So, es geht mal wieder etwas weiter... :o) Ein kleines Problem hatte ich mit den Duell-Monsters-Regeln... wenn also jemandem auffallen sollte, dass ich da irgendwelche Opferregeln oder so was furchtbar übergangen habe, dann sagt mir bitte bescheid, ja? Dann ändere ich das. Bin da net so bewandert. Wollte nur meine Lieblingsmonster aufs Feld kriegen :beim Chaos-Magier leuchtende Augen krieg:
Ein ganz großes DANKESCHÖN an dieser Stelle noch mal an meine treue Beta-Leserin und Mit-Muse LadyAdamas ohne die es nicht weitergehen würde und auch Nefer-Tu02 für ihre netten Reviews!!! Ihr seid klasse, Mädels!! :o)
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„Duke? Kann ich dir was erzählen, was... Privates?"Sie blickte ihn an, während er voller Begeisterung zwei Karten auf das Spielfeld zwischen ihnen klatschte.
„Hah! Nimm dass!... klar, was denn?"
„Wie gesagt, was Privates... ich würde gern..."
„Alex, mach doch endlich deinen Zug!"quengelte Duke dazwischen, so dass sie abwesend nach irgendeiner Karte auf ihrer Hand griff und sie auf das Spielfeld legte.
„Ich würde gerne deine Meinung hören. Aber du solltest es für dich behalten."
Duke brütete weiter über seinen Spielkarten, während er vage seine Zustimmung bekundete. Ob er zustimmte, alles für sich zu behalten oder einfach nur zustimmend seinen Karten zunickte, war erschloss sich ihr nicht.
„Es geht um Kaiba", begann Alex langsam. „Gestern... es war irgendwie ganz merkwürdig... er hat mich beim Baden beobachtet..."
Auf einmal fiel ein Regen von Karten um sie herum zu Boden.
„Was?!"entfuhr es Duke so laut, das sie erschrocken zusammenzuckte. „Wie beim Baden? Etwa... ohne Klamotten?"
Alex rollte die Augen und versuchte die Blicke von Yamis Freunden zu ignorieren, die durch die gebrüllten Worte „ohne Klamotten" natürlich interessiert wurden. Gepresst fuhr sie Duke an: „Natürlich nackt! Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich in Pullover und Wintermantel in eine Badewanne legen! Du etwa?"
Er ignorierte ihren Einwand vollkommen und es tat ihr schon leid, das Thema überhaupt zur Sprache gebracht zu haben. Eigentlich hätte sie auch lieber mit Yami geredet, doch so lustlos und deprimiert wie er in der letzten Zeit war, hatte sie nicht den Mut gehabt, ihn auch noch mit ihren Problemen zu belasten.
„Schon gut", seufzte sie ergeben und, „schon gut. Vergiss es einfach wieder."
„Vergessen?"Duke sah sie empört an, während er fahrig seine auf dem Boden verteilten Spielkarten wieder aufsammelte. „Dieser Typ fängt jetzt schon an, dich sexuell zu belästigen und du sagst mir, dass ich das ganze vergessen soll? Was meinst du, was als nächstes kommt?"
„Ich hab keine Ahnung", gab Alex zu während sie sich langsam streckte und aus dem unbequem werdenden Schneidersitz in eine angenehmere Position wechselte. Sie streckte genüsslich die Beine aus und lehnte sich gegen die Wand. Sie befanden sich in einer Art alter Fabrikhalle, die größtenteils leer geräumt war. Durch große, teilweise zerbrochene Fenster fiel helles Sonnenlicht herein und brach sich in den in der Luft hängenden Staubteilchen.
