1.Kapitel
Godric's Hollow und die Nacht, in der alles begann...
Teil 3
Der 31. Oktober 1981, Halloween,...
Es würde nicht mehr lang dauern, dann würde eine stockdunkle, rabenschwarze Nacht über Godric's Hollow, dem kleinen Muggelstädtchen in Wales, liegen, so schwarz, dass man nicht einmal mehr die Sterne sehen konnte, die sonst immer am friedlich wirkenden Himmel auf einen herabzwinkerten. Aber heute, an dieser Nacht war überhaupt nichts friedliches, denn Unruhe herrschte auf den Straßen, die Einwohner von Godric's Hollow warteten schon den ganzen Tag darauf, dass es passierte, sie waren den ganzen Tag in einer angespannten, gerade zu ärgerlichen Stimmung, sie warteten auf das unvermeidliche Klingeln oder Pochen an der Haustür, bald würde es soweit sein, und dann schnappten sie sich die vorher extra eingekauften (natürlich die billigsten) Süßigkeiten, würden zur Tür laufen, um dem Sturmklingeln ein Ende zu setzen, würden öffnen, und wahrscheinlich irgendeinen, kaum älter als zehn oder elf Jahre alten Bengel sehen, eine nicht gerade einfallsreiche Maskerade und diesen typischen Halloween-Spruch, und dann würden sie ihnen geben, was sie verlangten und sich über sie ärgern, wie jedes Jahr am 31.Oktober, wie sie so frech und unverfroren auftauchten und überhaupt. Denn es war Halloween, die Nacht der Geister, und die Kinder hatten, im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen ihren Spaß.
„Süßes oder es gibt Saures!"Das war der Satz, der den ganzen Abend die Runde von Haus zu Haus machte. Die meisten Kinder erhielten das was sie wollten und warum sie hergekommen waren, andere aber bekamen auch die Tür vor der Nase zu geknallt und zogen unverrichteter Dinge wieder ab, und dann gab es noch diejenigen die die Tür am Halloweenabend und –nacht nicht einmal öffneten.
Lily und James saßen mit Harry, während draußen die anderen Kinder mit prallgefüllten Taschen auf den Straßen umherzogen, drinnen vor dem lustig knisternden Kamin, denn es wurde immer kälter, Nachts gefror schon der Boden und morgens glitzerte das Gras, vollkommen von Raureif bedeckt, als wäre es mit Diamanten gespickt, es knirschte und knackte unter den Füßen, und bald würden bestimmt die ersten Schneeflocken fallen, und alles würde sich in eine wunderschöne, kalte Winterlandschaft verwandeln. Darauf freute sich Lily schon, als sie gedankenverloren aus dem langsam beschlagenden, großen Wohnzimmerfenster starrte, ein paar Kindern zusah, wie sie um die Häuser schlichen, hier und da anhielten, um vielleicht ihre bisher gesammelte Menge an Süßigkeiten zu vergleichen, oder vielleicht taten sie auch etwas anderes, Lily wusste es nicht, und machte sich auch keine Gedanken darüber, sie blickte weiter nach draußen und dachte über den kommenden Winter nach, was James und sie mit Harry unternehmen könnten, und unterdessen hielt James sie fest, aber zärtlich im Arm, Lily legte ihren Kopf auf seine Schulter, und derweil senkte sich draußen die Nacht langsam herab, noch war es nicht vollständig tiefschwarz, eher ein dunkles Blau.
„James?" Lily hob ihren Kopf und blickte ihren Mann an, auch er erwachte aus seinen Gedanken und erwiderte ihren Blick, „Was gibt's, Liebes?"
„Weißt du, ich hab mich gefragt, was wir bald, wenn es doch Winter wird- " Lily brach ab.
Durch eines der großen Fenster ihres Wohnzimmers hatte gerade eben ein Kind gestarrt, mit kurzen, blonden Haaren, sehr heller Haut, wie wenn es wohl nicht oft die Sonne gesehen hätte und mausgrauen Augen. Es hatte Lily und James beobachtet, sich die Nase an der kalten Scheibe platt gedrückt, die Augen geweitet und den Blick starr auf Lily und James gerichtet, die auf der lilafarbenen Couch saßen, genau dort wo auch Peter ein paar Tage zuvor gesessen hatte. Doch als Lily blinzelte, war es verschwunden, nur die Stelle an der Scheibe, die von seinem Atem beschlagen war, wies darauf hin, dass dort Sekunden ein jemand gestanden hatte.
