Kapitel 40

Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt, als die Gruppe aus Bruchtal mit Élwen an der Spitze endlich die Hauptstadt Rohans vor sich sah. Sie hatte beinahe vergessen, wie majestätisch und erhaben Edoras auf dem hohen Hügel lag und konnte es plötzlich kaum mehr erwarten, dort anzukommen.

Als sie die Tore passierten, sah sie viele neugierige Gesichter, doch Éomer hatte anscheinend schon von seiner anstehenden Vermählung berichtet, da viele der Menschen sie winkend willkommen hießen und somit Élwen ungemein erleichterten.

Ihre Ankunft war angekündigt worden, so dass sich vor Meduseld eine beachtliche Menschenmenge angesammelt hatte, um ihre zukünftige Königin zu begrüßen. Vor dem Tor der Goldenen Halle stand groß und königlich Éomer mit seinen Marschällen.

Mit klopfendem Herzen ließ sie sich vom Pferd helfen, da sie ein Kleid trug. Sie bemühte sich darum, langsam die Stufen hinauf zu gehen und blieb zwei Schritte breit vor dem König stehen. Sie sah in seinen Augen, dass auch er aufgeregt war, trotzdem machte sie einen eleganten Knicks. Éomer verbeugte sich, doch plötzlich stürmte er auf sie zu und schloss sie fest in seine Arme. Wie an jenem Tag in den Häusern der Heilung drehte er sich mit ihr lachend im Kreis und als sie sich fest aneinander gedrückt küssten, jubelten die Menschen von Rohan ihrem glücklichen Königspaar zu.

„Éowyn, mein Haar hält nicht, hilf mir schnell!"

„Wenn du nicht so unruhig hin und her laufen würdest, dann sprängen die Nadeln auch nicht raus!"

Élwen bemühte sich, still zu stehen, während Éowyn ihr die Frisur richtete.

„Sei ruhig, du warst bei deiner Hochzeit genauso aufgeregt. Sogar auf den Fuß bist du mir getreten und ich habe bisher nur auf deinem Kleid gestanden!"

Als Éowyn fertig war, drehte sich Élwen.

„Und, wie sehe ich aus. Sag doch endlich, Éowyn."

„Du siehst aus, wie eine Braut am Tage ihrer Hochzeit nur aussehen kann, meine Liebe. Da, sieh selbst.", erwiderte Éowyn und schob Élwen zum Spiegel.

Élwen lachte glücklich und betrachtete das Meisterwerk. Sie hatte abgelehnt, weiß zu tragen, da sie es für Edoras passender hielt, in einem hellen Gold zu heiraten. Und so strahlte das wallende Kleid aus fließenden Stoffen sie im Spiegel an. Die unzähligen Verzierungen waren von dem Gold, dass auch ihre Stirn in Form des königlichen Reifes schmückte. Trotz der vielen Stoffbahnen, die um ihre Arme und Beine flatterten, lag es perfekt an ihrem schlanken Körper. Um den Hals trug sie eine Goldkette, die einst der Gemahlin König Théodens gehört hatte und die ihr Éomer zur Hochzeit geschenkt hatte. Selbst im aufwendig hochgestecktem Haare fanden sich eingearbeitete Goldfäden und Perlen wieder.

Éowyn befestigte ihr die lange Schleppe an den Schultern, deren Gewicht Élwen überraschte.

„Beschwere dich nicht, wer hat gesagt, dass es Königinnen leicht haben?"

Die lockere Art ihrer Schwägerin machte Élwen Mut, trotzdem hatte ihr Herz noch nie so wild geklopft. In ein paar Minuten würde sie sich mit Éomer vermählen. Bei Arwens, sowie auch bei Éowyns Hochzeit hatte sie sich gefragt, wie es als Braut wohl ist und konnte es nicht erwarten, selber den Gang entlang zu schweben. Doch jetzt zitterten ihre Finger bei dem Gedanken, aus der Tür hinaus treten zu müssen. Aber sie war glücklich und konnte es gleichzeitig kaum erwarten, neben ihren Gemahl zu treten.

Die letzten Wochen waren schnell vorbei gegangen. Nachdem sie aus Minas Tirith wiedergekommen waren, hieß es, königliche Pflichten zu übernehmen. Rohan hatte im Ringkrieg viele Männer verloren und befand sich nun im Zustand der Aufrüstung und des Wiederaufbauens der zerstörten Dörfer. Éomers Beratern und Marschällen hatte sie schnell klar gemacht, dass sie nicht nur seine Königin war, sondern ihm auch politisch zur Seite stand. Mit ihren Fähigkeiten hatte sie sich jedoch schnell den Respekt der Hauptmänner eingehandelt, die sie nun als gleichberechtigt mit dem König sahen.

Es klopfte an der Tür.

„Herr Elrond wartet auf seine Tochter, meine Herrin...", die leise Stimme einer Zofe rief sie auf, sich fertig zu machen. Éowyn umarmte sie lein letztes Mal und sah sie mit Tränen in den Augen an.

„Élwen, ich liebe dich wie eine Schwester und ich könnte mir keine bessere Gemahlin für meinen Bruder vorstellen. Du machst ihn wirklich glücklich... Aber jetzt sammle dich, ich muss zu Faramir. In fünf Minuten verlässt du das Zimmer, dann geht es los!"

Und schon schoss Éowyn aus dem Zimmer und ließ die nervöse Braut alleine.

Élwen konnte nicht still stehen und wünschte sich, sie könnte sofort losstürmen, doch sich besinnend, atmete sie tief ein und schaute sich im Spiegel an.