Duke hatte ihr erzählt, dass dies ein beliebter Treffpunkt für Duellanten wäre und tatsächlich hatte sie bis vor einigen Minuten noch vereinzelte Gruppen von jungen Leuten in der riesigen Halle verteilt gesehen, die wie sie und Duke oder Yugi und Joey Duell Monsters spielten. Gut, korrigierte sie sich. Joey und Yugi spielten, sie wurde von Duke mit irgendwelchen Regelungen in Sachen Punktezählung und Angriffstrategien gelangweilt. Da war es doch interessanter, den zwei Jungendlichen zuzusehen, die ihre Karten mit einem holographischen Generator vor ihren Augen zum Leben erweckten. Es war schon beeindruckend, musste sie zugeben, zwei Meter hohe Krieger und Drachen neben sich stehen zu sehen, auch wenn sie halb transparent waren, sobald Licht aus den Fenstern auf sie fiel.
Ihre Gedanken schwebten eine Weile lang selbstständig durch den Raum. Mittlerweile waren alle anderen gegangen. Vielleicht weil es Samstagnachmittag und Mittagszeit war. Die meisten Spieler schienen noch in dem Alter zu sein, in dem die Mutter ihnen die Hölle heiß machte, wenn sie zu spät zum Essen kamen.
Mit dieser Überlegung kehrten ihre Gedanken wieder zu Seto Kaiba zurück, wie es an diesem Tag schon erschreckend oft passiert war. Yami hatte irgendwann mal erzählt, dass Kaiba fast unschlagbar in diesem Spiel war. Vizemeister sogar, hatte er gesagt, wobei ihr ein fast unmerkliches Funkeln in seinen Augen genau sagte, gegen wen Kaiba im Finale verloren hatte.
Sie versuchte sich eine Weile lang den Mann, denn sie als Seto Kaiba kannte, mit einem Haufen Spielkarten vorzustellen, die er mit genau so viel Elan ausspielte, wie Joey in diesem Moment einen riesigen Krieger in blau-roter Rüstung aufs Feld brachte. Nein, entschied sie. Das müsste sie erst mit eigenen Augen sehen, wie dieser Eisblock von einem Mann sich mit etwas beschäftigte, dass nur ein Kartenspiel war.
„Alex-chan?"
Sie seufzte noch einmal und wandte sich zu Duke um, sich mühsam in Erinnerung rufend, dass in Japan traditionell die Höflichkeit das höchste Gebot war. „Hm?"
„Ich habe gefragt, was du jetzt unternehmen willst", wiederholte Duke. Sie beobachtete dankbar, wie er seine Karten in die Hosentasche schob, sich neben sie setzte und sich mit der rechten Hand eine wirre, lange schwarze Haarsträhne hinters Ohr schob. Seine grünen Augen lagen schwer auf ihr, so dass sie lieber den Blick abwand um Yugi zu beobachten, während er über seinen Karten brütete.
„Was soll ich denn schon unternehmen? Es ist doch nichts passiert. Es ist ja nicht so, als hätte er irgendwelche Annäherungsversuche gestartete oder so was. DAS würde mich beunruhigen."
„Und dass dich ein Mann beim Baden beobachtet ist nichts über das du dir Gedanken machst?"beharrte Duke unbeirrbar. Mittlerweile war seine Stimme jedoch ernster geworden.
„Was hätte er denn machen sollen? Weggehen, ja schön und gut. Aber immerhin hätte ich an aller erster Stelle gar nicht dort oben in diesem Schwimmbad sein sollen. Ich hab mich in seinen Pool gelegt und nichts angehabt..."Sie verzog das Gesicht. „Wasurimashiyo kudasai, Duke. Lass uns das ganze einfach vergessen, bitte?"
Er fuhr sich geistesabwesend wieder durch die Haare während er widerwillig nickte. „Wenn du meinst... aber ich glaube nicht, dass es damit ein Ende hat. Sei einfach vorsichtig."
„Vorsichtig?"sie rang sich ein Lachen ab, das unbekümmert klingen sollte. „Wir reden hier von meinem Boss und nicht von einem durchgeknallten Psychopaten. Dafür hat dieser Mensch gar nicht genug Emotionen in sich."
