Hat ein wenig gedauert, wie ich es bereits angekündigt hatte, aber dafür ist dieses Chap auch wieder etwas länger geworden.

Ich bedanke mich ganz, ganz doll bei mrsgaladriel und Bele, die mir beide immer so zuverlässig eine Rückmeldung geben... Danke!

Disclaimer: Diese Geschichte basiert auf der Grundlage der Bücher von JK Rowling und daher gehört mir selbst nix...

Wieder zu Hause

Godric hatte Domian nur das Ziel genannt, sich dann an seinem Thestral festgehalten und die Augen geschlossen. Die Schmerzen in seinem Bein waren wieder stärker geworden und das unregelmäßige Flügelschlagen des Thestrals und die verkrampfte Haltung, die der Drachenjäger einnahm, machten es nicht besser.

Erst als die Sonne schon tief am Himmel stand und den Horizont leuchtend rot und orange färbte, erkannte Godric die vertrauten Züge seiner Heimat. Er sah das kleine Muggeldorf, welches nicht sehr weit vom Haus seines Vaters entfernt war, eingebettet in die sanften, grünen Hügel Südenglands.

Domian flog noch eine letzte ausufernde Kurve, dem Sonnenuntergang entgegen bevor er zur Landung ansetzte. Godric biss fest die Zähne aufeinander und ein Zischen entfuhr ihm als, der Thestral hart auf den Boden landete und seinen Reiter hart durchschüttelte. Er blieb noch eine Weile sitzen und hoffte, dass das Ziehen in seinem Bein rasch nachlassen würde, doch es wollte scheinbar kein Ende nehmen. Vorsichtig rutschte er von dem Rücken des geflügelten Pferdes hinab und nahm sein Gepäck an sich.

"Danke," murmelte Godric zu Domian und tätschelte noch einmal die Mähne des Tieres bevor er sich dem Haus zuwandte. Es war ein sehr großes englisches Herrenhaus. Er freute sich wieder zu Hause zu sein, atmete tief die frische Luft ein, bevor er die Tür öffnete. Die Eingangshalle war verwaist und der junge Mann warf seinen Reiseumhang und seinen Hut auf die Garderobe bevor er die Stufen zum Salon emporstieg.

Eine wohlige Wärme empfing ihn und sein Blick fixierte sofort den brennenden Kamin und die Person, die in einem großen einladenden Ohrensessel davor saß.

"Vater?" sagte Godric ruhig und der ältere Mann drehte sich um und betrachtete seinen Sohn.

"Meine Güte, Godric," der Vater stand auf und umarmte seinen Sohn erfreut. Er geleitete ihn zu einem weiteren Sessel vor dem Kamin, "Du humpelst!" stellte der weißhaarige Mann fest.

"Der Drache hat mir übel mitgespielt," erklärte Godric und ließ sich auf dem Sessel nieder.

"Hast du ihn erwischt?" fragte der Vater neugierig und bot seinem Sohn ein Glas Whisky an. Godric nickte, "Und?" bohrte sein Vater weiter. Der Drachenjäger hatte sich vor dieser Frage gefürchtet. Sein Vater verkaufte die Herzen der Drachen für viel Geld an Zauberstabmacher weiter und war somit auf das begehrte Organ scharf.

"Ich habe es nicht," sagte er zögernd.

"Mein Gott! Godric," sagte sein Vater aufgebracht und sein Glas in der Hand schien wütend zu beben, "Wie oft habe ich dir gesagt, dass ich es brauche, Jetzt ist es unwiederbringlich verloren. Du weißt wie wichtig..."