„James, wer war das?"fragte Lily besorgt ihren Mann und blickte ihn von der Seite her an, „irgendwie kenne ich ihn...."dachte Lily mit gerunzelter Stirn nach. James blickte kurz aus dem nun vollständig beschlagenen Fenster und rief sich in Erinnerung, wer der kleine Junge gewesen sein könnte.
„Ja, wenn ich mich nicht täusche, ich glaub das ist der kleine der Higgans, von der Nr. 17, direkt nebenan von uns, du kennst doch die Higgans, eigentlich eine nette Familie, aber es ist kein Wunder dass du ihr Kind nicht kennst, man sieht ihn nicht besonders oft draußen, er ist anscheinend sehr zurückhaltend und zeigt sich nicht so gern unter den anderen Menschen hier im Dorf, oder seine Eltern wollen nicht dass er allzu oft rauskommt"antwortete ihr James besorgt.
„Seltsam..." antwortete Lily erstaunt, aber James warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu und sagte geheimnisvoll „Es kommt mir manchmal vor, dass er mich aus seinem Zimmerfenster genau an der Straße beobachtet. Er und seine Eltern sind wirklich nett, komischerweise eigentlich nur zu uns, den anderen Leuten gehen sie aus dem Weg..., weißt du Lily, es könnte sein dass seine Eltern, er und sein größerer Bruder, nun ja... du weißt schon, zumindest vermute ich das..."
„D-Du glaubst er ist ein... nee oder?"Lily wirkte sehr überrascht, dachte aber kurz nach und „Aber wenn ich mir so meine Gedanken mache, dann, eigentlich könnte es wahrscheinlich sein, es würde passen, aber meinst du etwa sie verstecken sich auch??"
„Keine Ahnung, aber ich finde wir sollten uns vielleicht mit ihnen anfreunden, dann würden wir wissen, ob unsere Vermutungen zutreffen und wir hätten ein paar nette Leute mehr als Freunde" erklärte James.
„Na, dann gehen wir doch so bald wie möglich hin. Wie heißt der Kleine eigentlich? Nicht auch Harry oder?"grinste Lily.
„Nee, ich hab zufällig gehört, wie seine Mutter ihn Robert gerufen hatte, auch ein hübscher Name, findest du nicht? Natürlich lange nicht so schön wie Harry oder Lily" lächelte James Lily entgegen.
„Natürlich nicht..."Lily blickte sich zu ihrem eigenen Sohn Harry um. Er lag friedlich schlafend auf einem gelben Kissen zwischen ihr und James. Lily seufzte, sie würde sich ihren Sohn einfach ewig anschauen können, sie fand ihn einfach wunderschön. Sein schwarzes, strubbeliges Haar hatte er von James geerbt, und genauso wie James sein Haar niemals bändigen konnte, würde er es später wohl auch nicht schaffen. Sie ließ ihren Blick von seinen Haaren über seine schöne, makellose Stirn wandern, hin zu seinen Augen. Diese Augen waren Lilys ganzer Stolz, denn die Augenfarbe hatte Harry von ihr geerbt. Wunderschöne, hübsche, geheimnisvolle grüne Augen, schlank und fast katzengleich, man könnte meinen sie ihm dunkeln leuchten zu sehen.
‚Überhaupt war Harry ein hübscher Junge, mindestens so hübsch wie James' dachte sich Lily während dessen sie ihn betrachtete. Und er hatte außer den Haaren noch mehr von James geerbt, denn auch seine knubbligen Knie hatte er von ihm. Lily strich ihrem Sohn sanft über die Wangen, fuhr ihm durchs Haar und küsste ihn sanft. Harry regte sich nicht, hatte seine Augen geschlossen, und schlief tief und fest. Lily hob ihn hoch, nahm ihn in ihre Arme und wiegte ihn sachte. James war aufgestanden und hatte sich ans Fenster gestellt, seinen Blick nach draußen gerichtet. „Weißt du Lily, wenn ich die Kinder da draußen sehe, fällt mir was ein"sagte er belustigt, „deine Schwester, diese Petunia, haatte doch so einen brummigen Typen geheiratet, wie hieß er noch gleich?"
