Der Tag verging wie im Flug. Nach der Krönung begannen die Feierlichkeiten, bei denen der König zum ersten mal auf seinem Thron saß und die Glückwünsche, Geschenke und Treueschwüre der Landesherren entgegen nahm. Dann wurde endlich die Halle mit langen Tischen und Stühlen ausgefüllt. Während außerhalb die Stadt gefüllt war mit dem Duft nach Fleisch, dass sich an Spießen dreht, lustigen Runden, an denen sich die Menschen das ein oder andere Fass Met anschlagen ließen und Gauklern, die Tricks vorführten oder die ersten Balladen über die Erretter Mittelerdes sangen, kleine Gruppen um sich versammelten, begann der Festschmaus in der Halle mit dem erhobenen Glase Aragorns.
Die Tische bildeten eine große Runde, in der sich alle betrachten konnten, ohne dass jemand mit dem Rücken zum König saß. Neben Aragorn saßen Gandalf, Faramir mit Éowyn und die Hobbits. An Arwens Seite füllten Élwen und Éomer, Legolas und Gimli die Reihe. Die restlichen Plätze, an denen es nicht mangelte, waren besetzt mit fröhlichen Menschen, edlen Elben und einigen lärmenden Zwergen aus Gimlis Volk.
Als Aragorn aufstand, wurde es still.
„Meine lieben Freunde. Ich freue mich, dass ihr an diesem Tag die Wiederauferstehung Gondors feiern wollt. Morgen werde ich dann endlich meine geliebte Königin zur Frau nehmen."Er berührte kurz Arwen mit einem liebevollen Blick und schaute dann wieder in die Runde. Die Gäste klatschten.
„Doch den heutigen und den morgigen Tag möchte ich nicht nur unserer Liebe widmen, denn in diesen schweren Tagen des Krieges, die zum Glück jetzt hinter uns liegen, haben noch zwei Paare zueinander gefunden, die ich mit Stolz zu meinen engsten Freunden zählen darf."
Élwen wurde klar, was jetzt verkündet werden würde und spürte plötzlich eine Nervosität in sich aufsteigen, die ihr unbekannt war. Aber als Éomer ihre Hand drückte und sie seinen stolzen Blick sah, verschwand jede Aufregung.
„Zuerst möchte ich euch bekannt geben, dass in einem Monat eine weitere Vermählung hier in Minas Tirith stattfinden wird. Herr Faramir, Statthalter von Minas Tirith und Fürst von Ithilien wird die Herrin Éowyn, Schwester des künftigen Königs von Rohan, zur Gemahlin nehmen."Die anwesenden Gäste applaudierten und jubelten für das Paar, dass auf einen Wink von Aragorn aufstand und sich verliebt in die Augen guckte.
„Und auch das Land Rohan kann sich freuen, nach dreißig Jahren wieder eine Königin zu bekommen. Denn König Éomer von Rohan wird sich mit der Herrin Élwen, Tochter des Elrond von Bruchtal, in hoffentlich baldiger Zeit vermählen."
Éomer und Élwen erhoben sich mit einem Lächeln. Sie stießen mit ihren Bechern an und Éomer küsste sie sanft auf die errötete Wange. Auch für sie wurde geklatscht, am lautesten von ihren treuen Gefährten Gimli, Legolas und Merry.
„Nun, meine Freunde, bitte ich auch euch die Krüge zu erheben und mit mir auf alles anzustoßen, was im nächsten Zeitalter in Mittelerde erblühen wird. Auf den Frieden in unserer Welt und die Liebe in unseren Herzen!", brachte er als Trinkspruch, als auch der Rest des Saales aufgestanden war.
„Auf den Frieden in unserer Welt und die Liebe in unseren Herzen!", antwortete der Chor und endlich begann das richtige Fest. Platten wurden aufgetragen und Met in Mengen, bevorzugt den Zwergen, eingeschenkt. Nach ein paar Minuten war der sonst so kalte Raum gefüllt mit lauten Stimmen, Gelächter und Wärme.
„An das Essen in Gondor werde ich mich wohl gewöhnen müssen...", sagte Arwen mit einem Seufzen an Élwens Seite.
„Ja, es ist nichts verglichen mit der leichten elbischen Kost aus Imladris."
„Ich fürchte in Rohan ist die Nahrung noch weniger nach deinem Geschmack. Ich werde einen Koch anstellen, der nur für dich elbische Mähler zubereitet.", sprach Éomer mit einem Schmunzeln zu ihr und nahm ihre Hand.
