Kapitel 39

Traurig sah Élwen über die weiße Stadt. In zwei Monaten würde sie zu Éowyns und Faramirs Hochzeit hierhin zurückkehren, aber bis dahin würde sich eine Menge verändert haben. Alles befand sich in einem unaufhaltsamen Strudel der Geschehnisse und manchmal verspürte sie den Wunsch, diesen Sog aufzuhalten und die Zeit stillstehen zu lassen. Hier, an einem Punkt, an dem sie alle zusammen waren. Nach über einem Jahr, würde sie Bruchtal wiedersehen und ihre Freunde dafür erst wieder bei der Hochzeit.

Von hinten hörte sie das Stapfen von Éomers Stiefeln. Er würde seinen toten Onkel nach Edoras überführen, während sie für einen Monat in Bruchtal bleiben würde, um ihre persönlichen Sachen zusammen zu packen und um genug Zeit zu haben, sich von ihrer Familie und alten Heimat zu verabschieden. Ihre Familie zu verlassen schmerzte sie, aber es würde kein Problem für sie darstellen, da sie jetzt schon Éomers Wärme vermisste, wenn er sie in den Arm nahm oder einfach nur berührte. Nie hätte sie gedacht, nach dreitausend Jahren kaum einen Monat ohne diesen Mann auskommen zu können. Jetzt spürte sie, wie ein letztes Mal der vertraute Geruch von Heu und Leder sie umfing, den sie für eine Weile entbehren müsste. Sie hatten sich geeinigt, dass es nach dem Tode Théodens besser wäre, dem Volke Rohans Zeit zu geben, bis ihnen ihre neue Königin vorgestellt werden würde.

Gemeinsam gingen sie zum Tor von Minas Tirith, um die Gesandtschaft von Rohan zu verabschieden. Éowyn und Faramir würden in Minas Tirith bleiben, bis nach ihrer Hochzeit ihr Heim in Eryn Armen fertig gestellt sein würde und die Hobbits würden mit den Elben aus Bruchtal nach Eriador reisen. Gimli und Legolas hatten sie schon am Morgen verabschiedet.

Nun hatte sie noch einen Moment mit Éomer für sich. Er schlang seine Arme um sie und legte seine Stirn an die ihre.

„Und du wirst deinen ersten Monat als König ohne mich überstehen?", fragte sie spöttisch.

„Solange du heil zu mir zurückkehrst, wenn er vorbei ist.", er blickte sie nachdenklich an. Sie wusste um seine Sorgen, die ihn immer noch bekümmerten. Vor kurzem war er noch dritter Marschall der Riddermark gewesen und nun würde er plötzlich als König in Edoras leben, ohne seinen Onkel, ohne seinen Cousin und ohne seine Schwester. Élwen schaute ihm tief in die dunklen Augen.

„Du bist ein wunderbarer Mensch und du wirst ein noch besserer König sein. Mach dir keine Sorgen,...Éomer, dein Volk weiß, wenn es ein reines Herz vor sich hat."

Er erwiderte nichts, sondern küsste sie nur leidenschaftlich als Dank für ihr Vertrauen und ihre Liebe. Lange hielten sie sich noch in den Armen, bis Hama ihnen das Zeichen gab, dass es soweit war. Éomer drückte Élwen fest an sich.

„Ich liebe dich, Élwen.", flüstere er ihr ins Ohr.

„Ich liebe dich auch."

Schweren Herzens lösten sie sich voneinander und er stieg auf sein Pferd. Mit einem letzten Gruß verließen die Rohirrim die Stadt, doch Élwen blieb noch stehen, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren.

„Tz, tz, diese jungen Verliebten. Orks töten können sie, aber nicht mal einen Monat getrennt sein..."Als sie an sich runterblickte, sah sie Merry neben sich stehen und legte ihm lachend eine Hand auf die Schulter.

„Komm, mein "alter"Meriadoc. Wir müssen uns auch zur Abreise bereit machen, wenn du das in deinem Alter noch schaffst."

Witzelnd paffte er an seiner Pfeife und machte dabei Gandalf nach, wie er grüblerisch das Gesicht verzog.

„Du Narr einer Halbelbe, wirf dich besser selbst aufs Pferd, dann sind wir dich und deine Dummheit wenigstens los!"

Bevor sie ihm einen Klaps verpassen konnte, lief er schon weg und ihr blieb nichts anderes übrig, als lachend ihre Röcke zu raffen und hinterher zu rennen.

Einige Wochen später saß sie in ihrem Gemach in Bruchtal, dass in das morgendliche Blau getaucht war, welches an die Farbe reifer Beeren erinnerte. Ein dunstiger Schimmer durchwob zu dieser Tageszeit die Luft und gab einem das Gefühl zu träumen. Doch Élwen war hellwach und überlegte, ob sie nichts vergessen hatte, was sie nach Edoras mitnehmen wollte. Doch in Wirklichkeit suchte sie nur eine Möglichkeit sich aufzuhalten, da sie nun doch merkte, wie sehr sie diese Ruhestätte und Ort ihrer Geburt vermissen würde. Mit den Augen fuhr sie die feinen Linien in den Balken ab, um sich das Bild der edlen Schnitzereien einzubrennen. Die Luft roch nach Blüten und Nebel, es war früher Morgen und die Sonnenstrahlen hatten erst vor ein paar Minuten die Berge passiert und fielen jetzt in ihr Zimmer.

„Hast du alles verpackt?"

Elrond stand in der Tür und sah sie äußerlich gefasst an, doch sie wusste, dass es ihm genauso schwer fiel, sie gehen zu lassen.

„Ja, ich bin fertig zum Aufbruch."

Er kam mit fast schwebendem Gang auf sie zu und nahm sie väterlich in den Arm.

„Oh, adar, wir sehen uns doch in zwei Monaten."

„Ja, meine Tochter, aber ich umarme dich im Namen dieses Landes, dass dazu nicht in der Lage ist."

„Ich liebe dich, adar, und komm nicht zu spät zu meiner Hochzeit."

Er sagte nichts mehr, sondern hielt sie an den Händen und geleitete sie zu den Pferden.

„Eine gute Reise, meine Tochter."

„Wir sehen uns in Edoras, adar."

„ich liebe dich, meine Tochter.", flüsterte Elrond kaum merklich, doch sie hörte es trotzdem.

So, meine Lieben, das war das vorletzte Update, so dass logischerweise das nächste das letzte sein wird.schnief