Tut mir wirklich leid, dass das Chap erst so spät kommt... *steinigt mich* Ok, ich hab' jetzt nen Plan für die nächsten paar, also dürften die nicht so lange dauern... Das nächste wird kürzer, kommt dafür auch auf jeden Fall früher... Zu diesem Kap: Es ist ungefähr zwei DIN A4 Seiten länger als das erste, aber in einem teilweise etwas anderen Stil... muss meinen noch finden... Also RR!!!! (ach ja, danke für die Reviews!!!!!)

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Das Hostiskop

„Was ist das?", wiederholte Harry. Was wollten Hermine, Lupin und Ron ihm schenken, dass so groß wie ein halbes Blumenbeet war, und weshalb waren sie dafür extra hierher gekommen? Oder hatten sie einen anderen Grund? Aber Harry konnte sich keinen anderen denken, denn er hatte den dreien schon mehr als einmal klar gemacht, dass er nicht zu ihnen in den Grimmauld Platz kommen würde. „Das wirst du schon noch sehen!", sagte Hermine und zwinkerte den anderen zu. „Aber ich schätze, dazu sollten wir reingehen" Lupin nickte und Ron sah Harry neugierig an: er war nur einmal im inneren des Ligusterwegs gewesen, und da hatte das Wohnzimmer ausgesehen, als sei eine ganze Sprengladung explodiert. „Natürlich", sagte Harry schnell und schluckte die Frage, die ihm gerade auf der Zunge lag, herunter. Als Ron, Hermine und Lupin schließlich eintraten, fragte Harry sich, was Tante Petunia sich wohl denken würde. Bestimmt wäre sie entsetzt, aber zu seinem Erstaunen war sie nicht da. Ron sah sich begeistert in der Küche um.

„Voll krass!", sagte er, als er sich den Kühlschrank und den Mixer näher untersuchte. Auch Hermine sah sich interessiert um. Für sie war ein Muggelhaushalt zwar nichts neues, aber sie war noch nie bei Harry gewesen. Dann legten die beiden das Geschenk feierlich auf den Küchentisch. Harry starrte es an, es schien leicht zu pulsieren (oder bildete er sich das nur ein?), und warf dann Hermine, Lupin und Ron, die ihn erwartungsvoll ansahen, einen fragenden Blick zu. „Auf was wartest du, Kumpel?", fragte Ron. „Mach es auf!" Zögernd näherte Harry sich seinem Geburtstagsgeschenk und betrachtete es näher. Es war in der Tat ziemlich groß und hatte die Formen eines überdimensionalen Klatschers. Vielleicht war es eine Falle und das Paket würde explodieren, wenn er es öffnete, überlegte er. Aber dann schüttelte er den Kopf – dass das hier eine Falle war, fand er ziemlich unwahrscheinlich. Also machte er sich daran, das Geschenkpapier zu lösen (Was ziemlich schwierig war, denn es schien festgeklebt zu sein.). Das Paket vibrierte leicht und Harry sprang einen Schritt zurück. „Ähm", fragte er vorsichtig. „Es – hmm - ist doch nicht gefährlich, oder?"

Lupin schüttelte schnell den Kopf. „Nein, aber du solltest trotzdem etwas vorsichtiger sein", sagte er langsam. Harry warf ihm einen misstrauischen Blick zu – sein Freund Hagrid hielt gefährliche Tiere und andere Monster (unter anderem eine Riesenspinne namens Aragog) ebenfalls für nicht gefährlich, und vielleicht war das bei Lupin ebenfalls der Fall – und begann weiter das in Geschenkpapier gewickelte Paket auszupacken. Nachdem das Geschenkpapier völlig zerrissen auf dem Küchenboden lag, erwartete Harry eigentlich die Lösung – aber nur eine weitere Schicht Papier war zum Vorschein gekommen. Irritiert drehte Harry sich zu den anderen um, aber die grinsten nur, und bedeuteten ihm, weiter zu machen. Unter der nächsten Schicht Geschenkpapier, befand sich eine weitere, und das Paket war schließlich auf Tennisballgröße zusammengeschrumpft, als unter dem Papier etwas anderes zum Vorschein kam.

