So, der nächste Teil. Ein besserer Titel für die Geschichte ist mir noch nicht eingefallen aber es interessiert sich auch momentan noch keiner dafür*g* Ach ja, ich glaube, das kommt immer noch vorne weg, damit's keinen Ärger gibt: Keiner der Charaktere, außer meinen Mädels wurde von mir erfunden, und ich würde mir niemals träumen lassen, mit ihnen Geld machen zu wollen. Nehmen wir es einfach als Tribute an die niedlichsten Animee-Kerle die je
gezeichnet wurden*g*

*3* Später am Abend kroch Yugi müde ins Bett und löschte das Licht. „Alexandra ist nett, findest du nicht?"

Er sah zu Yami herüber, dessen schwach leuchtende Form lag ausgestreckt neben ihm auf dem Bett lag.

„Ja, das ist sie", gab Yami zu, und mit einem Anflug von kindlichem Humor fügte er hinzu: „Aber sie ist ein ganzes Stück zu alt für dich, Yugi. Und außerdem hat Duke sie mitgebracht."

„Immerhin lenkt ihn das von Serenity ab. Das dürfte einiges ruhiger werden lassen", gähnte Yugi und rollte sich auf die Seite. „Gute Nacht, Yami."

„Gute Nacht."

Nur wenige Sekunden später war Yugi fest eingeschlafen. Yami hingegen starrte weiter stumm in die Dunkelheit.

*** Noch lange starrte Yami abwesend in die sich langsam ausbreitende Dunkelheit. Yugis leises und regelmäßiges Atmen machte ihn zwar schläfrig aber an Einschlafen war nicht zu denken. Schon seit Tagen nagte in seinem Inneren etwas, das ihn weder schlafen, denken, noch einfach abschalten ließ, etwas dass ihn ständig wie ein dunkler Schatten verfolgte und von ihm Besitz ergriff, sobald er sich nicht angestrengt genug ablenkte. Einsamkeit. So schwer und greifbar, dass sie sich wie eine schwere Decke um ihn wickelte und zu ersticken drohte.

Mit einem Ruck erhob Yami sich. Er konnte nicht still liegen ohne sich nach wenigen Sekunden wie mit schweren Eisenketten gefesselt zu fühlen. Er ließ vom Bett zur Zimmertür, von der Tür zum Schreibtisch und vom Schreibtisch zum Bett. Ohne sich in irgendeiner Art und Weise besser zu fühlen. Fast verzweifelt trat er schließlich ans Fenster und riss es mit einem Ruck auf, um die kalte Nachtluft auf seinem Gesicht fühlen zu können, doch wieder wurde er enttäuscht. Eine drückende Schwüle herrschte in den Straßen und machte ihm das atmen schwer.

Mit einem leisen Seufzer schloss er die Augen und sah für einen kurzen Augenblick die in Dunkelheit gehüllte Wüste vor seinem inneren Auge, fühlte einen kalten Luftzug der über den Fluss herüberkam auf seinem nackten Oberkörper. In letzter Zeit schwebten immer öfter derartige Bilder vor seinem geistigen Auge vorbei. Viel schlimmer als die Bilder an sich war jedoch das fast unheimliche Gefühl der Vertrautheit, dass sich zurück in der Realität in ein ebenso starkes Gefühl der Verlassenheit verwandelte. Je weiter die Dunkelheit in seinen Erinnerungen abnahm, umso größer wurde sie in seinem Herzen. Er hatte weder Yugi noch irgendeinem anderen davon erzählt, dass er sich langsam an immer mehr aus seiner Vergangenheit erinnern konnte... es waren zwar nur Bildfetzen, Gefühlsschnipsel, vereinzelte Gerüche oder Geräusche aber die Intensität des sie Beleitenden Schmerzes war einfach überwältigend. Er brachte es nicht übers Herz seinen kleinen Freund mit derartig schwermütigen Gedanken zu belasten, und wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, wurde ihm beinahe schlecht bei dem Gedanken an die Welle von ehrlichem Mitleid, die ihm sofort entgegenschlagen würde.

Aber seine Freunde, hörte er Yugis Stimme so real, als wäre er wieder aufgewacht und würde wirklich mit ihm sprechen, sie waren doch immer für ihn da, wenn er sie brauchte. Sicher. Freunde. Freunde waren eine schöne Sache, aber was nützten sie, wenn einem die Hälfte seines Herzens, seiner gesamten Seele fehlte?