„Vernon Dursley, einen schlimmeren Hasser von Zauberei wie ihn hab ich noch nie gesehen"schüttelte Lily den Kopf.
„Genau, Vernon, ich stell mir gerade vor, was für ein Theater er machen würde, wenn bei ihm die Kinder an Halloween läuten würden, das würde ein Geschrei geben"scherzte James.
„Oh bei dem traut sich kein Kind vor die Haustür, glaub mir, und ich weiß nicht was er machen würde wenn er Harry sähe. Zum Glück muss er ihn nicht sehen, und noch besser, Harry muss es auch nicht..."entgegnete Lily zu ihrem Mann.
„Ja, dafür wird ich schon sorgen, er wird hier bei uns aufgezogen und hat die schönste Kindheit überhaupt"beteuerte James, „bei dir und mir..."Er sah Lily verliebt an, sie lächelte zurück, und James gab ihr zärtlich einen Kuss. Dann warf er einen Blick auf die große, hölzerne Standuhr, die an die Wand geschoben war, deren vergoldete Zeiger bereits 21 Uhr 50 anzeigten. Recht spät, für Harry war es Zeit zum Schlafengehen. „Schatz"sagte James zu Lily, „schau mal auf die Uhr, Harry sollte jetzt ins Bett, bringst du ihn hoch? Ich komm dann gleich nach..."Er hob Harry behutsam hoch, darauf bedacht ihn schlafen zu lassen und nicht aufzuwecken, legte ihn dann in ein kleines Körbchen neben ihnen auf der Couch und deckte ihn vorsichtig zu.
„Okay James, ich bring ihn hoch, aber zuerst- "Lily hörte auf zu sprechen, beugte sich wieder zu James und küsste ihn nochmals liebevoll und streichelte sein Haar, und James erwiderte ihren Kuss ebenso sanft. Neben ihnen drehte sich Harry in seinem Körbchen kurz hin und her, als wenn ihn gerade etwas stören würde, wurde dann aber wieder ruhig, drehte sich noch einmal und schlief darauf selig weiter.
Draußen war die Nacht nun vollkommen tiefschwarz und so stockdunkel, das man nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen wahrnehmen würde, geschweige denn sehen würde was draußen vor sich ging. Einige Eulen huschten um das Haus, schuhuten leise und segelten lautlos weiter durch die Nacht. Die letzten Kinder begaben sich mit nun bis zum bersten gefüllten Taschen eilig auf den Heimweg, einige trödelten vielleicht noch herum, verschwanden dann aber doch, und dann war es still in Godric's Hollow.
Zeitgleich, am Rande von Godric's Hollow...
Man hörte kaum etwas, nur das Rascheln mehrerer Umhänge, als die fünf groß gewachsenen Gestalten in der Dunkelheit auftauchten. Der größte und unheimlichste der Fünf richtete sich vollkommen auf, während die anderen aus Furcht leicht zurückwichen. Er hatte sich in einen großen, wallenden Umhang gehüllt, der seine hoch gewachsene, dürre, abgemagerte Gestalt verbarg, eine große Kapuze umhüllte sein grausames Gesicht, doch seine rot glühenden Augen drangen düster durch die finstere Nacht. Lord Voldemort war in Godric's Hollow erschienen um sein Vorhaben wahr zu machen.
Die anderen waren Todesser, seine Gefolgsleute, warteten stumm und Furcht erregt hinter ihm, kaum einer wollte freiwillig einen Laut von sich geben. Dann, plötzlich, drehte sich Voldemort auf dem Absatz um und blickte seinen Haufen an Begleitern an, er richtete seine Augen mit einem durchbohrenden Blick auf sie, während diese den Atem anhielten. Dann fing er an zu sprechen, mit seiner kalten, hohen, höhnischen Stimme: „Aah, endlich sind wir am Ort, den ich schon so lange aufsuchen will! Endlich ist es soweit!"
Einer der Todesser, er hatte sein Gesicht durch eine Kapuze verborgen, nur seine kalten, grauen augen leuchteten daraus hervor „J-Ja, Meister, ihr wollt doch keine Zeit verlieren, oder? Lasst uns lieber gleich aufbrechen."