Fasziniert starrte Harry die gläserne Kugel an, die vor ihm lag. Das Glas war hauchdünn, und doch hätte er schwören mögen, dass es stabiler als Eisen war. Als er sie berührte, surrte es leicht und ein Bild tauchte in der Kugel auf. Es war die Gestalt einer Frau, die langsam größer wurde, und bald erkannte Harry Bellatrix Lestrange. Ihre Haare waren nicht mehr so stumpf, ihr Gesicht nicht mehr so eingefallen und sie trug ein schwarzes bodenlanges Kleid, und trotzdem erkannte Harry sie. Ihr spöttisches und herablassendes Lächeln erinnerte ihn stärker als zuvor an Sirius. Harry wollte es nicht wahrhaben, und doch waren die beiden sich ähnlich... viel zu ähnlich. Bellatrix starrte ihn an, dann verschwand sie, und an ihrer Stelle tauchte ein Mann auf. Er wurde nicht wie Bellatrix immer größer, sondern blieb klein, so dass man ihn nicht vollständig erkennen konnte, und obwohl er in einen schwarzen Umhang gehüllt war und sein Gesicht im Schatten seiner Kapuze lag, glaubte Harry zu wissen, dass es Lord Voldemort höchstpersönlich war, der ihn heimtückisch und wissend ansah. Auch Voldemort verschwand, und dieses Mal blieb die Kugel leer. Mühevoll wandte Harry sich ab.

„Was ist das?", fragte er Lupin, der ihn immer noch ansah, aber jetzt mit einem nicht zu deutenden Ausdruck auf dem Gesicht. „Ein Hostiskop", sagte Lupin. „Ein was?" „Ein Hostiskop. Es zeigt dir deine Feinde", erklärte Lupin dem verwirrten Harry. „Also eine Art Feindglas", vermutete Harry. Lupin nickte nachdenklich. „Ja und nein.", sagte er. „Aber vorerst reicht es, wenn du eine ihrer Bedeutungen kennst." „Ah...", sagte Harry verwirrt. „Danke"Zwar wusste Harry, wer seine Feinde waren, aber das Hostiskop war sicherlich nützlich. Nur was war seine zweite Bedeutung? Die anderen standen und saßen immer noch in der Küche und Harry gab es auf, sich den Kopf zu zerbrechen. Er würde diese zweite Bedeutung schon noch früh genug erfahren. Eine Weile schwieg Lupin, dann sagte er: „Ich schätze es ist zeit, dass du deine Sachen packst, Harry" Ron und Hermine nickten, aber Harry schüttelte den Kopf. „Ich habe doch schon gesagt, dass ich nicht in den Grimmauldplatz will!" Lupin drehte sich zu ihm um und lächelte. „Wer hat gesagt, dass wir zum Grimmauldplatz gehen?" „Ich dachte", begann Harry, aber eigentlich wusste er nicht mehr was er gedacht hatte, denn ein Glücksgefühl hatte begonnen ihn zu durchströmen: Er müsste den Rest der Ferien nicht alleine im Ligusterweg verbringen, sondern mit Ron und Hermine. Vielleicht sogar im Fuchsbau. Er begann zu grinsen, und das Hostiskop in seiner Hosentasche begann zu glühen. „Wohin gehen wir?", erkundigte er sich. „Nach Godric's Hollow.", antwortete Hermine schnell. „Aber Lupin hat Recht, du solltest jetzt packen. Komm, wir helfen dir!" Etwas in Harrys Kopf begann zu arbeiten – Godric's Hollow – das hatte er irgendwo schon einmal gehört.

Ron und Hermine begleiteten ihn nach oben in sein Zimmer. Harry hörte Hermine missbilligend Schnauben, als sie es betrat. „Wo ist dieses Godric's Hollow eigentlich?", sagte er zu, während er Socken, Schulbücher und andere Dinge in seinen Koffer schmiss. Hermine, die sorgfältig einige Kleidungsstücke zusammenlegte, antwortete. „Es liegt irgendwo in Nordengland. Es ist ein Dorf in dem viele Hexen und Zauberer leben, obwohl es eigentlich ein Muggel-Dorf ist." Sie wich seinem Blick aus. „Was ist?", fragte Harry – er hatte ein ungutes Gefühl. Konnte es sein, dass... „Deine Eltern haben dort gewohnt", sagte Ron leise, und lies Harrys Zauberkunst Buch in den Koffer fallen. „Ah..." Harrys Magen zog sich zusammen. Auf einmal hatte er überhaupt keine Lust mehr, mit Hermine und Ron die restlichen Ferien zu verbringen. Er wollte – er würde – die Ferien nicht in dem Dorf verbringen, in dem James und Lily Potter gelebt hatten. Ein Bild schoss ihm durch den Kopf.