Als Yami wieder aufsah, war er nicht weiter erstaunt bereits die Sonne aufgehen zu sehen. Eine menge Nächte waren in der letzten Zeit so verstrichen. Seine Gefühle ließen ihn nicht schlafen, keine Minute lang. Was das ganze noch schlimmer machte war, dass er keinen Schlaf brauchte. Ein menschlicher Körper hätte irgendwann vor Erschöpfung kapituliert und wäre zusammengebrochen, in schwerem, traumlosem Schlaf versunken, aber nicht er. In seiner körperlosen Existenz saß er eine Nacht nach der anderen wach, beobachtete den schlafenden Yugi, sah abwesend aus dem Fenster oder ließ einfach die Erinnerungen auf sich einstürzen, bis es so schmerzhaft wurde, das er es einfach nicht mehr ertragen konnte.

Neben ihm regte sich Yugi, so dass Yami bemüht war, schnell ein sorgloses, oder zumindest neutrales Gesicht aufzulegen.

Langsam streckte Yugi sich und setzte sich gegen die Wand am Kopfende des Bettes auf. „Morgen Yami", strahlte er, als er den Geist neben sich auf der Bettkante sitzen sah. „Hast du gut geschlafen?"

„Sehr gut,"entgegnete Yami. Einen Augenblick lang hatte er zögern und etwas anderes sagen wollen, doch die Wahrheit hätte Yugi das Herz gebrochen. Es reichte, wenn einer von ihnen unglücklich war. Er wandte sich wieder dem Fenster zu um die Sonne zu beobachten, die langsam über die Hausdächer auf der gegenüberliegenden Seite kletterte, so dass er nicht bemerkte, wie ihn Yugi mit einer Mischung aus Unglaube und Besorgnis aus großen Augen ansah.

*4* Es war neun Uhr und genau einundfünfzig Minuten, als Alexandra mit weichen Knien aus dem Aufzug ausstieg und sich schneller als sie es erwartet hätte, in der Chef-Etage wieder fand. Sie fühlte sich, als wäre sie vor einer Minute erst aus dem Bett gefallen, obwohl sie drauf geachtet hatte, rechtzeitig aufzustehen um ausgiebig zu frühstücken, sich frisch zu machen und ausgeschlafen auszusehen. Wieder überkam sie der Gedanke, dass sie sich vielleicht doch an den wenigen Schminkutensilien hätte bedienen sollen, die ihre Schwester ihr mitgegeben hatte. „Falls du mal mit dem Chef essen gehst", hatte sie mit einem Zwinkern gesagt. Andererseits, bei ihrer Unfähigkeit mit Maskara oder Liedschatten umzugehen, hätte es wahrscheinlich nur wie eine Maske ausgesehen, wie ein Versuch, gut vor dem Chef auszusehen.

Sie hatte nach langem überlegen eine schlichte Schwarze Hose und ein rotes Top mit V-Ausschnitt und halblangen Ärmeln aus ihrem Kleiderschrank gezogen und angezogen. Auf dem Weg zur Arbeit wäre sie am liebsten noch drei Mal wieder umgekehrt um sich umzuziehen, doch das donnernde „Pünktlich" hallte ihr immer noch im Kopf wieder. Zögernd trat sie auf einen Sekretär zu um sich anzumelden.

Zwei Minuten später, genau neun Uhr und vierundfünfzig saß sie in einem bequemen Ledersessel in dem sie beinahe unterging in einem riesigen Büro. Der Chef sei noch nicht da aber sie solle schon einmal warten. Um sich von ihrem im Magen kreisenden Frühstück abzulenken, sah sie sich interessiert im Raum um. Er war eigentlich so gut wie leer, abgesehen von der ledernen Sitzecke, in der sie der Sekretär platziert hatte, einem großen Schreibtisch vor den riesigen Fenstern, die alle vier Wände des Büros darstellten und in einer Ecke etwas, dass wie eine Hightech Werkbank aussah. Computer, jede Menge Kabel, kleine Geräte, die sie an Besuche beim Zahnarzt erinnerten und viele bekritzelte Zettel, die achtlos zwischen der Technik herumlagen. Ansonsten waren dichte sattrote Vorhänge, die von der Decke bis auf den Boden reichten der einzige Schmuck des Raumes.

