hier waren dazu ausgebildet worden die Gefangenen zu ignorieren, nur der Verhörleiter durfte mit ihnen sprechen, und die durchschaubaren Versuche diese Person am laufenden Band auszuwechseln um sie zu verunsichern hatten Zari bisher auch nicht besonders beeindruckt.

Dieses Mal konfrontierten sie sich wieder mit einer neuen Person, wie es schien. Die neue Nummer 2 war eine dunkelhaarige Frau, die etwa in Zaris Alter zu sein schien, ihre Haare mit einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte, und sich ähnlich kleidete wie Behrad.

Ein weiterer billiger Trick um Vertrauen zu erzeugen – sie versuchten Vertrautheit zu simulieren um so positive Assoziationen bei Zari zu erzeugen.

„Sie sind also Zari Tarazi", stellte die neue Frau fest, „Ich habe Sie mir irgendwie anders vorgestellt."

„Es tut mir leid, dass ich in Person enttäusche", erwiderte Zari nur darauf.

„Das habe ich nicht gemeint, es ist nur … ach, vergessen Sie es. Wenn das hier alles vorbei ist, dann müssen wir beide uns einmal darüber unterhalten wie Sie das mit Ihren Nägeln hinkriegen. Sogar jetzt noch sehen sie perfekt aus", merkte die andere Frau an.

„Eine Magierin verrät niemals ihre Geheimnisse", erwiderte Zari, „Aber wenn Sie sich über Nagelpflege unterhalten wollen, dann können wir das gerne tun. Das wäre sicher angenehmer als was auch immer Sie vorhaben zu unserem Gesprächsthema zu machen."

Die andere Frau ließ sich nur zu einem milden Lächeln herab, das so viel aussagte wie Guter Versuch, aber so einfach mach ich es dir nicht.

„War ja nur ein Vorschlag", fügte Zari schulterzuckend hinzu.

„Wir werden zwar nicht über Nagelpflege sprechen, dafür aber über Sie", meinte die Frau.

„Ich nehme an, dass es kein Fan-Gespräch werden wird", vermutete Zari.

„Mir ist aufgefallen, dass Sie in letzter Zeit proaktiver geworden sind, was Ihre Rolle bei den Legends angeht, Miss Tarazi", stellte die Frau fest, und deutete auf Zaris geschlossene Akte, die sie vor sich liegen hatte, „Und damit meine ich nicht innerhalb des Teams, ich spreche von Ihren Interaktionen mit den Leuten aus anderen Zeiten, denen Sie im Lauf ihrer Missionen begegnen."

„Im frühen 20. Jahrhundert gab es eben die eine oder andere Ungerechtigkeit", erwiderte Zari darauf nur.

„Darin sind wir uns einig. Und wir wissen auch, dass es schwer ist einfach nichts zu tun, wenn man mit Ungerechtigkeiten konfrontiert wird. Aber es ist nun mal unsere Aufgabe die Zeitlinie zu bewahren, und nicht sie zu verändern - so schwer das manchmal auch sein mag", wurde sie belehrt, „Ich dachte, dass Sie das nach all den Jahren im Dienst verstehen würden."

„Oh, ich verstehe es, ich akzeptiere es nur nicht", erwiderte Zari bestimmt, „Und ich sehe nicht wirklich ein, warum ein wenig Freundlichkeit und ein wenig Unterstützung für Fremde die Zeitlinie gefährden sollten. Es ist ja nicht so, dass wir die Ermordung von JFK verhindert hätten, oder das Attentat auf den österreichischen Thronfolger tatsächlich unterbunden hätten. Die Zeitlinie wurde nicht gefährdet, nur weil wir ein paar weniger machtvollen Menschen geholfen haben."

„Gegen das weiße Patriachat vorzugehen kann sehr reizvoll sein", lautete die Antwort, „Und es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man es in seiner eigenen Zeit mit angemessenen Mitteln tut. Aber die Zeitlinie ist fragil, Miss Tarazi, das sollten Sie wissen. Immerhin wissen Sie, dass Sie im Grunde genommen alleine nur deswegen vor mir sitzen, weil die Legends die Zeitlinie verändert haben."

Zari zuckte die Schultern. „Sie haben eine Zeitlinie verhindert, in der meine Familie stirbt und Meta-Menschen verfolgt und eingesperrt werden, also kann ich darin nichts wirklich Negatives sehen", meinte sie.

„Im Gegensatz zu der anderen Zari, die ihr Leben deswegen nun in einem Totem zubringen muss, und Nate Heywood, der sich dazu entschlossen hat seines ebenfalls dort zu verbringen um bei ihr sein zu können, nehme ich an", erwiderte die andere Frau.