Froh das Thema beendet zu haben schloss sie für einen Augenblick die Augen. Wenn Duke nur nicht so recht haben würde. Nicht mit dem Psychopathen, aber mit dem Ende... nachdem sie sich nach dieser Nacht bei der Arbeit zum ersten Mal wieder getroffen hatten war Alex noch unruhiger in seiner Nähe geworden. Entgegen ihrem eigenen Vorsatz. Es hatte auch nicht wirklich etwas damit zu tun, dass sie durch ihn verunsichert war, sonder eher mit der Tatsache, dass ihr Körper gegen ihren Willen plötzlich vollkommen anders auf ihn reagierte. Sie bekam eine Gänsehaut wenn sie sich in seiner Nähe befand oder sie seinen Blick auf sich ruhen spürte und ihr Herz setzte einen Schlag aus, sobald er sie ansprach. Sie hatte sich selbst tausend Mal als Idiot beschimpft als ihr das klar geworden war, doch das verhinderte nicht, dass sie während des ganzen Tages und auch der letzten Nacht immer sein Bild vor Augen hatte. Vor der Brust verschränkte Arme, nur einem Handtuch um den schlanken, langen Körper gewickelt, nassen Haarsträhnen die ihm in die Stirn fielen und eiskalten blauen Augen, die auf ihrem Körper ruhten, wie die eines Raubtieres auf seiner Beute...
Sie musste sich fast physisch dazu zwingen, wieder den Weg in die Wirklichkeit zurückzufinden und den Schauer zu verdrängen, der ihr leise den Rücken herunter gelaufen war. Sie war kindisch. Sicher, er war natürlich ein beeindruckender Mann. Seine Selbstsicherheit und gelassene Ausstrahlung standen in keiner Relation zu seinem Alter und er sah auch verteufelt gut aus, wenn sie darüber nachdachte, aber das war ihr bis jetzt doch auch immer egal gewesen. Er war noch immer derselbe unterkühlte, überkritische, fast tyrannische Chef, der sie mit Regelmäßigkeit in berufliche Verzweifelung treib... Seto Kaiba eben. Obwohl sie das Gefühl hatte, gestern Nacht in seinem ansonsten scheinbar undurchdringlichen Eispanzer einen kleinen Riss gefunden zu haben, durch den wenigstens ein winziges bisschen Menschlichkeit sichtbar geworden war. Der Gedanke ließ sie unbewusst Lächeln. War es wirklich sie gewesen, die das geschafft hatte? Wie viele Menschen wohl außer ihr so einen kostbaren Einblick bekommen hatten?
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„Na komm schon Yugi! Ist das etwa alles, was du drauf hast?"
Yugi sah von seinen Karten auf nachdem er den Elfenschwertkrieger aufs Feld gerufen hatte und blickte zu seinem Gegner herüber. Joey hatte zwei Monster vor sich aufgebaut und zwei Karten verdeckt vor sich liegen.
„Ich wollte mir dir spielen um eine neue Strategie auszuprobieren, an der ich eine halbe Ewigkeit gebastelt habe. Jetzt musst du mich auch mit allem bewerfen, was du hast!"er stemmte entschlossen die Arme in die Seiten. „Hol deinen Schwarzen Magier raus oder irgend so etwas, ja? Exodia wäre genau das richtige, wenn du die noch hättest..."
Yugi seufzte. „Na schön, na schön, wenn du unbedingt willst. Bis du mit deinem Zug fertig?"
„Jep", entgegnete Joey und legte noch eine weitere Karte verdeckt aufs Feld. „Du bist dran."
„Okay."Die nächste Karte die Yugi zog war der Topf der Gier. Er spielte ihn aus und zog noch einmal drei Karten nach. Auch in einem Test-Spiel in dem es nur um Joeys Ego ging, schien ihm das Herz der Karten treu zu bleiben. Das Schwarze Magiermädchen, eine Ritual-Karte und einen weiteren Magier, Neo, den Magischen Schwertkämpfer. Mit seinen 1700 Angriffspunkten nicht unbedingt eine Killer-Karte aber in Verbindung mit der Ritualkarte äußerst nützlich. Er brachte die zwei Monster-Karten mit einigen Opfern verdeckt aufs Feld und behielt die Zauberkarte auf der Hand.