„Du bist Élwen, Tochter des Elrond, baldige Gemahlin Éomers und Königin von Rohan.", sagte sie beruhigend zu sich selbst. Überrascht nickte sie. Das hörte sich doch gut an.

Dann ging sie zur Tür und machte sie entschlossen auf. Auf dem Flur wartete eine Zofe, um sie zu ihrem Vater zu geleiten. Doch das war nicht nötig, denn er stand bereits einige Schritte vor ihr. Als er sie von oben bis unten musterte, umspielte ein Lächeln seine Lippen.

„Du siehst fantastisch aus, meine Tochter.", er schloss sie vorsichtig in die Arme, um nicht ihre Haare zu ruinieren und bot ihr dann den Arm. Sie nahm ihn feierlich und zusammen schritten sie zur Tür, die in die Halle führte.

Trompeten wurden geblasen und die Flügel schwangen auf. Élwen stockte der Atem, als sie die viele Gäste sah. Sie hatten alle schon am vorigen Abend begrüßt, doch nun richteten sich alle Blicke auf sie und sie merkte, wie die Röte ihr ins Gesicht stieg. Mit einem Mal verflog die Nervosität, als sie Éomer am Ende des Ganges stehen sah und plötzlich wollte sie nur noch zu ihm. In den vorderen Reihen standen ihre Freunde, nur Gandalf hatte auf ihren Wunsch hin wieder die Rolle des Zeremonienmeisters übernommen.

Sie lächelte Gimli, Legolas und den Hobbits zu, besonders Merry, der als Freund Rohans seine eigen angefertigte Kleidung trug, die ihm Éomer geschenkt hatte.

In der ersten Reihe standen links Arwen und Aragorn und zu Éomers Seite Éowyn und Faramir. Wenn sie die vielen Verwandtschaftsgrade bedachte, in denen sie sich bald befanden, wurde ihr schwindlig im Kopf. Außerdem hatte sie jetzt nur noch Augen für Éomer, der ebenfalls in Goldtöne gekleidet war, was nur zu seiner Hochzeit der Fall sein würde.

Ihr Vater legte ihre Hand in Éomers und stellte sich zur Seite. Élwen lächelte, als sie seine klamme Haut spürte und wusste, dass er genauso aufgeregt war wie sie. Doch äußerlich blieb er gefasst, als er ihre Hand küsste und dabei nicht die Augen von ihr abließ.

Während Gandalfs Rede sahen sie sich an und Élwen versuchte seine Gedanken zu lesen, sein Gesicht behielt seine gewohnte Ernsthaftigkeit, doch zwischendurch spürte sie, wie er ihre Hand drückte und lächelte ihn selig an.

Endlich legte Gandalf auf ihre Hände das goldene Band und sprach die traditionellen Worte.

„König Éomer von Rohan und Königin Élwen von Rohan, von diesem Moment an besteht das Bündnis zwischen euch, das aus Liebe geschmiedet wurde um in Ewigkeit zu dauern. Möge euer gemeinsames Leben erfüllt sein von Glück."

Damit nahm er das Band ab. Élwen liefen die Tränen. Éomer zog sie an sich und sie teilten ihren ersten Kuss als vermähltes Paar. Viel zu früh mussten sie sich wieder trennen, um der jubelnden Menge entgegen zu treten. Éomer küsste ihre Tränen weg, bevor sie sich umdrehten. Arwen war die erste, die Élwen umarmte, um gleich darauf den Weg für Éowyn frei zu machen, die ihr stürmisch in die Arme fiel. Als sie Merry umarmte, murmelte er ihr etwas ins Ohr.

„Wir sind ja mittlerweile Hochzeits erfahren, doch deine ist mit Abstand die schönste."

Lachend küsste sie den Hobbit aufs Haar.

Éomer nahm sie wieder bei der Hand. Auch in Rohan präsentierten sie sich dem Volk, wenn es auch nicht so viele Menschen waren wie in Minas Tirith. Aber nicht weniger herzlicher wurden sie empfangen, als sie aus der Halle traten und ihnen der Jubel der Rohirrim entgegen schallte.

Sie strahlte ihn an und plötzlich fing auch er an zu lachen. Die Arme um seinen Hals geschlungen, küssten sie sich diesmal lang und leidenschaftlich.

Spät in dieser Nacht trug Éomer sie auf Armen in ihr Gemach. Erst als er die Tür aufstieß, ließ er sie hinunter.

„Willkommen, meine Königin, in euren neuen Gemächern, die ihr euch leider mit mir teilen müsst."Lächelnd nahm er sie in den Arm und ließ sie sich umschauen.

„Ich glaube, da liegt ein Fehler vor, ich habe um ein Einzelzimmer gebeten."

Er sah sie leidenschaftlich an.

„Ich kann doch die Königin von Rohan in ihrer Hochzeitsnacht nicht alleine lassen. Wer weiß, wer dich mir alles rauben will..."

Sein Blick ließ ihr Herz schneller schlagen und sie fuhr mit den Fingern über sein Hemd.

„Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los....", Éomer nahm ihr langsam die Nadeln aus dem Haar und ließ es runterfallen.

„Heute Nacht erst recht nicht...", flüsterte er an ihrem Ohr und jagte ihr damit Schauer über den Rücken. Bevor sie ihn küsste, nahm sie ihren goldenen Stirnreif ab und legte ihn behutsam auf einen Schemel, wo er bis zum Morgen liegen bleiben würde.

Soooo, liebe Orodreth, du kannst wieder aufhören zu sabbern, denn das Rating dieser Geschichte wird sich auch in den letzten Zügen nicht erhöhen gg trotzdem widme ich dir dieses Kapitel, liebe Hannah, danke für deine super feedbacks ï