"Vater!" unterbracht Godric, den älteren Mann, "Sei froh, dass der Drache mich nicht getötet hat." Der junge Mann war vom Sitz aufgesprungen, leerte sein Glas in einem Zug und verließ den Salon. Er hatte schon erwartet, dass sein Vater überreagieren würde. Godrics Vater war immer ein sehr strenger Mann gewesen, hatte aber seine Prinzipien. Er war hart aber fair und das hatte der junge Drachenjäger stets an ihm zu Schätzen gewusst. Doch jetzt hatte er noch nicht das Bedürfnis, ihm seine neu gewachsene Idee zu offenbaren, da er in diesem Zustand wahrscheinlich nicht sonderlich gut darauf zu sprechen war. Daher zog er sich in sein Schlafgemach zurück.

Lange konnte er nicht einschlafen. Zu viele Eindrücke gingen ihm durch den Kopf: Der Unterricht mit den Kindern in Helgas Küche, Kathy, die, wenn er sie nicht gerettet hätte garantiert auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre und jetzt erstmals die Möglichkeit bekam, ihre Fähigkeiten lernen konnte zu beherrschen. Danach wanderten seine Gedanken zu Salazar Slytherin, seine Probleme mit den Vampiren, aber seine Gabe im Umgang mit Zaubertränken. Er könnte ihn anschreiben und fragen ob er etwas gegen sein schmerzendes Bein wüsste, einen Linderungstrank der ihm ermöglich seinen Beruf weiterhin nachzugehen.

Schließlich kamen ihm noch andere Personen in den Kopf die er auf seinen unzähligen Reisen angetroffen hatte, doch in Anbetracht seiner Müdigkeit driftete er immer weiter in eine angenehme Dunkelheit und seine Gedanken wurden von wirren Träumen, Phantasien und Visionen ersetzt.

Er träumte von einer Schule mit hunderten wissbegierigen Kindern, die er und Helga für eine bessere Zukunft ausbilden wollten. Verschwommen sah er andere Lehrer, doch sie waren momentan nichts als ungenaue Schatten, gesichtslos und ohne genaue Konturen. Godric wanderte über lange Flure von denen viele Türen abgingen und schließlich kam er in einen Raum, wo sich drei Erwachsene aufhielten. Die zwei Gestaltlosen, denen er nicht einmal ein Geschlecht zuordnen konnte, schienen sich zu streiten ohne auch nur ein Wort zu sagen. Es war eine gespenstische Stille in dem Raum und er musst hilflos die beiden Personen ansehen, doch als er zwischen sie trat und versuchte sie genauer zu erkennen, verschwammen sie noch mehr und verschwanden schließlich in der Dunkelheit, die ihn umfing.

Der junge Mann schrak in seinem Bett auf. Es war mehr als ein Traum gewesen und auf unerklärliche Weise wusste er, wie seine Entscheidung auszusehen hatte. Er würde diese Schule gründen wollen und nichts schien ihn davon abzuhalten. Es konnte noch nicht sehr spät sein, denn ein Blick aus den großen Fenstern verriet ihm dass die Dämmerung gerade erst eingesetzt hatte. Doch er stand auf und zog sich seine Roben über. Die Hauselfen würden das Frühstück noch nicht fertig haben und so ging er hinunter in die Bibliothek und setzte sich an ein großes Schreibpult. Lange starrte er auf das leere Pergament vor sich. Die Feder lag geduldig daneben und Godric überlegte seine Worte, die er an Helga schreiben wollte.

"Schon auf?" fragte eine vertraute Stimme und der junge Mann sah erschrocken zu seinem Vater auf. Der Mann mit den weißen Haaren und dem Schnurrbart trug einen roten Morgenmantel und trat nun zu seinem Sohn, "Es tut mir leid." sagte der Vater schließlich und drückte ihn, "Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn der Drache dich getötet hätte."

"Mach dir keine Vorwürfe," versuchte Godric den alten Mann zu beruhigen, "Es war meine Schuld. Ich hätte damals besser auf dich hören sollen." Der Mann zog fragend eine Augenbraue hoch: "Draco dormiens nunquam titillandus - einen schlafenden Drachen sollte man nicht wecken." Der Satz ging nicht das erste Mal durch seinen Kopf seit er wieder in Fable Village zu Bewusstsein gekommen war. Sein Vater hatte ihm von Klein auf die Prinzipien im Umgang mit Drachen eingebläut und dieser war einer der wichtigsten, den sein Vater ihm fast gebetsmühlenartig gepredigt hatte.

