Kapitel 8
Sie hörte das Bellen schon, bevor Legolas sie darauf aufmerksam machte.
„Was ist das?... Es kommt näher..." Sie schwang sich auf Faire und preschte an dem verwunderten Éomer und Aragorn vorbei. Als sie einige Meter vor dem Zug an einen Vorsprung kam, sah sie schon die ersten über den Hügel kommen. Sie brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde um zu erkennen, was da auf sie zukam, und trieb ihr Pferd zurück.
„Warge, sie werden gleich hier sein!" Panik brach unter der Bevölkerung aus. Die Schreie der Menschen übertönten fast die Befehle des Königs, Éowyn rief den verzweifelten Leuten zu ins Tal zu laufen, während die Männer auf Pferden an den Kopf des Zuges kamen und Théoden folgten.
Éomer kam vom Ende der Schlange und rief Élwen zu:
„Helft Éowyn, die Menschen zu beschützen!"
„Eure Schwester braucht keine Hilfe, Éomer, mein Schwert wird bei euch mehr gebraucht!" Sie gab der Stute die Sporen und galoppierte davon, dicht gefolgt von Éomer.
Als sie auf die Warge trafen, entbrannte ein Gemetzel. Die Wölfe waren fast so groß wie ihre Pferde und sie musste oft aufpassen, nicht von Faire geschmissen zu werden.
In einem Moment der Unaufmerksamkeit traf sie ein Wargreiter an der Schulter und sie fiel runter. Mit dem gesunden Arm ihr Schwert ergreifend, stellte sie sich ihm entgegen, sprang im letzten Moment zur Seite und traf ihn an den Hinterbeinen.
Er stolperte und der Reiter stürzte von ihm. Diese Gelegenheit nutzte Élwen und schwang sich auf den Wolf, was sie im nächsten Moment schon wieder bereute. Das Tier bäumte sich unter ihr auf und preschte mit ihr los. Sie versuchte ihn unter Kontrolle zu kriegen, doch unter seinen mächtigen Läufen verschwanden auch etliche warglose Reiter.
Doch dann konnte sie den Warg dazu bringen, sich von ihr lenken zu lassen. Mit dem reißerischem Tier unter sich griff sie andere Warge an, ihnen war es egal, welches Fleisch ihre Reiter ihnen zum Zermalmen gaben.
Nachdem sie mindestens sieben getötet hatte, stieg ihr Warg und schmiss sie von seinem Rücken. Benommen lag sie am Boden, als er sich ihr näherte. Im letzten Moment konnte sie sich zur Seite rollen, als er zum Sprung ansetzte und kam wieder auf die Beine. Doch sie hatte ihre Waffe verloren. Der Warg und sie umkreisten sich, nicht die Augen voneinander lassend. Plötzlich stolperte sie über einen Stein und fiel auf den Rücken. Ein Schmerz fuhr ihr durch den Körper und sie konnte sich nicht aufrichten. Der Warg sah ihre Hilflosigkeit und kam mit gefletschten Zähnen auf sie zu. Dann setzte er zum Sprung an.
„Élwen! Fangt!" Wie aus einem Reflex streckte sie die Hand aus ,fing den Speer, den ihr Éomer zuwarf, und rammte ihn in letzter Sekunde mitten in den Bauch des Ungetüms, das sich nur ein paar Zentimeter über ihr befand. Sie konnte nicht verhindern, dass er auf sie fiel und stöhnte vor Schmerz, als seine Last sie niederdrückte.
Nach ein paar Minuten, merkte sie, wie sich das Tier bewegte und sah den Umriss Éomers, der das stinkende Aas keuchend von ihr runter zog. Dann legte er einen ihrer Arme um seinen Hals und half ihr beim Aufstehen.
„Alles in Ordnung? Ein Glück, ich sah euch aus dem Augenwinkel, ich war selber zu beschäftigt um das Tier selber zu erstechen."
„Es geht schon, danke, ich fühle meine Beine gleich bestimmt wieder..." Élwen humpelte auf einem Bein und unterdrückte ein Stöhnen.
„Danke, es ist alles in Ordnung...", sagte sie nachdrücklich.
Ungläubig musterte Éomer sie, ließ sie aber los, als sie sich von ihm befreien wollte. Er sah sich um.
„Die Schlacht ist vorbei, aber es sind viele umgekommen... was ist los?"
Élwen hatte sich grade auf Legolas und Gimli zubewegt, die an einer Schlucht standen.
„Élwen,....". Gimli sah sie an, senkte aber den Kopf.
„Was ist passiert?"
Legolas schaute immer noch in das Gewässer unter ihnen.
„Aragorn, er ist... gestürzt."
„Was?? Das kann nicht sein!"Sie blickte den felsigen Abgrund runter, sie konnte es nicht glauben, doch im selben Augenblick kamen ihr die Tränen und sie wusste, dass es wahr war. Was sollten sie ohne ihn tun... er war doch ihr Anführer, der Erbe.... er hatte ihnen immer Hoffnung gemacht...
Ihr Gesicht war kreidebleich , als Théoden verkündete, die Toten hier zu lassen.
„Was? Das können wir nicht tun, ...wir müssen ihn suchen, vielleicht...vielleicht ist er bewusstlos!"
Théoden sah sie bedauernd an und ging dann. Éomer legte ihr eine Hand auf die Schulter um sie ebenfalls zum Gehen zu bewegen, aber sie schlug sie wütend ab und stieg auf Faire.
Schweigen zeichnete den Rest ihres Weges, selbst Éomer fielen keine tröstenden Worte ein, er wusste nur zu gut, wie man sich fühlte, wenn man einen Freund verliert.