Es war das Bild eines kleinen Hauses, umgeben von einem großen verwilderten Garten mit einem Sandkasten in der Mitte. Er sah einen kleinen Jungen, der etwa ein Jahr alt war, mit verstrubbelten schwarzen Haaren und grünen Augen, (war er, Harry, es?) in diesem Sandkasten saß. Und daneben stand ein Mann, mit denselben Haaren und eine Frau mir roten Haaren. Die beiden lachten, und der kleine Junge lachte ebenfalls. Blätter segelten von den Bäumen, rote, braune und gelbe... und alle drei lachten ... Dann gingen sie ins Haus, zündeten Kerzen an. Inzwischen war es dunkel. Überall standen Kürbisse, es war Halloween... und alle drei lachten, lachten... ein Mann erschein wie aus dem Nichts ... hob den Zauberstab... Die Frau schrie, der Mann mit den verstrubbelten Haaren wurde bleich, und der kleine Junge lächelte immer noch... „Lauf Lily, nimm Harry – Lauf!"... der andere Mann hob seine Hand... „Avada Kedavra"... überall war grünes Licht ... jemand schrie, schrie...

„Harry?" Es war Ron. Harry stand da und zitterte. Halloween... Halloween vor sechzehn Jahren ... die Nacht in der seine Eltern starben ... Das Hostiskop glühte jetzt noch mehr. Als Harry es in die Hand nahm verbrannte er sich daran, und in dem inneren der Kugel wirbelten Bilder, die Bilder, die Harry gerade gesehen hatte. Lily, James und Harry... Gedanken rasten durch seinen Kopf ...Konnte es sein, das die Kugel die Vergangenheit zeigte? „Was ist, Harry?", fragte Ron noch einmal. „Nichts", log Harry rasch und Hermine sah in prüfend an. Inzwischen hatte Harry einen Entschluss gefasst. Er würde mit nach Godric's Hollow gehen, vielleicht würde er dort etwas über seine Eltern erfahren. Nach einer Weile waren die Koffer gepackt, und Lupin kam herein. Nachdem er sich grinsend umgesehen hatte, sagte er: „Ich habe mit deiner Tante geredet, es macht ihr nichts aus, dass du die restlichen Ferien bei uns verbringen wirst." Natürlich nicht, dachte Harry bitter, sie sind doch froh, wenn sie mich los sind. Er packte Hedwigs Käfig und seinen Koffer. Lupin sah sich immer noch in Harrys Zimmer um. „Genau so sah es damals bei James aus", sagte er lächelnd zu Harry. Hermine und Ron sahen Harry an. „Also kommst du dann mit?", fragte Hermine. Harry nickte. Lupin lächelte immer noch. „Ich denke, wir sollten dann mal gehen", sagte er und zog ein Buch aus einem Regal.

"Ähm, wie kommen wir eigentlich hin?", fragte Harry. Vielleicht würden sie wieder fliegen, aber nein... „Portschlüssel", sagte Ron der Harrys Schrankkoffer zu Lupin schleifte. Dieser zog seinen Zauberstab, berührte das Buch und murmelte „Colloportus" Das Buch leuchtete kurz weiß auf. „Auf drei!" Harry stellte sich neben Lupin und Hermine. „Eins – zwei – Ron, hast du den Koffer? – drei!" Alle vier berührten das Buch und Harry spürte den jetzt schon vertrauten Ruck. Ein Rausch von Farben stieg auf und Harry begann sich zu fragen was ihn wohl erwarten würde. Es ruckte ein zweites Mal und Harry spürte wieder festen Boden unter seinen Füßen.

Er befand sich in einer Küche. Sie war der Küche der Weasleys ähnlich, aber größer und heller. Über einem schrankgroßen Kamin befand sich eine große Kuckucksuhr mit sieben Zeigern und in der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch mit acht Plätzen. „Willkommen in Godric's Hollow, Harry!", sagte Lupin. Harry nickte nur – er fühlte sich auf einmal seltsam, als hätte er gerade gegen einen Dementoren kämpfen müssen - und sah sich weiter um. Neben dem Fenster befand sich ein Spülbecken, in dem sich gerade ein Topf selbst säuberte und auf einem Regal stand ein großes Foto vom Orden des Phönix: Nymphadora Tonks, Lupin, Mr und Mr Weasleys zusammen mit ihren Söhnen Charlie und Bill, Alastor Mad-Eye Moody, Kingsley Shacklebolt, Mundungus Fletcher, Albus Dumbledore und andere, die Harry nicht erkannte. Alle winkten und lachten fröhlich aus dem Rahmen. Harry schauderte. Wie lange würden die strahlenden Personen auf dem Foto noch leben? Er erinnerte sich an das Gruppenbild des alten Phönix Orden, dass Moody ihm vor einem Jahr gezeigt hatte – bis auf wenige waren alle anderen Mitglieder kurz darauf von Todessern getötet worden. Würden auch diese Hexen und Zauberer auf der Fotografie noch strahlen, obwohl sie schon längst grausam umkommen waren? Nach einer Weile brach Harry das Schweigen, das jetzt in der Küche herrschte. Er warf Hermine und Ron einen kurzen Blick zu, dann holte er Luft. „Haben", krächzte er. Er räusperte sich. „Haben meine ... meine Eltern hier gelebt?", wiederholte er jetzt mit fester Stimme. Lupin sah ihn traurig an.