„Ich würde nicht im Totem leben wollen, aber die beiden haben sich dafür entschieden", gab Zari zurück, „Es gab andere Möglichkeiten."

„Ein Leben in einem Haus außerhalb von Raum und Zeit", wurde sie erinnert, „Oder ein halbes Leben jeweils für sie und die andere Zari. Keine dieser Varianten klingt besonders prickelnd."

„Ich habe nicht darum gebeten zu existieren", betonte Zari, „Ich habe angeboten unser Leben zu teilen."

„Ja, natürlich ist Ihre reine Existenz nicht der Grund dafür, dass diese beiden es so schwer haben. Und niemand sagt, dass es besser wäre, wenn Sie die Bühne niemals betreten hätten. Auch wenn wir uns natürlich alle darüber einig sind welche Zari wir wählen würden, wenn es nur eine geben könnte und wir die Wahl hätten, nicht wahr? Selbst der treue Behrad, tief in seinem Inneren muss er spüren, dass die andere ihn mehr liebt als Sie es tun. Immerhin hat sie ihre Existenz geopfert um ihn zu retten. Mehrmals", behaupte die Frau, „Aber um all das geht es überhaupt nicht. Hier sind größere und kompliziertere Mächte am Werk."

Zari hob die Augenbrauen und warf der Frau einen herausfordernden Blick zu.

Diese machte eine beschwichtigende Geste und fuhr fort: „Die Legends haben nicht einfach die Zeitlinie verändert, damit das Meta-Registrierungsgesetz nicht kommt. Sie haben keine bewusste Veränderung vorgenommen, die dieses Gesetz verhindert hat, es ging ihnen gar nicht um Meta-Menschen. Sie haben – unterstützt von Ihnen in Ihrer Jugend übrigens – den Menschen bewiesen, dass magische Wesen nicht von Grund auf böse und gefährlich sind. Und das wiederum hat dazu geführt, dass Meta-Menschen, die der Menschheit näher stehen als Riesen, Feen, und Einhörner, erst recht nicht als prinzipiell böse und gefährlich angesehen wurden. Wenn ein kleines Mädchen einen Drachen zähmen kann, dann muss man einen Mann, der in Flammen aufgehen kann, nicht einsperren, nicht wenn er stattdessen sicherlich einfach lernen kann seine Gabe zu kontrollieren."

„Aber sehen Sie, Zari, der Grund, warum Sie überhaupt erst zu Dragongirl wurden, waren die Legends. Weil sie das Ei verloren haben, das Sie in Ihrer Jugend gefunden haben. Ihr anderes Ich hat seine eigene Vergangenheit verändert, und die Show in Heyworld hat ihr Übriges dazu beigetragen, dass sich eine neue Zeitlinie manifestiert hat; eine Zeitlinie, in der das Schicksal Ihrer Familie anders war, weil das Schicksal der ganzen Welt anders war. Es war also keine direkte Ursache und Wirkung-Situation, es war mehr eine allgemeine Umfeld Veränderung – der Beweis, dass man etwas, das anders ist, nicht fürchten muss, hat ausgereicht um allen anderen, was ebenfalls anders ist, größere Toleranz entgegen zu bringen."

Zari nickte. So weit, so nachvollziehbar.

„Und ich denke, Miss Tarazi, dass Sie das wissen. Dass Sie wissen, dass es Heyworld und Ihr Drache waren, die für mehr Toleranz auf dieser Welt gesorgt haben. Und deswegen finde ich es so beunruhigend mir anzusehen wie Sie versuchen das 20. Jahrhundert im Kleinen weiter nach Links zu rücken", meinte die Frau in einem vertraulichen Tonfall, „Denn, ja, es wäre ein einfacheres und schöneres Leben, wenn Frauen und Nicht-Weiße schon früher besser behandelt worden wären. Wenn ihre kleinen Erfolgsgeschichten um die Welt gehen könnten um andere zu inspirieren. Wenn diejenigen, denen Achtung für ihre Taten zusteht, diese Achtung auch erfahren würden. Aber wenn das passiert, dann könnte sich das ganze 20. Jahrhundert ändern, nicht wahr?"

„Dann könnte die Gesellschaft schneller toleranter werden, und dann könnten gewisse Dinge, die nicht geschehen sind, sehr wohl geschehen, und andere Dinge, die geschehen sind, nicht mehr geschehen", führte sie aus, „Vielleicht mag es 9/11 immer noch geben, aber was wenn es keinen Krieg gegen den Terror mehr gibt? Vielleicht ist der 1. Weltkrieg ein Fixpunkt, aber was wenn es keinen 2. Weltkrieg gibt, oder keinen Kalten Krieg? Was wenn es Ihnen gelingen würde ein Umfeld zu schaffen, in dem gewisse Dinge anders oder gar nicht stattfinden würden, wenn Gnade vor Recht ergeht, weil die Menschheit auf einmal reifer ist als sie es eigentlich sein sollte?"