„Ich danke dir, aber ich denke, mein feiner Magen wird das schon aushalten.", sein ironischer Ton war ihr aufgefallen und so erwiderte sie sein Grinsen. Er nahm ihre Hand und setzte einen Kuss drauf.
„Wie ihr wünscht, meine Geliebte.", er schaute ihr mit einer Leidenschaft in die Augen, die in ihrem Innern ein Feuer entfachte. Sie legte ihre warme Wange an sein Gesicht und schloss für einen Moment die Augen. Dann schmiegte sie sich wieder an seine Schulter, als er sich wieder seinem Teller widmete.
„Na, na, ihr Täubchen, wartet wenigstens bis zu eurer Hochzeit.", sie hatten nicht bemerkt, wie Gimli hinter sie getreten war, da sie nur Augen für sich gehabt hatten und so erschraken sie, als der Zwerg mit lauter Stimme ihnen einen Klaps gab. Éomer verschluckte sich an einem Bissen und wäre vermutlich erstickt, wenn ihm Élwen nicht auf den Rücken geklopft hätte. Nach dem Moment des Schocks fingen alle drei an zu lachen.
Nach dem Essen wurde fröhliche Musik gespielt und einige Paare erklärten die Mitte der Tischrunde zur Tanzfläche. Auch Arwen und Aragorn tanzten und Élwen hatte wieder etwas Zeit, sich umzuschauen, da Éomer mit Faramir in ein Gespräch vertieft war. Ihr Blick blieb bei den Gästen von Dol Amroth hängen. Éomer hatte erzählt, dass sie Elbenblut in ihren Adern fließen hatten. Das mir das nicht früher aufgefallen ist, dachte sie sich, als sie die hochgewachsenen Menschen sah, die Prinzessin hatte seidiges, dunkles Haar und hochgeschwungene Wangenknochen. Ebenso sahen die zwei jungen Männer an ihrer Seite aus, die nach ihrer Ähnlichkeit zu urteilen, ihre Brüder sein mussten.
„Oh, Élwen, darf ich mich zu dir setzen?"Gandalf hatte sich zu ihr gesellt und nahm auf eine Geste von ihr hin Platz.
„Diese Feste sind nichts für alte Männer für mich. Meine Knochen machen das nicht mehr lange mit, fürchte ich.", fuhr er mit einem Lachen fort, dass ansteckend auf sie wirkte.
„, Du hast auf dem Pelennor und bei Mordor gekämpft und scheust jetzt eine fröhliche Runde?"
„Ach, solange Krieg ist, bleibt einem keine Zeit, über die Zukunft nachzudenken. Erst im Frieden erinnert man sich seiner Wunden, die man davon getragen hat..."Sie schaute ihn nachdenklich an und sah zum ersten mal den alten Mann hinter der Fassade des mächtigen Istari.
„Da hast du Recht. Manche verheilen schnell und andere benötigen eine freundliche Hand zur Hilfe...", erwiderte sie und streckte ihm ihre Finger entgegen. Er hakte ihren Arm bei sich unter und nickte.
„Du hast dich für die Sterblichkeit entschieden, weil du dein Glück in Rohan und Éomer gefunden hast, doch ich habe weder eine Liebe, noch ein Land, dass ich meine Heimat nennen kann. Jahrhunderte lang fühlte ich mich wie ein Vater für Mittelerde, doch es ist erwachsen geworden und braucht meine Hilfe nicht mehr."
„Warum lässt du dich nicht an einem ruhigen Platz am Meer nieder, irgendwo, wo dich keiner kennt und dich stören kann?"
Der alte Mann schüttelte den Kopf.
„Nein, Élwen, du weißt, dass ich das nicht kann. Diese Welt hat mich zulange beglückt und auch enttäuscht, weiße Küsten rufen mich jetzt zu sich."
Ihr standen Tränen in den Augen. Sie verstand sein Sehnen und hatte auch nicht geglaubt, dass er bei ihnen bleiben würde und doch schmerzte der Gedanken, ihren alten Freund ziehen zu lassen. Er las ihre Gedanken an ihrem Blick.
„ Sei nicht traurig, mein Kind. Ich werde glücklich sein und du auch, wenn du in Rohan eine Familie gründen wirst und deinem Volk eine Königin schenkst, die genauso weise wie auch herzlich ist. Das Leben hat uns zusammen gerufen und es trennt uns nun. Jedes Ende ist ein Anfang."
Obwohl es noch nicht das letzte Mal sein würde, umarmte sie Gandalf innig und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann fing er wieder an zu lachen und sie stimmte nach diesem melancholischen Augenblick mit ein.