„Nein", sagte er leise. „Ihr Haus war vollkommen zerstört. Sirius hatte es geerbt, du warst ja noch zu jung... Das hier steht erst seit kurzem."

Harry fiel beinahe ein Stein vom Herzen – er hätte es nicht ertragen, im Haus seiner Eltern die Ferien zu verbringen. „Aber es ist auf James' und Lilys Grundstück gebaut" Lupin sah Harry rasch an. Dieser wurde etwas blass, sagte aber nichts. „Ron und Hermine zeigen dir jetzt besser dein Zimmer", meinte er schließlich.

Ron und Hermine führten ihn aus der Küche, durch eine große, helle Eingangshalle, an deren Wände flüsternde Portraits hingen, zwei Treppen hinauf und durch einen langen Flur. Das ganze kam Harry unwirklich vor. Er schien die Portraits, den schweren, abgenutzten Teppich und sogar die rot goldene Tapete zu kennen, aber er wusste nicht woher. Irgendetwas kam ihm bekannt vor... Er konnte es bloß nicht einordnen. Vielleicht gab es in Hogwarts einen ähnlichen Flur... Eins der Portraits zeigte einen alten Zauberer mit zerstrubbeltem weißen Haar und einer langen Nase, die Harry von irgendwo her kannte. Auf einmal blieb Harry stehen. Hermine und Ron drehten sich erstaunt zu ihm um. „Das Haus hier ist nicht neu!", stieß Harry wütend hervor, obwohl seine Stimme leicht zitterte. „James - Mum und Dad – sie haben hier gewohnt! Ihr – Lupin, hat gelogen." Hermine warf Ron einen hilflosen Blick zu. Harry zitterte jetzt unkontrolliert und seine Augen blitzten sie wütend an. „Harry", begann sie, „Wir wollten nur, dass-"Aber Harry unterbrach sie. „Es ist mir egal was ihr wolltet!", rief Harry, und es war ihm tatsächlich egal. Seine Eltern hatten hier gelebt, und er würde keine Minute länger in dem Haus verbringen, in dem sie gestorben waren. Immer noch wütend auf Lupin, packte er seine Koffer. Hermine schien etwas sagen zu wollen, aber er hörte es nicht. Sein Kopf pochte und er wollte das Haus nur noch verlassen. „Harry", versuchte es jetzt Ron. „Lupin wollte nur das Beste für dich. Er – er hat gedacht es wäre gut für dich, hier zu sein. Außerdem" „Ja, er hat es nur gut gemeint!", schleuderte Harry ihm entgegen. „Er muss ja nicht in den Haus in dem seine Eltern starben leben. Ihm kann es ja egal sein, ob Mum und Dad tot sind – für ihn ist es ja auch egal. Dass Sirius tot ist" Er machte eine Pause um Luft zu holen, die Hermine nutzte um etwas zu sagen. „Bitte, Harry – du bist ungerecht zu Lupin, für ihn ist es auch schwer, er- " Harry warf ihr einen zornigen Blick zu. „Lupin, Lupin, immer nur Lupin – ich habe meine Eltern verloren, nicht ihr oder er", rief er. Hermine sah aus als wäre sie den Tränen nahe und Ron starrte ihn einfach nur an. „Es tut uns Leid, Harry", sagte Ron. „Es tut uns wirklich Leid, dass" Harry schüttelte den Kopf, seine Wut war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Stattdessen fühlte er sich schwach und ausgelaugt. Wieder merkte er, dass das Hostiskop glühte. Hatte es etwas mit seiner Wut zu tun?