Ziemlich minimalistisch, dachte Alexandra bei sich. Aber auf der anderen Seite: anders reden tut er ja auch nicht. Ob er wohl jemals Verben benutzte? Die beschäftigte sich einige Minuten damit, sich eine Japanische Grammatik komplett ohne Verben vorzustellen, tat es endgültig als unrealistisch ab und wagte es dann, noch einmal auf ihre Armbanduhr zu schielen. Mittlerweile zehn Uhr und sieben Minuten. Mitarbeiter anschreien pünktlich zu sein und dann selbst noch mit der Süßen gemütlich im Bett frühstücken, oder was ging hier ab?

Nachdem sie noch etwa drei Minuten auf dem Polster ihres Sessels hin- und hergerutscht war, erhob sie sich schließlich leise und sah sich noch einmal im Raum um. Schließlich entschied sie sich, sich fern von der Werkbank zu halten, sicher ist schließlich sicher, und trat an eines der großen Fenster heran. Vor ihren Füßen musste es einige Hundert Meter steil nach unten weg gehen, aber der Blick über die Stadt und das Umland war grandios. Alles wirkte auf einmal so friedlich und der strahlendblaue Himmel entlockte ihr schließlich trotz aller Anspannung ein zufriedenes Lächeln. Sollte er sie doch feuern. Dann könnte sie wenigstens den ganzen Tag im Park am Fluss verbringen und dann mal bei Duke vorbeischauen, ob er dass mit dem arbeiten in seinem Spieleladen ernst gemeint war. Eine Kassiererin würde er bestimmt noch irgendwo unterbringen und das Geld würde bestimmt noch für ihre kleine Wohnung reichen. Was wollte sie mehr?

Wie wär's denn zum Beispiel mit Herausforderungen? Flüsterte ihr ein kleines Stimmchen zu. Ohne sie ist es dir immer ziemlich schnell ziemlich langweilig. Und an einer Registrierkasse kommen die nur Selten deines Weges, oder? „Herausforderungen", entfuhr es ihr. „Bah."

„Was ist damit?"

Erschrocken fuhr sie herum und versuchte zu sehen, woher diese schneidende Stimme so plötzlich kam. Ihr Blick blieb an seiner hochgewachsenen Gestalt hängen, die dicht an einem der dichten Vorhänge auf der anderen Seite des Raumes stand. Innerlich verfluchte sie sich selbst und ihre Nervosität die sie so unaufmerksam gemacht hatte. Heute trug er nur eine schwarze Hose und einen schwarzen Pullover mit hohem Kragen, so dass sie ihn neben den dunklen Vorhängen einfach übersehen hatte.

„Na los", forderte er sie harsch auf. „Ich warte noch auf eine Antwort?" Antwort? Echote es in ihrem Kopf, Ach ja., mühsam kämpfte sie die aufkeimende Panik runter, die sie nicht mehr klar denken ließ. „ich... es war nur der Gedanke, dass man viel zu oft ohne sie leben möchte, aber einsehen muss, dass es ohne sie außerordentlich langweilig werden würde."

Er sah sie immer noch durchdringend aus seinen eisblauen Augen an, die sie gleich ein ganzes Stück schrumpfen ließen. Schließlich erbarmte er sich ihrer und deutete ihr mit einem Kopfnicken, sich wieder in den Sessel zu setzen. Dankbar nahm sie Platz. Er selbst blieb stehen und trat bis auf einen Meter an sie heran, so dass sie sein Gesicht nicht mehr sehen konnte, ohne ihren Kopf in den Nacken zu legen. Wie klein man sich auf einmal vorkommen konnte.

„Ich habe mir Ihre Unterlagen noch einmal durchgesehen." Ertönte es irgendwo über ihrem Kopf. „Sie haben in Deutschland studiert?"

Sie nickte stumm, schob dann jedoch schnell ein leises „Ja, Sir"hinterher.

„Japanisch später gelernt?"

„Ja Sir, acht Semester."

„Man merkt ihren Berichten an, dass es nicht mehr waren."

Alexandra fühlte wie erst ihre Ohren und dann der Rest ihres Kopfes vor Scham heiß wurden. „Ich werde mich bemühen, meine Studien weiter voranzutreiben und meine Sprachkompetenzen noch weiter zu Verbessern.