„Lucius, warum so eilig? Gefällt dir nicht, wenn du mit mir zusammen bist? Aber gut, mir soll es recht sein, begeben wir uns gleich auf den Weg", höhnisch lächelte Voldemort Lucius Malfoy an, und der blanke Spott sprach aus seiner Stimme. „Aber eins noch: Ich werde ALLEIN die Potters aufsuchen, ich werde sie selbst töten und der Triumph wird der meine sein."
„Aber mein Lord, was ist wenn ihr Schwierigkeiten bekommt, wir sollten doch eingreifen können?"Jetzt hatte ein anderer Todesser gesprochen, er stand rechts von Malfoy, und hatte eine tiefe, schneidende Stimme.
Hier antwortete Voldemort nicht mit Spott, sondern nur so kalt wie immer „Es wird nichts passieren, Rodolphus, kein Zauberer auf dieser Welt kann es mit mir aufnehmen...."
Die anderen Todesser ließen dumpfes Murmeln hören, das nach Zustimmung klang.
„Was aber sollen wir tun? Rum stehen und warten?"wollte Malfoy wissen.
„Nein, ihr werdet dafür sorgen, dass mir kein Auror, der auf die Potters aufpasst, in die Quere kommt... Sollte da einer sein, erledigt ihn"antwortete Lord Voldemort, wie wenn es hier nur um ein kleines Geschäft ging, und nicht um den Tod eines Menschen. „Nun, ihr wisst, was ihr zu tun habt, ich werde in zwanzig Minuten zurück sein und ein Problem weniger haben"sprach Voldemort, zückte seinen Zauberstab, trat von den Todessern weg und lief nach Godric's Hollow hinein. Die Todesser blickten ihm hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwunden war und atmeten erleichtert auf. Wenig später machten sich auch die Todesser auf den Weg hinein nach Godric's Hollow.
Lord Voldemort stand nun vor dem Haus der Potters. Erregung überkam ihn, als er auf das kleine Gartentürchen zuschritt, das in den Holzzaun eingelassen war, der den gepflegten Garten der Potters umgrenzte. Wenn Wurmschwanz nicht gelogen hatte, und das hatte er nicht, denn dafür war seine Furcht und Achtung vor Voldemort zu groß, dann würde nichts, aber auch absolut nichts mehr die Potters jetzt noch vor dem Tod schützen können. Voldemort lachte grausam in sich hinein, schritt immer schneller werdend auf das Türchen zu und es öffnete sich von selbst, es sprang von alleine vor ihm, dem wohl größten Zauberer aller Zeiten, auf und Lord Voldemort schritt hindurch, hinein in den Garten der Potters und auf die hölzerne, braungestrichene Haustür zu.
Lily hatte so eben Harry nach oben gebracht, ihn in sein Bettchen gelegt und stand nun ruhig davor und betrachtete ihn. Wie schön er doch war, dachte sie immer wieder. Doch da, irgendetwas war da, sie wusste es nicht, aber... Furcht überkam sie, die Angst kroch langsam ihren Rücken hinauf wie eine Schlange, sie zitterte,... „James, hast du die Haustür zugemacht? Hier wird's irgendwie kalt, oder könntest du bitte mal nachschauen..."sagte sie mit bebender Stimme. James, der gerade in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer auf dem Bett gesessen hatte, merkte es auch. Ihn überkam die Angst, sie machte seine Beine schwer wie Blei, er rannte gerade noch zum Fenster im ersten Stock, aus dem man in den Vorgarten blicken konnte. Und dann sah er IHN. Seine Angst schnürte ihm nun auch die Kehle zu, er drehte sich gerade noch um, blickte in Lilys zitterndes, von wahnsinniger Angst erfülltes Gesicht , sie stand auf der anderen Seite des Flurs und blickte ihn mit fragenden, vor Furcht geweiteten Augen an, er nickte und schrie mit letzter Kraft, auch wenn er wusste, dass nun alle Hoffnung verloren war, '"LILY, NIMM HARRY UND LAUF! ER IST ES! SCHNELL FORT, ICH HALTE IHN AUF!" James nahm seinen Zauberstab und raste die Treppe hinunter, Lily riss zitternd Harry aus seinem Bett, packte ihn in sein Körbchen und rannte ebenfalls die Treppe hinunter, sie wollte durch den anderen Ausgang hinten im Wohnzimmer raus, einfach nur raus und Harry vor ihm in Sicherheit bringen. In diesem Moment krachte die Tür aus den Angeln, ein Teil der Wand mit sich reißend, und Lord Voldemort stand mit erhobenem Zauberstab in der Öffnung.