„Es ist schon okay", sagte er tonlos, obwohl er sich über das, was er sagte, wunderte. Ron und Hermine sahen ihn betreten an. Um das Thema zu wechseln, fragte Harry wie lange sie schon hier waren. „Eigentlich nicht lange", erzählte Ron, froh über den Themenwechsel. „Um genau zu sein seit gestern." Sie betraten das Zimmer. Es war etwas größer als Harrys Zimmer bei den Dursleys und hatte eine schräge Decke. Zwei Betten standen an den Wänden, und auf einem kleinen Tisch unter einem Fenster stand Pigwidgeons Käfig. Ansonsten befanden sich in dem Raum nur noch ein großer Kleiderschrank, und das Portrait einer mürrisch aussehenden Hexe im Morgenrock. Ron stellte Harrys Koffer neben sein Bett. „Wenn du allein sein willst, Harry...", sagte Hermine vorsichtig. Harry nickte dankbar und Ron und Hermine ließen ihn alleine.

Er legte sich auf sein Bett und starrte auf die weiße Zimmerdecke. Seine Gedanken rasten immer noch. Er begann sich zu fragen, wem dieses Zimmer gehört hatte. Vielleicht ihm, Harry. Vielleicht hatte seine Mum hier vor Jahren geschlafen. Oder sein Dad. „Warum hat Lupin mich angelogen?", sagte er leise. „Warum hat er mich hier her gebracht. Warum-"Er zuckte zusammen, als das Portrait ihm antwortete.

„Vielleicht wollte er dir die Gelegenheit geben, deine Eltern näher kennen zu lernen?"Die Hexe sah ihn forschend an. Ja, dachte Harry bitter, ich soll meine Eltern kennen lernen – das kleine Problem dabei ist, dass sie schon tot sind. Es war falsch von Lupin mich hier her zu bringen, er hätte mich im Ligusterweg lassen sollen, er - Wieder spürte er Zorn in sich aufsteigen. Als hätte die Hexe seine Gedanken erraten, fuhr sie fort: „Glaubst du wirklich, es ist nur für dich schwer? Glaubst du, Lupin ist es gleichgültig? James war sein bester Freund – er fehlt ihm vielleicht mehr als dir" „Aber-"Harry setzte zu einer Erwiderung an, aber er brach ab. Die Hexe hatte Recht. Vielleicht war es für Lupin genau so schwer wie für ihn, Harry, im Haus von James Potter zu leben. „Du hast Recht", sagte er tonlos. Die Hexe lächelte traurig. Wie vorhin glühte das Hostiskop. Harry nahm es aus seiner Tasche und legte es auf sein Nachttischchen und betrachtete es nachdenklich. Was war nur seine zweite Bedeutung... Warum hatte Lupin sie ihm nicht erklärt. Er setzte sich auf sein Bett und starrte die Wand an. Wie wäre sein Leben, wenn Voldemort seine Mum und seinen Dad nicht getötet hätte? Wäre es dann anders – besser? Ja, sagte Harry sich, es wäre besser. Er dachte an die lachende Lily die er im Hostiskop gesehen hatte. Wenn Voldemort nicht gewesen wäre, dann würde sie noch leben. „Weißt du", sagte die Hexe gerade traurig. „Er war mein Urenkel... Großes Talent..." Harry sah sie die Hexe überrascht an. „Oh" Die Hexe nickte traurig und Harry begann wieder seinen tristen Gedanken nachzuhängen. Nach einer Weile sah er auf die Uhr. Es war knapp zwölf Uhr – Mittagsessenzeit. Erst jetzt spürte er, dass er Hunger hatte. Er stand auf und verlies den Raum. Die Hexe auf dem Portrait sah ihm nachdenklich nach.

Als Harry diesmal an der Reihe der Portraits entlang ging, betrachtete er sie aufmerksamer: Viele der abgebildeten Zauberer und Hexen hatten dieselbe Nase wie er, dasselbe verstrubbelte schwarze Haar oder hatten seine Gesichtsform. Die Eingangshalle wirkte auf ihn trist und verlassen, er hatte das Gefühl, die Geister seiner Eltern beobachteten ihn, und er betrat die Küche.