„Verbessern ist irrelevant." Schnitter ihr dass Wort ab. „Perfektionieren Sie. Sonst kann ich Sie hier in meiner Firma nicht brauchen!"

Der Satz war so scharf gesprochen, dass er sich fast wie ein Schlag ins Gesicht anfühlte. „Sir", brachte sie schließlich hervor, ohne genau zu überlegen, was sie als nächstes sagte, „können Sie mich überhaupt in Ihrer Firma gebrauchen? Ich weiß, dass meine Sprachkompetenzen weit unter Standart-Niveau sind und dass ich auch keine größere Erfahrung mitbringe. Auch Sie müssten sich dieser Defizite bewusst sein."

Sie bemerkte wie er ein paar Schritte zurück trat und fühlte wenig später seinen Blick auf ihrem Körper ruhen. Innerlich zählte sie langsam bis fünf und zwang sich, den Blick zu heben und seinen zu treffen. Für einen Augenblick hätte sie schwören können, dass so etwas wie Verwunderung in seinen Augen gespielt hatte, doch schon einige Sekundenbruchteile später waren sie wieder so hart und undeutbar, dass sie schon zweifelte, ein anderes Gefühl überhaupt gesehen zu haben. „Natürlich sind sie mir bewusst. Ich könnte wohl kaum eine Firma leiten, wenn ich mir der Schwächen meiner Mitarbeiter nicht bewusst wäre. Und tatsächlich stellt sich mir die Frage, ob dieser Job mit Ihnen richtig besetzt ist."

Das war's, schoss es durch den Kopf. Spieleladen, ich komme. „Und wie, wenn ich fragen darf, Sir, haben Sie sich diese Frage letztendlich beantwortet."

„Mit einem klaren „nein"." Kam es wie ein Pistolenschuss zurück. „jetzt wo dass geklärt ist, habe ich wichtigeres zu tun. Gehen Sie."

Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie war und wenigstens einen würdevollen Abgang hinzulegen. „Ja, Sir. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Ich hoffe, Ihre Personalabteilung wird mir meine Unterlagen so schnell wie möglich zukommen lassen?"

„Wie kommen Sie darauf?"Mittlerweile hatte er sich von Ihr abgewandt und blickte durch dass selbe Fenster hinaus, durch das sie vor einiger Zeit noch gesehen hatte.
„Ich dachte..."

„Eben nicht. Ich habe nie gesagt, dass sie den Anforderungen ihres jetzigen Jobs nicht gewachsen sind. Hätten Sie den Mut gehabt, sich zu vergewissern, hätte ich Ihnen sagen können, dass ich zu der Ansicht gekommen bin, das ihr letzter Job Ihren Anforderungen nicht gerecht wird." Erst später wurde Alexandra klar, dass das wohl gerade ein Kompliment, zumindest ein Lob gewesen sein musste, doch der Tonfall in dem die Worte gesprochen worden waren, ließ nichts dergleichen vermuten. „Sie werden sich morgen um neun Uhr im Konferenzraum einfinden um Ihre neue Stellung anzutreten."

Neue Stellung? Fuhr es ihr durch den Kopf. Das ging ihr alles ein kleines bisschen zu schnell. „Was für eine Stellung wird das sein, Sir?"

„Offiziell wird es weiter unter International Relations laufen, aber Sie werden meinem persönlichen Stab untergeordnet. Für das nächste Jahr stehen im Zug der Europaerweiterung der Kaiba Corp. wichtige Geschäftstermine an, für die ich Sie als Assistentin der Geschäftsleitung brauchen werde."

Alexandra schwindelte ein wenig als all das auf sich hereinstürzte. Was sollte Sie denn jetzt erwidern? Etwas so blödes wie „Danke für Ihr vertrauen Sir"? Als ob er ihr vertrauen würde. Er konnte Sie immer noch gleich wieder feuern und ersetzen... Schließlich entschied Sie sich für ein einfaches: „Ich werde pünktlich sein, Sir."

„Das rate ich Ihnen auch. Jetzt gehen Sie."

„ja, Sir."Erleichtert wandte sie sich der Tür zu und hatte Sie auch schon fast erreicht, als seine Stimme sie noch einmal erstarren ließ.