Lily schrie, wollte auf den Ausgang zu rennen, aber Voldemort hob die Hand und die große Standuhr hob sich in die Luft, flog an ihrem Kopf vorbei und hieb vor der Hinterausgangstür in den Parkettboden, nicht mehr bewegbar, und so war dieser Ausgang direkt vor ihrer Nase versperrt. Lily sank nun kraftlos auf den Boden, sie hatte alle Hoffnung aufgegeben, nur ihren kleinen Harry hatte sie fest in ihre Arme geschlossen und drückte ihn an sich. Sie würde nicht zulassen dass Voldemort ihm etwas antun würde, nein, sie würde für ihren Sohn sterben.
James hatte Voldemort angeschrieen, er solle verschwinden, doch der lachte nur, er lachte die arme, hoffnungslose Familie aus, die so kurz vor ihrem Ende stand.
„STUPOR!" schrie James dem schwarzen Lord entgegen, dieser aber parierte nur lässig mit einer Zauberstabbewegung, und schrie „AVADA KEDAVRA"James entgegen. Lily keuchte auf, sie schloss die Augen, wollte nicht mit ansehen, wie ihr geliebter Mann getötet wurde. Sekunden später sank James zu Boden, tot. Er hatte sich nie von seinem Sohn verabschieden können. Voldemort lachte auf, als James sich nicht mehr rührte, und lief ins Wohnzimmer der Potters, Lily entgegen. Nein, er lief nicht Lily entgegen, sondern ausschließlich ihrem Sohn Harry. „NEIN! NICHT HARRY! BITTE! NICHT HARRY!"schrie Lily Lord Voldemort entgegen.
„Aach, geh weg du dummes Mädchen, geh zur Seite...sofort weg jetzt" fuhr Voldemort sie an.
„Nein, nicht Harry, bitte, töte mich an seiner Stelle"Lily würde wirklich für ihren Harry sterben, wenn er ihn dafür verschonte...
„Du willst es nicht anders. Deinen Sohn werde ich trotzdem nicht verschonen."flüsterte er Lily zu.
„A-aber... NEEEIIIN, bitte nicht!"
„AVADA KEDAVRA!"rief Lord Voldemort nun schon zum zweiten Mal und Lily Potter sank tot zu Boden.
Und dann, hinter ihr, in einem kleinen Körbchen, nun nicht mehr fest schlafend, sondern aufgeweckt durch den Lärm und die Schreie, lag der kleine Harry Potter, die Augen geöffnet und auf Voldemort gerichtet, als würde er wissen was jetzt geschehen würde. Der dunkle Lord trat zu ihm hin, lächelte boshaft, und hob abermals den Zauberstab, er zielte genau auf Harrys Stirn, und Harry der nicht verstand was passierte, starrte verwundert auf den Stab.
„AVADA KEDAVRA!"rief Voldemort mit einem Anflug von Genugtuung. Sein Zauberstab bebte, ein grüner Lichtstrahl, begleitet von einem Blitz, drang aus der Spitze hervor, und raste pfeilschnell gerade auf den kleinen Harry zu, immer dichter kam er heran, näher, noch näher, jetzt würde er ihn fast berühren- , dann traf der Lichtblitz Harry Potter, der Körper des kleinen Kindes bebte, er zuckte kurz, und lag still.