„Was würde dann passieren?", wollte die Frau von ihr wissen.

Zari zuckte mit den Schultern. „Nichts, was Sie da beschreiben, kommt mir besonders schlecht vor", meinte sie, „Eine reifere tolerantere Menschheit … was genau wäre daran problematisch?"

„Im Großen und Ganzen, vielleicht nichts. Im Kleinen? Oh, da gibt es viele Probleme. Denn durch Heyworld wurde aus Zari Tomaz Zari Tarazi, eine vollkommen andere Person, die vollkommen andere Dinge mit ihrem Leben angestellt hat. Was aber dank Zeitreise-Logik keine großen Auswirkungen auf die Zeitlinie hat, da Zari Tomaz erst wichtig wurde, nachdem sie Mitglied der Legends geworden war. All ihre großen Taten hat sie als Zeitreisende vollbracht, also hatte ihr Verschwinden keine negativen Auswirkungen auf ihre Zeit, während ihre Existenz vergessen wurde, aber trotzdem Spuren hinterlassen hat", erklärte die Frau, „Aber was, wenn wir auf einmal eine vollkommen andere Person aus Oliver Queen machen würden, nur weil er niemals auf Lian Yu gestrandet ist? Wenn es keinen Green Arrow gibt, weil sein Leben anders verlaufen ist, weil die Menschen in seinem Umfeld weniger fehlerbehaftet waren? Was würde dann passieren? Wer würde dann das Multiversum retten, wenn es darauf ankommt?"

„Oder was wenn der Unfall, der dem Flash, seine Kräfte verliehen hat, niemals passiert, weil Barry Allens Eltern ein glückliches Leben geführt haben, und er deswegen nicht an der Stelle stand, an der er stehen musste, um von den Blitz getroffen zu werden, der ihn mit der Speed Force verband? Dann könnte vielleicht sogar die Welt untergehen. Wenn Supergirl anders aufwachsen würde, dann würde sie zu einer anderen Person werden. Und könnte sie das davon abhalten jemals zu Supergirl zu werden? Wer würde sich dann den außerirdischen Invasionen, die sie aufgehalten hat, entgegen stellen? Superman vielleicht, aber was wenn er auch nicht da wäre?"

Zari zog es vor nichts darauf zu erwidern.

„Das haben Sie nicht bedacht, oder es war Ihnen einfach egal, nicht wahr? Oder Sie dachten, dass sich die Zeit einfach von selbst korrigieren würde. Und vielleicht würde sie das auch, das können wir nicht wissen, und wenn sie es nicht tut, nun dann stehen wir bereit, nehme ich an. Doch von uns wussten Sie nichts. Und im Grunde galten Ihre Sorgen nie all diesen anderen Helden, nein, Ihre Sorgen galt immer nur Ihnen selbst. Sie haben nämlich gedacht, dass die Zeit schon einmal eine neue Zari Tarazi erschaffen hat, und dass sie das vielleicht wieder tun würde, wenn sie nur genug an ihr herumspielen", wurde ihr jetzt vorgeworfen, „Sie waren bereit alles zu riskieren, für nur ein Ziel: Sie wollten ein Erbe hinterlassen, sie wollten etwas auf dieser Welt bewirken. Wenn nicht als die Frau, die Sie heute sind, dann eben als eine andere."

Zari schüttelte den Kopf. „Das ist doch absurd", meinte sie, „Denken Sie wirklich, dass ich so ruhmsüchtig bin, dass ich absichtlich versuchen würde die Zeitlinie zu ändern, nur um selbst besser dazustehen?"

„Oh, nein, nicht ruhmsüchtig, nein. Ruhm hatten Sie genug in Ihrem Leben", befand die Frau, „Die andere Zari, die hatte keinen Ruhm - alle haben sie vergessen, aber trotzdem hat sie etwas bewirkt. Und das ist es, was Sie erreichen wollten: Sie wollten auch endlich etwas bewirken. Weil Sie tief in sich verzweifelt nach einem Weg suchen würdig zu sein. Sie wissen, dass Sie niemals mit der Heldin, deren Platz Sie eingenommen haben, mithalten können, aber Sie weigern sich Ihren Bruder erneut zu opfern. Also tun Sie das Einzige, was Sie tun können: Sie verändern sich, Sie verändern sich indem Sie versuchen Ihr Umfeld zu verändern. Sie wollen die Vergangenheit besser machen, damit Zari Tarazi ein besserer Mensch wird. Ein Mensch, der weniger oberflächlich und berühmt ist, der besser ist, der mehr bewirkt."