Sie war immer noch hell und gemütlich wie vorhin. Am Tisch saßen Lupin, Ron und Hermine und aßen. Als Harry eintrat sah Lupin kurz auf und betrachtete ihn angespannt. „Setz dich, Harry", sagte er und deutete auf den leeren Stuhl rechts neben ihn. Harry nickte und setzte sich. Eine Zeit lang schwiegen sie. Auf Harrys Teller war sein Essen (Kotelett mir Kartoffeln und ein Krug kaltes Butterbier) und er begann zu essen. „Harry, es tut mir Leid, dass ich dich angelogen habe", sagte Lupin plötzlich. Harry sah rasch auf und wurde rot. Hermine und Ron hatten ihm anscheinend von seinem Ausbruch erzählt. „Oh, dass ist schon in Ordnung", entgegnete er schnell, aber Lupin winkte ab. „Nein, du hattest recht, ich hätte dir die Wahrheit sagen müssen"Lupin wirkte auf einmal viel müder. „Aber ich dachte, es wäre so besser für dich" Er sah Harry forschend an. „Ist alles in Ordnung mit dir?" „Ja, natürlich", log Harry schnell – wie oft hatte er den Leuten schon erzählt, alles sei in Ordnung, obwohl er sich in Wahrheit miserabel fühlte? Lupin beobachtete ihn noch eine Weile und seufzte. Dann zog er eine Zeitung, es war der Tagesprophet, aus seiner Umhangtasche und begann zu lesen. Harry spähte ihm über die Schulter – er hatte seit drei Tagen keine Zeitung mehr gelesen. Ein Artikel auf der ersten Seite stach ihm ins Auge:

Neuwahlen im Zaubereiministerium
Fudge vom Ministerium abgesetzt

Cornelius Fudge, bis vor kurzem noch Zaubereiminister, wurde gestern Abend vom Ministerium verabschiedet. „Wie Sie wissen, hatte Fudge schon lange Informationen über die Rückkehr von du-weißt-schon-wem, sie allerdings unter Verschluss gehalten, so dass wichtige Schritte zur Verteidigung nicht unternommen werden konnten.", verkündete R. Roddman, offizieller Sprecher der SZE (Soziale Zauberer Englands). Cornelius Fudge äußerte sich nicht zu diesen Vorwürfen. Als Favoriten für das Amt des Ministers gilt Albus Dumbledore, gegenwärtig Schulleiter von Hogwarts und Amelia Bones, Vorsitzende des Wizengamots. Andere Kandidaten sind Wulfred Stonestump von der SZE, Cynthia Bright von der DZPE (demokratische Zaubererpartei Englands) und Narzissa Malfoy, die sich von der Verhaftung ihres Gatten L. Malfoy, nicht beeindrucken lässt. Reelle Chancen hat gegenwärtig nur A. Dumbledore, obwohl dieser sich zu seiner Nominierung nur kurz äußerte: „Momentan bin ich Schulleiter von Hogwarts, und habe nicht vor, dieses Amt abzugeben" Die Wahlen sind für den achtzehnten September angesetzt. Ausführliches Interview mit W. Stonestump auf Seite 7

Harry sah Lupin fragend an; dieser seufzte. Hermine öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als im Kamin eine grüne Flamme hochschoss, etwas rumpelte, und ein müder und besorgt aussehender Mr Weasley die Küche betrat. „Morgen, Dad!", rief Ron erstaunt. Mr Weasley nickte ihm abwesend zu. „Guten morgen, Mr Weasley", sagte Harry schnell. „Ah, gut", murmelte Mr Weasley zerstreut. „Er ist da..." Er lächelte Harry zu und streckte ihm die Hand hin. „Alles Gute, Harry. Molly lässt dich grüßen..."Er drehte sich zu Lupin um. „Sie hat zu tun..." „Morgen, Arthur" Lupin zeigte auf die Zeitung. „Weißt du schon..." Mr Weasley nickte und begann seine Brille zu putzen. Dabei wirkte er noch müder. „Dumbledore hat natürlich nicht vor, Minister zu werden... ganz im Gegenteil. Aber die anderen Kandidaten... Die einen sind einfach nur Stümper – kein Deut besser als Fudge – und Narzissa Malfoy... Wenn die kein Todesser ist, schlucke ich meinen Zauberstab" Lupin seufzte noch einmal und schüttelte seinen Kopf. Narzissa Malfoy ... Harry hatte sie erst ein oder zweimal gesehen. Wie Draco Malfoy war sie blond und hatte graue Augen, allerdings hatte sie ausgesehen, als würde ihr irgendetwas missfallen. Sie war Reinblüter und verabscheute Muggel und Schlammblüter. Und sie war Bellatrix Lestranges Schwester und somit eine Cousine Sirius'... Er wandte sich wieder Lupin zu, der gerade zu sprechen begann. „Ich wünschte Dumbledore würde das Amt annehmen ... zumindest vorübergehend. Bis Voldemort besiegt oder geschwächt ist" Mr Weasley und Ron zuckten beim Klang dieses Namens zusammen. Hermine wurde leicht blass. Wie die meisten Zauberer fürchteten sie sich, den Namen Voldemorts auszusprechen. „Amelia Bones... sie wäre auch in Ordnung. Kein Freund von Fudge... Wenn nicht Dumbledore, dann sie", fuhr Lupin fort. Mr Weasley nickte. „Ich muss etwas für den Orden erledigen, Remus. Wäre nett wenn ich dich nachher noch einmal sprechen könnte..." „Natürlich..." Lupin erhob sich, dann drehte er sich noch einmal zu Harry um. „Falls du dich umsehen willst ... Solange du das Haus nicht verlässt ist das in Ordnung." „Jaah"