Voldemort lachte auf, endlich war es geschehen, er hatte Harry Potter getötet, er lachte weiter, doch-
Was war das? Harrys Körper leuchtete leicht grün auf, und an der Stelle an der ihn der Todesfluch berührt hatte, tat sich etwas. Auf seiner Stirn entstand etwas, eine blitzförmige Narbe brannte sich wie von einem weißglühenden Eisen gezeichnet in seine Stirn ein, sie war eine mystisch geformte, gezackte, sehr besondere Narbe, und als sie vollständig in Harrys Stirn eingebrannt war, erglühte sie sofort darauf grünlich-weiß, und das Glühen wurde immer mehr, nahm stetig zu, grell und blendend wurde es, und dann wurde aus ihr mit einem hellen Blitz der Todesfluch wieder herausgeschleudert, heraus aus Harrys Körper, zurück auf den Verursacher, Voldemort. Und der Todesfluch traf Lord Voldemort ganz unvorbereitet, er überraschte ihn und mit vor Entsetzen und Erstaunen aufgerissenen Augen wurde Voldemort in einem hohen Bogen weg von Harry, zurück auf den Fußboden geschmettert. Er rührte sich nicht mehr, stumm und geschlagen lag er da, sein Zauberstab rollte ihm aus der Hand und blieb ein wenig entfernt von ihm liegen. Ein Heulen und Rauschen, wie von einem starken und mächtigen Sturm, der immer mehr zunahm und zu einem richtigen Orkan wurde, war zu vernehmen und es wehte wirklich, nicht nur im Wohnzimmer der Potters, das nun im dunkeln lag, weil der Kamin schon längst ausgegangen war, sondern auch draußen kündigte ein Sturm die großen Veränderungen an, die nun, ab dem heutigen Tag, ihren Lauf nahmen.
Die Todesser, sie hatten es gespürt, ihr Meister muss von ihnen gegangen sein, sie spürten es am dunklen Mal, sie fühlten sich frei, endlich losgelöst von den Diensten gegenüber ihrem Herrn, und so verschwanden sie, und kehrten zurück ans Tageslicht, täuschten vor, Lord Voldemort habe sie gezwungen und so konnten sie ihrer Strafe entgehen. Doch die Treuen unter ihnen hielten noch immer zu ihm, wohl wissend dass der Tag kommen musste an dem ihr Meister wieder unter ihnen weilte.
Lord Voldemorts Körper lag noch immer reglos im Haus der Potters, verhüllt und bedeckt, das rote Leuchten in den Augen war nicht mehr, und es schien als läge er dort bis in alle Ewigkeit, doch dann geschah etwas. Schwarzer Dampf entstieg Voldemorts Körper, langsam und behäbig, aber wie wenn er dort drinnen gefangen gewesen sei und nun endlich freigelassen wurde. Er blieb über ihm schweben und umhüllte Voldemort gänzlich. Plötzlich drang ein heller silberner Strahl durch den schwarzen Dampf hindurch, und er schien nicht aus Voldemorts Herz zu sein, sondern mitten aus ihm heraus. Hell und glänzend, recht unpassend zu dem dunklen Lord, drang der Strahl durch die Düsternis, erhellte das Wohnzimmer flackernd, erst nach einer Weile ließ er nach und verebbte. Es sah fast so aus, als würde sich aus dem sterbenden Strahl ein „Etwas"aufmachen, ähnlich einer runden, silbernen Kugel, doch was es genau war hätte man nicht sagen können, es war zu schnell vorbei, und dann huschte dieses „Etwas"blitzschnell aus einem Fenster und war verschwunden.
Einer der getreuen Todesser Voldemorts, machte sich als einziger auf um nach seinem Herrn zu sehen. Alles anderen drei waren recht froh, dass es mit ihrem Herrn vorbei war, geflüchtet und hätten sich freiwillig einen Dreck um ihren Herrn gekümmert. Doch dieser getreue Todesser, Rodolphus Lestrange war sein Name, fand letztendlich Lord Voldemorts Umhang im Haus der Potters, mehr nicht, und seinen Zauberstab, ihn würde er wie seinen Augapfel hüten, ja das würde er.
Als Rodolphus Lestrange endlich aus dem Haus verschwunden war, konnten Robert Higgan, sein Bruder und seine Eltern, die das Geschehen von der anderen Straßenseite beobachtet hatten aufatmen. Sie hatten die Potters eigentlich gemocht, hatten aber noch keine Zeit, oder besser gesagt, noch keinen Mut aufbringen können, sich mit ihnen anzufreunden, und jetzt, nun ja, waren sie tot. Zum Glück hatte Lord Voldemort nicht sie aufgesucht, und zum Glück war er nun tot.
„Jemand muss es Dumbledore mitteilen! Und zum Glück haben die Muggel nichts mitbekommen...."sagte Robert's Vater schnell, während seine Frau sofort nach unten lief und dafür sorgte dass Dumbledore mitgeteilt bekam, was passiert war.
So wurde Harry von Hagrid, dem Hüter der Schlüssel von Hogwarts, auf Dumbledores Anweisung hin gerettet und alle Welt dachte an ihn; Harry Potter, der Junge der überlebte!