„Ich weiß nicht was diese Verzweiflung in Ihnen ausgelöst hat. War es der Verrat und Verlust von John Constantine? War es der Gedanke daran nie mehr in Ihre eigene Zeit zurückzukommen? Die Angst Ihren Bruder ausgerechnet an Astra zu verlieren? Oder die Erkenntnis das einfach jeder die andere Zari vorzieht, selbst diejenigen, die Sie zuerst kennengelernt haben?", fuhr die Frau fort, „Das was Sie da tun, Miss Tarazi, es ist nicht nur besorgniserregend, weil es die Zeitlinie gefährdet, es ist auch deswegen besorgniserregend, weil es auf gewisse Art und Weise Selbstmord gleich kommt."

„Sie wollen sich auslöschen. Sie wollen verhindern, dass Sie jemals zu sich selbst werden. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass Sie nichts wert sind, und daher verschwinden müssen. Die langen Nägel, das perfekte Make Up, das aufregende Haar, die perfekt abgestimmten Outfits - das alles wollen Sie nicht mehr. Sie wollen, dass es endlich aufhört, und dass Sie irgendetwas anderes sein können als das. Aber etwas anderes wären nicht mehr Sie."

Zari öffnete den Mund um etwas einzuwerfen, doch die Frau hob die Hand. „Ja, ich weiß. Sie wollten nur helfen. Sie wollten etwas Gutes tun, um etwas Gutes zu tun", kam ihr die Frau zuvor, „Aber das stimmt nicht. Niemand tut einfach nur Gutes um etwas Gutes zu tun. Oder weil es richtig ist. Die Menschen tun Gutes um die Welt damit zu verändern, und sei es nur im Kleinen. Und Sie, die Influencerin, Sie wissen, dass es so etwas wie ein isoliertes Geschehnis nicht gibt. Und Sie haben nicht nur einmal jemandem geholfen, der Hilfe brauchte, Sie haben es immer wieder versucht, und immer mehr auf die Konsequenzen gespukt."

„Nein, Sie mögen sich vielleicht einreden, dass es Ihr gutes Herz war, das Sie zu Ihren Taten verleitet hat, aber so war es nicht. Vielleicht war es zu Beginn unbewusst, aber irgendwann wurde es bewusst, da bin ich mir sicher, Sie haben bewusst versucht die Welt zu ändern, um so zu jemand anderem zu werden. Sie konnten sich nicht selbst ändern, das hätte die Welt niemals zugelassen, das ist Ihnen spätestens dann, als Sie Ihre Zukunft gesehen haben, klar geworden. Also haben Sie beschlossen stattdessen die Welt zu ändern, damit Sie in dieser veränderten Welt eine andere Zari sein können, eine bessere Zari. Um dieses Ziel zu erreichen haben Sie eine gute Tat nach der anderen vollbracht, einem Menschen nach dem anderen geholfen. Und Sie hatten vor damit solange weiterzumachen, bis sich irgendwann irgendetwas ändert. Und sei es nur das Gefühl der Leere in Ihrer Brust."

Zari blinzelte. Und wollte gerne sagen, dass das alles Blödsinn war, aber die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen. Vielleicht, weil sie sich seit allem, was mit John passiert war, so orientierungslos und verloren gefühlt hatte, und sich nur in den Momenten gut und von sich selbst überzeugt gefühlt hatte, wenn sie anderen geholfen hatte, und weil sie jetzt plötzlich nicht anders konnte als auch diese Momente zu hinterfragen.

Und sich zu fragen begann, ob sie in diesen Momenten in Wahrheit vielleicht nicht nur deswegen so überzeugt von dem, was sie tat, gewesen war, weil sie ganz andere Gründe dafür gehabt hatte diese Dinge zu tun als sie bisher immer angenommen hatte. Weil diese anderen Gründe Sinn machen würden.

Und das war eine überaus besorgniserregende Erkenntnis.


A/N: Ich bin mir nie sicher, ob ich Pop-Kultur Anspielungen erklären muss oder nicht. Aber die neue Nummer 2 ist natürlich eine Anspielung auf „The Prisoner", eine Serienklassiker, den Zari kennt, wobei ich aber nicht weiß, ob den alle Leser hier kennen. Auf jeden Fall wird Nummer 2 in der Originalserie ständig ausgetauscht, um Nummer 6 zu verunsichern bzw. um jemanden hinzusetzen, der erreicht, was erreicht werden soll, was der Grund für diesen Vergleich ist, da Zari annimmt, dass ihre Wärter das aus den gleichen Gründen tun.

Reviews?