Lupin und Mr Weasley verließen den Raum. Harry, Ron und Hermine blieben noch eine Weile stumm sitzen; sie hielten es wohl für besser, Harry eine Weile in Ruhe zu lassen. Harrys Gedanken drehten sich immer noch um seine Eltern, um Halloween vor sechzehn Jahren... In seinem Kopf tauchte erneut das Bild seiner Eltern auf, am Abend ihres Todes ... lachend ... ohne zu wissen was ihnen bevorstand. Nach einer Weile begann sein Kopf zu pochen; Ron und Hermine saßen immer noch da und warfen ihm abwechselnd vorsichtige Blicke zu. Hermine räusperte sich. „Harry?", sagte sie leise. „Was?" Sie holte tief Luft. „Es tut uns Leid" „Kein Problem, natürlich nicht, keine Sorge, ich bin okay" Noch während Harry sprach fragte er sich, warum er gerade die Leute, die sich um ihn kümmerten, die ganze Zeit anlog. In seinem ganzen Leben hatte er sich noch nicht so schlecht gefühlt; er wollte nicht in diesem Haus bleiben, aber zum Grimmauldplatz oder zurück in den Ligusterweg wollte er auch nicht... und dann tauchten immer wieder Lily, James und ein lachender kleiner Harry vor ihm auf. Und alles war Hermines, Rons und Lupins Schuld. Warum ließen sie ihn nicht einfach in Ruhe? „Nein, wirklich, Harry", unterbrach Hermine seine Gedanken. „Ich weiß was du denkst", fuhr Hermine unbeirrt fort, als Harry ihr einen erstaunten Blick zuwarf. „Du denkst, dass wir ja leicht reden haben, und dass Lupin und wir Lügner sind, und dass wir dich in Ruhe lassen sollen." Harry schüttelte schnell den Kopf. „Es ist in Ordnung", sagte er, und diesmal meinte er es wirklich so. „Wirklich."

Den restlichen Tag lang verbrachte Harry damit, dass Haus und den Garten zu erkunden, wobei sich ihm mehr und mehr schmerzliche Erinnerungen aufdrängten. Das Haus erwies sich als größer als Harry vermutet hatte, und erinnerte ihn stark an den Gemeinschaftsraum in Gryffindor, ansonsten ähnelte es auch dem Grimmauldplatz, und Harry fragte sich, ob dass bei allen alten Zaubererhäusern so war. Es besaß ein großen Wohnzimmer, das voller Sessel stand und einen noch größeren Kamin als der der Küche hatte, vier Schlafzimmer (Eins bewohnten jetzt Harry und Ron, ein anderes Hermine, wieder ein anderes Lupin, und das letzte war unverändert geblieben.), ein Speisezimmer mit einem Tisch an dem eine halbe Koboldarmee platz gehabt hätte, drei Arbeitszimmern und einen langen, leeren Saal, dessen Funktion Harry noch nicht entdeckt hatte. Ron und Hermine hatten ihn dabei in Ruhe gelassen, und Harry war ihnen dafür sehr dankbar. Er saß auf einer kleinen Bank im Garten und starrte auf einen halb von Schlingpflanzen überwucherten Sandkasten – es war wohl derselbe in dem der kleine Harry vor fast sechzehn Jahren gesessen hatte. Die Sonne brannte und das Gras war vertrocknet. Grillen zirpten laut, in der Ferne fuhr ein Auto. Fast wie letztes Jahr, aber das drang nicht in Harrys Bewusstsein. Den ganzen tag lang war sein Kopf fast zum bersten mit Erinnerungen an seine Eltern gefüllt gewesen, aber jetzt war er wie leergefegt; nur ein Gedanke hatte in ihm Platz: Sirius war Tod, seine Mutter und sein Vater war Tod. Und das alles war seine Schuld. Allein seine Schuld. Hätte es Harry nicht gegeben, hätte Voldemort nicht seine Mutter und seinen Vater töten müssen, um ihn ebenfalls töten zu können. Hätte er Occlumency gelernt, hätte er die Dinge, die Voldemort ihn sehen hatte lassen, nie gesehen. Dann wäre er nicht in die Mysteriumsabteilung geflogen, und Sirius hätte ihm nie folgen müssen. Oder hätte er nur Sirius' Geschenk rechtzeitig geöffnet, dann hätte Harry einen Weg gehabt, um herauszufinden, dass Sirius sich im Grimmauldplatz befunden hatte. Hätte, hätte... Das war es was Harry quälte. „Ich bin nicht daran Schuld. Es war Voldemorts Schuld!", sagte er laut zu sich. „Nein", antwortete eine boshafte Stimme in seinem Kopf. „Du hast nie versucht Occlumency zu lernen" „Doch" „Nein" „Es war Voldemorts Schuld. Er hätte schon einen anderen Weg gefunden.", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Glaubst du das wirklich?", fragte die Stimme heimtückisch. „Ja" „Natürlich glaubst du das. Sirius hätte es auch Entschuldigt. Aber", wieder sprach die Stimme. „war er nicht auch Schuld am Tod deiner Eltern." „Lass mich in Ruhe!", sagte Harry noch lauter. Er wusste, dass es stimmte, und das machte es unerträglich. Er erhob sich trotzig und betrat das Haus.