„Noch etwas: kaufen Sie sich etwas passenderes zum anziehen." Sie fuhr herum, doch er sah immer noch unbewegt aus dem Fenster. „Drei mal für Besprechungen und Repräsentation und drei mal Abendgarderobe. Stellen Sie es der Firma in Rechnung, wenn Sie es nicht selbst leisten können, aber kleiden sie sich Ihrer neuen Stellung entsprechend."

„Äh... ja, Sir", stieß sie hervor und rettete sich schnell in den Flur, bevor er sie noch einmal zurückrufen konnte. Mehr würden ihre Nerven nicht mitmachen. Als sie sich schließlich in der Sicherheit des Fahrstuhls befand und leise Musik beruhigen auf sie herab plätscherte, richtete sie sich langsam wieder auf und spielte alles noch einmal für sich selbst durch. So ein linker Typ! War ihr endgültiges Urteil. Erst einfach so da stehen und sich nicht bemerkbar machen und dann diese ganze psychologische Kriegsführung. Hatte sie dass verdient? Und dann dieses „Kaufen Sie sich was zum anziehen"-Geschwätz. Was sollte das denn? Das war doch nun höchstgradig beleidigend, oder nicht?

Der Fahrstuhl hielt in der Lobby und sie trat nach draußen. Wenn Seto Kaiba sie gerade gefeuert hatte nur um sie morgen wieder einzustellen, dann konnte sie auch den Rest des Tages blau machen. Außerdem, sinnierte sie, als sie fröhlich pfeifend ins Freie trat und die warme Sonne auf ihrer Haut genoss, dauerte richtig Einkaufen ja auch seine Zeit...

*** Kaiba blickte weiter aus dem Fenster hinunter auf die Stadt nachdem sie das Büro verlassen hatte. Sie war zu jung, zu unerfahren, zu nervös, schoss es ihm durch den Kopf. Was hatte ihn nur dazu gebracht, das eben zu tun? Schon gestern Nachmittag hatte er nicht gewusst, was genau ihn dazu gebracht hatte, zu ihr zu gehen und sie ins Büro zu bestellen. Er hatte selbst nicht gewusst, was er ihr hatte sagen wollen, bis er gestern Abend das ganze noch mal überdacht hatte. Sie war begabt, nach dem was ihm der Chef der I.R.- Abteilung gesagt hatte. Und sie arbeitete hart an sich. Zwei Eigenschaften die Kaiba zu schätzen wusste. Doch waren sie tatsächlich der Grund, weshalb er sie gerade befördert hatte? In seinen persönlichen Stab geholt hatte? Oder war es das leise prickeln gewesen, das ihm gestern völlig überraschend den Rücken hinunter gelaufen war, als sein Mitarbeiter zu ihr herübergedeutet und er sie zum ersten Mal gesehen hatte?

Mit einer ruckartigen Bewegung fuhr er herum und trat an seinen Schreibtisch, entschlossen, die letzte Möglichkeit fallen zu lassen. Er setzte sich und schaltete den Laptop an um sich auf andere Gedanken zu bringen. Er hatte mit der neuen Software noch genug zu tun. Während das Programm hochfuhr fiel sein Blick noch einmal auf ihre Personalakte, die er sich gestern hatte geben lassen und die noch immer auf seinem Schreibtisch lag. Einen Augenblick lang zögerte er und öffnete sie dann schließlich doch.

Sie ist talentiert. Entschied er schließlich. Eindeutig. Wenn sie hart an sich arbeitete und diese entnervende Unsicherheit loswurde, würde sie sich in ihrer neuen Stellung zurecht finden. Außerdem würden die europäischen Geschäftsleute, die ab morgen eintreffen würden positiv auf ein Gesicht mit vertrauten europäischen Zügen reagieren. Unwillkürlich wanderten seine Augen von ihren Referenzen hoch zu einem Lichtbild, das mit einer Büroklammer an die Dokumente geheftet war. Es zeigte sie mit einem Lächeln, das Kaiba auf irgendeine Art und Weise gefangen hielt, auch wenn es diese Typische „drück schon endlich ab, du blöder Fotograf"-Lächeln war.

Der Computer meldete mit einem Piepen, das er bereit war und Kaiba legte die Akte an einem entfernten Ende seines Tisches ab. Wenn sie versagen würde oder es sonst irgendwelche Probleme gab, und wenn es nur mit seiner eigenen Objektivität zu tun hatte, konnte er sie immer noch feuern. Er konnte es sich nicht leisten so abgelenkt zu werden...