Kapitel 27 Teil 3

Der Ork hob sein Schwert über den Kopf und wollte es gerade auf die vor ihm kniende Élwen niederfahren lassen.

Doch dann, im letzten Augenblick, hielt er inne, denn eine Klinge steckte in seinem Bauch. Überrascht und verwirrt konnte er nur noch ein Grunzen ausstoßen, bevor er tot nach hinten fiel. Éomers Arm war aufgerichtet und sein Schwert ragte nun orkblutgetränkt in die Höhe.

Élwen nahm ihren Kopf von Éomers Brust. Sie betrachtete ihre Hände, die Risse waren verschwunden... Dann blickte sie ihn an und sah direkt in seine geöffneten Augen, die sie fragend an anblickten. Eine Hand vor den Mund schlagend, konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen sollte. Er richtete seinen Oberkörper auf und ließ seinen Arm sinken, beide waren wie erstarrt, bevor sie sich besonnen, wo sie sich- jetzt wieder- befanden. Élwen half ihm beim Aufstehen und Éomer packte sich fassungslos an die Stelle, wo einige Sekunden vorher sein Herz still gestanden hatte. Doch in diesem Moment stürmte eine Gruppe Orks auf sie zu und es blieb ihnen keine Zeit, nachzudenken, was passiert war.

Die Schlacht tobte noch eine Weile und Élwen hatte ihn bald wieder aus den Augen verloren. Als ein Schatten über sie hinweg fegte, duckte sie sich.

„Nazgûl...", Merry hatte ihr von diesen Kreaturen erzählt und doch fror sie bei dem Anblick des Wesens, dass ein Pferd durch die Gegend schleuderte. Tief in ihr drin spürte sie den abgrundtiefen Hass Saurons, mit dem der Nazgûl getränkt war. Obwohl die Orks weniger geworden waren und ihre Anzahl immer schneller schrumpfte, bereiteten ihr die Nazgûl und die Mûmakil Hoffnungslosigkeit.

Ihr Blick hielt inne, als er in den Westen wanderte. Dort schimmerte etwas Grünes und augenblicklich war all die Angst verflogen.

Der König kehrt zurück, dachte sie, und er hat eine ganze Armee mitgebracht. Sekunden später wütete das untote Heer auf den Feldern, fiel über Mûmakil her und ließ Nazgûl und Orks unter sich verschwinden. Der Anblick war herrlich für die mutlosen Rohirrim und auch Élwen kämpfte nun wieder mit neu gewonnenem Eifer.

Und dann war es vorbei.

Der Staub hatte sich noch nicht gelegt, als Élwen langsam durch die Reihen ging, mehreren Menschen die Augen schloss und leise Gebete für die Toten sprach. Als sie sich von einem erhob, stand Gandalf neben ihr und sie fiel ihm lachend in die Arme.

„Als ich die zerbrochenen Tore Minas Tirith sah, hatte ich bereits mit dem Schlimmsten gerechnet..."

Der Istari strich ihr übers Haar.

„Das hatte ich auch, mein Kind, das hatte ich auch..."

Ein gequälter Aufschrei ließ sie aufschrecken.

Élwen sah Éomer am Boden knien und weinen. Er hielt einen leblosen Körper in den Armen.

„Éowyn..", Élwen lief zu ihm und ging auf der anderen Seite Éowyns zu Boden.

„Meine Freundin", sie berührte ihre Stirn und fuhr dann erschrocken zusammen.

„Éomer, sie lebt!", er wiegte seine tot geglaubte Schwester verzweifelt in den Armen. Élwen packte sein Gesicht und drehte es zu ihr, sie musste ihn dazu bringen, ihr zu zuhören.

„Éomer,"er blickte auf, als er realisierte, was sie ihm eben gesagt hatte, „Éowyn ist nicht tot. Der Nazgûl hat sie berührt und sie muss unbedingt in die Häuser der Heilung gebracht werden, aber sie ist nicht tot!"

Er beruhigte sich, stand auf und nahm seine Schwester auf die Arme. Élwen sah König Théoden tot unter seinem Pferd liegen. Sie kniete nieder und schloss ihm die Augen. Tränen stiegen in ihr Gesicht und sie weinte um ihn. Dann stand sie auf und blickte Éomer hinterher, der auf einem Pferd Éowyn nach Minas Tirith ritt.

„Élwen...", sie drehte sich um und ließ dann den Kopf senken, als sie sah, dass ihr Name nicht von einem Menschen ausgerufen wurde. Pippin hinkte auf sie zu, Merry tragend. Auch er war von einem Nazgûl berührt worden und als Élwen ein Pferd gefunden hatte, ritt sie mit den beiden vor sich die Ebenen der weißen Stadt hinauf.

Der Anblick, der sich ihnen auf den ersten beiden Stufen bot, war schrecklich. Tote lagen überall, besonders unschuldige Bürger waren unter den Opfern, über zerstörte Türme mussten sie sich hinweg setzen, es war ein Bild der Verzweiflung, doch sie hatten es überstanden, die Schlacht war gewonnen und als sie die nächste Ebene betraten, wurde es ihnen durch die Jubelschreie der Überlebenden bewusst.