In der Küche saßen Ron und Hermine und beugten sich über zwei Zettel. „Hmm... Glaubst du wirklich ich soll Pflege magischer Geschöpfe noch mal nehmen, Herm?", erkundigte sich Ron zweifelnd. „Natürlich! Schließlich ist es sehr wichtig dass du weißt wie du mit solchen Tieren umgehst, und außerdem macht Hagrid den Unterricht", sagte Hermine sofort. „Wenn du meinst"Ron setzte ein Kreuz und sah dann auf. „Oh, Harry..."Er beobachtete ihn vorsichtig. Dann zuckte er mit den Achseln. „Hermine und ich haben nur mal mit der Fächerauswahl angefangen... da ist noch ein Blatt für dich." Harry setzte sich zu ihnen und schnappte sich eines der Blätter. Dass er Fächer auswählen musste hatte er völlig vergessen. Natürlich würde er weiter Verteidigung gegen die dunklen Künste belegen... Er setzte ein Kreuz. „Ich bin fertig!", verkündete Hermine gerade strahlend. Ron verdrehte die Augen und grinste. „Sie hat einfach alles angekreuzt, was sie letztes Jahr schon hatte.", flüsterte er Harry zu. Harry grinste zurück. Hermine beugte sich über Rons Blatt. „An deiner Stelle würde ich noch Verwandlung belegen, Ron", sagte sie streng. „Hab ich glatt vergessen...", murmelte Ron. Um Auror zu werden, müsste er natürlich Verwandlung nehmen. Harry hoffte das McGonagall ihn nehmen würde und kreuzte es an. Schließlich setzte er auch bei Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zaubertränke ein Kreuz. Vielleicht würde Snape ihn ja trotzdem nehmen... Er bezweifelte es. Dann überlegte er, was er als Auror noch brauchen würde; Pflege magischer Geschöpfe – vor allem wegen Hagrid -, Zauberkunst und Kräuterkunde. Ron beugte sich über Harrys Blatt. „Mehr brauchst du nicht", erklärte er. Er faltete sein Blatt zusammen. „Ich würd's jetzt abschicken. Soll ich deins mitnehmen?" „Klar"Harry stand auf. Hinter ihm fluchte Ron. „Wo ist Pig? Ich hab ihn doch hier-"

Etwas im Haus krachte. Es war das Geräusch eines apparierenden Zauberers. Harry zuckte zusammen und die Narbe auf seiner Stirn begann zu prickeln. Alarmiert drehte er sich um. Hermine stand mit aufgerissenen Augen neben der Tür zum Flur und Ron zeigte mit entsetztem Gesicht auf etwas, das Harry nicht richtig erkennen konnte. Noch nicht. Als er sich vollends umdrehte loderte der Schmerz in seiner Narbe kurz auf, und er erstarrte ebenfalls.

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So, das war's erstmal... ich weiß, ich weiß, ein bisschen anderer Stil... für konstruktive Kritik wäre ich sehr dankbar... Und bitte reviewt...