Disclaimer: Alles außer Élwen gehört Tolkien,leiderschnief
Prolog
Rückblick:
„Du hast mein Schwert!"
Warum eigentlich nicht, was hatte sie zu verlieren...
„Und meinen Bogen!"
Wenn die Valar ihr dieses Zeichen schenken, muss sie es ergreifen...
„ Und meine Axt!"
Tu es, sonst wirst du es auf immer bereuen...
„ Der Segen der Elben muss wohl mit dir sein, Frodo Beutlin, denn auch ich werde dich begleiten und an deiner Seite bleiben, wenn der Schatten sich über uns alle erhebt..."
Élwen ließ ihre grünen Augen auf dem Hobbit vor ihr ruhen, nicht im Stande ihren Vater anzugucken, obwohl sie bereits wusste, was er dachte.
„ Ein Elbenweib! Verflucht ist unsere Reise, wenn wir eine Frau mitnehmen, die Orks werden uns auslachen.."–„Hüte deine Zunge, Gimli, Gloins Sohn, sonst wird sie dir abgeschnitten, bevor du einmal Elbenweib sagen kannst."
Doch Gimli war schon gar nicht mehr in der Lage etwas zu erwidern, da er unmittelbar nach seinem Spruch eine scharfe elbische Dolchklinge an seinem Hals spürte, nicht begreifend, wo diese Frau diese so schnell rauszog.
„ Ist euer Wunsch Frodo Beutlin mit eurem Leben auf dieser Mission zu beschützen, solltet ihr erst lernen, euch gegenseitig zu achten, anstatt euch bereits vor dem Aufbruch umzubringen. Denn mit dem Segen aller freien Völker Mittelerdes werdet ihr..räusper... zehn Gefährten im Morgengrauen losziehen!"
Der Unmut in Elronds Stimme entging seiner Tochter natürlich nicht und sie machte sich jetzt schon auf das Wortgefecht gefasst, welches ihr in ihrem Gemach bevorstehen würde.
Wenn die Sonne hinter dem Talgebirge unterging und Bruchtal in ein blaues Licht versank, verstummten alle Geräusche und nur das gleichmäßige Gemurmel des Flusses teilte die Stille.
Wehmütig dachte Élwen daran, wie oft sie mit ihrer Schwester nachts durch das Grün gestrichen war und sie ihr die ersten Lektionen des Kampfes beibrachte, ja darauf bedacht vor den Augen ihrer Brüder und ihres Vaters verdeckt zu sein. Jetzt würde Arwen sicher mit Aragorn unten auf der silbernen Brücke stehen, die so oft der Schauplatz ihrer Duelle gewesen war.
Ja, Arwen hatte ihre Bestimmung gefunden, auch wenn Vater das nicht wahrhaben wollte, aus Angst seine älteste Tochter zu verlieren.
Würde er mich ziehen lassen, wenn er sich dessen bewusst würde?
Ein leises Geräusch entriss sie ihren Gedanken, kaum merkbar für die Ohren eines Menschen, aber Élwen kannte die geräuschlose Art ihres Vaters sich zu bewegen.
„ Wusstest du, dass die Noldor weinten, als sie das Böse zum ersten Male erblickten, weil sie wussten, wie viele Leben der Ihrigen es kosten würde, es zu vertreiben?" Elrond trat zu seiner Tochter ans Fenster, mit den Händen über die Verzierungen am Rahmen fahrend.
„Wenn du beweisen willst, dass du genauso mutig bist wie ein Mann, hast du das hiermit getan, Élwen, nun besinne dich wieder darauf , zu dem zurückzukehren, was du bist, meine Tochter."-
„ Was ich in deinen Augen bin, weiß ich schon lange, Vater, aber ich sagte dir schon einmal vor einiger Zeit, dass mein Leben zu lang ist um es nur von dir bestimmen zu lassen."Sie wendete sich ab und ging zu ihrem Bett, wo einige Sachen lagen, die sie am nächsten Morgen gegen ihr langes, grünes Gewand eintauschen würde.
„Ich werde nicht mit dir in den Westen segeln, Adar, dies entschiedst du für mich, es war nicht meine Wahl."–„ Dessen bin ich mir durchaus bewusst, deswegen hatte ich dich eigentlich zu mir rufen lassen, als der überaus überraschende Besuch Gandalfs sich ankündigte."
Elrond machte eine Pause um sicherzugehen, dass seine Tochter ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkte. „ Ich dachte, du würdest selber merken, weshalb ich dich für eine lange Zeit in den Goldenen Wald schickte. Auch wenn du deine weise Verwandte kennenlernen solltest, verbrachtest du auch viel Zeit mit ihrem Hauptmann Haldir von Lorien, nicht wahr?"
Élwen wusste nicht, worauf er hinaus wollte, bestätigte ihm aber, dass sie sich sehr gut mit ihm verstand und er sie oft im Schwertkampf unterrichtete.
„Wenn Galadriel und ich nach Valinor ziehen werden, wirst du Haldir zur Frau gegeben und als letzte Herrin Lothloriens herrschen."
Eine unheimliche Stille breitete sich aus, einen Moment lang dachte Élwen, sie würde von ihrem Herzen aus gehen.
„ Adar, Vater, das kann nicht dein Ernst sein, ich empfinde nichts für Haldir und ich bestimme selber wen ich einmal heirate, wenn es überhaupt dazu kommen sollte."
Plötzlich brach aus Elrond all die Wut heraus, die sich in den letzten Tagen in ihm angestaut hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass ich noch eine Tochter verliere, nur weil sich junge Elben zu etwas entscheiden, wovon sie nicht die geringste Ahnung haben. Ich werde es nicht zulassen, dass auch du das ewige Geschenk der Valar vergeudest ,um die Dummheit der Menschen auszubügeln!"
Élwen schrak zurück, vor der Macht ihres Vaters, die sich in diesem Augenblick ihr offenbarte, im nächsten Moment jedoch wieder erlisch, als sich der Herr von Bruchtal auf ihr Bett setzte und etwas tat, was sie noch nie bei ihm gesehen hatte.
Er weinte.
Anstatt sich weiter zu verteidigen, wusste sie um ihren Sieg Bescheid, ging zu ihrem Vater und nahm seinen Kopf an ihre Schulter.
„ Ich weiß nicht, was du alles erleiden musstest in deinem bisherigen Leben", sie flüsterte und küsste sein Haar, „ aber du kannst meines nicht auch noch führen, weder bist du Schuld an dem Bösen, was geschah, noch an Schlechtem, was uns möglicherweise widerfahren wird. Jeder hat seine Bestimmung von Geburt an und ich weiß, dass du meine Zukunft mit deinen Fähigkeiten auch schon sehen konntest. Ich will nicht wissen, ob du mich verheiraten willst, weil das mein Los ist oder um mich vor dem Tode zu beschützen, aber wenn ich morgen nicht gehe, werde ich es nie erfahren. Ich muss meinen eigenen Weg finden, verstehst du?"
Doch als sie sein Kinn hob und in seine Augen sah, waren sie wieder genauso gefasst und ausdruckslos wie zu Beginn ihrer Unterhaltung. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand er auf und ging, während die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer in ein goldenes Licht tauchten und sich auf dem leicht geschwungenen elbischem Schwert auf dem Bett spiegelten.
