Tatzee: Ich bin gespannt, ob dir das nächste Kapitel auch gefällt.
Stareyes: Jaja, Boromir ist ziemlich durcheinander, wie es scheint. Danke für deine lieben Reviews!
Leonel: Boromir muß leider auch an Gondor denken und an seine Aufgbe. Danke für deine lieben Reviews!
Kapitel 7: Eine Verletzung mit Folgen
Langsam öffnete Elydrith ihre Augen. Sie merkte, dass sie sich in einem halbdunklen Raum befand. Ihre linke Schulter schmerzte höllisch. Sie hörte das Gemurmel von Männer- und Frauenstimmen.
„Endlich, sie kommt zu sich", sagte eine ältere Frau, die sich über Elydrith beugte.
Dann sah das Mädchen Boromirs besorgtes Gesicht und musste lächeln.
„Was machst du denn für Sachen?", fragte er leise.
Elydrith sah, dass er mit den Tränen kämpfte. Sie fühlte sich plötzlich unendlich matt und schloß wieder die Augen.
Als sie wieder erwachte, war es in dem Raum etwas heller. Sie sah eine alte Rohirrim-Frau an einem Tisch sitzen. Als die Frau sah, dasss Elydrith wieder wach war, verließ sie schnell den Raum.
Elydrith fühlte sich etwas besser: es tat nicht mehr ganz so weh und sie fühlte sich auch nicht mehr schläfrig. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was geschehen war: die Dunländer hatten sie verfolgt und dann war da dieser schreckliche Schmerz in ihrer Schulter gewesen. Unmittelbar dannach musste sie die Besinnung verloren haben.
Die alte Frau kam zusammen mit Boromir zurück. Er war erleichtert, Elydrith etwas munterer zu sehen. Er setzte sich an ihr Bett und ergriff ihre Hand.
„Du hattest großes Glück, Mädchen", sagte er mit belegter Stimme. „Der Pfeil ist am Schulterblatt abgeprallt und hat so keine ernsthaftere Verletzungen verursacht".
„Man kann nur hoffen, dass die Dunländer kein Pfeilgift verwendet haben", mahnte die alte Frau.
„Mir geht es schon wieder ganz gut", beteuerte Elydrith und wirkte plötzlich putzmunter. „Ich denke, in ein paar Tagen bin ich ganz gesund".
Boromir lachte leise und tätschelte behutsam ihre Hand.
„Du kleines, verrücktes und törichtes Ding. Warum bist du mir eigentlich gefolgt?"
„Weißt du das denn nicht?", fragte Elydrith fast herausfordernd.
„Ich muß bald weiterreiten nach Bruchtal", meinte er geistesabwesend, statt Elydriths Frage zu beantworten. „Elrond wartet nicht extra auf Gondor".
„Bitte nimm mich mit!", flehte Elydrith erschrocken. „Ich bin schon fast wieder gesund".
Sie setzte sich trotz Schmerzen im Bett auf und tat so, als ginge es ihr gut.
„Was bleibt mir schon anderes übrig, dummes Ding", meinte er wehmütig lächelnd.
Elydrith fiel ihm freudig um den Hals, obwohl der Schmerz in ihrer Schulter wie verrückt pochte.
Am Abend des gleichen Tages verließ sie zum ersten Mal das Haus. Die Dunländer hatten einige Häuser verwüstet. Doch dank Boromirs Anwesenheit war es den Rohan-Bauern gelungen, die Feinde abzuwehren. Elydrith war ganz schwindelig, als sie vorsichtig zum Stall lief. Sie wollte nur sehen, ob mit Ondoher alles in Ordnung war. Doch sie spürte kalten Schweiß auf ihrer Stirn und ihre Knie wurden weich. Sofort schleppte sie sich wieder ins Haus zurück und legte sich auf das Bett nieder. Die alte Frau brachte ihr eine kräftige Brühe zum essen.
„Ich würde an deiner Stelle noch nicht mit Herrn Boromir reiten", sagte die Frau mahnend. „Die Dunländer verwenden manchmal Pfeilgifte, die erst nach einer Weile wirken".
„Mir geht es gut", erklärte Elydrith patzig. „Der Pfeil war bestimmt nicht vergiftet".