„Ich bin fertig."
Joey trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. „Das dauert mir hier alles viel zu lange, Yugi. Können wir das nicht abkürzen? Ich bin schon so weit. Tun wir einfach so, als würdest du deine Lichtschwerter spielen und ich drei Runden lang ausgeschaltet sein. Du ziehst drei Mal und greifst mich dann an."
Yugi seufzte schwer. Eigentlich hatte er nicht den Nerv für so etwas. Konnte Joey nicht einfach seine Strategie bei Duke ausprobieren? Alex schien von seinem Versuch ihr Duell Monsters beizubringen genauso wenig begeistert zu sein. Doch dazu waren die beiden sich wohl nach ihrer ersten Begegnung, die eine Menge Erniedrigung und ein Hundekostüm beinhaltet hatte, immer noch nicht warm genug. Im Grunde genommen wollte er nur noch einmal mit Yami reden. Irgendetwas schien bei seiner letzten Begegnung mit Sakurai furchtbar schief gegangen zu sein, so dass sie seitdem nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Yugi fühlte ihn noch immer irgendwo weit hinten in seinem Bewusstsein, doch der Geist hatte sich vollkommen in sich zurückgezogen und verweigerte jeden Kontakt zur Außenwelt.
Während seine Gedanken noch wanderten zog er eine weitere Karte und verdrehte unwillkürlich die Augen. Wieso hatte er in einem ernsten Duell gegen Kaiba oder Marik, wenn es um die Rettung der Welt oder ähnliches ging nicht so ein Glück. Das Herz der Karten hatte mitunter schon einen recht seltsamen Sinn für Humor, dachte er, während er die elegante, schlanke Gestalt des Schwarzen Magiers musterte.
„Okay, Joey, aber denk nachher dran, dass du darum gebettelt hast."
„Hast du endlich alle deine Karten beisammen?"
Yugi zögerte noch einen Augenblick lang und griff dann noch nach einer letzen Karte, eigentlich nur aus Neugier, ob seine Glückssträhne und Joeys Verderben noch weiter anhalten würde. Er sah sich das Bild auf der Karte an und konnte es zuerst nicht identifizieren, da es nichts als Schwärze enthielt. Erst ein Blick auf den Namenszug der Karte, sagt ihm, worum es sich handelte. „Sakurai."
Noch während er ihren Namen flüsterte spürte er, wie sich Yami in seinem Inneren noch weiter in sich zurückzog und abschottete. Yugi konnte sich partout nicht vorstellen, was zwischen den beiden vorgefallen war, genauso wenig wie er wusste, was mit der Karte passiert war. Als er sie das letzte Mal angesehen hatte, war auf ihr noch die junge Frau mit den Vögeln zu sehen gewesen und nun nichts als Schwärze. Was sollte er nun mit dieser Karte tun? Auf der Hand lassen? Er hatte keine Ahnung, wie sie zu benutzen war und sie hatte nicht einmal Angriffs- oder Verteidigungspunkte, so dass man sie als Schutzschild hätte verwenden konnte.
Irgendwann zwang ihn Joeys erneutes Drängeln in die Wirklichkeit zurück. „Ich bin ja schon soweit", erwiderte Yugi. „Jetzt mach dich auf was gefasst!"
In einer kurzen Abfolge von Spielzügen deckte er seine Monster auf. Schwarzes Magiermädchen, den Schwarzen Magier und mit der Ritualkarte auch noch den Magier des Schwarzen Chaos. Mit einem leisen Lächeln genoss er kurz Joeys Gesichtsausdruck, der auf einmal alle Selbstsicherheit verlor und legte nach kurzem Zögern auch noch Sakurai im Verteidigungsmodus an den Spielfeldrand. Irgendetwas sagte ihm, dass sie vielleicht noch zu etwas nütze sein konnte, oder er vielleicht im Kampf etwas über ihre Bedeutung herausfinden konnte.
„Bist du bereit, Joey?"