"Komm mit zum Frühstück," sagte der Vater und wirkte für einen Moment auf den jungen Mann unendlich alt. Godric folgte ihm mit einem schlechten Gewissen und setzte sich im Speisesaal ihm gegenüber.

Eine Weile schwiegen sich die beiden an, der eine froh seinen Sohn lebend zu sehen und der andere mit schlechten Gewissen, dass er seinem Vater beinahe zu einem einsamen Greis gemacht hatte. Nachdem Godrics Mutter vor einigen Jahren gestorben war, war der junge Mann das einzige an dem sich der Vater geklammert hatte. Der Drachenjäger senkte schuldbewusst den Kopf und aß schweigend.

"Was macht die Verletzung am Bein?" fragte der Vater.

"Nicht gut," sagte der Drachenjäger knapp, "Sie ist zwar verheilt aber seit zwei Wochen hat sie kein einziges Mal aufgehört zu Schmerzen."

"Das klingt nicht gut," sagte der alte Mann, "Das kann beim Kampf mit Drachen passieren... Und wenn ich anderen Berichten glauben kann, wird es auch nie wieder ganz aufhören." Godric nickte und erinnerte sich an den anderen Mann in Fable Village, der etwas ganz ähnliches gesagt hatte.

"Zum Glück haben wir genügend Ersparnisse," sagte der alte Mann seufzend, "Wir brauchen uns keine Sorgen machen, wir kommen auch so, gut über die Runden."

"Vater, ich..." fing Godric an und überlegte, ob es jetzt sinnig war das Thema anzuschneiden, doch er überwand sich schließlich und fuhr fort: "Ich habe in Fable Village jemanden kennen gelernt und..."

"Eine Frau?" fragte der alte Mann und seine Augen funkelten erfreut auf. Der Drachenjäger nickte und die Freude im Gesicht seines Vaters war nun nicht zu übersehen, "Wann stellst du sie mir vor?"

"Vater," unterbrach der junge Mann diesen, "Es ist nicht so wie du denkst, nein, ich habe nicht vor sie zu heiraten, oder sonst etwas!" Die erfreute Miene des Vaters legte sich und er stützte sein Kinn auf die Hand, während er mit der andern nach seiner Kaffeetasse griff.

"Ich ... nein, Sie ist Lehrerin und..." Godric stockte ein wenig. Er hatte Angst, dass sein Vater diese Vision nicht im Geringsten gutheißen würde, "Wir haben überlegt eine Schule zu gründen mit allen Schülern, die wir kriegen können."

"Mein Sohn! Bist du noch ganz bei Trost?" sagte der Vater plötzlich aufgebracht, "Wo soll das denn hinführen, du hast doch gar keine Ahnung was du da für eine Verantwortung übernehmen musst."

"Doch, Vater und ich glaube es wird höchste Zeit," entgegnete Godric wütend, "Die Muggel haben auch Schulen und wenn ich noch ein paar sehr gute Zauberer oder Hexen dafür begeistern kann, dann werden wir nicht nur die erste, sondern auch die beste Schule für Zauberei und Hexerei ganz Europas besitzen." Der junge Mann konnte und wollte seine Wut nicht mehr von seinem Vater verbergen und der alte Mann schrak zurück als er sah, dass ein Versuch seinem Sohn dieses Vorhaben auszureden in die Leere laufen würde.