Boromir wartete noch drei Tage, dann musste er unbedingt aufbrechen. Er wusste, dass es keine gute Idee war, Elydrith mitzunehmen. Aber er wusste auch, dass sie ihm auf jedem Fall wieder nachreiten würde. Das Mädchen saß leichenblass und müde im Sattel. Immer wieder drehte sich Boromir besorgt zu ihr um. Doch sie hielt sich tapfer und sie schenkte ihm jedes Mal ein Lächeln. So erreichten sie die Pforte von Rohan. Elydrith hatte seit einigen Tagen leichtes Fieber und Schwindelanfälle. Sie schob es auf die Anstrengung des Rittes. Boromir gegenüber ließ sie sich nichts von ihrer Schwäche anmerken. Dann fing ihr linker Arm an taub zu werden. Eine schreckliche Ahnung stieg in ihr hoch: der Pfeil war also doch vergiftet gewesen!
Als sie die Pforte Rohans passiert hatten, sahen sie bereits die Ausläufer des Nebelgebirges.
„Jetzt ist es nicht mehr weit nach Bruchtal", frohlockte Boromir. „In zwei Wochen sind wir dort".
Als sie durch den dunklen Erynen-Wald ritten, geschah es: Elydrith kippte ohne Vorwarnung vom Pferd und blieb bewusstlos liegen. Ahnungsvoll begann Boromir sie zu untersuchen. Als er den verschmutzten Verband an ihrer Schulter löste, erschrak er: die Wunde war ganz schwarz geworden und seltsame Linien breiteten sich an Elydriths linkem Arm aus.
„Gift!", murmelte Boromir tonlos.
Er spürte, dass das Mädchen hohes Fieber hatte. Er konnte nichts für sie tun, außer kalte Umschläge zu machen und die Wunde frisch zu verbinden. Elydrith ging es von Stunde zu Stunde schlechter. Schließlich merkte Boromir, dass sie nicht mehr atmete. Weinend brach er über Elydriths Körper zusammen.
Er wusste nicht, wie lange er so kauerte. Doch Geräusche im Unterholz ließen ihn hochschrecken. Wahrscheinlich waren Orks in der Nähe. Es war höchste Zeit für ihn aufzubrechen. Er bedeckte Elydrith schnell mit ein paar Zweigen. Wenn er in Bruchtal war, konnte er noch genug um sie trauern. Sein Pflichtgefühl für Gondor trieb ihm von Elydriths Grab schließlich weg.
Kaum war Boromir davongeritten, kamen zwei dunländische Jungen aus dem Gebüsch. Sie hatten Boromir und Elydrith die ganze Zeit beobachtet. Die Jungen hatten zerrissene Kleider an.
Sie beschlossen, die Kleidung der Toten an sich zu nehmen. Sie entfernten also die Zweige von Elydriths Körper. Plötzlich hörten sie ein leises Stöhnen. Die Jungen erschraken.
„Berdur, hast du das auch gehört? Der Waldläufer lebt noch", sagte Giladan, der Jüngere der beiden.
„Das ist doch eine Frau – siehst du das nicht?", meinte Berdur, ein fünfzehnjähriger, schlaksiger Junge.
„Wir müssen ihr helfen", sagte Giladan spontan.
Berdur überlegte kurz, nickte aber dann. Zu zweit schleppten sie die halbohnmächtige junge Frau in ein kleines Lager auf einer Waldlichtung, das aus Strohhütten bestand. Giladans Mutter war eine heilkundige Frau und sie kümmerte sich sofort um Elydrith. Es dauerte aber einige Tage, bis das Mädchen vollkommen erwachte.
„Was ist geschehen?", fragte sie Giladath, die Mutter von Giladan.
„In deinen Adern befand sich ein heimtückisches Pfeilgift, das eine totenähnliche Starre hervorruft", erklärte Giladath förmlich. „Du hattest Glück, das die Jungen dich fanden, sonst hätten dich vielleicht wilde Tiere gerissen".
„Wo ist Boromir?", wollte Elydrith erschrocken wissen.
„Mein Sohn hat erzählt, dass der Mann, der dich begleitet hatte, dich bestattet hat, weil er dich für tot hielt", fuhrt Giladath fort.
Elydrith fuhr hoch. Doch sie merkte gleich die große Schwäche in ihrem Körper und sank wieder mutlos zurück.
„Ich muß zu Boromir – nach Bruchtal", flüsterte sie matt und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Du musst erst einmal wieder gesund werden, Kind", mahnte Giladath vorwurfsvoll.
Es dauerte viele Wochen, bis Elydrith wieder auf die Beine kam. Die Dunländer in dem kleinen Strohhüttendorf verhielten sich sehr gastfreundlich zu ihr. Sie erfuhr, dass diese nördlichen Dunländer nicht so kriegerisch waren wie die des Südens, die Rohan bedrängten. Sie wollten lieber ihre Ruhe haben und in Frieden weiterleben.
Als Elydrith auf einem zotteligen Pony schließlich aufbrach, war es Mitte November geworden.