„Äh..."sein Gegenüber schien noch immer mit seiner Fassung zu ringen während er von oben herab aus den unergründlichen Augen der Magier angesehen wurde.
„Bereit oder nicht, hier kommt der Angriff", rief Yugi. „Schwarzes Magier Mädchen, Schwarzer Magier, und Magier des Schwarzen Chaos', vereint eure Angriffe zur ultimativen Magie-Attacke!"
Kaum hatte er zu Ende gesprochen erhoben die Magier ihre Kampfstäbe und die Luft schien Funken zu versprühen. Energie knisterte durch den ganzen Raum, Licht flackerte auf allen Oberflächen des riesigen Raumes und schoss auf Joey zu. Es gab einen riesigen Knall als Joey im letzten Moment seine verdeckten Karten herumriss. Obwohl Yugi nicht erkennen konnte, um was für Karten es sich handelte, spürte er sofort instinktiv, dass etwas schief gegangen und sein Angriff abgewehrt war. Der unglaublich helle Lichtblitz raste nun auf ihn selbst zu. Schützend riss er die Arme vors Gesicht. Er wusste, dass das ganze nicht real war, dennoch konnte er nicht anders und machte sich auf den Aufprall bereit... doch er kam nie. Verwundert öffnete er die Augen wieder, um zu sehen, was geschehen war.
Vor ihm schwebte ein fast durchsichtiger, golden schimmernder Nebel, der ihn völlig umgab. Die bunte Energie der Magie-Attacke tanzte wie wild über seine Oberfläche, hämmerte darauf ein und schien ihn schnell schwächer werden zu lassen.
„Wo zum Teufel kommt dieses Licht her?"hörte er Joey über den Lärm der sich entladenden Energie hinweg brüllen.
„Von der letzte Karte, die ich gespielt habe", schrie Yugi zurück und deutete auf Sakurai, von der tatsächlich der hauchdünne Schleier aus seinen Anfang nahm, bevor er sich um Yugi legte.
So in etwa muss es sich anfühlen, wenn man sich mitten in einer Gewitterwolke befindet, fuhr es Yugi durch den Kopf. Um ihn herum begann es immer stärker zu toben, das tosende Geräusch wurde langsam schmerzhaft für die Ohren und auch das Licht wurde immer greller, bis plötzlich alles in einer riesigen Explosion aus weißem Licht unterging. Yugi spürte, wie ihn die Wucht der Entladung von den Füßen riss und einige Meter durch den Raum schleuderte. Nach einem scheinbar endlosen Gefühl der Schwerelosigkeit prallte er hart auf den Boden und blieb benommen liegen.
Sein Rücken schmerzte, genauso wie seine Augen, so dass er sie für den Moment geschlossen hielt, während der Sturm weiter über seinen Kopf hinwegtoste. Erst nach einigen Augenblicken begann sich alles um ihn herum wieder zu beruhigen, so dass Yugi vorsichtig die Augen öffnete und den Kopf hob, den er bis eben mit den Armen geschützt hatte.
Der Raum sah aus, als wäre ein Tornado quer durch ihn hindurch gefegt. Über den gesamten Boden waren Spielkarten verteilt und auch die anderen waren von der Wucht der Explosion zu Boden gegangen. Joey war gegen die Wand hinter sich gedrückt worden und sah leicht benommen aus, während Mai, die zuvor zu seiner rechten gesessen hatte sich mit beiden Händen den scheinbar schmerzende Kopf hielt und völlig verwirrt aussah. Links neben Yugi an der anderen Seite des Raumes hatte Duke die Arme schützend um Alexandra gelegt, die sich gerade wieder aus seinem Griff befreite und zitternd umsah. Und dann eine weitere Gestalt zu seiner rechten, die ohnmächtig zu sein schien.