"Godric," sagte er nach einer Weile entschlossen und linste zu seinem Sohn hinüber, "Es scheint dir sehr ernst zu sein. Ich ... kann und will deine Entscheidung nicht nachvollziehen doch ich weiß, dass ich dich nicht von dieser Idee abbringen kann. Geh! Versuch dein Glück, aber komm nicht in zwei Jahren wieder, und bettele mich wie ein räudiger Köter um Geld an. ... Überlege also gut, was du tust!" Damit stand der alte Mann auf und verließ den Raum. Der junge Mann sah ihm erschrocken hinterher. Er ließ sein Mahl stehen und ging ebenfalls nach oben, wo er sich in sein Schlafgemach zurückzog.

Er hatte schon damit gerechnet, dass sein Vater ihn nicht sofort bei seinem Vorhaben unterstützen würde, aber eine derart ablehnende Haltung hatte er nicht erwartet.

Es war schon komisch. Godric liebte seinen Vater über alles und wollte ihn nicht verletzen, doch sein Entschluss diese Schule zu gründen hatte sich so fest in sein Gehirn gefressen, dass er wusste, das es ausweglos war, die Ideen wieder fallen zu lassen. Den ganzen Tag wog er die Gegensätze miteinander auf. Er wusste nicht wie er die Schule finanzieren sollte, oder ob es sich rechnete. Wie viele Eltern konnten sie für ihr Vorhaben gewinnen? Wie sollten sie es aufziehen? Und vor allem wen würden sie noch als Mitbegründer hinzuziehen? Der junge Mann seufzte und schließlich begab er sich wieder in die Bibliothek. Sein Vater hatte sich nicht blicken lassen und er schrieb einen Brief an Helga Hufflepuff in dem er ihr verkündigte, dass er auf jeden Fall in absehbarer Zeit wieder zu ihr kommen würde.

Godric blieb noch eine Woche und am letzten Abend vor seiner geplanten Abreise suchte er noch einmal bewusst das Gespräch mit seinem Vater.

"Du gehst?" fragte der Vater und sah ein wenig geknickt in seinem Sessel vor dem brennenden Kaminfeuer aus.

"Ja Vater," sagte der junge Mann fest entschlossen, "Ich werde es versuchen und ich glaube, wir könnten Erfolg haben." Der alte Mann wich den Blicken seines Sohnes aus und schwieg. Godric ließ sich auf den Sessel neben ihn nieder.

"Vater," sagte er, "Es war keine einfache Entscheidung, aber du weißt, dass ich hier zu Grunde gehen würde. Ich kann nicht den ganzen Tag in einem staubigen Zimmer sitzen und nichts tun, außer mein Bein schonen. Das Leben geht weiter." Auf den Lippen des Mannes erschien ein leichtes ganz sanftes Lächeln.

"Ich weiß," sagte der Vater, "Geh und versuch dein Glück, ... aber vergiss deinen Alten nicht... lass dich wenigstens mal wieder blicken." Der junge Drachenjäger strahlte. Er konnte seinen Vater keinen Vorwurf machen, dass er anfangs so ungehobelt erschien, doch er wusste, dass sein Vater ihm noch nie einen Wunsch abschlagen konnte. Er blieb noch eine Weile im Salon sitzen, trank ein Glas Feuerwhisky und nach einer ganzen Weile erhob er sich wieder.

"Ich werde noch vor Sonnenaufgang zurück nach Fable Village reiten," sagte der Drachenjäger ruhig. Sein Vater stand auf und umarmte seinen Sohn.

"Dann wünsche ich dir viel Glück," sagte der alte Mann, löste sich aus der Umarmung und ging zum Fenster, wo er lange hinaus starrte. Godric wollte noch etwas sagen, doch er fand keine passenden Abschiedsworte und verließ schweigend mit gesenktem Haupt den Salon.

Am nächsten Morgen stand der junge Mann sehr früh auf und noch bevor sich auch nur ein Hauself im Haus Gryffindors regte, saß der Drachenjäger schon längst wieder auf dem Rücken seines Thestrals und ritt Richtung Norden.

### to be continued ###