Yugis Gehirn brauchte eine Weile, um alle Fakten zu verarbeiten und festzustellen, dass eigentlich niemand mehr hätte hier sein sollen. Sie waren zu fünft gewesen. Joey, Mai, Duke, Alexandra und er. Die Hologramme waren verschwunden. Und dennoch lag dort eine reglose Gestalt. Eine Frauengestalt. Gehüllt in ein ziemlich mitgenommen aussehendes, schneeweißes Kleid, dass nach der Hölle, die gerade über sie hereingebrochen war schmutzig und zerrissen aussah.
Mit aller Kraft die ihm noch geblieben war, stemmte Yugi sich in die Höhe und trat mit wackeligen Schritten auf die reglose Form zu, bis er ihr Gesicht sehen konnte. Er hatte sie noch nie gesehen, jedenfalls nicht in Fleisch und Blut, doch er wusste genau, wer sie war. „Sakurai!"entfuhr er ihm völlig verblüfft. „Was..."
Er kam nicht weiter, denn im selben Moment spürte er, wie der Pharao sich in ihm regte. Ohne auf sein Einverständnis zu warten übernahm er die Kontrolle und brach heraus, so dass Yugi nichts anderes übrig blieb, als loszulassen und sich in die warme Dunkelheit seines Unterbewusstseins fallen zu lassen.
„Sakurai!"Yami ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. Sie regte sich nicht. „Sakurai!"Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie sich seine Freunde ihn umringten, noch immer ganz benommen und mit ungläubig aufgerissenen Augen, doch er fand keine Zeit, weiter darauf zu achten, oder irgendeine Erklärung abzugeben. Behutsam bettete er ihren Kopf auf seinen Schoß und strich ihr einige dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er wusste nicht genau, was er sonst noch tun konnte.
„Sakurai. Kannst du mich hören. Wach bitte auf."Er strich mit dem Handrücken zärtlich über ihre Stirn und zuckte zusammen als er spürte, wie kalt ihre Haut war. Dennoch, als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, glaubte er zu sehen, wie ihre Brust sich langsam unter dem weißen Stoff hob und senkte.
In seinem Inneren drehte sich alles. Freude, Unglauben, Dankbarkeit, Verständnislosigkeit, alle diese Emotionen wirbelten im selben Moment durch seinen Kopf und ließen ihn hilflos sitzen, nicht in der Lage irgendeine Entscheidung treffen zu können.
Sie wacht auf, schallte Yugis Stimme in seinem Kopf plötzlich wieder. Und tatsächlich begannen die Augenlider der jungen Frau auf einmal zu flattern. Es dauerte noch einige Sekunden, bis sie die Augen schließlich ganz öffnete und ihren leicht benebelten Blick auf ihn richtete. Es verstrichen einige Momente, bis sie ihn schließlich erkannte.
„Yami?"
„Ja. Ich bin hier."Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren ganz rau. „Wie bist du hierher gekommen, Sakurai? Wo bist du gewesen?"
„Ich..."sie stockte. „Es war auf einmal dunkel. Ich habe nur noch deine Stimme gehört, wie sie meinen Namen gerufen hat. Ich habe versucht ihr zu folgen... und dann dieses Licht... Ich bin so müde. Als wäre ich für Ewigkeiten gelaufen."
Yami wusste nicht, woher er die Gewissheit plötzlich nahm, doch irgendetwas ließ ihn darauf vertrauen, dass jetzt alles in Ordnung war. „Ruh dich jetzt aus. Ich bring dich nach Hause. Keine Angst."
Sie nickte langsam. „Und du wirst auch da sein, wenn ich wieder aufwache? Ich will nicht schon wieder die Augen aufmachen und alleine sein..."
„Ich werde da sein", versprach Yami, während sie bereits die Augen schloss und sich ihr Körper in seinen Armen entspannte.
„Duke?"er wandte den Kopf. „Kannst du uns vielleicht in deinem Auto nach hause bringen?"
„Äh..."verwirrte schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Äh... klar. Kein Ding."
„Danke", vorsichtig richtete Yami sich auf und bettete Sakurais Kopf behutsam gegen seine Brust. „Dann lass uns gehen. Ich möchte sie so schnell wie möglich in ein richtiges Bett bringen..."
